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Am Fluss

Director: Volker Koepp, 34 Min., Color, Documentary
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1978

Film/Video Format
35 mm
Length in m
938
Other Title
Landschaften 3; Landschaften III
Release Date (for Cinema)

Film Crew

Director
  • Volker Koepp
Script
  • Volker Koepp
  • Christian Lehmann
Camera
  • Christian Lehmann
Film Editing
  • Barbara Masanetz-Mechelk (geb. Kunow, auch Kunow-Masanetz)
Assistant Camera
  • Michael Loewenberg
  • Thomas Litschew
  • Dieter Maurer
Script Editing
  • Wolfgang Geier
Music
  • Rainer Böhm
Sound
  • Ulrich Fengler
  • Otto Koch
  • Peter Pflughaupt
  • Dieter Jäger
  • Hans-Jürgen Mittag (Tonmischung)
Production Management
  • Bernd Petersen
Interview
  • Volker Koepp
Text
  • Volker Koepp
  • Johannes Bobrowski (Gedicht "Absage")
Design
  • Bernd Merten (Titel-Grafik)
DEFA Photography
  • Michael Loewenberg
Narrator
  • Rolf Hoppe (Kommentar)
Person, Primary
  • Fritz Hans
  • Albert Mickley
  • Ottmar Krause
  • Hildegard Baumann

Short Summary (German)

Für seinen dritten Landschaftsfilm begab sich Volker Koepp an das Oderbruch, genauer in die Gegend von Kienitz. Hier traf er Fritz, den Bauern sowie Albert, den Dachdecker und Fährmeister, der seit 1927 in Kienitz lebt. Es ist eine friedliche Szenerie, wenn wir Fritz beim Schärfen seiner Sense beobachten oder Albert beim Angeln "kapitaler Hechte", doch erzählt der Film auch die lange Geschichte der deutschen Schuld im europäischen Osten. Im Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee in Kienitz den ersten Brückenkopf über die Oder errichtet und allein bis April 1945 sollten hier mehr als 30.000 sowjetische Soldaten sterben.

So ist der Film nicht nur die Begegnung mit einer Landschaft, sondern auch die Erzählung leidvoller Erinnerungen und gelebter Geschichte.

Summary

0:00:00

Kameraschwenk von über Felder und Wiesen der Landschaft vom Oderbruch (halbtotal). Umschnitt auf den erzählenden Fritz Hans mit weißen Papierblättern und aufgeklebten Blättern (halbnah) (O-Ton) "Rubus caesius (Kratzbeere) als Sammelart, aber denn die Unterart die ist noch fraglich. Und dann, dies ist auch hier, kommt im Urwald häufig im Schlamm vor, Eleocharis acicularis, Nadelsumpfbinse weil die Blätter sehr spitz sind. Hier ist Farn Veronica Triphylla, eine Mastform, die kommt sonst, die ist sonst viel schwächer entwickelt". Umschnitt auf den Filmtitel "Am Fluss". DEFA-Studio für Dokumentarfilme DDR 1978. Umschnitt

0:01:35

Fahraufnahme auf der Oder mit Blick auf Häuser in Ufernähe (halbtotal). Umschnitt. Fahraufnahme auf der Oder mit Blick auf die Dämme in Ufernähe (halbtotal). Fahraufnahme auf dem Fluss mit Blick auf ein beladenes Frachtschiff (halbtotal). Umschnitt auf den Bug des Frachtschiffes "EM-5225" (halbtotal). Fahraufnahmen auf der Oder (halbtotal). Umschnitt auf Albert Micklei mit Angel an der Oder (halbnah) (O-Ton) "Ich bin hier vor 50 Jahren nach Kienitz gekommen und habe hier die Tochter vom ... geheiratet, und seitdem habe ich schon ganz kapitale Hechte hier in der Oder gefangen. Ich bin 1927 hierher gekommen, ja". Umschnitt. Kameraschwenk über die Nebenläufe an der Oder und die landwirtschaftlich genutzten Flächen auf dem Oderbruch (halbtotal). Umschnitt auf Erntefahrzeuge auf den Feldern (halbtotal). Umschnitt auf den Traktoristen der "LPG Groß Neuendorf" Ottmar Krause (halbnah) (O-Ton) "Also bei uns hier kommen die meisten aus dem Raum Frankfurt...Metallarbeiter und alles, war ein paar Jahre bei der Armee gewesen, das war aber nichts...(Frage aus dem Off: Was sagen Sie, warum gehen die weg?)...Ist mehr los da, angeblich mehr los in der Stadt, mehr Trubel...(Umschnitt auf Ottmar Krause)...das Dorf hier ist klein...". Umschnitt auf die fahrenden Landmaschinen auf den Feldern (halbtotal). Umschnitt

0:04:30

Blick auf Fritz Hans beim Schärfen seiner Sense auf der Dorfstraße (halbtotal). Kameraschwenk über Fritz Hans beim Schneiden der Gräser an Straßenrand (halbtotal). Umschnitt auf Hans mit der Sense (halbnah). Hans unterbricht die Sensenarbeit und schaut lächelnd in die Kamera (halbnah). Umschnitt auf Hans neben frisch gepflanzten jungen Bäumen auf dem Feld (halbtotal) (O-Ton) "Ich pflanze nun überall junge Bäume hin soweit irgendwie noch Platz ist, und wo nie niemand etwas dagegen einzuwenden haben könnte...(Blick von oben über die Felder)...Und hier war noch Platz, da habe ich mir eben die Linden hingepflanzt, sind Winterlinden. Die Winterlinde gibt mehr Honig als die Sommerlinde und wächst auch mit der Krone mehr nach oben, die Sommerlinde dagegen wächst in die Breite". Umschnitt

0:05:35

Blick von oben über die Landschaft des Oderbruch (halbtotal). Umschnitt. Schwenk über eine Ziegelsteinmauer des Kriegerdenkmales in Bad Freienwalde mit eingeritzten Namen und Symbolen (halbnah) Sprecher: "Auf diesem Stück Landschaft, 6 Meilen lang, kaum 2 breit, starben im letzten Weltkrieg 30.000 sowjetische Soldaten, und wie viel Deutsche? Stromlandschaft in Kriegsnähe, unvergessenes, hier mehr als anderswo...(Umschnitt auf den Aussichtsturm)....Die lange Geschichte der deutschen Schuld im europäischen Osten...(Kameraschwenk von oben über die Aussichtsplattform des Rundturmes)...thüringische Herzöge und polnische Könige kämpften hier gegeneinander...(Blick von unten auf den Aussichtsturm auf dem Galgenberg bei Bad Freienwalde)...gib Buße oder der Tod. Deutsche Dampfschiffer, die polnischen Flößer und die Habseligkeiten weg schwemmten, aus Spaß...(Kameragang an den beschrifteten Ziegelsteinen vorbei)...Erinnerungen die nicht mit dem Fluss davongehen". Umschnitt auf die Gedenktafel am dem Kriegerdenkmal "Den Heldentod für König und Vaterland starben" (halbnah). Kameraschwenk über die Namen an der Gedenktafel (halbnah). Umschnitt auf einen Gedenkstein (halbtotal). Umschnitt

0:07:00

Blick auf eine Hauswand mit Kriegsspuren (halbtotal). Umschnitt auf die Kirche von Kienitz (halbtotal). Kameraschwenk von der Kirche über Wiesen und Dorfhäuser (halbtotal). Sprecher: "Am 31. Januar 1945 bildeten hier bei Kienitz 1.500 sowjetische Soldaten den 1. Brückenkopf diesseits der Oder, 3 Monate ist Front hier. Hier waren Soldaten die wenig später auf dem Berliner Reichstag die Rote Fahne steckten...(Zoom auf ein verlassenes Haus)...Geschichtenwende. Das erste Haus auf dem Boden der DDR das sowjetische Truppen erreichten war das Fährhaus der Mikleis". Zoom auf das Ehepaar Micklei ihrem Garten (halbnah) (O-Ton) Ehefrau: "Die Rote Armee, ne..." Albert Micklei: "Ach, da sind doch noch Flüchtlinge rüber gekommen, die haben dann...". Ehefrau: "Ne, einer, der wollte zum Bürgermeister und hat gefragt wo der Bürgermeister ist. Ich habe gesagt, und was wollen sie von dem? Na, ich komme von Landsberg und will nach Berlin. Ja, was wollen sie in Berlin? Na ja, die Russen sind hinter mir". Ich hab gesagt, sie haben doch nen Vogel. Dann sagt er, bis spätestens halb neun sind sie da. Tatsächlich". Ehemann: "Stimmt, um neune waren sie hier". Ehefrau: "Na, so schnelle bin ich mein Leben noch nie aufgestanden an dem Tag. Raus und dann kamen sie mir schon entgegen. Na, sagt er, wie weit Berlin? Ich sage, Mensch, 100 Kilometer. Er, wir wollen Berlin, wir machen euch nichts kaputt. Na, sage ich, ich glaube euch nicht viel, und denn kamen die Flieger. Wenn die sie hätten durchgelassen und die Flieger wären nicht gekommen, was meinen sie, die wären doch durchgezogen ohne was kaputt zu machen". Umschnitt

0:08:25

Blick auf die Oder (halbtotal). Sprecher: "Der Krieg, die Naziflieger bombardierten den Kienitzer Brückenkopf der Sowjetarmee und auch die deutschen Leute…(Blick auf eine Fähre)…Gefangenschaft für Albert Micklei. Auch der Sohn, 16jährig, muß für 5 Jahre ins Dornitzbecken....(Kameraschwenk über die Fähre auf der Oder)...Der Krieg hinterließ nicht nur zerstörte Häuser, auch Schuld. Albert verliert seine Fähre über die Oder, denn da wird Polen sein. Unerreichbares Ufer für lange". Umschnitt auf das Ehepaar Micklei (halbnah) (O-Ton) Albert: "Sa sind unsere Bürger hier alle aus Kienitz geflüchtet zum Hafen und rauf auf den Kähnen, und die haben Schutz gesucht, dummerweise Schutz gesucht, denn Kähne auf dem Hafen die bieten ja keinen Schutz. Da sind sehr, sehr viele Menschen kaputt gegangen. Wie ich aus Gefangenschaft kam, da wurden die Kähne dann noch gehoben und da haben wir dann gefunden 9 Personen, 8 Personen, 6 Personen, Leichen dann nicht wahr, die all den Kähnen geflüchtet waren um Schutz zu suchen, und die Flieger haben dann die Kähne bombardiert und die sind dann untergegangen hier im Hafen. Das hat noch lange gedauert eh diese ganzen Kähne alle gehoben worden sind dann". Umschnitt

0:09:30

Kameraschwenk über Näherinnen an ihren Maschinen in der Schuhfabrik Goldpunkt (halbtotal). Umschnitt auf eine Näherin mit Lederstücken an der Maschine (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf eine Näherin an einer Spezialmaschine (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf junge Frauen vor einem Haus in Kienitz (halbnah) (O-Ton) "Zehnte Klasse raus, dann sind wir nach Weißenfels gegangen und haben da Schule abgeschlossen, sind dann in die Lehre gegangen, ein halbes Jahr praktisch, und jetzt haben wir ausgelernt seit 4 Wochen". Frage aus dem Off: "Etwas Außergewöhnliches gibt es doch nicht hier, oder". Näherinnen (halbnah) (O-Ton) "Wo soll man hier hin? Es gibt doch keine Möglichkeiten...einzig auf der LPG noch". Frage aus dem Off: "Was macht ihr denn so wenn ihr nicht arbeitet"? Eine Näherin (halbnah) (O-Ton) "Ja, tanzen gehen, baden...im Winter kann man Garnichts machen...Schlitten fahren, Schlittschuh laufen...Kino gehen...mit dem Freund schmusen...Familie und Garten, alles sowas...Haus. Sie heiratet bald, sie kommt in den Ehestand". Frage einer Näherin an die Kollegin: "Was machst Du den Abends immer? Erzähl doch mal". Die angehende Ehefrau: "Gurken und Kartoffeln harken". "Kegeln gehen wir auch, Eis essen, wat noch"? Umschnitt

0:12:10

Blick auf zwei Näherinnen bei Arbeiten auf dem Feld (halbnah). Kameraschwenk von den beiden auf die anderen Kolleginnen auf dem Feld (halbtotal). Umschnitt auf die dunklen Wolken über dem Feld (halbtotal). Blick auf die Frauen während den dunklen und stürmischen Wetters auf dem Feld (halbtotal) Sprecher: "Manchmal ist es noch so dass die Mädchen aus der Schuhfabrik noch auf dem Feld sind". Umschnitt auf die fröstelnden Mädchen auf dem Feld (halbnah). Umschnitt auf die vor dem Regen weg laufenden Mädchen auf dem Feld (halbtotal). Umschnitt auf den erzählenden Albert Micklei in seinem Wohnzimmer (halbnah) (O-Ton) "Nun ist es mir auch mal gelungen 69 Bürger im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes, das heißt von Haus zu Haus habe ich die Leute angesprochen und habe sie auf die Beine gebracht, das wird wohl nie wieder sein". Frage aus dem off: "Die haben nicht so richtige Lust gehabt"? Albert Micklei "Na ja, man muß sie eben persönlich ansprechen, nicht wahr, zum Beispiel, Nachbarschaftshilfe, das hatte ich ja hier schon geteilt, für gute Nachbarschaftshilfe da bin ich ausgezeichnet worden. In der Zivilverteidigung habe ich eine Auszeichnung bekommen, auch eine Prämie hing daran, meine Herren, eine Prämie hing daran, jawohl. Soll ich sagen wie viel? Nein, das interessiert nicht...(Im Off: "Was hast Du damit gemacht? Hast Du Schnaps gekauft"?)...Nein, um Himmels Willen, ich lege doch nicht in Schnaps etwas an, nein, nein, in meine Hobbys, und außerdem habe noch meine Frau, meine Ehehälfte hat was abbekommen, meiner Schwiegertochter habe ich was geschenkt, und meinem Enkelkind habe ich was geschenkt. Na, so ist das aufgeteilt, und einen Fünfziger habe ich dann für mich behalten, ja, so wird das gemacht". Umschnitt

0:14:00

Zoom auf einen Vogelkopf aus einem gedrehten Baumast im Garten von Albert Micklei (halbnah). Umschnitt auf den spielenden Albert am Klavier (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf ein Gartenhäuschen (halbtotal). Umschnitt auf eine Putte im Garten (halbnah). Umschnitt auf ein Rebhuhn im Garten (halbnah). Umschnitt auf einen Pavillon im Garten (halbtotal). Umschnitt auf eine weiße Taube auf einem Baum (halbnah). Kameraschwenk über andere weiße Tauben (halbnah). Umschnitt auf das Ehepaar Micklei am Fenster ihres Hauses (halbtotal). Umschnitt auf den Innenhof auf dem Grundstück (halbtotal). Umschnitt auf Albert Micklei im Wohnzimmer (halbnah) (O-Ton) "Nun, wie soll man leben? Vernünftig, wie es sich gehört. Nicht zu viel und nicht zu wenig essen, nicht zu viel und nicht zu wenig trinken, vor allen Dingen soll man pünktlich seine Arbeit verrichten, das ist sehr wichtig. Der Wohlstand hat ein hohes Niveau, auch wir haben schon wieder Leute, oder noch, mit kapitalistischen Manieren". Umschnitt

0:16:00

Blick über das Feld auf die dunklen Regenwolken bei kräftigem Wind (halbtotal). Umschnitt auf Boote am Ufer der Oder (halbtotal). Blick auf das aufgewühlte Wasser der Oder bei Sturm und Regen (halbtotal). Umschnitt auf den fallenden Regen im Ort Kienitz (halbtotal). Umschnitt. Kameraschwenk über zwei winkende Näherinnen auf der Landstraße bei Regen (halbtotal). Umschnitt auf die Felder in der Oderbruch bei Sonnenschein (halbtotal). Kameraschwenk über die Landschaft (halbtotal). Umschnitt auf den Traktoristen Ottmar Krause mit seinem Bruder vor dem Haus der Großmutter Hildegard Baumann (halbtotal). Umschnitt. Kameraschwenk über die maroden Gebäude der Großmutter (halbtotal). Umschnitt auf Großmutter Hildegard Baumann neben Ottmar Krause mit seiner Freundin (halbnah) (O-Ton) Freundin: "Ich bin Elektronik-Facharbeiterin...ich komme immer am Wochenende hierher...ich bleibe in Frankfurt". Blick auf den maroden Eingangsbereich des Hauses (halbtotal). Umschnitt auf Ottmar Krause (halbnah) (O-Ton) "Ja, hier im Dorf, hat auch gute Seiten. Kennst jeden, verstehst dich mit den meisten einigermaßen gut, na, und die schlechten Seiten ist erst einmal die Wohnung, Wohnverhältnisse die lassen ganz schön zu wünschen übrig...der Komfort fehlt hier draußen. Wir wollen weg von hier...aber aus dem Dorf selbst weg will ich nicht, um Gottes Willen". Umschnitt

0:19:15

Blick auf 3 Radfahrer auf einem Feldweg (halbtotal). Kameraschwenk über die Radfahrer (halbnah). Blick auf das Eintreffen der Radfahrer vor dem Haus der Großmutter von Ottmar (halbtotal). Die Jugendlichen begrüßen sich an der Terrasse (halbtotal). Umschnitt auf die Großmutter Hildegard Baumann (halbnah) (O-Ton) "Früher wurde man erst mit 21 Jahren Großjährig, vordem durfte keiner heiraten. Bin ich 21, dann habe ich geheiratet hier drüben in die Wirtschaft rein. Dann kam der Krieg, mein Mann war 7 Jahre weg, die Wirtschaft wurde vernichtet im Krieg...(Kameraschwenk über die Oderbruch-Landschaft)...1947 kam das Hochwasser, war hier alles versoffen. Wir sind nur mit dem Kahn gefahren, war alles weg. Eisenbahnstrecke war weggespült, dann haben wir wieder angefangen von vorne aufzubauen, das war das zweite Mal, und dann haben wir uns hochgerappelt. Umschnitt auf Ottmar Krause (halbnah). Frage aus dem Off: "Und Du lebst mit Deinem Bruder und Deiner Großmutter zusammen. Wie hat sich das so ergeben"? Ottmar (O-Ton) "Ja, meine Eltern waren damals geschieden und wir haben uns unten in Sachsen gewohnt, Grimma, und meine Mutter dann hier hoch gezogen weil die ganze Verwandtschaft, die ganzen Geschwister sind alle hier in Ortwig, da sind wir auch hier hochgezogen. Na ja, und dann haben wir 1 1/2 bis 2 Jahre hier gewohnt und dann ist sie gestorben, und die beiden ältesten Geschwister und die jüngeren die hat mein Vater dann geholt, und mein Bruder und ich wir sollten dann in ein Kinderheim stecken, das hat meine Oma nicht gefallen und dann hat sie gesagt wir können hier bleiben...(Frage aus dem Off: "Versteht ihr euch gut mit eurer Oma"?)...Ja". Umschnitt

0:21:45

Blick auf eine speisende Jugendrunde im Garten von Ottmars Großmutter (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt. Blick über die Oder auf Wiesen mit Pferden (halbtotal). Umschnitt auf Fritz Hans mit einer Harke in der Hand (halbnah) (O-Ton) "Wir sind zu der Bodenreform, habe ich hier gesiedelt, wir sind sonst von drüben, von jetzt polnischen Bärwalde, jetzt heißt es Mieszkowice, das ist gar nicht weit hier drüben, ungefähr neun Kilometer von jenseits hier Richtung Osten, von hier aus...hatte einen Bauernhof, hatte zum großen Teil Sandboden, bisschen Ödland gehört auch dazu...(Zoom auf den erzählenden Fritz Hans)...das habe ich aufgeforstet im Ganzen, dann auch noch Ackerland im Ganzen, etwa 75 Morgen, also so 18 Hektar, und nachdem ich es jetzt gesehen habe ein paar Mal in den letzten Jahren, da tut es mir nicht leid. Es ist immerhin eine Bereicherung der Landschaft geworden und der polnische Förster hat zugepflanzt, noch abgerundet, Flächen die ich mir aufzuforsten auch noch vorgenommen hatte, das hat er weiter gemacht". Umschnitt

0:23:50

Blick über einen Grenzstein und den Fluss auf die polnische Seite der Oder (halbtotal). Sprecher: "Die polnische Seite der Oder, langsam wurde sie neue Heimat. Die lange Geschichte...(Kameraschwenk von oben über die Oder)...und viele Deutsche starrten über den Fluss und dachten an ihre Kindheit drüben. Das Haus von Fritz Hans wurde zum Wiederaufbau von Warschau verwendet. Bärwalde, Mieszkowice, alte Ortsnamen, Stücke der Landschaft die sich von einem zum anderen Ufer der Oder bewegen. Die Vögel sind dieselben. Die Strömung des Flusses trägt vieles von einem Ufer zum anderen. Eilen wir nicht zu weit...(Blick auf einen Gedenkstein "Stawiajcie Słupy Graniczne nad odra Pkwn 1944")...aber die Zeit der deutschen Dampfschiffe und polnischen Flößer ist vorbei. Aber, eilen wir nicht zu weit voraus...(Blick auf zwei junge Frauen auf einer Bank)...aber es kommen die jungen Menschen". Zoom auf das Gesicht einer jungen Fraue (nah). Umschnitt auf einen jungen Vater mit Kinderwagen (halbtotal). Kameraschwenk vom jungen Vater auf ein Rentnerpaar auf einer Bank (halbtotal). Umschnitt auf einen Platz mit Denkmal und Grünanlage (halbtotal). Umschnitt auf das Gesicht einer jungen Frau (nah). Umschnitt

0:25:15

Blick auf den erzählenden Fritz Hans (halbnah) (O-Ton) "Ich habe zuerst umlernen müssen, hinsichtlich der Bearbeitungsmethoden und so weiter, das ist ja nun klar, der Oderbruch hat seine Besonderheiten, aber war eben notwendig...(Blick auf junge Kiefernpflanzen)...Wir kamen her, 1946 im Januar, da stand der alte Park noch mit großen Eichenbäumen, wunderschön, und der Park, ja, der mußte dann dran glauben. Als das Holz aus den Panzersperren hier verbraucht war, da kam dann der Bürgermeister und hat dann den einzelnen und seinen anderen Einwohnern Bäume zugeteilt, ja, und da mußte auch sogar ein Ginkgobaum dran glauben. Ja nun, wer macht den das, da hat ein Lateiner nicht dran gedacht. Da habe ich erst einmal Linden beschafft und habe von der Gemeinde das Geld auch wiederbekommen. Erst einmal die Linden am Verdunstungsgraben dort, und dann nachher nochmal, habe ich nochmal 200 Linden gekauft, allerdings waren die noch keine Straßenbäume, ich hab sie auch für Stück 3 Mark gekriegt. Die habe ich dann hier entlang der Straße, der neuen Straße gepflanzt...Es muß ja doch in der Landschaft wieder Bäume geben, man möchte doch nicht in einer kahlen Landschaft leben, die Meinung besteht ganz allgemein". Umschnitt

0:26:45

Blick auf den angelnden Albert Micklei an der Oder (halbtotal). Zoom auf Albert (halbnah) (O-Ton) "Beißen nicht, die beißen nicht die Fische. Ich müßte schon längst einen haben, wenn einer da ist beißt er auch gleich an, ein Hecht natürlich. Wir angeln nach Hechten, wissen Sie? Das ist meine Spezialität hier. Nun möchte Sie gerne sehen wenn so einer dran beißt, was. Das möchten Sie gerne sehen, ja, ich möchte es auch. Ich würde mich auch freuen wenn mal einer beißt". Umschnitt auf die lachende Näherinnen-Gruppe vor dem Haus mit Schild "MTS Kienitz" (halbtotal) (O-Ton). Sprecher: "Hildegard aus der Schuhfabrik hat geheiratet". Umschnitt auf das Brautpaar (halbnah) (O-Ton) Ehemann "Bleibt dabei alles, aber ist doch besser wenn man verheiratet ist". Frage aus dem Off: "Und wo zieht ihr jetzt hin, bleibt ihr hier wohnen, oder wo wollt ihr ne Wohnung haben"? Ehemann (halbnah) (O-Ton) "Ja, eigentlich hier in Kienitz, im Dorf bleiben, nicht in der Stadt. Die Stadt ist uns nichts, wir wohnen lieber auf dem Dorf, das ist besser, nicht so laut". Umschnitt

0:28:10

Blick auf den Klavier spielenden Albert Micklei (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf das junge Brautpaar bei ihrem Fototermin (halbtotal). Umschnitt auf den angelnden Albert (halbnah) (O-Ton) "Und dann waren die Dachdeckerarbeiten ausgeschrieben in der Zeitung, ich habe mich drum beworben und habe den Auftrag bekommen, und oben von dem Hotel konnte ich auf den Hof sehen und da habe ich nun meine Frau entdeckt, eine pechschwarze und das hat mich ganz besonders gereizt, und, na ja, und dann habe ich mich eben angenähert und es ist auch was geworden...(Kameraschwenk über die Landschaft des Oderbruchs)...Ja, da sind wir immer, meine Frau und ich, wir sind dann mit der Fähre auf der halben Oder mitgefahren, und dann sind wir rein gesprungen. Da hatten wir noch 3 Hunde, weiße Hunde, und dann sind wir mitten in der Oder runter geschwommen bis Groß Neuendorf, spazieren geschwommen. Ja, das sind so alles Erinnerungen, das kann ich nun heute, das ist vorbei, das würde ich heute nicht mehr tun. Ich bin über die Oder hin und her, hin und her, also was heute nun Polen ist da drüben, hinüber und herüber geschwommen, mit meine Frau und meinen Hunden, das sah ganz putzig aus". Umschnitt

0:29:45

Blick auf die fahrenden Erntemaschinen auf dem Feld (halbtotal). Möwen, Tauben und Störche begleiten die Erntemaschinen (halbtotal). Umschnitt auf das Ehepaar Micklei vor einem Landschaftsgemälde in ihrem Wohnzimmer (halbnah) (O-Ton) Ehefrau "Wie unser Leben war? Unser Leben war brillant von uns beide, ha, ha, ha...". Albert äußert sich dazu "Ja, natürlich, wir sind 50 Jahre verheiratet, nicht wahr, das hat immer alles gut gegangen (na klar) bis auf Kleinigkeiten, also das kommt ja in den besten Familien was vor, ja, das ist ja klar. Aber im großen Ganzen sind wir immer zurechtgekommen". Umschnitt. Kameraschwenk über die gefüllten Anhänger mit Winterfutter hinter den Traktoren (halbtotal). Ein Storch stolziert vor den Traktoren und sucht nach Futter (halbtotal). Umschnitt auf den essenden Ottmar Krause neben seinem Traktor (halbnah). Sprecher: "Brief von Ottmars Großmutter an unseren Drehstab: Vielen Dank für das Telegramm zu meinem Geburtstag...(Kameraschwenk über die Gesichter der in die Kamera lächelnden Landarbeiter und Traktoristen)...Ottmar fährt jetzt alle Tage bis spät den Mähdrescher, Sonntag soll die Ernte beendet sein, dann ist ein großes Fest für alle Traktoristen". Umschnitt auf das Gesicht des Traktoristen Ottmar Krause (halbnah). Umschnitt

0:31:25

Blick über die Oder (halbtotal). Kameraschwenk über die Oder und ihre Nebenarme (halbtotal). Umschnitt auf Albert Micklei vor einem Gartenpavillon (halbtotal). Zoom auf Albert (halbnah). Umschnitt. Kameraschwenk über die Gesichter der Näherinnen aus der Schuhfabrik im Freien (halbnah). Umschnitt auf den sitzenden Fritz Hans vor einer Linde (halbnah). Umschnitt auf das lächelnde Gesicht einer jungen Frau (halbnah). Umschnitt auf eine Fahraufnahme auf der Oder (halbtotal). Sprecher: Der Dichter sagt zu uns: Feuer aus Blut, die Lockung der schöne Mensch, und wie schlaft das Vergangene, Träume auf Flößen hinab auf den Wassern, Segellos in der Strömung. Ich bin ein Mann mit seinem Weib ein Leib, der seine Kinder aufzieht für eine Zeit ohne Angst". Umschnitt auf die Stabangaben: Szenarium Christian Lehmann und Volker Koepp. Dramaturgie Wolfgang Geier. Produktion Bernd Petersen. Ton Ulrich Fengler. Mischton Hans-Jürgen Mittag. Sprecher Rolf Hoppe. Musik Rainer Böhm. Schnitt Barbara Masanetz. Kamera Christian Lehmann. Regie Volker Koepp. Abblendung

0:33:20 ENDE

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