Filmstill zu "Einfach Blumen aufs Dach"

Hans Müller

Regisseur

* 19. April 1909 in Lüdenscheid; † 17. Februar 1977 ebenda

Biografie

Filmstill zu "Zar und Zimmermann"

Hans Müller

bei den Dreharbeiten zu ZAR UND ZIMMERMANN (R: Hans Müller, 1955) Fotograf: Heinz Wenzel

In den ersten beiden Jahrzehnten der DEFA gehörte Hans Müller zu deren erfolgreichsten Regisseuren. Als Gast aus dem Westen wurde er gern eingeladen, um publikumsträchtige Unterhaltungsfilme zu inszenieren. Wie kein anderer deutscher Regisseur neben Wolfgang Staudte pendelte er zwischen Ost und West und drehte seine Filme mit handwerklicher Souveränität und Spaß an der Sache. 

Hans Max Müller wird am 19. April 1909 als Sohn eines angesehenen Drogisten in Lüdenscheid geboren und besucht bis zur Mittleren Reife das Zeppelin-Gymnasium seiner Heimatstadt. Nachdem der Vater seinem Geschäft eine Fotoabteilung angegliedert hat, kommt er mit dem Medium Fotografie in enge Berührung und findet Gefallen daran. Zudem ist er eifriger Kinogänger. So entschließt er sich zu einer Ausbildung für Optik, Film- und Fototechnik am Berliner Lette Haus. Um 1930 dreht Hans Müller seine ersten kurzen Filme, so einen Festbeitrag zum 425-jährigen Jubiläum der Lüdenscheider Schützengesellschaft, einen Werbefilm für seine Heimatstadt und eine Reportage über das Leben und Treiben in Lüdenscheid vom frühen Morgen bis zum Abend.

Er beschließt, die Filmarbeit zu seinem Beruf zu machen und wird Regieassistent. Sein erster ständiger Regisseur ist Werner Hochbaum, dem er bei den Filmen LEICHTE KAVALLERIE (1935), DER FAVORIT DER KAISERIN (1936), SCHATTEN DER VERGANGENHEIT (1936, Co-Drehbuch: Georg C. Klaren), HANNERL UND IHRE LIEBHABER (1936) und MAN SPRICHT ÜBER JACQUELINE (1937) assistiert. Weitere Regisseure, mit denen er zusammenarbeitet, sind Georg Jacoby (HUSAREN HERAUS, 1937) und Curt Goetz (NAPOLEON IST AN ALLEM SCHULD, 1938) sowie mehrfach  Artur Maria Rabenalt (JOHANNISFEUER, 1939; WEISSER FLIEDER, 1940; DIE DREI CODONAS, 1940; ACHTUNG! FEIND HÖRT MIT!, 1940; ... REITET FÜR DEUTSCHLAND, 1941) und Günther Rittau (DER STROM, 1942; DER EWIGE KLANG, 1943). Die Tobis ermöglicht ihm 1941 erstmals die Regie für einen kurzen Versuchsfilm, den er Anfang April 1941 mit E. W. Fiedler als Kameramann realisiert: INS GRAB KANN MAN NICHTS MITNEHMEN. Es ist derselbe, auf einer Novelle von Arkadi Awertschenko basierende Stoff, der zur selben Zeit auch Wolfgang Staudte zu einem Tobis-Versuchsfilm dient. Über eine öffentliche Aufführung der als Fingerübung gedachten Studie ist nichts bekannt.

Filmstill zu "Zar und Zimmermann"

Hans Müller gibt Regieansweisungen bei den Dreharbeiten zu ZAR UND ZIMMERMANN (R: Hans Müller, 1955) Fotograf: Heinz Wenzel

Filmstill zu "Mazurka der Liebe"

Hans Müller im Gespräch mit Jarmila Kšírová bei den Dreharbeiten zu MAZURKA DER LIEBE (R: Hans Müller, 1957) Fotograf: Herbert Kroiss

1944 wird Hans Müller von der Terra-Filmkunst GmbH beauftragt, seinen ersten langen Spielfilm zu realisieren: AUFRUHR DER HERZEN nach einem Drehbuch von A. Arthur Kuhnert, die Geschichte eines Tiroler Schmieds, der um die Jahrhundertwende gegen die Industrialisierung des Handwerks zu Felde zieht, sein Dorf vor wirtschaftlichem Ruin rettet und das Herz einer geliebten Frau gewinnt. Ein früher Heimatfilm mit Lotte Koch, Rudolf Prack und O.E. Hasse. Nach dem Ende des Krieges nimmt Müllers Filmarbeit schnell wieder Fahrt auf; er dreht zwischen 1947 und 1959 ein knappes Dutzend Spielfilme und pendelt dafür zwischen westdeutschen Produktionsfirmen und der DEFA hin und her. Nach einer Regieassistenz bei ZUGVÖGEL (Rolf Meyer, 1947) kommt im Dezember 1947 sein erster eigener Nachkriegsfilm in die Kinos: ... UND FINDEN DEREINST WIR UNS WIEDER (Arbeitstitel: „Vor dem neuen Tag“), hergestellt von der Studio 45-Film GmbH Berlin. Thema ist die Verführung der Jugend durch die NS-Politik, hier exemplifiziert an einem Trupp von Hitlerjungen, die aus der Evakuierung zurück nach Berlin wollen, um sich dort in den Kämpfen um die Reichshauptstadt zu „bewähren“, denen aber auf dem Weg die Augen vor Hitlers Kriegswahn aufgehen. Die Kritik reagiert weitgehend negativ, Wolfdietrich Schnurre schreibt in der „Deutschen Rundschau“: „Hier wird kein einziges Mal der dozierende Zeigefinger von der heroisch verquollenen Nase getan. Nicht einmal nimmt der Kamerachauffeur sein rosa Monokel aus dem leuchtenden Auge.“ (Heft 1, Januar 1948). Besonders kritisch wird die Tendenz des Films aufgenommen, alle Schuld an Krieg und Tod an Adolf Hitler zu delegieren: „Durch ihn sind die Deutschen – Männer, Frauen, Kinder – zu Opfern geworden. (...) Die anderen Beteiligten der Ereignisse werden von jeder Verantwortung freigesprochen. Drehen sich die Gespräche der Filmfiguren um Adolf Hitler, dann erscheint er dabei kaum als Person, sondern mehr als Naturgewalt – allmächtig, dämonisch, unentrinnbar.“ (Bettina Greffrath).

In den Hauptrollen als verführte Hitlerjungen spielen Lutz Moik, Hans Neie und Horst Gentzen, die Hans Müller auch in seinem nächsten Film 1-2-3 CORONA, nunmehr bei der DEFA, besetzt. Weil das Studio in Johannisthal ausgebucht ist, gestattet die Sowjetische Militäradministration, dass ein DEFA-Team zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in einem Atelier des ehemaligen Ufa-Geländes in Babelsberg drehen darf. Über die Dreharbeiten schreibt der Schauspieler Herbert Hübner, Müller entwickle „viel Geschick im Umgang mit der Jugend. Seine Ruhe und seine Geduld sind grenzenlos.“ („Neue Film-Welt“) Die Geschichte einiger Jungen ohne Eltern und Zuhause, die sich im Sommer 1945 in Berlin zu Banden zusammenschließen und durch die Freundschaft mit der Artistin Corona und das gemeinsame Training für einen Trapezauftritt in geregelte Bahnen finden, wird vom Publikum begeistert und von der Kritik freundlich aufgenommen. Christiane Mückenberger resümiert: „Da die Geschichte nicht benutzt wird, um eine Sentenz zu illustrieren und sie nicht vom didaktischen Anspruch erstickt wird, ist sie bis heute frisch und vermittelt eine Vorstellung von den Träumen, Wünschen und – trotz Glitzerkostüm – von Alltagssorgen junger Leute jener Jahre“. 1-2-3 CORONA wird auch in den Westzonen Deutschlands ausgewertet; die in der britischen Zone arbeitende Produktionsfirma Herzog-Film tauscht die Aufführungslizenz gegen FILM OHNE TITEL von Rudolf Jugert, die in der amerikanischen Zone residierende Berolina-Film gegen Arthur Maria Rabenalts Komödie MORGEN IST ALLES BESSER. Die für DEFA-Filme zuständige Exportfirma Sovexport verkauft 1-2-3 CORONA unter anderem nach Frankreich, Belgien, Österreich, Argentinien und Schweden.

Filmstill zu "1-2-3 Corona"

Piet Clausen, Eva-Ingeborg Scholz und Lutz Moik in 1-2-3 CORONA (R: Hans Müller, 1948) Fotograf: Hermann Gehlen

Filmstill zu "1-2-3 Corona"

Eva-Ingeborg Scholz in 1-2-3 CORONA (R: Hans Müller, 1948) Fotograf: Hermann Gehlen

Anschließend realisiert Müller bei der Hamburger Real-Film das Seemanns-Melodram HAFENMELODIE (1949) mit Erwin Geschonneck und Willy A. Kleinau in kleineren Rollen. Danach kehrt er zur DEFA zurück, um BÜRGERMEISTER ANNA nach dem gleichnamigen Stück von Friedrich Wolf zu inszenieren. Der Film ist eine Auftragsproduktion der SED für den „Tag der Frau“ am 8. März 1950. Weil die Zeit bis zur vorgesehenen Premiere drängt, wird das Drehbuch in drei Wochen gezimmert. Danach teilen sich Müller und  Wolfgang Schleif in die Regie, ohne dass Schleif in den Credits genannt wird. Müller dreht tagsüber, Schleif nachts. Der Regieassistent  Joachim Kunert, der als einziger die genauen Anschlüsse kennt, wird als Vermittler zwischen beiden eingesetzt. Produktionsleiter  Eduard Kubat weist in einem Drehreport der Zeitschrift „Neue Film-Welt“ darauf hin, dass mit dem gleichen, gut eingespielten Produktionsstab wie im CORONA-Film gearbeitet werde: So sind auch die Kameramänner Robert Baberske und Walter Roßkopf sowie der Architekt Wilhelm Vorwerg mit dabei. Um den Plan zum 31. Dezember 1949 zu erfüllen, wird sogar noch in der Silvesternacht gemischt.

Hauptfigur ist eine junge Frau, die sich in ihrem Amt als Bürgermeisterin gegen reaktionäre Dorfbewohner, besonders gegen ihren Vorgänger, einen Großbauern, bewähren muss und trotz bürokratischer Barrieren im Landratsamt einen Schulneubau durchsetzt. Nach der erfolgreichen Voraufführung am 8. März, an der sogar Ministerpräsident Otto Grotewohl teilnimmt, gerät der Film in die ideologischen Auseinandersetzungen der Zeit. In einer SED-Funktionärszeitschrift wird er scharf getadelt: Die Zustände im Landratsamt, so heißt es, gebe „all denen recht, die die Meinung vertreten: Je höher die Verwaltung, desto volksfremder wird sie“. BÜRGERMEISTER ANNA stelle den Alltag kommunalpolitischer Gremien nicht korrekt dar und torpediere die kulturpolitische Aufgabe, das „Staatsbewusstsein in den breitesten Schichten der Bevölkerung zu heben“. („Der neue Weg“, Heft 11/1950). Leserbriefe in der „Neuen Film-Welt“ registrieren zudem den „bedenklichen Verzicht auf die politisch bewusstmachenden Kräfte im Dorf“, also die SED und die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB). Friedrich Wolf und Politbürokandidat Anton Ackermann verteidigen dagegen den Film und nennen die Kritik „überspitzt und prinzipienlos“. BÜRGERMEISTER ANNA gelangt ohne Änderungen in die Kinos und wird in der DDR von rund 3,7 Millionen Zuschauern gesehen. Die Vorgänge um BÜRGERMEISTER ANNA und um den etwas später produzierten Film DIE JUNGEN VON KRANICHSEE ( Artur Pohl, 1950) veranlassen jedoch die SED-Parteiführung, die DEFA anzuweisen, dass künftig bei der Vorbereitung von Gegenwartsfilmen „die Abteilungen des zentralen Parteiapparates zu konsultieren seien, deren Sachgebiet thematisch tangiert wurde“ (Thomas Heimann).

Filmstill zu "Bürgermeister Anna"

Arthur Wiesner und Reinhard Kolldehoff in BÜRGERMEISTER ANNA (R: Hans Müller, 1950) Fotograf: Erich Kilian

Filmstill zu "Bürgermeister Anna"

Reinhard Kolldehoff und Eva Rimski in BÜRGERMEISTER ANNA (R: Hans Müller, 1950) Fotograf: Erich Kilian

Hans Müller setzt seine Karriere zunächst in der Bundesrepublik fort und dreht in Hamburg das Lustspiel DAS MÄDCHEN AUS DER SÜDSEE (1950), den Krimi GIFT IM ZOO (1951) und das Kleinbürgerdrama LOCKENDE STERNE (1952). Bei GIFT IM ZOO übernimmt er die Regie von Wolfgang Staudte, der bereits einwöchige Außenaufnahmen im Tierpark Hagenbeck hinter sich gebracht hatte, auf Betreiben des Bonner Innenministeriums allerdings gezwungen werden soll, vor seiner Weiterarbeit einen „deutlich antikommunistischen Artikel“ zu publizieren und dem Ministerium eine Erklärung anzugeben, dass er künftig nicht mehr bei der DEFA arbeiten, dafür aber „möglichst bald einen antikommunistischen Film“ drehen werde. Nach Staudtes Weigerung, diese Forderungen zu erfüllen, tritt Hans Müller an seine Stelle, ohne ähnliche Auflagen erfüllen zu müssen. – Bei der DEFA filmt Müller erst wieder 1954, nach der Einführung des „Neuen Kurses“ in der DDR-Politik, der auch eine Basis für die weitere Zusammenarbeit mit westdeutschen Filmschaffenden legt. Nach Vorschlägen der Schauspielerin Henny Porten und einem Drehbuch von A. Arthur Kuhnert entsteht der Zirkusfilm CAROLA LAMBERTI – EINE VOM ZIRKUS. Als Regisseur ist zunächst Gerhard Lamprecht vorgesehen, der aber ablehnt. Produktionsdirektor Albert Wilkening und Dramaturgin Marieluise Steinhauer verhandeln daraufhin mit Hans Müller. Er ist aus politischen Gründen zögerlich, weil er die Folgen schwer einschätzen kann, die eine erneute Regie bei der DEFA für ihn in Westdeutschland haben könnten. Schließlich überzeugt ihn A. Arthur Kuhnert, das Wagnis einzugehen. CAROLA LAMBERTI – EINE VOM ZIRKUS wird mit knapp 6,6 Millionen Zuschauern ein veritabler Publikumserfolg.

Ein Jahr später verfilmt Müller, wiederum nach Kuhnerts Drehbuch, Albert Lortzings komische Oper ZAR UND ZIMMERMANN. Weil er die Hauptrolle des Zaren Peter mit dem österreichischen Schauspieler Bert Fortell besetzt, weist DEFA-Direktor Hans Rodenberg nach der Ansicht erster Muster in einer Leitungssitzung an, die Arbeit abzubrechen: Fortell sei dem Publikum als russischer Zar nicht zuzumuten. Kameramann Joachim Hasler erinnert sich: „Rodenberg hatte dann eine ganz wichtige Sitzung und war nicht da. Deshalb wurde Albert Wilkening geholt, der es dem Regisseur Hans Müller mitteilen sollte. In dieser Zeit gab es noch einen sowjetischen Berater, den er anrief. Der sah sich das alles an und sagte: ,Also ich kann mir vorstellen, dass die russischen Mädchen diesen Zaren sehr, sehr mögen.‘ Damit war die Sache entschieden.“ (Hasler zu Schenk, 1992). ZAR UND ZIMMERMANN, an dem die Kritik die geschickte Einbeziehung der Arien, Duette und Chöre in den filmischen Fluss lobt, wird mit rund 5,1 Millionen Zuschauern zum meistbesuchten DEFA-Film des Jahres 1956. Auch die folgende Arbeit Müllers, MAZURKA DER LIEBE nach der Operette „Der Bettelstudent“ von Carl Millöcker, erreicht 4,9 Millionen Zuschauer und steht an der Spitze des Jahres 1957. Es ist zudem die erste in die Kinos gekommene DEFA-Produktion im neuen Totalvision-Verfahren (CinemaScope), nachdem der ebenfalls in Totalvision gedrehte Film MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER von Wolfgang Staudte abgebrochen und SPIELBANK-AFFÄRE von Artur Pohl aus politischen Gründen zunächst zurückgehalten worden war.

Filmstill zu "Carola Lamberti - Eine vom Zirkus"

Henny Porten und Johannes Arpe in CAROLA LAMBERTI - EINE VOM ZIRKUS (R: Hans Müller, 1954) Fotograf: Heinz Wenzel

Filmstill zu "Zar und Zimmermann"

Günter Haack, Lore Frisch und Bert Fortell in ZAR UND ZIMMERMANN (R: Hans Müller, 1955) Fotograf: Heinz Wenzel

Nach politischen Einsprüchen der SED und vor allem deren Zweiter Filmkonferenz 1958, auf der „bürgerliche“ Einflüsse und die Beschäftigung westdeutscher Regisseure massiv getadelt werden, gibt es für Müller keine Aufgaben mehr in der DDR. Der von der DEFA und dem westdeutschen Filmkaufmann Erich Mehl gemeinsam gehegte Plan, unter Müllers Regie das bereits 1935 mit Emil Jannings adaptierte naturalistische Schauspiel „Traumulus“ von Arno Holz neu zu verfilmen, nunmehr mit Willy A. Kleinau in der Titelrolle, wird nicht weiter verfolgt.

In der Bundesrepublik gelingt Müller mit der Heinz-Erhardt-Posse DRILLINGE AN BORD noch einmal ein schöner Kinoerfolg. Die Idee dafür liefert ihm DEFA-Regisseur  Gottfried Kolditz, der bei ZAR UND ZIMMERMANN und MAZURKA DER LIEBE sein Musikberater war und hier das Pseudonym Dr. Lothar Koch verwendet. Kolditz bietet ihm auch den Stoff „Mein Bruder Fabian“ an, über einen pedantischen Beamten, der einen Zirkus erbt; dafür findet sich aber kein Produzent. Auch Müllers Lieblingsprojekt „Die Heiden von Kummerow“ nach dem Roman von Ehm Welk kommt unter seiner Regie nicht zustande.

Müller wendet sich Anfang der 1960er-Jahre dem Fernsehen zu, dreht 1962/63 drei TV-Filme mit Heinz Erhardt, 1965 MÜNCHHAUSEN IST UNSER UNS mit Hans-Joachim Kulenkampff sowie die Musikkomödie HERR KAYSER UND DIE NACHTIGALL mit Karl Schönböck. In den späten 1960er-Jahren inszeniert er mehrere Folgen der TV-Serien SPEDITION MARCUS (1968) und DIE KRAMER (1969) mit Barbara Rütting und Rainer Penkert, zwei Teile der Serie SIE SCHREIBEN MIT (1964/1969), bei der die Zuschauer den Abschluss der jeweiligen Episode hinzuerfinden können, sowie BUTLER PARKER (1970-72) mit Dirk Dautzenberg und Eckart Dux, dem einstigen Prinzen aus DAS SINGENDE, KLINGENDE BÄUMCHEN. 1972 verfilmt er für den Südwestfunk Baden-Baden DAS ACHTE MADRIGALBUCH VON CLAUDIO MONTEVERDI mit Nikolaus Harnoncourt. Zwischen allen Dreharbeiten kehrt er in seinen Wohnort Lüdenscheid zurück, dem er zeitlebens verbunden bleibt. Um sich in den Studios unterscheidbar zu vielen anderen Müllers zu machen, bittet er bei Nachfragen an ihn, stets nach „Müller-Lüdenscheid“ zu verlangen. Den Zeichner und Komiker Loriot, der davon erfährt, inspiriert das später zu seiner Comic-Figur „Herr Müller-Lüdenscheid“.

Filmstill zu "Mazurka der Liebe"

Susanne Christian, Jarmila Kšírová und Katharina Mayberg in MAZURKA DER LIEBE (R: Hans Müller, 1957) Fotograf: Herbert Kroiss

Filmstill zu "Mazurka der Liebe"

Opulente Inszenierung: MAZURKA DER LIEBE (R: Hans Müller, 1957) Fotograf: Herbert Kroiss

Während der Dreharbeiten zu BUTLER PARKER entdecken die Ärzte bei Müller ein chronisches Herzleiden, das eine „Schlummersucht“ (Schlafkrankheit) zur Folge hat. In Briefen an Gottfried Kolditz, mit dem er bis zu seinem Tod korrespondiert, drückt Müller eine gewisse Resignation aus: „Ansonsten gehe ich nicht mehr viel ins Kino, das genialische Getue der bundesdeutschen Jungfilmer kotzt mich an. Da nehme ich es lieber auf mich, von Papas Kino zu sein. Mit den Leuten dieser sogenannten ,Neuen Welle‘ möchte ich unter keinen Umständen etwas zu tun haben.“ (24.1.1968). 1970 bedauert er gegenüber Kolditz, eine lang geplante Reise nach Berlin einschließlich eines Besuchs bei der DEFA wieder nicht angetreten zu haben.

Hans Müller stirbt am 17. Februar 1977 in Lüdenscheid. Der Geschichts- und Heimatverein seiner Heimatstadt enthüllt 2019 eine Gedenktafel an seinem Haus Knapper Straße 19.

Verfasst von Ralf Schenk. (Januar 2022)

Literatur

  • Herbert Hübner: Meine Kollegen von morgen. In: Neue Film-Welt, Heft 4/1948, S. 20-21. (zu 1-2-3 CORONA).
  • Horst Müting: In unseren Tagen. Über den neuen Film BÜRGERMEISTER ANNA. Neue Film-Welt, Heft 2/1950, S. 20-21.
  • Ralf Schenk: Zeitzeugengespräch mit Joachim Hasler, 1992. Filmmuseum Potsdam-Archiv (zu ZAR UND ZIMMERMANN).
  • Christiane Mückenberger/Günter Jordan: „Sie sehen selbst, Sie hören selbst...“ Die DEFA von ihren Anfängen bis 1949. Marburg 1994, S. 135-137 (zu 1-2-3 CORONA).
  • Thomas Heimann: DEFA, Künstler und SED-Kulturpolitik. Berlin 1994, S. 117-120 (zu BÜRGERMEISTER ANNA).
  • Bettina Greffrath: Gesellschaftsbilder der Nachkriegszeit. Deutsche Spielfilme 1945-1949. Pfaffenweiler 1995, S. 318-319 (zu 1-2-3 CORONA).
  • Wolfgang Teipel: Ein Leben für den Film. Erinnerung an Hans Müller. Tach! 8.3.2019. guten-tach.de/ein-leben-fuer-den-film-erinnerung-an-hans-mueller/

Eine erweiterte Filmografie können Sie unter filmportal.de einsehen.

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