Aktuelle Publizistik
Agenda
880: Aktuelle Publizistik (Tagespresse)
An filmkultureller Information, Herstellung von Öffentlichkeit und Meinungsbildung ist die aktuelle Publizistik in Gestalt der Tagespresse (Agenturen, Tages- und Wochenzeitungen, Illustrierte, Magazine) und Rundfunksender beteiligt.
Berücksichtigung finden hier Publikationen mit redaktionellem Filmteil, regelmäßiger Berichterstattung und Akkreditierung bei Pressevorführungen und Festivals.
Struktur
881 Agenturen
882 Zentrale Tageszeitungen
883 Regionale Tageszeitungen
884 Wochenzeitungen
885 Illustrierte Wochenzeitungen
886 Magazine
887 Monatsschriften
888 Rundfunk
Legende
Entstehungsgeschichte
Zeitungen bedürfen zu ihrer Herausgabe einer SMA-Lizenz bzw. einer Lizenz des Amtes für Information resp. Presseamt beim Ministerpräsidenten.
Die Nachrichtenagentur ADN wird als GmbH gegründet (1946), verstaatlicht (1953) und dem Weisungsrecht der Regierungskanzlei bzw. des Presseamtes unterstellt.
Rundfunk ist zunächst über Landessender und Funkhäuser strukturiert, deren wichtigste Berliner Rundfunk und Mitteldeutscher Rundfunk sind. Mit der Schaffung des > Staatlichen Rundfunkkomitees (1952) wird der sog. Deutsche Demokratische Rundfunk mit den Sendern Berlin I, II, III (resp. 1., 2., 3. Programm) gebildet, aus den sich Berliner Rundfunk, Radio DDR, Deutschlandsender restituieren (1955), gefolgt von der Einrichtung 2. Programme (1958).
Status
Zeitungen sind Organe ihrer Herausgeber, in der Regel Parteien und Massenorganisationen bzw. Verlage, die ihrerseits von den > Abt. Agitation bzw. Befreundete Parteien/Massenorganisationen beim ZK der SED und den BL der SED angeleitet und kontrolliert werden.
Rundfunksender unterstehen in politischer und personeller Führung, Anleitung und Kontrolle dem > Staatlichen Komitee für Rundfunk.
Bei der Führung der Zeitungen und Sender gilt das Chefredakteurprinzip.
Struktur
Filmberichterstattung ist im Kulturressort der Redaktionen angesiedelt und wird von Kulturredakteuren bzw. frei-festen MitarbeiterInnen versehen. Nur wenige Publikationsorgane, wie z.B. Neues Deutschland, verfügen über einen Filmredakteur.
Produktion
Zeitungen unterstehen inhaltlich Herausgebern, produktionsseitig Verlagen unterschiedlicher Eigentumsformen (VEB, OEB, VOB). Filmkritik in- und ausländischer Produktionen wird regelmäßig gepflegt, desgleichen finden allgemeinere Themen des Film- und Lichtspielwesens Eingang in die Tagespresse. Medienorgane ohne eigene Auslands- oder Festivalkorrespondenten übernehmen die Berichterstattung von ADN bzw. „gezeichnete Beiträge“, die von ADN verbreitet, aber unter dem Namen von ADN-Redakteuren übernommen werden.
Berliner Rundfunk richtet frühzeitig einen Sendeplatz zur Film- und Theaterkritik ein. Radio DDR I strahlt ein Informations- und Unterhaltungsvollprogramm aus; Radio DDR II bildet den Kulturkanal. Stimme der DDR setzt das deutschlandweite Programm des Deutschlandsenders fort. Eine Sonderrolle nimmt Radio Berlin International als Auslandssender der DDR ein, der auf Kurzwelle seine Programme in 6 Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Arabisch (1960), später erweitert um Dänisch, Hindi, Italienisch, Schwedisch, Suaheli). Kultur- und Filmberichterstattung erfolgt durch die Sprachredaktionen.
Innerhalb der macht- und medienpolitischen Gegebenheiten der DDR gelingt es immer wieder in Zeitungen und Sendern, die eingeschränkte Öffentlichkeit zu erweitern bzw. aufzubrechen und Filmkultur wie Gesellschaft im Spiegel des Mediums kritisch zu reflektieren. Redakteure und Autoren stehen mit ihrem Namen für selbstbewusste und kritische Arbeit an Öffentlichkeit. Sie sind hier insoweit gesetzt, als sie Markenwert erlangt haben und für Leser bzw. Zuhörer eine „Institution“ darstellen.
Auf Darstellung und Datierung der Erscheinungsweise muss hier verzichtet werden.
Quellen
Rechtsvorschriften
- VO vom 2. April 1953 über die Umbildung des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes (GBl. S. 521)
Literatur
- Theater Film Funk in der DDR. Hrsg. vom Büro für Theaterfragen, Ausgaben (Berlin) 1950; 1951
- Filmo-bibliografische Jahresberichte 1965-1990. Berlin 1966ff
- Spielfilme der DEFA im Urteil der Kritik. Ausgewählte Rezensionen (darin: Bibliografie). Berlin 1970
- Bibliographie der Periodika der DDR 1945-1971, zsgst. von Heinrich Bruhn, Leipzig 1977
- Die Entwicklung des antifaschistisch-demokratischen Journalismus von 1945-1949 auf dem Territorium der DDR. Lehrheft 1 zur Geschichte des DDR-Journalismus, Leipzig 1978
- Die Entwicklung des sozialistischen Journalismus in der DDR von 1949-1961 (Abriß), Lehrheft 3 zur Geschichte des DDR-Journalismus, Leipzig 1980
- Riedel, Heike: Hörfunk und Fernsehen in der DDR. Funktion, Struktur und Programm des Rundfunks in der DDR, Köln 1977
- Geserick, Rolf: 40 Jahre Presse, Rundfunk und Kommunikationspolitik in der DDR, München 1989
- Vielberg, Iris/Laurin, Ingrid (Hrsg.): Politisch-kulturelle Zeitschriften in den deutschen Besatzungszonen 1945-1949, Göttingen 1986
- Kutsch, Arnulf: Publizistischer und journalistischer Wandel in der DDR. Vom Ende der Ära Honecker bis zuu den Volkskammerwahlen im März 1990, Bochum 1990
- Spielhagen, Edith (Hrsg.): So durften wir glauben zu kämpfen ... Erfahrungen mit DDR-Medien, Berlin 1993
- Holzweißig, Gunter: Medienlenkung in der SBZ/DDR, Publizistik, Konstanz, 1/1994
- Holzweißig, Gunter: Zensur ohne Zensor. Die SED-Informationsdiktatur, Bonn 1997
- Schuster, Ulrike: Wissen ist Macht. FDJ, Studenten und die Zeitung FORUM in der SBZ/DDR, Berlin 1997
- von Lojewski, Gunther / Zerdick, Axel (Hrsg.): Rundfunkwende. Der Umbruch des deutschen Rundfunksystems nach 1989 aus der Sicht der Akteure, Berlin 2000
- Barck, Simone/Langermann, Martina/Lokatis, Siegfried: Zwischen „Mosaik“ und „Einheit“. Zeitschriften in der DDR, Berlin 2002
- Dussel, Konrad: Hörfunk in Deutschland. Politik, Programm, Publikum (1923-1960), Potsdam 2002
- Pietzsch, Ingeborg Pietzsch/ Schenk, Ralf (Hrsg.): Schlagt ihn tot, den Hund... Film- und Theaterkritiker erinnern sich. Berlin 2004