Filmstill zu "Lotte in Weimar"

Spätvorstellung

Die chancenlose Generation der DEFA

Reinhild Steingröver
280 Seiten, 51 Fotos
Paperback, 14,8 x 21 cm
Preis: 12,90 Euro (zzgl. Versand)
ISBN: 978-3-86505-404-3

Zu beziehen über den Bertz+Fischer Verlag

Das Buch

Als die Mauer fiel, gründeten Mitglieder der letzten Regiegeneration im DEFA-Studio für Spielfilme die neue künstlerische Produktionsgruppe „DaDaeR“. Dies erfüllte eine langjährige Forderung nach freieren Arbeitsmöglichkeiten seitens der jüngsten Generation. Mit einem kleinen Budget produzierte die Gruppe drei bemerkenswerte Filme, bevor das Studio 1992 geschlossen wurde. Anhand von Fallstudien untersucht die Autorin Filme und Biographien von Filmkünstlern, die trotz gründlicher Ausbildung, kreativer Ideen für ästhetische Neuansätze und die Bereitschaft, sich durch Film an sozialpolitischen Diskussionen der DDR zu beteiligen, im Studio weitgehend „unerwünscht“ waren.

Die Analyse der teils unbekannten Filme aus den Jahren 1989-92 von Jörg Foth,  Herwig Kipping, Peter Welz,  Helke Misselwitz,  Andreas Voigt und  Peter Kahane im Kontext ihrer Entstehungszeit und Produktionsgeschichten wird ergänzt durch den Blick auf die früheren Arbeiten einschließlich der Hochschulfilme der Regisseure. Dieser umfassende Ansatz erweitert das Verständnis der sogenannten „Wendefilme“, indem er die thematische und stilistische Vielfalt in den Handschriften der jüngsten Generation jenseits des historischen Umbruchs von 1989 aufzeigt.

Leseproben:

Die Autorin

Die Autorin arbeitet im Bereich der Geisteswissenschaften, der Germanistik und Filmwissenschaft an der Eastman School of Music, University Rochester/New York. Zu ihren Forschungsinteressen zählen Avantgarde-Filme, deutsche Filme, insbesondere der DEFA-Film. Sie veröffentlichte zahlreiche Artikel und Buchaufsätze.

Rezensionen

Lena Stölzl in "der Freitag: Als die DEFA verschwand" 

Wolfgang Schlott in MEDIENwissenschaft, Nr. 3, 2015:  "Steingröver Spätvorstellung" (76 KB)

Detlef Kannapin in "Neues Deutschland" (6./7.6.2015)


"Wesentlich ist ihr die Einsicht, dass sich in dieser Regiegeneration jahrelang kreatives Potenzial angestaut hatte, das in der kaum befriedigenden Assistenztätigkeit kein Ventil fand. Als es den Filmemachern dann möglich wurde, selbst Filme zu drehen, entwickelte sich daraus eine radikal subjektivistische Filmsprache, die einerseits filmästhetische Innovationen freilegte, andererseits aber durch die politischen Umbrüche von 1989/90 komplett überfahren wurde und deshalb in der größtenteils anderweitig beschäftigten Öffentlichkeit kaum Aufmerksamkeit erregte.

In der Rückschau meint Steingröver, dass diese Filme in ihrer Gesamtheit als zusammen-hängender Korpus zu betrachten sind, der mittlerweile (nach 25 Jahren) wieder ganz neu zu entdecken sei, da die erzählten Geschichten nicht allein mentalitätsgeschichtliche Dokumente darstellen, sondern aufgrund ihres Festhaltens an der Humanität des Sozialismus über die seinerzeitige Standortbestimmung der Tagespolitik weit hinausreichen.

Das bedeutet auch, dass die filmischen Inhalte und Formbezüge durchaus weiterhin Aktualität besitzen, denn die früheren Fragestellungen warten nach wie vor auf Antworten, die eine entfesselte kapitalistische Gesellschaft nicht liefern kann und wird. Filme wie LETZTES AUS DER DADAER (1990, Jörg Foth), DIE ARCHITEKTEN (1990, Peter Kahane) oder BANALE TAGE (1992, Peter Welz) symbolisieren Steingröver zufolge nicht einfach bloß Enttäuschungen, sondern zeigen, dass der Widerspruch zwischen Verlautbarung und Haltung den Zusammenbruch des Sozialismus überdauert hat."

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