Medienwissenschaft

Agenda

720: Medienwissenschaft

Wirkungsforschung zu Kino und Fernsehen wird zum Testfeld für Freizeit-, Medien- und Kulturforschung und zur Eröffnung der Medienwissenschaft in der DDR aus dem Geist der empirischen Sozialwissenschaft.

Nach angewandter Forschung am > Zentralinstitut für Jugendforschung wird Medienforschung an der > Hochschule für Film und Fernsehen eingerichtet.

Legende

Entstehungsgeschichte

Nach der Stagnation der Staatsintervention in Sachen Filmwissenschaft bleibt Initiative einzelnen Wissenschaftlern vorbehalten. Der weitreichendste Beitrag kommt aus dem > Zentralinstitut für Jugendforschung Leipzig, wo soziologische Untersuchungen zum Freizeitverhalten von Jugendlichen dahin führen, die audiovisuellen Medien insgesamt in den Blick zu nehmen und die Begrenzung auf Filmgeschichte und Filmästhetik in einer Medienforschung aufzuheben.

Die Institutsgründung (1966) folgt der des Instituts für Meinungsforschung beim ZK der SED (1964-1978).

Status

Das Institut ist weder dem Ministerium für Volksbildung, noch dem Ministerium für Kultur, noch der Abt. Agitation des ZK der SED unterstellt, sondern dem Amt für Jugendfragen beim Ministerrat. Der besondere Status des Instituts erlaubt weitreichende Autonomie in der Forschung.

Produktion

Wirkungsforschung zu Kino und Fernsehen wird zum Testfeld für Freizeit-, Medien- und Kulturforschung, zur Ablösung des Erziehungs- durch das Alltagsparadigma und zur Eröffnung der Medienwissenschaft aus dem Geist der empirischen Sozialwissenschaft. Wie weitreichend Forschungsansatz, Engagement und Wirkung sind, verdeutlicht die Übernahme der Leitung der HFF (1986) durch den Anchorman aus Leipzig (nach dessen Zwischenspiel an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED) unter Mitnahme seines Lehrstuhls an die HFF. Mit dem Eintritt von Mitarbeitern aus dem ZIJ Leipzig und der HUB entsteht das Forschungszentrum AV-Medien und dessen Umwandlung in das Institut für Medienforschung an der HFF (1990).

Finanzierung

Alle Einrichtungen mit Filmforschung sind Haushaltseinrichtungen. Neuverteilung innerhalb gegebener Budgets (z.B. an akademischen Einrichtungen) erfordert Strukturveränderung sowie Abgabe von Positionen und ist nicht durchsetzbar. Budgeterhöhung bzw. Budgeteinrichtung erfordert politische Begründungszusammenhänge im Rahmen staatlicher Nützlichkeitsvorstellungen, die am Wesen von Wissenschaft vorbeigehen.

Nach 1990

Die Erweiterung der Filmwissenschaft zur Medienforschung an der HFF und entsprechende Initiativen führen zur Einwerbung von Drittmitteln und zur Ausgestaltung des gleichnamigen Instituts. Da eigenständige Wissenschaftseinrichtungen an deutschen Kunsthochschulen kein Existenzrecht haben, geht die Abwicklung des Instituts (1993) mit der Billigung des Einbaus von AV-Forschung in Studiengänge und der Übertragung des Promotionsrechts an die HFF durch das MWFK des Landes Brandenburg (2000) einher.

Quellen

Literatur

  • Bisky, Lothar: Massenkommunikation und Jugend. Studien zu theoretischen und methodischen Problemen. Dissertation A, Leipzig 1969
  • Bisky, Lothar/Wiedemann, Dieter: Der Spielfilm – Rezeption und Wirkung, Berlin 1985
  • Bisky, Lothar / Hanke, Helmut: Medienforschung an der HFF in den neunziger Jahren (Juli 1989), Weimarer Beiträge 4/1990
  • Wiedemann, Dieter: Filmkunst und Medienwissenschaft – nur eine Zweckehe? Konzept für eine medienwissenschaftliche Ausbildung an der HFF, BFF 47 (1995)
  • Medienkontinent Europa? III. Wissenschaftliches Kolloquium des Instituts für Medienforschung der HFF, BFF 45 (1993)
  • Reimers, Karl Friedrtich / Mehling, Gabriele (Hg.): Medienhochschulen und Wissenschaft. Strukturen – Profile – Positionen. Konstanz 2001
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