25 Jahre Mauer
21:01 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1990
- Film/Video Format
- Betacam SP
- Other Title
- Kranzniederlegung am Peter Fechter Mahnmal
Film Crew
- Camera
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- Helga Behr-Schurter
- Sound
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- Thomas Schmidt
- Content Editing
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- Ulfert Engelkes
- Person, Primary
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- Tino Schwierzina
- Ruth Fechter
- Erich Pätzold
- Person, Secondary
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- Peter Fechter
Short Summary (German)
Dieses Material beschäftigt sich mit dem Thema "25 Jahre Mauer" und zeigt eine Gedenkveranstaltung, die an die Maueropfer und insbesondere an Peter Fechter erinnern soll. Es sind Bilder von der Kranzniederlegung sowie Ansprachen von Erich Pätzold und Tino Schwierzina zu sehen. Der letzte Teil zeigt Bilder von der Friedrichtstraße, vom Checkpoint Charlie sowie Außenaufnahmen vom Rathaus Schöneberg.
Summary
Peter Fechter Gedenkstelle T (Zimmerstraße) ; Kranz GA vom Regierenden Bürgermeister; Schwenk auf Absperrung mit Zuschauern und Presse; Presse/Kamerateams hinter schwarzem Absperrband, Schwenk auf Kränze; Ausschnitt Holzkreuz mit Stacheldraht; Abwärtsschwenk auf Kränze unter Kreuz; Holzkreuz mit Blumen, Kränze angeschnitten; Presse seitlich; junge Männer tragen Blumenkranz zum Kreuz; Kranzniederlegung, Männer legen Kranz ab, zwei Herren im Anzug sind behilflich; Ansprache/Rede Pätzold;
Pätzold OT: "Meine sehr verehrten Damen und Herren, sehr geehrte Frau Fechter, die Mauer ist gefallen, fast dreißig Jahre haben wir warten müssen, bis wir diesen einfachen Satz sagen konnten. Die Menschen können heute wieder ohne Gefahr für Leib und Leben, von einen Teil Berlins in den anderen gelangen. Wir alle wissen es, wir alle freuen uns darüber. Bei aller Freude dürfen wir aber die Vergangenheit nicht vergessen. Wir müssen uns heute und auch in Zukunft an die vielen Menschen erinnern, die durch die Mauer und an der Mauer gelitten haben, verletzt oder sogar getötet worden sind. Der damals 18 Jahre alte Ost-Berliner Arbeiter Peter Fechter ist einer der vielen Toten, an die wir weiter denken werden. Am Freitag, den 17. August 1962 kurz nach 14 Uhr, versuchte Peter Fechter gemeinsam mit einem gleichaltrigen Freund hier an der Zimmerstraße über die Mauer in den Westen zu gelangen. Beide schafften es über die doppelte Stacheldrahtsperre, nur einer schaffte es auch über die Mauer. Peter Fechter nicht. Er wurde von mehreren Kugeln getroffen, fiel wieder von der Mauer, verblutete schließlich. Die Grenzer ließen ihn fast eine Stunde liegen ohne zu helfen. Willy Brandt, damals regierender Bürgermeister von Berlin, sagte zum Tod Peter Fechters `Niemand soll sich darüber im Unklaren sein, dass es Grenzen dessen gibt, was wir zu ertragen vermögen.´ Wir trauern heute um Peter Fechter und um die vielen anderen Opfer der Mauer. Seit dem 09. November 1989 müssen wir weder mit dem Schießbefehl noch mit der Mauer länger leben. Das soll auch so bleiben. Es ist schön zu sehen, wie schnell die Mauer aus dem Stadtbild verschwindet. Die offene Wunde schließt sich bereits, eine Narbe aber wird immer bleiben. Die Mauer darf auch nicht völlig verschwinden, ein Rest wird weiter gebraucht, aber anders als zuvor. Ein Rest wird als Mahnmal gebraucht, damit wir nicht vergessen, was hier geschehen ist, damit niemand vergisst, was hier geschehen ist.";
Rede/Ansprache Schwierzina; Schwierzina OT: "Verehrte Angehörige, sehr verehrte Damen und Herren, liebe Berlinerinnen und Berliner. An keinem anderen Ort Deutschlands treffen Geschichte, Gegenwart und Zukunft so unmittelbar zusammen wie hier in Berlin. Hier, wo Peter Fechter starb, wird uns besonders bewusst, wie viel Leid die Mauer verursacht hat. Die Verantwortung für den Tod von Peter Fechter und vieler anderer Menschen, tragen die heute noch lebenden Menschen. Menschen, die aber vielleicht nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden können, weil ihr Gesundheits- und Geisteszustand dies möglicherweise nicht mehr erlaubt. Die Mauer hat sich als ebenso hinfällig erwiesen, wie all jene, die ihr noch vor Jahresfrist hundert weitere Jahre prophezeiten. Diese Mauer wurde fast dreißig Jahre lang nicht nur durch Beton und Eisen zusammen gehalten. Sie stand auch so lange, weil viele versagt haben, die in der DDR (Deutsche Demokratische Republik) Verantwortung trugen. Jede politische Führungsschicht, die wir im vorigen Jahr verjagt haben. Jede Richter und Staatsanwälte, die das Recht vergewaltigten. Jeder Verwalter einer Kommandowirtschaft, die unsere Wirtschaft ruinierte, vor allem auch jene Bürokraten, die immer dann, wenn sie von `unseren Menschen´ sprachen, wirklich meinten, diese wären ihr Eigentum über das sie nach Gutdünken verfügen könnten.
Letzten Endes aber muss sich jeder von uns fragen inwieweit er nicht mit zum Erhalt dieser Mauer beigetragen hat. Durch Ja sagen, durch Schweigen, durch nicht Nein sagen. Ich will hier nicht Schuldzuweisungen, ich will hier etwas deutlich machen. Mauern entstehen langsam, Stein für Stein und es dauert lange, die Folgen von Mauern zu überwinden, aber langsam verschwinden Mauern wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Art, Mauern des Hasses und der Gleichgültigkeit, Mauern des Vorteils und der Bevormundung. Nachdem die Mauer dieser Stadt gefallen ist, geht es nun darum, auch die Mauern in den Köpfen einzureißen. Erst dann kann auch wieder zusammenwachsen, was zusammen gehört. Wer wirklich will, dass diese Stadt, dass dieses Land wieder zusammenwächst, muss bereit sein umzudenken und auch umzuverteilen. Es darf keinen Egoismus geben, es darf keine Mentalität des Abschottens geben, denn die Opfer der Mauer und ihrer Erbauer aber waren letzten Endes alle Menschen in der DDR (Deutsche Demokratische Republik), die jahrzehnte lang um ihre Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten betrogen worden sind. Jetzt nachdem die Mauer zum Einsturz gebracht wurde, müssen wir alle gemeinsam darauf achten, dass die Menschen in der DDR (Deutsche Demokratische Republik) nicht auch noch die wirtschaftlichen und sozialen Opfer ihrer Beseitigung werden. Die Lasten der Vereinigung dürfen nicht auf die schwächsten Schultern zuerst verteilt werden. Nicht nur an der Mauer, sondern auch hinter der Mauer ist Schlimmes geschehen. Die Situation der DDR (Deutsche Demokratische Republik) zeigt dies immer deutlicher. Wir hinter der fast verschwundenen Mauer brauchen schnelle und wirkungsvolle Hilfe. Unsere katastrophale wirtschaftliche und soziale Situation hat eine wesentliche Ursache darin, dass wir durch die Mauer jahrezehnte lang abgeschottet waren und auch darin, dass im Schatten der Mauer bei uns eine unvorstellbare Misswirtschaft betrieben wurde. Es sind Wunden geschlagen worden, die es jetzt zu heilen gilt. Auch dies wird nur langsam möglich sein. Diese Wunden werden aber um so rascher heilen, je entschlossener und je rascher Hilfe kommt. Die Aufgaben sind riesig. Wir müssen sanieren und wieder aufbauen, aus eigener Kraft können wir dies nicht ganz schaffen. Nach dem Fall der Mauer muss jetzt die Hilfe kommen, eine Hilfe ohne Eigennutz. Hilfe, die an die Zukunft denkt, Hilfe, die auch dazu beiträgt möglichst rasch die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse in ganz Deutschland herzustellen. Das ist die Botschaft dieses 13. August, den wir erstmals gemeinsam als Gedenktag begehen können.";
weitere Kränze werden am Kreuz niedergelegt; Aufwärtsschwenk auf oberen Teil des Holzkreuzes; Männer legen Kranz nieder; Zoom auf Blumenkranz; weitere Kränze werden niedergelegt; Schwenk auf Blumenkränze unter Kreuz; Aufwärtsschwenk auf Holzkreuz; Schwierzina; Pätzold; ? und Frauen stehen vor Kreuz; Presse und Zuschauer; Ruth Fechter im Gespräch mit Pätzold ; Frau Fechter im Gespräch mit Schwierzina; Zoom auf Frau P; Pätzold im Gespräch mit Frau; Ausschnitt Informationsblatt GA bezüglich Peter Fechter mit Foto (an Holzkreuz befestigt), Grashalm im VG; Aufzieher auf Holzkreuz, Froschperspektive; Zoom auf Informationsblatt bezüglich Peter Fechter auf Holzkreuz; Aufzieher auf Holzkreuz mit Blumen im VG; Zoom auf Foto von Peter Fechter; Blumenkranz GA; Schwenk über Kränze; Mann und Frau OH im Gespräch, betrachten vermutlich Kränze (NiB); Blick auf Zimmerstraße mit Polizisten und Zuschauern; Aufzieher auf Zimmerstraße; Menschen am ehemaligen Mauerstreifen; Aufzieher auf Mauerstreifen; Hinweisschild zum Verlassen des amerikanischen Sektors GA mit Schriftzug "You are leaving the american sector" sowie Schriftzug auf Russisch, Französisch und Deutsch, Straßenschild "Zimmerstraße" im VG; Aufzieher auf Friedrichstraße; Zoom auf Sektorenschild; Aufzieher auf Friedrichstraße; Zoom auf Sektorenschild; Abwärtsschwenk auf Menschen vor Sektorenschild; Aufwärtsschwenk auf Sektorenschild; Abwärtsschwenk auf Menschen/Touristen vor Sektorenschild; Schwenk auf Straße; Froschperspektive Checkpoint Charly, Blick auf Friedrichstraße mit Schranken und ehemaligen Grenzübergang;
Rathaus Schöneberg T, leicht seitlich; Turmspitze Rathaus Schöneberg GA mit wehender Berlin-Fahne; Aufzieher auf Rathaus Schöneberg T, leicht seitlich; Zoom auf Turmspitze Rathaus Schöneberg GA mit wehender Berlin-Fahne; Aufzieher auf Rathaus Schöneberg T, leicht seitlich; Zoom auf Eingang zum Rathaus, Ampel im VG; Aufzieher auf Rathaus Schöneberg T, leicht seitlich; Zoom auf Eingang Rathaus Schöneberg; Steinskulpturen/Statuen am Rathaus Schöneberg; Aufzieher auf Rathaus Schöneberg T, leicht seitlich; Zoom auf Steinskulpturen/Statuen am Rathaus Schöneberg