Wir trauern um Wolfgang Klaue

Die DEFA-Stiftung trauert um ihren Gründungsvorstand Wolfgang Klaue, der am Freitag, den 16. Februar 2024 im Alter von 88 Jahren in Berlin starb.

Wolfgang Klaues Engagement für filmisches Erbe erstreckt sich über fast 70 Jahre. Nach einem Studium an der Humboldt-Universität Berlin war er ab 1957 Mitarbeiter des im Oktober 1955 gegründeten Staatlichen Filmarchivs der DDR (SFA). Bereits ein Jahr später wurde er Leiter der wissenschaftlichen Abteilung und prägte maßgeblich den Aufbau des Archivs. Ab 1969 leitete er das SFA für mehr als 20 Jahre bis zur Integration in das Bundesarchiv im Jahr 1990.

Gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern konzipierte und entwickelte Wolfgang Klaue unzählige Publikationen, Ausstellungen sowie Filmreihen im In- und Ausland. Hervorzuheben sind u.a. die Retrospektiven auf dem Leipziger Dokumentarfilmfestival, mit denen das Archiv Pionierarbeit leistete. Damit machte sich Klaue um die Verankerung von filmischem Erbe in der breiten öffentlichen Wahrnehmung verdient.

Unter der Leitung Wolfgang Klaues avancierte das SFA zu einer international renommierten Institution mit weitreichendem Ansehen. 1975 leitete er in Ost-Berlin die UNESCO-Konferenz zur Sicherung des audiovisuellen Erbes. Zwischen 1979 und 1985 war Wolfgang Klaue für zwei Amtszeiten Präsident der FIAF –Fédération Internationale des Archives du Film. 1990 wurde er zum Ehrenmitglied der Vereinigung ernannt. Durch den Aufbau und die Pflege zahlreicher internationaler Kontakte leistete Wolfgang Klaue einen immensen Beitrag bei der Verbreitung deutscher Filmgeschichte in der ganzen Welt.

Gewissenhaft und leidenschaftlich bereitete Wolfgang Klaue in den 1990er-Jahren die Gründung der DEFA-Stiftung vor. Anfang 1999 ernannte ihn der Stiftungsrat zum ersten Vorstand. Das Amt führt er bis zum Eintritt in den Ruhestand im Sommer 2003 aus. In seiner Vorstandszeit entwickelte Wolfgang Klaue die DEFA-Stiftung zu einer funktionsfähigen, modernen Filmerbe-Institution. Er baute Strukturen für eine Datenbank des DEFA-Filmbestands auf, erarbeitete Grundsätze für die Förderpolitik der Stiftung, etablierte die bis heute jährlich stattfindende Preisverleihung, forcierte die Rekonstruktion verschollener DEFA-Produktionen und war nicht zuletzt vertrauensvoller Ansprechpartner der Filmschaffenden.

Bis zu seinem Tod blieb Wolfgang Klaue der DEFA-Stiftung als enger Ansprechpartner, Ratgeber und Freund verbunden. 2014 erarbeitete er in Zusammenarbeit mit der Stiftung sowie vielen früheren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des SFA das Grundsatzwerk „Bilder des Jahrhunderts. Staatliches Filmarchiv der DDR 1955–1990“.

Für seine Leistungen wurde Wolfgang Klaue in den vergangenen Jahren mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. 2009 erhielt er für sein Lebenswerk den Preis der DEFA-Stiftung für Verdienste um den deutschen Film. 2019 folgte der Ehrenpreis des Deutschen Kinematheksverbunds.

DEFA-Stiftungsvorstand Stefanie Eckert: „Wolfgang Klaues Beitrag zur Bewahrung des ostdeutschen Filmerbes und zur Gründung der DEFA-Stiftung ist unermesslich. Ohne ihn würde es die Stiftung in ihrer heutigen Form nicht geben. Für sein jahrzehntelanges, immer der Sache dienendes Engagement, das er mit großer Leidenschaft und Bescheidenheit ausübte, sind wir ihm zu unendlichem Dank verpflichtet.“

Die DEFA-Stiftung plant für den Abend des 11. Juni eine Gedenkveranstaltung für Wolfgang Klaue in den Räumlichkeiten des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde. Weitere Informationen folgen.

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