Die imaginierte Nation
Identität, Körper und Geschlecht in DEFA-Filmen
Bettina Mathes (Hg.)
338 Seiten, 38 Abbildungen
Paperback, 14,8 x 21 cm
Preis: 5,00 Euro (zzgl. Versandkosten)
ISBN: 978-3-00-020896-6
Zu beziehen über info@defa-stiftung.de
Das Buch
Keine Nation kommt ohne Imaginationen aus. Das lässt sich besonders gut an der DDR studieren, deren DEFA-Filmstudios in fünf Jahrzehnten mehrere tausend Spiel- und Dokumentarfilme drehten. Ganz bewusst wurde das Kino in der DDR als Instrument zur Vermittlung eines sozialistischen Menschenbildes eingesetzt.
Wie jedes Medium ist auch das Kino nicht vollkommen beherrschbar. Bilder sagen immer viel mehr, als ihre Macher beabsichtigen oder die Zensoren in ihnen sehen. Aus diesem Grund sind DEFA-Filme nicht nur Zeugnisse politischer Propaganda; sie sind kulturhistorische Quellen ersten Ranges, indem sie einzigartige Einblicke in das kollektive Unbewusste sowohl der DDR als auch des vereinigten Deutschlands erlauben.
Zu den wichtigsten Bildern, in denen sich die Nation imaginiert, gehören der Körper und das Geschlechterverhältnis: Die Nation will geliebt werden, die Nationalität scheint so angeboren wie das Geschlecht. Am Beispiel einiger der wichtigsten DEFA-Filme geht der vorliegende Sammelband den engen und oft widersprüchlichen Verflechtungen zwischen Nation, Körper, Geschlecht, Sexualität und Identität nach.
Die Herausgeberin Bettina Mathes versammelt im Band Aufsätze mehrer Autorinnen und Wissenschaftlerinnen, die anlässlich der Filmreihe „Geteiltes Land – Geteilter Sex“ im Frühjahr 2004 in der Humboldt Universität zu Berlin entstanden sind.
Leseproben:
Die Herausgeberin
Die Herausgeberin und Mitautorin Bettina Mathes ist Professorin an der Pennsylvania State University. Zuletzt erschienen von ihr „Under Cover. Das Geschlecht in den Medien“ (transcript Verlag 2006) und zusammen mit Christina von Braun „Verschleierte Wirklichkeit. Die Frau, Der Islam und der Westen“ (Aufbau Verlag 2007).
Die Autorinnen
Die Beiträge des Bandes stammen von den Autorinnen Marilyn Reizbaum, Bettina Mathes, Grit Horn, Betheny Moore Roberts, Bettina Matthies, Ina Merkel, Andrea Stoisiek, Petra Mix, Katrin Sieg, Amie Siegel.
Rezension
- Volker Baer in film-dienst, Nr. 11, 28.4.2008:
"Sieben Filme dienen einer Untersuchung, die in Vorträgen an der Berliner Humboldt-Universität ihren Niederschlag fand. Zehn Wissenschaftlerinnen, teils aus dem östlichen, teils aus dem westlichen Deutschland wie auch aus den USA, nehmen die DEFA-Produktionen als prototypisch für die DDR, wodurch die einzelnen Arbeiten - heute bereits zeitgeschichtliche Dokumentationen - Einblicke in den Alltag der DDR gewähren.
Sie nehmen die Filme als Deutungsangebote. Soziale und gesellschaftliche Fragen werden ebenso erörtert wie emanzipatorische und homosexuelle Probleme. Ein neuer, aufschlussreicher Blick auf eine staatliche Produktion, die bei nicht wenigen heute eine Rolle spielt, um die gestrige Identität der DDR zu finden.
So wird die DEFA so etwas wie ein kollektives Gedächtnis an vergangene Tage. Mag dies auch eine gewagte These sein,so eröffnen die Texte doch einen neuen Blick, unabhängig von künstlerischen, ästhetischen und filmhistorischen Maßstäben."