Die Auftragsproduktionen des DEFA-Spielfilmstudios für das DDR-Fernsehen von 1959 bis 1990

Anmerkungen zur Datenbankversion von Thomas Beutelschmidt

Die vorliegende Datenbankversion wurde von Thomas Beutelschmidt 2009 im Auftrag und mit Unterstützung der DEFA-Stiftung erstellt. Sie umfaßt alle Auftragsproduktionen in Lang- und Kurzmétrage des Studios für Spielfilme, hergestellt für verschiedene Abteilungen des Deutschen Fernsehfunks bzw. des Fernsehens der DDR (seit 1972) in S/W und Farbe von 1959 – dem Beginn der kontinuierlichen Zusammenarbeit – bis 1990 bzw. mit einem Sendedatum bis Ende 1991 – und damit bis zur Einstellung des Sendebetriebs der DFF-Länderkette als temporäre Nachfolgerin des DDR-Fernsehens.

Zum Inhalt

Die Auflistung der zahlreichen – vor allem nichtfiktionalen – Auftragsproduktionen der übrigen DEFA-Studios konnte hier nicht geleistet werden und bleibt einer späteren Arbeit vorbehalten: so sind schon für das erste Jahr der Kooperation 1960 15 Beiträge des Studios für populärwissenschaftlichen Film mit Ballett- und Musikfilmen oder Wissenschaftlerporträts nachgewiesen sowie für das Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme zwei weitere Arbeiten – vgl. Heinz Baumert (Hg.): Jahrbuch des Films IV. Berlin (DDR) 1963, S. 301ff.

Berücksichtigt werden im einzelnen:

  • die szenisch gestalteten Fernsehfilme einschließlich der Kinderprogramme bzw. der Oper- und Ballettinszenierungen wie – Hoffmanns Erzählungen 1970 oder Gajaneh und Dornröschen 1967 –, die originär mit Hilfe des Spielfilmstudios für das DDR-Fernsehen entstanden sind.
  • Mit aufgenommen wurden auch die nichtfiktionale Unterhaltung, Kulturprogramme und dokumentarischen Beiträge, die das Spielfilmstudio bis Anfang der siebziger Jahre zusätzlich für den DFF hergestellt hat: 
    Diese Palette reicht von Musikrevuen mit Showcharakter wie Hallo, du altes Spreeathen 1967 oder eine Moderevue mit Teufelei mit Chic 1970 über ausgesprochene Musikprogramme wie Zauberhafte Melodien 1963 oder Gisela May singt Brecht 1966 und andere Kulturprogramme wie die Literaturpräsentation Wege. Gedichte von Uwe Berger 1975 bis zu reinen Unterhaltungssendungen wie Telegenerell 1969 bzw. auch dokumentarische Beiträge wie das Schauspielerporträt: Angelica Domröse 1964 oder 500 Menschen machen einen Film über die Dreharbeiten der Literaturadaption Zement 1973.


Nicht aufgeführt sind die Produktionen, die das Spielfilmstudio für andere in- und ausländische Auftraggeber hergestellt hat bzw. von diesen selbst verantwortet wurden wie etwa der Kurzspielfilm Rauch ohne Feuer als Diplomarbeit von Helge Trimpert an der Hochschule für Film- und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg (Uraufführung: 31.10.1980).
Die Datenbank der DEFA-Stiftung weist folgende Projekte aus, die sich auf verschiedene Partner verteilen:

  • gesellschaftliche Institutionen wie die Akademie der Pädagogischen Wissenschaften (fünf Projekte 1974-80, u.a. mit einer dreiteiligen Dramenadaption von Schillers Kabale und Liebe 1979), der Bundesvorstand des Freien Deutschen Gerwerkschaftsbundes (zwei Agitationsfilme 1966/67), die Räte der thüringischen Stadt Königsee 1980 und des Bezirkes Rostock 1966 (das Ostssee-Porträt Baltic 66 in der Regie von Konrad Petzold) sowie das Fotochemische Kombinat Wolfen 1977 mit dem (Werbe)Film ORWO-Super-8-Kassette;
  • der Norddeutsche Rundfunk (NDR) 1982 mit Ut de Fransosentid;
  • das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) 1990 mit Tandem (Bernhard Stephan (Regie), Bernd Schirmer (Buch)/ Erstsendung: 3.2.1992);
  • die westdeutsche Allianz Film-Produktion (fünf Projekte 1980-87, u.a. im Auftrag des WDR Die Grünstein-Variante (Bernhard Wicki (Regie), Wolfgang Kohlhaase (Buch)/ Kinostart: 18.4.1985) und in Koproduktion mit der Schweizer Kabel-TV-Vertriebs AG die Literaturverfilmung Sansibar oder der letzte Grund (Bernhard Wicki (Regie), Wolfgang Kohlhaase (Buch nach dem Roman von Alfred Andersch)/ Uraufführung: 13.12.1987) oder im Auftrag des ZDF bzw. des ORF Aus der Franzosenzeit (Dagmar Damek (Regie), Rolf Schulz (Buch nach der Novelle von Fritz Reuter)/ Uraufführung: 26.4.1981).

Ebenfalls nicht integriert sind die Koproduktionen des DEFA-Spielfilmstudios mit dem Fernsehen in der DDR und der Bundesrepublik:

  • zum einen mit dem DDR-Fernsehen von Damals in Paris 1956 (Carl Balhaus (Regie), Hermann Rodigast (Buch)/ Kinopremiere: 2.11.1956, Sendedatum: 4.11.1956) bis Elefant im Krankenhaus 1991/92 (Karola Hattop (Regie), Gabriele Herzog (Buch)/ Premiere: 14.10.1993) – siehe hier ausführlicher Thomas Beutelschmidt: Kooperation oder Konkurrenz? Das Verhältnis zwischen Film und Fernsehen in der DDR. Berlin 2009 (DEFA-Schriftenreihe); das betrifft auch Sonderfälle wie die Literaturverfilmung Levins Mühle, die als einteiliger Kinofilm (Länge 3213 m/ Uraufführung: 13.11.1980) und als zweiteilige TV-Fassung (Länge 4722m/ Sendedatum: 1./3.4.1983) produziert wurde (Regie: Horst Seemann);
  • zum anderen mit westdeutschen Rundfunkanstalten und beteiligten Produzenten: Begonnen hatte diese direkte Zusammenarbeit bei der Komödie Die Heiden von Kummerow mit der Neuen Deutschen Filmgesellschaft und der Neuen Realfilm (Werner Jacobs (Regie); Johanna Sibelius, Eberhard Keindorff (Buch nach Ehm Welk)/ Kinostart: 21.12.1967) bzw. – vor dem Abschluß des Kulturabkommens zwischen beiden deutschen Staaten (1986) noch als „Produktionshilfe“ bezeichnet – mit dem Vorhaben Frühlingssinfonie mit dem ZDF, dem schweizer und österreichischen Fernsehen sowie der Allianz Film-Produktion (Peter Schamoni (Regie), Victoria Esch (Buch)/ Premiere: 8.4.1983); dann in und nach der „Wende“ wie beispielweise bei Die Besteigung des Chimborazo mit dem ZDF und Toro-Film (Rainer Simon (Regie), Paul Kanut Schäfer (Buch)/ Uraufführung: 7.9.1989), Der Tangospieler mit dem WDR und der schweizer CSM Film (Roland Gräf (Buch und Regie nach )/ Uraufführung: 18.2.1991), Der Fall Ö. mit dem ZDF und Toro-Film (Rainer Simon (Buch und Regie)/ Uraufführung 4.4.1991), Zwischen Pankow und Zehlendorf mit dem WDR, dem ZDF und Allianz Film-Produktion (Horst Seemann (Buch und Regie)/ Premiere: 4.12.1991), Jana und Jan mit dem ZDF (Helmut Dziuba (Regie), Heidrun Haensch (Buch)/ Uraufführung: 26.5.1992), Rosenemil mit dem ZDF und Galla Filmproduktion (Radu Gabrea (Buch und Regie)/ Premiere: 19.8.1993), Deutschfieber mit dem ZDF und Peter Goedel bzw. Visual Filmproduktion (Niklaus Schilling, Hanno Nehring (Buch)/ Uraufführung: 6.3.1994) oder Krücke mit dem ZDF und Eikon Film (Jörg Grünler (Regie), Regina Huwe (Buch nach Peter Härtling)/ Uraufführung: 1.6.1994).

Und ausgeklammert wurden ferner die Auftragsarbeiten der übrigen DEFA-Betriebe für das DDR-Fernsehen:

  • so etwa die Teilfilmzulieferung des Studios für Wochenschau und Dokumentarfilme für Die Frau am Pranger – ein Fernsehspiel als Mischproduktion nach der Erzählung von Brigitte Reimann (Werner Schulz-Wittan (Regie)/ Sendedatum: 21.1.1962)
  • oder die Gemeinschaftsproduktionen des Brecht-Ensembles und dem Dokfilm-Studio 1957 und 1958 mit Aufzeichnungen der Dramen Katzgraben von Erwin Strittmatter (Bertolt Brecht (Inszenierung), Manfred Wekwerth (Theaterregie), Max Jaap (Filmregie)/ Sendedatum: 20.10.1957) und
  • Die Mutter (Manfred Wekwerth, Harry Bremer (Regie)/ Uraufführung: 7.11.1958) sowie der vom Studio für Kurzfilme hergestellte musikalische Kurzspielfilm Bunnebacke (Günter Meyer (Regie)/ Sendedatum: 3.6.1974).


Die Zusammenstellung basiert insgesamt auf

  • der Filmdatenbank der DEFA-Stiftung;
  • den verfügbaren und zugänglichen Bestandsnachweisen des Deutschen Rundfunkarchivs, Standort Potsdam-Babelsberg (Referenzdatenbank Film, Kartei Fernsehdramatik und Unterhaltung, Korrigierte Sendelaufpläne);
  • den Erfassungen des DEFA-Betriebes (vor allem durch E. Quett 1958-1983: Filmografie der künstlerisch-technischen und ökonomischen Daten. Fernsehfilme – Teil 1-4. Potsdam-Babelsberg 1968 ff);
  • Internet-Plattformen wie „Filmportal“, das „Filmlexikon – Filme von A-Z“ oder das „Kabeleins Serienlexikon“;
  • einschlägigen Lexika wie Dieter Glatzer u.a.: Die Entwicklung des Fernsehens der DDR. Eine Zeittafel mit Anhang „Chronologisches Verzeichnis szenisch gestalteter Sendungen 1953-1972. Berlin (DDR) 1972; erweitert dann in Programmdirektion Fernsehen der DDR (Hg.; Redaktion: Manfred Hempel); Die Entwicklung des Fernsehens der DDR. Folge 2: Chronologisches Verzeichnis szenisch gestalteter Sendungen. Berlin (DDR) 1978 / Staatliches Filmarchiv der DDR (Hg.; Redaktion: Günter Schulz): Film-Archiv 4. DEFA-Spielfilme 1. Teil 1946-1964. Filmografie. Berlin (DDR) 1989 sowie von Jahrgang 1965 bis 1990 die jährlichen Verzeichnisse des „Filmo-bibliographischen Jahresberichts“ als Zusammenarbeit der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und des Staatlichen Filmarchivs bzw. des Bundesarchivs/Filmarchivs. Berlin 1966 ff (bis 1994) / Heinz Baumert u.a. (Hg./ 1959): Jahrbuch des Films 1958 ff [bis 1962]. Berlin (DDR) 1959 [bis 1964];
  • der Übersicht der Literaturverfilmungen von Thomas Beutelschmidt (Hg.): ‚Audiovisuelle Literatur’. Datenbank der Adaptionen epischer und dramatischer Vorlagen im DDR-Fernsehen. Leipzig 2008 (= MAZ 30).

Erläuterungen

Spalte A – Sendetitel:
Alphabetisch abrufbar sind die (Sende)Haupttitel aller Auftragswerke, wobei weiterführende Angaben zu seriellen Produktionen in Klammer angeführt werden: Im Falle von Serien sind die jeweiligen Nummern der Folgen genannt, bei Mehrteilern (und „Fernsehromanen“) zur besseren Unterscheidung die der einzelnen Teile.
Einzelne Titel treten mehrfach auf, wenn neue Folgen/Staffeln einer Serie oder Kapitel eines Mehrteilers als eigenständige Produktionen in unterschiedlichen Zeiträumen separat realisiert wurden:

Das betrifft u.a. die unterschiedlichen Folgen von Das unsichtbare Visier mit disparaten Einzelproduktionen (Staffel I 1973-76/ Staffel II 1978/79), die Serie Märkische Chronik (Staffel I 1982/ Staffel II 1988) sowie die Mehrteiler Der Neue (1963/64), Aber Vati! (1973/79) und Sachsens Glanz und Preussens Gloria (1985/87).
Die übrigen seriellen Programme wurden unter ihrem Haupttitel zusammengefaßt, auch wenn Teile gegebenenfalls zu einem späteren Zeitraum entstanden sind (ursprünglich waren bei der DEFA solche Projekte entsprechend der abgelieferten Produktionseinheiten erfaßt worden – das konnte im Einzelfall bedeuten, dass Mehrteiler oder Serien nicht als eine Gesamtproduktion betrachtet, sondern einzelne Folgen gezählt wurden).

Spalte B – Arbeits-/ Unter-/ Folgen- oder Reihentitel:
Enthält zunächst die bei der DEFA nachweisbaren Arbeitstitel während des Produktionszeitraumes, die sich vom (späteren) Sendetitel unterscheiden können.
Zudem sind hier zum einen die Folgentitel bei Serien oder Mehrteilern in ihrer chronologischen Reihenfolge und zum anderen die Reihentitel mit der jeweiligen Folgenzahl aufgeführt (so z.B. Polizeiruf 110, Der Staatsanwalt hat das Wort oder Erlesenes).

Spalte C – Herstellungsjahr:
Das angeführte Herstellungsjahr markiert die Durchführung (bzw. den Beginn) einer Produktion bei der DEFA, die sich über längere Zeiträume erstrecken konnte und oftmals vom Datum der späteren Erstausstrahlung abweicht.

Spalte D – Sendedatum:
Erfaßt sind die jeweiligen Erstsendedaten; bei Einzeltiteln und Zweiteilern sind die Tage, bei Serien und längeren Mehrteilern der Zeitraum (von – bis) angegeben; Wiederholungsdaten sind nicht berücksichtigt.

Spalte E – Kinostart:
Eingetragen ist der nachweisbare Beginn der Kinoauswertung einer TV-Auftragsproduktion in Lichtspielhäusern der DDR.

Spalte F – Filmart:
Alle Produktionen sind hier nach ihrer medialen Spezifik kategorisiert: Spielfilm, Musikfilm und Musikunterhaltung, Ballettfilm, Opernfilm und Revuefilm, Dokugenre, Kulturprogramm und Unterhaltung.
Alle nichtfiktionalen Titel sind zur besseren Unterscheidung kursiv gesetzt.

Spalte G – Länge (m):
Die Längenangaben erfolgen in Metern, wobei die einzelnen Folgen und Teile bei seriellen Produktionen addiert wurden.
Eine Umrechnung in Zeitangaben kann mit dem Faktor 28,5m pro Minute für 35mm-Film erfolgen.

Spalte H – Koproduzent:
Aufgeführt sind die externen Kooperationspartner aus Ost und West wie das kubanische, polnische, schweizer und sowjetische Fernsehen bzw. die Studios Barrandov (Prag) und Gorki (Moskau) sowie die britische Contemporary-Films London.

Spalte I – Literarische Vorlage:
Eingetragen sind die nachweisbaren Autoren und bereits publizierten Vorlagen in den Gattungen Epik, Dramatik und Hörspiel, auf denen die jeweiligen (Dreh-)Bücher der Filmproduktionen basieren – weitere Informationen siehe Thomas Beutelschmidt (Hg.): ‚Audiovisuelle Literatur’. Datenbank der Adaptionen epischer und dramatischer Vorlagen im DDR-Fernsehen. Leipzig 2008 (= MAZ 30).
Nicht aufgeführt sind die veröffentlichten – und damit literarisierten – Szenarien sowie Filmerzählungen, die erst nach oder parallel auf dem Buchmarkt erschienen und deshalb nicht als Literaturvorlage gelten können; ebenfalls nicht vermerkt sind die Komponisten und Librettisten der Opern- bzw. der Ballettadaptionen.

Spalten J bzw. K – Regie bzw. Vorname:
Angegeben sind die jeweils federführenden Fernseh- oder DEFA-Regisseure/-innen des entsprechenden Beitrages, wobei die Nachnamen unter „Regie“ stehen.

Spalten L bzw. M – Regieassistenz bzw. Vorname:
Angegeben sind die jeweiligen RegieassistentInnen des entsprechenden Beitrages, wobei die Nachnamen unter „Regieassistenz“ stehen.

Spalte N – Bemerkungen:
Hier werden Hinweise zu Sonderfällen gegeben wie z.B. die Teilfilmproduktion für das Fernsehspiel Nackt unter Wölfen, das der DFF als Eigen- und nicht als Auftragsproduktion führte.

Nutzung des Bestandes

Informationen zu den überlieferten Beständen bzw. die Nutzungs- und Verwertungsrechte sind einzuholen über das Deutsche Rundfunkarchiv - Standort Babelsberg:
DRA
Marlene-Dietrich-Allee 20
14482 Potsdam-Babelsberg
Tel.: (0331) 58 12-0
E-Mail: sekretariat@dra.de

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Der Band "Kooperation oder Konkurrenz? Das Verhältnis zwischen Film und Fernsehen in der DDR" von Thomas Beutelschmidt rekonstruiert die Entwicklung der Beziehungen zwischen beiden Institutionen.

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