Gunnar Möller
Schauspieler
* 1. Juli 1928 in Berlin; † 16. Mai 2017 ebenda
Biografie
Gunnar Thor Carl Möller kommt als Sohn eines schwedischen Vaters zur Welt und steht bereits mit sieben Jahren auf der Theaterbühne. Durch Kontakte zur Ufa dreht er bald Werbefilme, so dass ihm 1940 die Titelrolle in dem Märchenfilm HÄNSEL UND GRETEL übertragen wird. Nach weiteren kleinen Filmrollen spielt er in KOPF HOCH, JOHANNES! 1941 wieder eine große Rolle, der bis zu seinem Kriegseinsatz 1945 weitere folgen. Schauspielunterricht nimmt der Heranwachsende bei Lyda Salmonova-Wegener und Else Bongers.
In der Nachkriegszeit spielt Möller Theater, übernimmt eine erste kleine DEFA-Rolle in WOZZECK und kann schließlich in DIE JUNGEN VON KRANICHSEE als Junglehrer Heider seine erste Hauptrolle spielen. Eine DEFA-Karriere verfolgt er allerdings nicht, spielt intensiv in bundesdeutschen Komödien und Heimatfilmen der fünfziger Jahre, worunter die Romanadaption ICH DENKE OFT AN PIROSCHKA (1955), in der er an der Seite von Liselotte Pulver agiert, Kultstatus erreicht. Seit Ende der 1950er-Jahre übernimmt er anspruchsvolle Rollen, auch im Fernsehen, und wirkt zunehmend in internationalen Produktionen mit. In zwei tschechoslowakischen Kinofilmen und einer amerikanischen TV-Serie tritt er mit einer differenzierten Darstellung Adolf Hitlers hervor.
Einen tiefen Einschnitt in Leben und Karriere bedeutet der Tod seiner Frau Brigitte Rau, die Möller 1979 während eines heftigen Streits im Affekt tötet. Für mehr als zwei Jahre verbüßt er dafür eine Haftstrafe in London. Anschließend gelingt es ihm, sowohl als Bühnen- wie als Fernsehschauspieler in Deutschland wieder Fuß zu fassen. Besonderen Erfolg hat er an der Seite seiner zweiten Frau Christiane Hammacher mit „Loriots Dramatischen Werken“, mit denen er seit 1989 bis heute viele hundert Male auf deutschen Bühnen stand.
Gunnar Möller stirbt am 16. Mai 2017 in Berlin.
Filme
Kopf hoch, Johannes (D, 1941) 78 Minuten / Schwarzweiß
Regie: Viktor de Kowa - Drehbuch: Toni Huppertz u.a. - Produktion: Majestic Film GmbH - Verleih: Murnau-Stiftung - Kamera: Friedl Behn-Grund - Musik: Harald Böhmelt - Darsteller: Klaus Detlef Sierck, Gunnar Möller, Albrecht Schönhals, Dorothea Wieck, Hans Zesch-Ballot
Inhalt: In Argentinien aufgewachsen, kommt der 15-jährige Johannes nach dem Tod der Mutter nach Deutschland zu seinem Vater, gegen dessen Strenge er aufbegehrt. Nach einer gefährlichen Auseinandersetzung mit dem Nachbarsjungen Wilhelm (Gunnar Möller) wird Johannes in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) geschickt, in der er Eingliederungsprobleme hat. Auch Wilhelm kommt dorthin, und beide Jungen freunden sich an. Bei einem verfehlten Schwimmversuch verunglückt Wilhelm, und Johannes wird die Schuld zugewiesen. Doch als sich Johannes beim Sommermanöver als militärischer Taktiker erweist, erhält er hohe Anerkennung.
Info: Nach Intention des Regisseurs sollte der im Auftrag des Reichspropaganda-Ministeriums entstandene Film „ein Abbild der zukünftigen Führerschaft Großdeutschlands“ schaffen. Minister Goebbels, dem stets eine unterschwellige Indoktrination vorschwebte, war mit dem als zu propagandistisch empfundenen Ergebnis nicht zufrieden. – Hauptdarsteller Klaus Detlef Sierck (Sohn von Douglas Sirk) fiel kurz vor seinem 19. Geburtstag an der Ostfront.
Die Jungen von Kranichsee (DDR, 1950) 99 Minuten / Schwarzweiß
Regie und Drehbuch: Arthur Pohl - Produktion: DEFA Studio für Spielfilme, Verleih: Deutsche Kinemathek - Kamera: Fritz Lehmann - Musik: Horst Hanns Sieber - Darsteller: Gunnar Möller, Monika Siemer, Theodor Vogeler, Eduard v. Winterstein, Maly Delschaft
Inhalt: Mit viel Enthusiasmus übernimmt Neulehrer Heider (Gunnar Möller) sein Amt. Seine unkonventionellen Ideen stoßen auf Unverständnis und Misstrauen. Als bei einem Schulausflug ein Junge verunglückt, schieben die Kinder Heider die Schuld in die Schuhe, und er wird vom Dienst suspendiert. Doch die Kinder bereiten den nächsten Unfug vor. Mit im Wald gefundenem Sprengstoff wollen sie eine Ruine in die Luft jagen. Heider kann das in letzter Minute verhindern und wird rehabilitiert.
Info: Der zweite DEFA-Film Gunnar Möllers sah sich massiver Kritik durch die staatliche Leitung ausgesetzt. Das Fehlen der Erziehung zu Frieden und Demokratie und fortschrittlicher Inhalte der demokratischen Schulreform wurde bemängelt. Auch Wert und Bedeutung des Schulgartens zur Erarbeitung wissenschaftlicher Erkenntnisse fehlten. Im Ergebnis wurde angeordnet, dass zukünftig alle Filme mit Jugendthematik vom Zentralrat der FDJ geprüft würden.
Quelle: Filmreihe „Brüche und Kontinuitäten“
DEFA-Filmografie
- Der Augenzeuge 1947/62 (1947) - Person, primär
- Wozzeck (1947) - Darsteller | Regie: Georg C. Klaren
- Die Jungen von Kranichsee (1950) - Darsteller | Regie: Arthur Georg Otto (auch: Artur) Pohl
Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.