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Katrins Hütte

Director: Joachim Tschirner, 91 Min., Color, Documentary
Bundesrepublik Deutschland (BRD)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme GmbH, 1986 - 1991

Film/Video Format
35 mm
Length in m
2500
Other Title
Katrin 2
English Title
Katrin’s Steelworks; Katrin’s Ironworks

Short Summary (English)

Katrin Hensel, employee at the Maxhütte steelworks in Unterwellenborn and member of the FDJ faction of the GDR parliament, was accompanied by a film crew for four years. Hensel grew up in a small Thuringian village and first visited the Maxhütte steelworks in Unterwellenborn in 1978. It was then, at the age of sixteen, that she began her apprenticeship as a metal-worker. Today she is in charge of the plant’s modern rolling mill. In April 1986, Katrin was elected to the GDR Parliament.

In this long-term observation, Katrin’s life is followed for several years; her professional and private development, sorrows, anxieties, successes and hopes. The period of political reunification in the GDR and its impacts are particularly problematic, both for Katrin and her husband Faiko.

Film Crew

Director
  • Joachim Tschirner
Script
  • Joachim Tschirner
Camera
  • Heinz Richter
  • Rainer Schulz
Film Editing
  • Angela Wendt
Assistant Camera
  • Gerd Jäkel
  • Herbert Hannapp
  • Frank Breßler
  • Erhard Stiefel
  • Ralf Münch
  • Rainer Wittig
Music
  • Vridolin Enxing
Sound
  • Hartmut Haase
  • Dieter Maurer
  • Ulrich Fengler
  • Marco Mundt
Production Management
  • Peter Mansee
  • Marco Mundt
Person, Primary
  • Katrin Hensel
  • Faiko Hensel
Person, Secondary
  • Willi Stoph
  • Erich Honecker
  • Helmut Kohl

Short Summary (German)

Der Farb-Dokumentarfilm ist der vierte Teil aus dem "Maxhütten-Zyklus" und eine Fortsetzung der Geschichte über die Blockwalzerin und Volkskammerabgeordnete Katrin Hensel. Diese Langzeitdokumentation, welche im März 1986 begann, begleitete Katrin bis in das Jahr 1991 hinein, so werden Sorgen, Ängste, Erfolge, Hoffnungen und Enttäuschungen bei ihrer beruflichen und privaten Entwicklung erkennbar. Besonders problematische war für sie und ihren Mann Faiko die Zeit um die politische Wende in der DDR und ihrer Folgen für die Vollbeschäftigung. Zunehmend sichtbar wird der Wandel dieser dynamischen Frau im ewigen Kampf zwischen eigenen Ansprüchen, Aus- und Weiterbildung, Privatleben, Volkskammertätigkeit, politischem Engagement, und dem ernüchternden Erkennen der Tatsachen beim Kampf um den Erhalt des Arbeitsplatzes, dem offenem Mobbing der Kollegen und dem Versagen beim Politikwechsel nach der Wende.

Summary

0:00:00

Fahraufnahme mit der Betriebsbahn auf dem Gelände der Maxhütte (mit Blick nach hinten, halbtotal) (O-Ton). Kommentar: "23. Juni 1991, nach 6 Jahren Filmarbeit verlassen wir die Thüringer Maxhütte ohne Vorstellung über ihr weiteres Schicksal. 6.500 Menschen waren hier noch vor Monaten beschäftigt, zumeist in 4 Schichten. Die ganze Region hatte sich eingestellt auf den vitalen Rhythmus der Hütte, jetzt weiß niemand wie es weiter gehen wird". Fahraufnahme an Röhren, Gebäuden und Übergängen vorbei (halbtotal). Fahraufnahme durch das Menschenleere Hüttengelände (halbtotal). Vorbeifahrt an Waggons mit Alteisen und Abfällen (halbtotal). Titeleinblendung "Katrins Hütte". Umschnitt

0:03:13

1986, März: Katrin Hensel an ihren Arbeitsplatz (halbnah) (O-Ton) "Ich war noch nie vorher in einem Industriebetrieb gewesen, so direkt. Wir sind auf dem Dorf aufgewachsen und da hat man Landwirtschaft gehabt, und das war bei mir wirklich schlimm, ich war noch nie in dieser Gegend gewesen vorher...". Umschnitt, Blick auf die Gebäude der Maxhütte und einem vorbei fahrenden Regionalzug (halbtotal). Kommentar: "Dienstag, 12. März 1986, Katrin Hensel hat Frühschicht, wir drehen unser erstes Gespräch". Katrin (halbnah) (O-Ton) "Diese glühenden Blöcke und diese ausgewalzten Stäbe, das ist für jemand der das 1. Mal hierher kommt erst mal überwältigend, das ist ein Eindruck wo man auch sagt, wenn ich das beherrsche und ich hier drinne bin, das muß was ganz Großes sein, ist es eigentlich auch...". Umschnitt

0:04:53

Historisches Wochenschaumaterial in schwarz-weiß mit Kommentar: "Die Grundlage des wirtschaftlichen Aufbaus, die Stahlproduktion, spielt stets die 1. Rolle in unserer Arbeit. Jeder Erfolg unserer Stahlwerke bringt uns der Erfüllung des Zweijahrplans näher. In der Maxhütte wurde die Produktion von Eisenbahnschienen wieder aufgenommen, 4.500 Meter Schienen können jetzt in einer achtstündigen Schicht hergestellt werden". Schwenk über die Maxhütte in den frühen 50er Jahren (halbtotal). Glühende Eisenbahnschienen werden in vorgegebene Längen geschnitten (halbtotal). Stahlarbeiter prüft die Temperatur des Roheisens (halbnah). Blick auf rotierende Preß- und Streckwalzen (halbnah). Rollgang mit einer glühenden Eisenbahnschiene (halbtotal). Geschnittene Schienen gleiten über den Rollgang (halbtotal). Glühender Stahlblock fällt auf den Rollgang (halbnah). Umschnitt

0:05:46

Farbmaterial aus der heutigen Zeit mit Blick auf den Rollgang (halbtotal). Glühender Stahlblock wird durch den Laufkran durch die Halle transportiert und auf den Rollgang abgelegt (halbtotal). Umschnitt auf Katrin im Leitstand (halbnah) (O-Ton). Katrin bewegt Hebel und Knöpfe und beobachtet die Produktionsabläufe über Monitore und direkt aus dem Fenster (halbnah) (O-Ton) "Rolf, jetzt kommt noch ein Block von der 92 mit 100 Quadrat, das ist der letzte von den dreien die wir vorhin angegeben hatten". Umschnitt. Blick auf einen Hochofen (halbtotal). Greifer senkt sich über der Ofenöffnung und zieht einen glühenden Stahlblock hoch (halbnah). Katrin notiert, delegiert und schaltet an ihrem Arbeitsplatz im Walzwerk (halbnah) (O-Ton) "Heinz...du kriegst jetzt die Nummer 71, eine STR 38-3". Katrin pendelt zwischen Fernschreiber und Gegensprechanlage hin und her (halbnah) (O-Ton). Umschnitt

0:09:11

Blick in die Walzhalle mit elektronischer Anzeigetafel (halbtotal). Glühender Stahlblock schwebt am Kranhaken hängend durch das Bild (halbtotal). Umschnitt auf die erzählende Katrin im Leitstand (halbnah) (O-Toin) "Die Arbeiten haben früher nur Männer gemacht...ich war praktisch die 2. Frau die hier angefangen hat, die erste Jugendliche eigentlich. Es ist immer noch so das mehr Männer als Frauen eingesetzt werden, das die Männer bessere Voraussetzungen mitbringen finde ich aber nicht so, denken können wir doch genauso...". Schwenk von wartenden Arbeitern im Leitstand auf die telefonierende Katrin (halbnah) (O-Ton) "Wo soll ich denn mit dem Eisen hin, die müssen doch verrückt sein, geht heute so gut...". Katrin gibt schnell ein Fernschreiben ein (halbnah). Umschnitt. Blick in den Hüttenbereich zwischen den Gebäuden (halbtotal). Rote Fahne an einem Fenster der Maxhütte (halbnah). Umschnitt auf Katrin im Leitstand bei der Vorbereitung zur Pause (halbnah) (O-Ton). Katrin steckt sich Geld ein und verlässt den Leitstand (halbnah). Umschnitt

0:12:36

Blick auf die Hochhausfassade des Arbeiterwohnheims im Abendlicht (halbtotal). Katrin mit ihrem Mann auf dem Sofa (halbnah), sie erzählt (O-Ton) "Na ja, der Faiko ist zu uns in die Brigade gekommen im Oktober 1984 und man kann sagen nachdem er 14 Tage in der Brigade war da gingen wir schon zusammen...wir hatten uns täglich bei der Arbeit gesehen, hatten auch Gefallen aneinander gefunden, obwohl der Anstoß dazu vom Faiko kam, denn als ich erfahren hatte das er jünger ist hatte ich mich schon zurück gezogen...und schon im Dezember haben wir hier ein Zimmer bekommen. Im März haben wir dann dieses Zimmer zusammen bekommen, mehr erkämpft. Im Januar stand schon fest das wir heiraten würden...das war für alle überraschend, für uns aber nicht". Umschnitt auf den Hausflur im Arbeiterwohnheim (halbtotal). Kommentar: "Das Zimmer im Arbeiterwohnheim ist für 2 1/2 Jahre das Zuhause von Katrin und Faiko, die 12qm müssen reichen für Schrank, Tisch und Sofa. Auch der Küchenherd steht im Zimmer und der Blick aus dem Fenster endet auf den Schlackehalden der Maxhütte...Wer ins Arbeiterwohnheim kommt muß ein Formular ausfüllen und das Haus bis 22 Uhr verlassen". Münzfernsprecher im Flurbereich (halbnah). Blick auf den Angestellten am Schalter der "Reception" mit mehrsprachigen Schild "Ohne Heimausweis kein Zutritt" (halbnah). Umschnitt

0:14:24

Faiko und Katrin auf dem Sofa (halbnah). Frage aus dem Off: "Du sagst es war leichtfertig von Zuhause weg zu gehen, das ist doch eigentlich normal". Katrin (O-Ton) "Es war bei mir so, sie hatten sich alle bei mir Zuhause daran gewöhnt, meine Geschwister und auch mein Vater, das ich eben alles gemacht habe...ich habe immer alles gemacht, das war ganz selbstverständlich...da war eben alles so eingespielt...und dann mit einem Schlag sagen jetzt gehe ich weg, seht selber zu wie ihr zurecht kommt, das hätte man ein bißchen vorbereiten können...dann wäre es für meine Familie auch leichter gewesen". Frage aus dem Off: "Du hast mal gesagt, seit Deinem 12. Lebensjahr hattest Du besondere Verantwortung innerhalb der Familie". Katrin neben ihrem Mann (halbnah) (O-Ton) "Ja, da ist meine Mutter krank geworden, und da ist alles bei dem Mädchen hängen geblieben, die Jungs hatten andere Interessen...irgend jemand mußte es machen, da hab ich den Haushalt geführt. Es nicht alles geklappt von Anfang an, aber mit 16 bis 17 hatte man gar nicht die Interessen wie die Altersgenossen, ich kann mich nicht erinnern das ich mal in einer Disko war oder groß irgendwo hin gegangen bin...". Umschnitt mit langsamen Schwenk von den Fassaden des Arbeiterwohnheimes am Tag bis zu den Schlackehalden der Maxhütte am Horizont (halbtotal). Umschnitt

0:17:07

Frage aus dem Off an Katrin: "Was sind so die wichtigsten Punkte in Deinem Leben"? Katrin schaut lächelnd ihren Mann an und antwortet (halbnah) (O-Ton) "Arbeit, das ist eigentlich das Wichtigste, das was die meiste Zeit einnimmt, und da wir noch in derselben Brigade sind, im gleichen Betrieb, das ist es so das nach der Arbeit hier, mit den Gesprächen die wir hier führen, immer noch um Probleme in der Arbeit geht, speziell jetzt wegen dem Klima in der Brigade. Wir haben uns sogar manchmal laut unterhalten, wenn es mal Meinungsverschiedenheiten gibt, da kann man sogar über Sachen streiten die dann auf der Arbeit passiert sind da geht das noch Zuhause dadrum...und sonst, der Kampf um die Wohnung, das ist wahrscheinlich mit das was uns privat am meisten zur Zeit zu schaffen macht, denn das man auch mal ein bisschen weiter planen will von der Familie her, das ist doch wahrscheinlich klar...". Umschnitt

0:18:18

Blick durch die Glasscheibe des Leitstandes auf die ankommende Katrin zu Beginn der Abendschicht (halbnah). Katrin nimmt sofort per Gegensprechanlage mit der Produktion auf (halbnah) (O-Ton) "Keil, Servus erst einmal, was ist denn mit der Kammer fünf? Kann ich die vier, ist die warm? Na ist gut, dann machen wir mit denen weiter, ja". Rückwärtszoom von der Glasscheibe des Leitstandes (halbtotal). Kommentar: "Im April 1986 beenden wir die 1. Drehperiode in der Maxhütte, zehn Wochen später erfahren wir aus der Zeitung das Katrin Hensel in die Volkskammer der DDR gewählt wurde. Die FDJ-Leitung der Hütte habe sie vorgeschlagen, sagt sie am Telefon, aber sie sah keinen Grund darüber zu reden". Umschnitt

0:19:31

1987, Februar: Fahraufnahme mit dem Reisezug und Blick aus dem Fenster auf die verschneite Landschaft in Thüringen (halbtotal). Katrin im Abteil des Zuges am Fenster (halbnah) (O-Ton). Kommentar: "Februar 1987, seit 6 Jahren versucht der Chef der Walzwerke Katrin zu einem Hochschulstudium zu bewegen, vergeblich, Katrin lehnt immer wieder ab, der Grund ist die kranke Mutter die sie betreut seit sie 12 ist. Jetzt will die Leitung das sie auch ohne Studium in die KFS geht, KFS so nennt jeder hier die kombinierte Formstahlstraße, ein supermodernes Walzwerk das ein deutsch-belgisches Konsortium für 2,5 Milliarden Mark gebaut hat. Doch Katrin will nicht die Arbeit und nicht die Brigade wechseln, wir brauchen keine Planstelle als Ingenieurin, sagt sie, es gibt genügend die dafür studiert haben. Ein Jahr wehrt sie sich gegen die KFS". Umschnitt auf den erzählenden Chef des Walzwerkes in seinem Büro (halbnah) (O-Ton) "Ich hab mich vorgestern mit der Katrin unterhalten, sie möchte sich qualifizieren zum Meister, und ich bin mit ihr so verblieben das sie an der KFS zum Einsatz kommen wird, auf dem Leitstand der KFS...die Katrin besitzt ein sehr gutes Allgemeinwissen, ein sehr gutes fachliches Wissen und ist sehr intelligent. Wir hatten in Vorbereitung der Besetzung der KFS teilweise auch Institute hier gehabt die den Intelligenzgrad und Geschicklichkeit und Reaktionsvermögen geprüft haben...die Katrin hat mit das Beste Ergebnis erreicht was in der DDR jemals geprüft worden ist, so gesehen ist sie eigentlich prädestiniert für so eine Anlage". Umschnitt

0:22:28

Blick auf Reihen von Eisenbahnschienen auf dem Rollgang (halbtotal). Schwenk über eine ankommende glühende Eisenbahnschiene (halbnah). Greifer hält die Schiene fest und eine Stahlsäge trennt das Endstück ab (halbnah) (O-Ton). Blick (von oben) in die Gießanlage für Eisenbahnschienen (halbtotal). Umschnitt in den Leitstand über der Werkhalle (halbnah). Greifer kippt die glühende und gekürzte Schiene um und schiebt sie auf den Rollgang zur Auskühlung (halbtotal). Umschnitt auf den Chef des Walzwerkes im Büro (halbnah) (O-Ton) "Wir haben auf dem Leitstand 3 Ingenieurkader, einer davon ist der so genannte Leitingenieur, und da sind wir der Auffassung das können Frauen sein, und wir trauen der Katrin das zu...ich da keine Bedenken das dort Konflikte entstehen. Katrin hat sich bis heute Bedenkzeit ausgebeten, sie wollte mich heute anrufen...sie wird sich positiv entscheiden". Umschnitt

0:22:40

Katrin sitzt in der Küche vor einem Tonbandgerät und hört sich die Worte des Chefs der Walzstraße über ihre Person an (halbnah) (O-Ton). Katrin lächelt bei dem Satz "...sie wird sich positiv entscheiden, bin da sicher weil sie eben sich so entscheiden wird für eine Tätigkeit wo sie auch ihre Eigenschaften verwenden kann. Mit Sicherheit wird sie sich für die KFS entscheiden..." (halbnah). Frage aus dem Off an Katrin: "Hast Du Dich entschieden"? Katrin (halbnah) (O-Ton) "Ja, ich habe zugesagt, wobei er nicht sagen kann ich habe mich für die KFS entschieden, es wäre mir lieber gewesen er hätte eine Planstelle gehabt...vielleicht habe ich Angst vor denn Neuen oder was...ich habe mich wirklich dazu entschlossen weil die Straße nächstes Jahr zur Hälfte stillgelegt wird, wahrscheinlich 1989 ganz stillgelegt wird...und dann hat die Arbeit da vorne nichts interessantes mehr...das wäre mir dann zu langweilig". Umschnitt

0:26:19

Herbst 1987: Schwenk über Katrin und Faiko Hensel im Außenbereich des Hüttengeländes (halbtotal). Kommentar: "Seit Herbst 1987 ist Faiko Hensel nicht mehr Kranfahrer im Walzwerk, jetzt leitet er eine Brigade, für ihn noch eine ungewohnte und schwierige Arbeit. Seit 2 Monaten geht er mit Katrin zweimal in der Woche zur Meisterschule, außerhalb der Arbeitszeit, das heißt vor oder nach ihrer Schicht...". Katrin und Faiko gehen die Eisentreppe der Maxhütte hinunter (halbtotal). Kommentar: "Katrin machte in den vergangenen Monaten erste Erfahrungen mit der Volkskammer, als Abgeordnete des obersten Parlamentes sollte sie sich um die Jugendmode und die Diskotheken kümmern. Sie wurde zu Jugendweihen eingeladen und zu Versammlungen in der Hütte, dazu der Vierschichtrhythmus im Betrieb, die Meisterschule und der Groll der Kollegen. Die in der alten Brigade wollen nicht das sie geht und die in der neuen wollen nicht das sie kommt". Blick auf Katrin und Faiko beim Verlassen des Betriebsgeländes an einer Wandparole "Mein Arbeitsplatz. Mein Kampfplatz für den Frieden" (halbtotal). Umschnitt

0:27:41

Blick auf zwei Kollegen vom Leitstand (halbnah). Kommentar: "Ihr seid die Ingenieure auf diesem Leitstand die durch die Umsetzung von Katrin Hensel betroffen sind, da gibt es ja eine Reihe Vorbehalte bei euch". Ein Ingenieur äußert sich (halbnah) (O-Tob) "Ja, vielleicht kann ich als erstes was sagen da ich der Verantwortliche bin der die Katrin leiten soll. Es ist eigentlich, die Vorbehalte sind da, die Frauen die wir hatten auf dem Walzstand mit denen hatten wir häufig nicht die besten Erfahrungen, Katrin ist auch noch etwas jung und vielleicht wird sie eines Tages Mutter werden, dann würde sie ausfallen, und es hat sich bisher auch gezeigt das die Frauen die wir hatten von der Sache halt nicht so recht hier reingepasst haben, weil hier jemand sein muß der in das ganze Gefüge mit reinpasst und mitziehen muß, und da haben wir, wie gesagt, mit den Frauen keine guten Erfahrungen gemacht...wir sind auch nicht der Meinung das Katrin unbedingt eine Kraft ist die uns hier unterstützen können, sondern es vielleicht von oben her, von unserer Leitung so gemacht und vielleicht nach oben besser da zu stehen, sie ist Volkskammerabgeordnete und sitzt im ganz wichtigen Brennpunkt, und durch ihre vielen Beratungen und sie ist oft einfach nicht da...die Ausfallzeiten von Katrin müssen auch ersetzt werden, ist auch ein schwieriger Punkt der uns auch schwer belastet...wir sind mit Katrin skeptisch, wir wissen auch nicht ob das Ganze gut geht...". Umschnitt. Blick auf ein Reklameschild an einer Hauswand "MHU - Qualitätsstahl aus der Maxhütte" (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt

0:30:12

Blick auf den Eingangsbereich zum Sitzungssaal der Volkskammer (halbtotal) (O-Ton). Abgeordnete nehmen Platz und begrüßen sich (halbtotal). Zoom auf Katrin Hensel beim betreten des Sitzungssaales (halbtotal). Schwenk von Katrin mit ihrem blauen FDJ-Hemd über den ganzen Sitzungssaal (halbtotal) (O-Ton). Zoom auf Erich Honecker und Willi Stoph (halbtotal). Honecker begrüßt seine Ministerkollegen und setzt sich (halbtotal). Katrin steht auf und geht mit schnellen Schritten zum Rednerpult (halbtotal) (O-Ton) "Liebe Abgeordnete, die heute zur Beratung stehende Haushaltsrechnung wiederspiegelt, das möchte ich im Namen des Jugendausschusses hervorheben, auch die Aktivität der Jugend für die allzeitige Stärkung der DDR und ebenso die Leistungen unseres sozialistischen Staates für die Jugend. Dieses Herangehen ist politisches Prinzip seit der Gründung unses Arbeiter- und Bauernstaates. Gestatten Sie in diesem Zusammenhang über ein persönliches Erlebnis zu berichten. Ich arbeite als erster Blockwalzer in der Maxhütte Unterwellenborn, mit einer FDJ-Delegation nahm ich Anfang Mai am Kongress in der BRD teil, dabei kam ich mit einem 22jährigen Arbeiter aus Sulzbach-Rosenberg ins Gespräch. Auch dort gibt es eine Maxhütte, so wie bei uns hat auch in diesem Betrieb die Hochtechnologie Einzug gehalten. Während bei uns die Meisterung der modernen Technik die Begeisterung und Initiativen der Jugend herausfordert und die Arbeitsbedingungen der Werktätigen erleichtert, führt die wissenschaftlich-technische Revolution in der anderen Maxhütte dazu das die Zahl der Arbeitslosen wächst. Die ihnen ständig drohende Entlassung vor Augen gehen viele junge Arbeiter fort, Lehrlinge werden nicht in die berufliche Tätigkeit übernommen, trotz hervorragender Ausbildungsergebnisse, unvorstellbar für uns...(Filmeinblendungen der Rad fahrenden Katrin mit ihrem Mann Faiko)...wer bei uns in einer Maxhütte ist weiß das er dort bleiben wird, er weiß es weil an unserem Werk VEB steht, Trost, für jeden sichtbar. Welten liegen zwischen den beiden gleichnamigen Betrieben...(Schwenk über das Rad fahrenden Ehepaar Hensel)...weil unsere Maxhütte dem Volk gehört und die bayerische Maxhütte Eigentum des Glöckner-Konzerns ist. Mir ist nach der Konfrontation mit der Lage der Kumpel in Sulzbach-Rotenberg richtig bewusst geworden was für eine Kraft, was für einen Wert wir uns mit dem Volkseigentum geschaffen an den Produktionsmitteln geschaffen haben". Schwenk über die Radfahrer Katrin und Faiko (halbtotal). Umschnitt

0:33:47

Historischen Wochenschaumaterial in schwarz-weiß mit Originalkommentierung: "So sah es vor 3 Monaten aus als es tönte: Wasser für die Maxhütte. Stündlich werden 2.670 Kubikmeter Wasser gebraucht um die volle Leistung des Werkes zu erreichen". Freiwillige Helfer rollen Betonrohre über die Felder zu den ausgehobenen Gruben (halbtotal). Schwenk zu den grabenden Helfern in den Gruben (halbtotal). Kommentar: "Zum Bau der neuen Leitung waren 2.700 freiwillige Helfer gekommen, Arbeiter und Polizisten, Jungaktivisten und Studenten der Leipziger und Jenaer Universitäten". Stahlrohre werden von Lastwagen gerollt (halbtotal). Stahlrohre werden über eine Steigung von 36 Grad verlegt (halbtotal). Kommentar: "Entgegen allen Prophezeiungen wurde der Bau der 5km langen Wasserleitung...in knapp 3 Monaten durchgeführt". Schwenk auf die verlegten Rohre auf dem Berg (halbtotal). Arbeiter überpinselt ein großes Schild "MAX braucht Wasser" in "MAX hat Wasser" um (halbtotal). Umschnitt

0:34:51

Blick über Wohnhausdächer auf die Silhouette der Maxhütte am Horizont (halbtotal). Umschnitt. Blick auf den verglasten Leitstand des neuen Werkes in der Maxhütte (halbtotal). Zoom auf den neuen Leitstand der KFS mit Katrin am Arbeitstisch (halbtotal). Katrin umgeben mit modernen Telefonen, Taschenrechnern, Monitoren und Tastaturen (halbnah). Kommentar: "Das neue Werk hat die ersten Million Tonnen Stahl gewalzt, die Präzisionsprofile der KFS sind in vielen Ländern gefragt, die Auftragsbücher voll". Katrin kommuniziert mit Rainer an der Blockwalzstraße (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf das Rollwerk des Walzwerkes mit einlaufenden glühenden Blöcken (halbtotal). Kommentar: "Der Chef des Walzwerkes behielt recht, nach einer kurzen und intensiven Einarbeitungszeit übernimmt Katrin die Arbeit einer Leitingenieurin". Zoom auf die Stahlsäge beim Kürzen eines glühenden Blocks (halbnah). Umschnitt

0:37:01

1988, Januar: Katrin sammelt vor ihrem Wohnhaus abgeladene Briketts vom verschneiten Boden auf (halbtotal). Katrin füllt Eimer und Schüssel voller Briketts und trägt sie ins Haus (halbtotal) (O-Ton). Kommentar: "Nach 2 1/2 Jahren Streit mit den Behörden erhalten Katrin und Faiko eine eigene, kleine Wohnung. Katrin organisiert ihre Abgeordnetentätigkeit aus der Telefonzelle heraus, die Stadt kann ihr kein Telefon zur Verfügung stellen. Wenn wichtige Post aus Berlin kommt wird sie durch einen Funkwagen der Polizei informiert, dann setzt sich Katrin in den Bus und fährt zum zentralen Kurierdienst am Bahnhof". Faiko weißt die Zimmerdecke mit einem Quast (halbtotal). Blick aus dem Zimmerfenster auf die verschneite Wohnanlage (halbtotal).

0:38:31

Umschnitt auf das etwas müde und enttäuscht wirkende Ehepaar Hensel auf dem Sofa (halbnah). Frage aus dem Off an Katrin: "Du hast jetzt 2 1/2 Jahre als Abgeordnete hinter Dir, was würdest Du denn persönlich für eine Bilanz ziehen? Was passiert in der Fraktion"? Katrin schaut ihren Mann an (halbnah) (O-Ton) "Tja, man hat große Vorstellungen wenn man so etwas anfängt, weil man ja nie weiß auf was man sich einlässt. Ich habe mir das schon anders vorgestellt, oberstes Parlament ist das ja immerhin, und Abgeordnete im obersten Parlament. Einmal fehlt mir, das merke ich jetzt schon, viel an Wissen für bestimmte Entscheidungen, ich kann mir auch im Moment nicht vorstellen wo oder wie ich das aufholen sollte, und zum anderen ob ich da oben sitz oder ob meine Freundin oben sitzt, oder der Faiko oben sitzt, das wäre meiner Meinung nach gleichgültig. Das jemand drinnen ist, ist meiner Meinung nach entscheidend...wir sind in der Fraktion noch sehr kritisch untereinander, und viele denken so, sind enttäuscht von dem was sie erwartet hatten. Wie zum Beispiel Gesetze zustande kommen, bei den meisten Gesetzen, weiß ich nicht, ich kann das nicht erklären, ich krieg sie in die Hand und hab die Gelegenheit mit den Leuten darüber zu diskutieren. Das ist nicht immer der Fall, beim letzten Gesetz "Ausländerwahlrecht" war das nicht so...da haben wir 5 Minuten bevor die Sitzung los ging das Gesetz in die Hand bekommen, wir haben uns in der Fraktionssitzung darüber aufgeregt, die Vorsitzenden unserer Fraktion hatten sicher nicht damit gerechnet, es sind harte Anfragen gekommen...Wir sind da oben, laut Papier, wie sagt man, wir sind im Auftrag unserer Wähler oben, wir sollen die Meinung unserer Wähler da oben vertreten, ist doch wohl klar, da muß man auch mit den Wählern über bestimmte Gesetze reden...Das ist das primitivste das man ein Gesetz, und wenns ne Woche vorher kommt, wir haben ne Woche vorher die Einladung bekommen, da kann das Gesetz doch schon mit drinne liegen. Ich bin Spießruten gelaufen im Betrieb dann, das ist doch logisch. Hast Du das Gesetz mit beschlossen, ich hab gesagt, ja, was blieb mir anderes übrig. Ja, mich hast Du nicht gefragt, Du bist auch von mir da hoch geschickt worden, oder gewählt worden, da hab ich ein Recht vorher zu erfahren was ihr beschließt. Da geb ich den Kollegen recht, ich krieg die Prügel dafür, die Leute regen sich darüber auf. Man muß doch mit Gesetzen die beschlossen werden sollen mit den Leuten darüber reden, oder nicht? Irgendwie ist das ganz normalste der Welt, man kann nicht ein Gesetz beschließen und hinterher die Leute davon informieren was drin steht, und so ist es ja unseren Arbeitern in der Maxhütte gegangen, die haben es am nächsten Tag in der Zeitung gelesen, da war es schon beschlossen, da konnte niemand sagen warum und weshalb...".

0:42:05

Umschnitt. Katrin weiter (O-Ton) "Die Leute sagen einem offen und ehrlich ins Gesicht, Du kannst es nicht machen, Du kannst doch nicht abstimmen in unserem Namen ohne uns zu fragen...Du bist doch blöd, aber nicht hinterm Rücken sondern offen und ehrlich in meiner jetzigen Brigade...Bevor ich in die neue Brigade gekommen bin haben die mich schon getauft als die "Rote Zora" ohne das von ihnen jemand vorher weiß wie das alles zusammen hängt. Du wirst praktisch verantwortlich gemacht für die Politik, weil du Volkskammerabgeordnete bist, bist aber selber nicht einverstanden mit der Art und Weise wie die Politik gemacht wird...Faiko geht das auch so...". Faiko (halbnah) (O-Ton) "Das persönliche angreifen das bezieht sich sicher auch auf Dich, wenn ich im Urlaub bin, mal für längere Zeit so, dann steht bei mir am Spind "Du rote Sau" und "Du Kommunistenschwein" und das sind auch so Angriffe auf die Katrin..." Katrin berichtet weiter (O-Ton) "...bei uns wird auch von den Älteren gesagt, kritisch und hart wird diskutiert, untereinander sagen wir uns offen ins Gesicht wenn wir in den Pausen zusammen stehen, das wir uns als Raumfüller ansehen, weil wir...was entscheiden wir denn? Was entscheiden wir, das fragen wir uns immer wieder". Umschnitt

0:43:58

1989, 11. März: Schwenk über die Jugendfraktion der Volkskammer bei einem Spaziergang um einen Ort in Thüringen (halbtotal). Kommentar: "Die Abgeordneten wollen hier gemeinsam mit ihren Familien das Bergfest feiern, doch eine festliche Stimmung will nicht aufkommen. Für die meisten ist die Entfernung zu ihren Idealen nicht mehr zu übersehen. Am Anfang, sagt einer, was es für mich sehr wichtig hier mitzuarbeiten denn es gibt kein anderes Parlament in der Welt in dem die Jugend eine eigene Fraktion hat. Für Veränderungen haben sie als Abgeordnete noch 2 Jahre Zeit, so glauben sie und so glauben auch wir". Rückwärtszoom von den jungen Abgeordneten auf die Landschaft um das Dorf (halbtotal). Umschnitt. Historische Wochenschauaufnahmen in schwarz-weiß von der Wasserrohrverlegung für die Maxhütte in Zeitlupe ohne Kommentierung. Umschnitt

0:45:39

Katrin allein im Saal der Volkskammer an ihrem Platz (halbnah) (O-Ton) "Ja, erscheckend für mich ist eben das der Schüler in der 8. Klasse ins Gesicht sagen, wenn kein Lehrer dabei ist, in der Jugendstunde, wir haben sozusagen zwei Meinungen, eine die wir hier in der Schule sagen, hier wir sagen das was der Lehrer hören will, und Zuhause sagen wir eben das was wir für richtig halten. Das sagen Schüler die noch in die Schule gehen, die werden doch praktisch schon dazu erzogen, wie auch ihre Eltern erzogen sind bzw. wie ihre Eltern arbeiten, nämlich im Betrieb, gut und alles ist richtig und Zuhause, lass mich bloß in Ruhe, das ist doch alles Mist. Die Menschen leben mit zwei Meinungen weil sie nie irgendwie auch von einer höheren Stelle mal zu sehen bekommen das irgend ein Mensch einen Fehler eingesteht, das irgendeiner von den Leuten die was zu sagen haben, mal sagt, hier habe ich mich geirrt, das war verkehrt, wir machen das anders...". Frage aus dem Off: "Katrin, hast Du in Deiner Abgeordnetentätigkeit schon Situationen erlebt auch diese Spaltung selbst praktiziert hast"? Katrin (halbnah) (O-Ton) "Das ist irgendwo eine Meinung sage und eine ganz andere hab? Ne, da sag ich lieber gar nichts, ich will ja nicht genauso werden. Also wenn ich irgendwo nicht der Meinung bin, das das was im Moment erzählt wird richtig ist, dann halte ich mich daraus, ich würde also nie sagen das ist richtig was die machen, was ihr erzählt...in bestimmten Kreisen sage ich es ist nicht gut und in anderen Kreisen sage ich dazu Garnichts". Umschnitt

0:47:23

1989, Juli: Blick auf die Außenfassade des "Palastes der Republik" (halbtotal). Kommentar: "Zwei Monate nach den Kommunalwahlen stellt das ZK der SED auf seiner 8. Tagung einstimmig fest das die Partei tief in den Herzen der Menschen verwurzelt sei". Rückwärtszoom von Volkpolizisten neben ihrem Dienstwagen auf den Eingangsbereich des "PdR" (halbtotal). Kommentar: "In einem Brief wenden sich Jenaer Studenten der FDJ und die evangelische Studentengemeinde an den Abgeordneten Katrin Hensel. Sie hätten Beweise, schreiben sie, das in ihrem Wahlbezirk Wahlergebnisse gefälscht wurden". Umschnitt auf Katrin am Fensterplatz im Regionalzug (halbnah). Frage aus dem Off: Was hast Du denn dann unternommen"? Katrin (O-Ton) "Ich hab mich in der Bezirksleitung beim Abteilungsleiter Staat und Recht gemeldet, ich hab ihm auch was mitgebracht, er wollte auch unbedingt die Adresse haben von dem Absender, das war mir nicht ganz recht. Was geht ihn die Adresse an wenn ich mit einem Problem komme? Ich bin dann persönlich hingefahren, er wollte das alles per Telefon und Briefpost erledigen, das habe ich aber nicht mitgemacht. Bin nach Gera gefahren und er hat mir eben gesagt laß die Finger davon, misch dich nicht ein, antworte denen gar nicht mehr, wir machen hier keine Zahlenspielerei. Ich hab gesagt, ich antworte den Leuten ich habe es ihnen versprochen, das gehört sich so, und wenn ich einer Sache beschuldigt werde, wie in diesem Brief, als Staat und hab ne reine Weste, dann kann ich klipp und klar sagen, na gut, das ist nicht wahr und kann das beweisen das es nicht wahr ist, aber zu sagen du antwortest nicht drauf, wir gehen nicht darauf ein...wo gibts denn das? Umschnitt auf Katrin im dunklen Abteil (halbnah) (O-Ton) "Irgendwie geht es zu, wie wir jetzt Politik machen absolut nicht weiter, das ist meine Meinung. Und die Studenten die wollen eben nicht über Ungarn weg sondern die wollen hier noch was verändern, und das ist meiner Meinung nach der einzige Weg über den du sowieso noch was lernen kannst, und deshalb will ich mit ihnen reden auch wenn sie mir im zweiten Brief geschrieben haben das es eben nochmal vorgetragen werden soll...wer Lust hat kann kommen, ich hab nur gleich geschrieben das ich auf all ihre Fragen garantiert nicht immer eine Antwort geben kann, ich kann ihre Probleme nicht lösen so lange ich selber so viele Probleme hab, vor allem selber so viele Fragen hab die mir auch niemand beantwortet, aber man muß ja wenigstens miteinander reden. Also so wie das mit dieser Eingabe gemacht wird, die zeigen ein Problem auf, was ja wirklich ein brisantes Problem ist, und es wird einfach nicht darauf reagiert...wo soll denn das hinführen..."? Umschnitt

0:50:18

TV-Aufnahmen (in schwarz-weiß) von Montagsdemonstrationen mit unterlegtem Originalton. Blick (von oben) auf flüchtende Demonstranten und nachlaufenden Volkspolizisten (halbtotal). Volkspolizist schlägt einer Demonstrantin sein Schutzschild ins Gesicht (halbnah). Demonstrant bedeckt seine blutende Kopfwunde (halbnah). Tonlose Zeitlupenaufnahmen von Demonstranten und Volkspolizisten (halbnah). Umschnitt.

0:51:43

1990, März: Blick (von oben) über den Ort Unterwellenborn bis auf die Maxhütte am Horizont (total). Zoom (von oben) auf die Maxhütte in Unterwellenborn (halbtotal). Kommentar: "Nach 6 Monaten, die wie Jahre waren, kehren wir im März 1990 in die Maxhütte zurück". Umschnitt. Blick auf die Betriebsbahn mit noch glühenden Stahlblöcken auf ihren Waggons (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf den Eingangsbereich der Maxhütte bei Schichtwechsel (halbtotal). Werktätige eilen am Pförtnerhaus um 14:52 Uhr vorbei (halbtotal). Plakat vor dem Eingangsbereich "Nie wieder Sozialismus. Ja! Freiheit und Wohlstand. CDU" (halbtotal). Parteihelfer der CDU verteilen Flugblätter an Passanten in der Nähe der Maxhütte (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf jubelnde Kinder mit weißen Luftballons und Deutschlandfähnchen der CDU (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf eine öffentliche Wahlkundgebung mit Transparent "Aus Liebe zu Deutschland CDU. Sicher, sozial und frei" (halbtotal) (O-Ton) "Wer in diesem Land hat denn noch Lust sich Tag für Tag...abzurackern?. Die Deutsche Mark, die knallharte Deutsche Mark, die muß hierher und das sofort, und dann braucht auch niemand mehr in Richtung Westen abzuwandern...". Blick auf das Manuskript des CDU-Redners (halbnah) (O-Ton) "...und dann gehen wir auch endlich wieder mit Lust zur Arbeit...(Einblendung: Beifall klatschende Zuhörer)...Liebe Landleute, es ist für jeden von uns der jetzt in diesen Tagen...(Einblendung: Kinder bewundern einen BMW)...bei ihnen sein darf ein bewegendes Erlebnis mit ihnen zusammen die Tatsache und die Wahrheit zu erleben...(Einblendung: Schwenk vom BMW auf die provisorischen Rednerbühne auf einem Anhänger)...das dies ein Volk ist. Meine Damen und Herren, ich muß meinen Minister entschuldigen, dies für sich genommen tu ich gern, ich tu es hier nicht gern, aber ein christlicher Demokrat...(Einblendung: Kamera geht auf den BMW mit dem Politiker zu)...soll unter dem Turm der Kirche beim Glocken läuten noch einmal inne halten können...". Blick auf die Füße des Redners und Wahlhelfer auf dem Anhänger (halbtotal). Umschnitt

0:55:01

PKW der SPD-Wahlkampfhelfer vor einem Arbeiterwohnheim (halbtotal) im Off hört man eine Lautsprecheransage (O-Ton) "Die Sozialdemokraten geben euch eine Zukunft, den Frieden, soziale Gerechtigkeit und Freiheit. Nach langen Jahren der Unterdrückung eines Unrechtregimes sollt ihr frei entscheiden. Wählt Liste 20, wählt SPD". Blick auf den fort fahren Lautsprecherwagen mit dem Kennzeichen "KU-SP 74" (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf einen Arbeiter der Maxhütte, er äußert sich über die Parteien (halbnah) (O-Ton) "...6 Wochen vor den Wahlen jetze, da gibt es die roten Säcke, die PDS ist son Scheiß, die sind sowieso weg, jetzt wird es vielleicht SPD oder CDU...bin gespannt wer gewinnt, ich wähle die CDU weil ich der Meinung bin das die wenigstens was bringen kann...". Umschnitt auf einen Stahlarbeiter (halbnah) (O-Ton) "...es gab mal Streitereien, da wurde gesagt die Jugend wird bevorzugt, wir waren ja nicht Jugendliche, wir waren mehr ältere, man konnte eigentlich nicht sagen Jugendbrigade, und durch die Wende, na ja, da gibts viel zu sagen. Erst mal sind wir zufrieden das Erich Honecker weg ist, das wir freier leben können, nicht mehr eingesperrt sind, das wir unsere Meinung sagen können, das wir nicht mehr dafür bestraft werden, und bei uns im Betrieb, man sagt uns überhaupt nichts. Man sagt die Maxhütte wird abgerissen, manche sagen die bleibt stehen, wir wissen nicht wer uns mal übernehmen tut, ob wir eine AG oder GmbH werden, wir haben keine Vorstellungen davon. Wir würden uns freuen das es so schnell wie möglich geht, das wir die D-Mark kriegen und nicht mehr die Mark...und die roten Hälse wie man bei uns so sagen tut, die roten Hälse müssen auch aus unserem Betrieb raus, die brauchen wir nicht mehr, die haben uns Bevormundet und das ist jetzt bei uns nicht mehr drinne...wat soll man noch sagen, na ja, hoffentlich klappt am Montag das die Einigkeit Deutschland wieder da ist, wie es war...". Umschnitt

0:57:48

Faiko Hensel zieht ein Stahltor in der Maxhütte zu und verschließt es (halbnah). Kommentar: "Seit 12 Monaten arbeiten Katrin und Faiko in getrennten Schichten, das heißt, er schläft wenn sie arbeitet und sie schläft wenn er arbeitet, gemeinsame Freizeit gib es kaum, zu Verständigung dient der Notizblock. Faiko hat sich als Meister eingearbeitet, er ist der Jüngste in dem Bereich den er jetzt leitet". Faiko entfernt sich vom Tor und geht durch das Maxhüttengelände (halbtotal). Parole "Volk sei wachsam. Die Stasi lebt noch und Zuträger gibt`s" an einer Wand (halbtotal). Umschnitt . Katrin kommt enttäuscht aus dem Personalbüro (halbnah). Frage aus dem Off: "Katrin, was gab`s"? Katrin bleibt stehen (halbnah) (O-Ton) "Man hat mir nur gesagt das die Planstelle im Moment nicht eingespart wird und das ich oben bleibe, trotz des Meisters...(Im Off: Und habt ihr über die weitere Qualifizierung von Dir geredet?)...Katrin "Ne, nichts"...(Im Off: Katrin, warte doch bitte noch einen Augenblick. Sag mal, die haben doch noch die Absicht Dich auf den Leitstand zu bringen, wie siehst Du das?)...Katrin "Nein, überall aber nicht auf den Leitstand, ich weiß nicht"...(Im Off: Kannst Du das noch mal erklären?)...Katrin "Das Gerede was danach wieder kommt...ihr dreht hier und dann seit ihr weg, ich muß hier bleiben, und ich will nicht das das was sich jetzt beruhigt hat wieder aufkommt, es gibt noch genug Gequatsche...(Im Off: Aber die Leute sehen seit 3 Jahren das wir einen Film machen)...das ist was anderes wenn ihr einen Film macht als wenn sie das sehen, und sie wissen nicht was gedreht wird und wer dreht, denn jeden interessiert das nicht, sie sehen nur das da oben viele Leute sind, ich will das nicht. Propagandafilm das wird es doch, das wird erzählt, und Propagandafilme davon habe ich genug gehabt. Ich will es nicht, ich muß euch ja rein lassen, ich lass euch rein"...(Im Off: Katrin Du mußt jetzt weiter zur Schicht, tschüss). Katrin eilt durch das Treppenhaus (halbnah) "Tschüss". Umschnitt

1:00:08

Schwenk über Jugendliche die Plakate anzünden "Jetzt wächst zusammen was zusammen gehört. SPD" (halbnah) (O-Ton). Schwenk zu den lachenden Jugendlichen (halbnah). Frage aus dem Off: "Sag mal, ihr reißt gar keine Plakate mehr ab, ihr verbrennt die gleich, ja. Ist euch das egal welches Plakat ihr abbrennt, oder". Jugendliche (halbnah) (O-Ton) "Weil es Spaß macht...nur SPD...das ist die schlechteste Partei die ich so kenne...". Schwenk auf das brennende Plakat an der Hauswand (halbnah). Umschnitt. Katrin betritt ihre Wohnung (halbnah) (O-Ton) "Servus". Plakat an der Wand "Super Gorbi" (halbnah). Katrin zu Faiko der eine Rede von Helmut Kohl zur Volkskammerwahl im TV verfolgt (halbnah) (O-Ton) "Und? Den kann ich jetzt nicht ertragen". Faiko: "Der ist jetzt überall". Katrin: "Da hast Du ja den richtigen drauf...wie viel sind es denn jetzt"? Faiko "40,5 %". Katrin setzt sich müde und geschafft auf das Sofa zu ihrem Mann und beide schauen die Wahlergebnisse im TV (halbnah) (O-Ton) "Haben die schon alles ausgezählt"? Faiko "Ne, um 24 Uhr kommt das Endgültige...". Kamera geht auf Katrin zu (halbnah). Umschnitt

1:02:43

Schweißer entfernen mit mehreren Versuchen den großen Stern vom Dach der Maxhütte (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf Faiko in seinem Büro (halbnah). Frage aus dem Off: "Faiko, das ist nun die letzte Schicht als Meister, wie fühlst Du Dich denn so"? Faiko (O-Ton) "Beschissen, es ist schon ein komischen Gefühl wenn man sich eingelebt hat, weil es mir am Anfang doch sehr schwer gefallen ist. Jetzt muß man so Knall auf Fall weg gehen, das ist schon grad kein schönes Gefühl. Es wäre was anderes gewesen wenn ich selber gekündigt hätte, aber man hat ja nichts anderes geboten...(Im Off: Wie lief denn das ab?)...Ich wurde vom obersten Chef vom Walzwerk zu ihm bestellt und da haben die im Vorzimmer halt gesagt, weil er eine Dienstberatung hatte, wurde mir gesagt das er auf die Meister werden eingespart, ich stell dich in die KFS ein als Umbauer, Schicht I oder Schicht II, und das war es. Man hat mir nichts anderes gegeben, mein jetziger, noch Abteilungsleiter, hat mir angeboten mich als Fachschichtmeister einzusetzen, das hat der Kollege Pagel abgelehnt, er hat mir nur die eine Variante gelassen, Lohngruppe 6, und das war es...". Frage aus dem Off: "Du hast vor einem Jahr Deinen Abschluss als Meister gemacht, das Arbeitsgesetzbuch gilt noch, hättest Du nicht klagen können"? Faiko zündet sich eine Zigarette an (halbnah) (O-Ton) "Ja ich war einen Tag nachdem sie mir das gesagt haben beim Justiziar hier in der Maxhütte und er hat mir gesagt das wäre rechtlich, das gilt als Umstrukturierung und damit hätte ich mich abzufinden. Ich würde für 1 Jahr einen Ausgleich bekommen, also das was mir am Nettoverdienst fehlt muß mir der Betrieb zahlen und ne Woche später ist von der IG Metall gesagt worden das ich für 3 Jahre meinen Ausgleich bekomm...Das dies hier nicht mehr lange geht weiß jeder der halbwegs realistisch denkt, und der KFS da drüben gebe ich noch maximal 5 bis 6 Jahre und hat es sich da wahrscheinlich auch erledigt. Da gehe ich darüber und bau mir wieder was auf und in 6 Jahren bin ich 31, dann steh ich wieder da und fang wieder irgendwo an". Umschnitt

1:06:00

Fahraufnahme mit dem PKW über das Gelände der Maxhütte (halbtotal). Kommentar: "Für Faiko hat sich der Kreis geschlossen, wie früher arbeitet er als Kranfahrer, jetzt mit einem wertlosen Meisterbrief in der Tasche. Er solle froh sein das er überhaupt noch Arbeit hat sagen ihm die Kollegen, doch Faiko hat Grund für seine Sorge, das auch die nicht sicher ist. Die kombinierte Formstahlstraße hat im Frühjahr 1991 Aufträge die in wenigen Stunden am Tage zu bewältigen sind, die traditionellen Ostmärkte existieren nicht mehr, die Westmärkte sind verteilt, neue Auftraggeber warten ab. Die Treuhand verhandelt hinter verschlossenen Türen, Konzepte werden nicht öffentlich diskutiert, Transparenz war die Vision für eine kurze Zeit". Fahraufnahme über die Maxhüttenstraße bis zwischen den großen Werkhallen (halbtotal). Umschnitt auf den Kühler eines Mercedes zwischen den Werkhallen (halbtotal).

1:07:08

Katrin im Leitstand (halbnah) (O-Ton) "Es ist irgendwie das ganze Verhältnis von den Leuten untereinander, früher da konntest du, wie soll ich das beschreiben? Das war halt mehr Kumpelhaft, wir haben Witze untereinander gemacht und es war halt ein richtiges Zusammengehörigkeitsgefühl, egal jetzt ob du hier oben sitzt oder zu den Leuten von der Straße gehörst...ich bin immer zum Kaffe trinken zu den Brigaden hin gegangen, und es war lustig und aufgeschlossen, das hat sich überhaupt keiner...Gedanken darüber gemacht das man nicht mehr arbeiten gehen könnte. Wenn du Mist gebaut hast hat man dir Geld abgezogen, das war aber alles, du hattest deine Arbeit, aber heute schleicht sich das Gefühl ein man belauert den anderen, paß auf und freut sich wenn ein anderer einen Fehler macht...Betriebsrat, na ja, man rennt zum Betriebsrat und will sich beschweren, es bringt ja für den Einzelnen auch nichts, es sei denn er kann sagen meine Frau ist Arbeitslos und ich habe Kinder, ich brauch den Job...". Frage aus dem Off: "Wie sicher ist Deine Arbeit jetzt"? Katrin lächelt (halbnah) (O-Ton) "Genauso sicher wie die von den anderen, ich weiß absolut nicht was wird. es streiten sich 10 Mann um die 5 Arbeitsplätze hier, auf den Schichten verteilt, und wer nun gewinnt, wer endlich hier bleibt? Nach welchen Kriterien sie auswählen weiß ich nicht, die anderen haben einen Ingenieurabschluß, ich hab keinen Ingenieurabschluß, das ist schon mal ein Minuspunkt für mich, es sieht nicht gut aus". Katrin greift zum Telefon (halbnah) (O-Ton) "Leitstand Hensel, wir haben noch 5 im Ofen, ob sie die noch bringen kann ich dir nicht sagen...na, OK, Peter, du müßtest mir mal sagen wie viel Tonnen gutes Material ihr rausgekriegt habt, ja...denk dran, wenn die 5 Blöcke raus sind bauen die um...". Umschnitt. Schwenk vom Leitstand aus auf die Blockwalzstraße (halbtotal).

1:09:35

Umschnitt auf Katrin im Leitstand (halbnah). Frage aus dem Off: "Katrin, inwieweit ist die Volkskammertätigkeit in dieser ganzen Diskussion jetzt"? Katrin lehnt sich zurück (halbnah) (O-Ton) "Ja, früher hat das niemand gestört, es hat nie jemand gesagt das ich deswegen hier wäre, wenn sie meine Schichten machen mußten so wußten sie das lang genug vorher, und ich habe für sie ja oft genug mitgearbeitet, wenn sie Urlaub wollten, kurzfristig frei wollten, und haben mich gefragt ob ich helfen kann, da war ich immer für sie da, da hat niemand gesagt das ich das nicht irgendwie bringen würde, oder was, und jetzt wo jeder gegen jeden vorgeht, und so ein Ellenbogenkampf um dem Arbeitsplatz jetzt los gegangen ist, da fangen sie auf einmal an und erzählen ich hätte nur weil ich 14 war die Arbeitsstelle bekommen und nur wegen guten Beziehungen hätte ich sie auch behalten und wäre die ganze Zeit, früher schon als die ersten Entlassungen gekommen sind im Januar, hätte es mich eben nicht betroffen weil ich Beziehungen hätte usw. ...ich fand das dermaßen gemein, das war eine Aussage von einem der sich schriftlich beschwert hat, aber akzeptiert haben das alle, keiner hat widersprochen, da war ich erst einmal dermaßen geschockt weil alle der Meinung waren das ich eben nur wegen der Volkskammertätigkeit hier sitzen würde, was miteinander gar nichts, aber auch gar nichts miteinander zu tun hat, ich wollte ja gar nicht hierher, das hat alles nur mit der Meisterschule zu tun. Nur, das jemanden zu erklären ist sowieso sinnlos, das würde mir keiner abnehmen, ich habe es auch nicht versucht. Zwei die betroffen sind von der Entlassung haben sich bisher beschwert beim Personalrat, Personalchef ist ja von drüben gekommen, beim Betriebsrat, die haben auch erreicht das diese Stelle völlig neu ausgeschrieben wird, das sich jeder neu bewerben muß, wie die Chancen dann für mich stehen das weiß ich nicht, muß sehen was dann zählt. Ich finde das alle Fälle nicht gerecht, deswegen, wegen der Volkskammer zu sagen das ich diesen Posten bekommen hätte, weil so wie ich meine Arbeit selber einschätze mach die mindestens so gut wie die anderen die sie gemacht haben, die allerdings schön höheres sind, ich kann nicht sagen das ich schlechter hier oben wäre...". Frage aus dem Off: "Hälst Du da jetzt still oder diskutierst Du auch politisch jetzt in dieser Zeit"? Katrin (halbnah) (O-Ton) "Ich halte mich aus der Politik im Moment vollkommen raus. Erstens komm ich mit der Zeit noch nicht zurecht, ich muß erst mal sehen wie ich das alles ins Reine bring, das geht auch nicht so schnell...(Zoom auf das Gesicht von Katrin)...und da halte ich mich eigentlich sehr zurück was politische Diskussionen anbetrifft...". Umschnitt

1:12:37

1991, 24. April: Schwenk über den Menschenleeren Blockbereich in der Maxhütte (halbtotal). Kommentar: "24. April 1991, mit der Kamera kehren wir an die Orte zurück an denen wir in den letzten Jahren gedreht haben...". Menschenleere Halle im Stahlwerk (halbtotal). Schwenk über den still gelegten Bereich Roheisen mit seinen Hochöfen (halbtotal). Blick in die Leitzentrale mit Parole "Arbeit macht das Leben süß" auf der Produktionstafel (halbnah). Schwenk über die Halle bis zu aktiven Maurern im Boden (halbtotal). Frage aus dem Off an die Maurer: "Wir haben mal eine Frage, wieso bauen Sie einen neuen Tiefbogen wenn die ganze Halle tot ist"? Mauerer antwortet (halbtotal) (O-Ton) "Warum? Der ist noch im Plan drinne". Aus dem Off: "Es macht den Eindruck als wären Sie die einzigen die noch in der Maxe arbeiten würden". Maurer schaut zur Kamera (halbtotal) (O-Ton) "Soweit ja, wir hoffen es macht noch Sinn was wir hier tun, aber sagen kann man das auch nicht mehr". Umschnitt. Güterzug voller Eisenbahnschienen verlässt die Maxhütte (halbtotal). Schwenk vom Zug auf die Gebäude der Maxhütte (halbtotal). Umschnitt

1:14:50

Blick auf Bier trinkende Männer in einer Kneipe (halbnah). Blick auf den leeren Speiseraum mit Billardtisch (halbtotal). Köchin in der Küche (halbtotal). Gelangweilte Wirtin hinter dem Tresen (halbnah). Frage aus dem Off: "Was hat Ihnen Max denn gebracht"? Wirtin (halbnah) (O-Ton) "Vieles, jetzt sind nicht mehr so viele Gäste da durch die Arbeitslosigkeit...(Aus dem Off: Hatten Sie andere Vorstellungen wie sich das Leben entwickelt?)...Ja, also ein bisserl Bergab geht es schon aber mit der Arbeitslosigkeit ist es drastisch. Von heute auf morgen werden die Leute entlassen, mit der Arbeitslosenunterstützung haut es auch nicht hin, die wissen noch nicht einmal wie sie sich ernähren sollen, da können sie noch nicht einmal in die Gaststätten gehen". Wirtin nimmt einen Teller und geht zum einzigen Gast im Lokal (halbtotal). Zwei Arbeitslose am Spielautomaten (halbnah) (O-Ton). Umschnitt. Schwenk über Fußgänger neben einer Wandschmiererei mit Hakenkreuz und "Sieg Heil" (halbtotal). Schwenk von einer Bushaltestelle auf die Gebäude der Maxhütte (halbtotal). Umschnitt

1:17:23

Katrin und Faiko sitzen zusammen am Tisch bei einem Bier (halbnah). Katrin seufzt (O-Ton) "Fünf Jahre zurück, läßt sich eigentlich im Moment schwer rechnen. Das Meiste hat sich in den letzten 2 Jahren ereignet möchte ich mal sagen und da hat sich auch das Meiste verändert. Davor möchte ich gerade nicht behaupten das es große Veränderungen gegeben hat, aber durch alles was sich eben im Land verändert hat, die letzten beiden Jahre, das wirkt natürlich auf das persönliche Leben auch und da ist schon vieles anders als damals, wenn ich jetzt davon ausgeh was wir damals so gesellschaftlich alles so gemacht haben und das war eben auch das was und interessiert hat, und davon ist heute nichts mehr. Heut, da dreht sich alles um die Arbeit, behälst du sie, behälst du sie nicht, das ist das Wichtigste, na und dann eben private Dinge. Ansonsten politisch, gesellschaftlich und so, da ist im Moment Garnichts mehr für uns, für mich, ich will nicht für Faiko reden". Faiko äußert sich auch dazu (halbnah) (O-Ton) "Für mich auch nicht, wird es auch nicht mehr geben, politisch, weil es mich ganz einfach nicht mehr interessiert". Frage aus dem Off: "Aber als ihr euch kennen lerntet, 1985-1986, da ward ihr doch junge Leute die sich eingemischt haben, ist das jetzt für die Zukunft vorbei? Wollt ihr euch nicht mehr einmischen, was ja eine Umschreibung von politischer Arbeit ist"? Faiko "In was will man sich einmischen"? Katrin dazu "Ich weiß nicht ob ich jetzt sagen was sich da in 1, 2, 3 Jahren ergibt, im Moment könnte ich es für mich nicht sagen, ich weiß nur was jetzt im Moment ist und da habe ich auf der einen Seite überhaupt keine Lust mich noch irgendwo mich einzumischen, so richtig einmischen konnte man sich ja doch nur in der Zeit wo die Wende war, da hatte ich das erste Mal das Gefühl man könnte da wirklich mal was bewirken, vorher hat man gegen Wände geredet, es wurde nicht gebraucht, hat nichts bewirkt, und diese Hochphase Ende 1989 die kam ja plötzlich, wo ich das Gefühl hatte jetzt kann man viel ändern, und genauso plötzlich war sie wieder weg. Anfang 1990 hatte ich schon das Gefühl es läuft alles wieder darauf hinaus das es irgendwo sinnlos ist, ja".

1:20:29

Umschnitt auf Faiko (O-Ton) "Am Anfang als das los ging im Land hat man wirklich gedacht man kann noch was verändern und es wird auf politischer Ebene besser, aber es ist nicht besser geworden, im Prinzip ist es genauso geblieben wie vorher, eine Partei hat die andere abgelöst, ich hab jedenfalls kein Bock mehr irgendwas politisches zu machen, es interessiert mich einfach nicht mehr weil es genau die Sache ist wie vorher auch, nur ein bisserl anders, ein anderes System, aber ansonsten...". Frage aus dem Off: "Spürt ihr für die Zukunft irgend eine Kraft"? Faiko antwortet "Sicher, wir sind doch noch jung". Frage aus dem Off: "Katrin, Du auch nach diesen vielen Jahren Deiner Volkskammertätigkeit und den letzten 2 Jahren und so"? Katrin zuckt mit den Schultern "Doch, ich denk schon". Aus dem Off: "Wir haben ganz zu Anfang unserer Filmarbeit euch mal nach Kindern gefragt, ist das noch ein Thema"? Faiko antwortet rauchend "Jetzt nicht mehr, ich mein, jetzt geht es uns finanziell ganz gut aber ich bin der Meinung es ist frevel jetzt noch Kinder in die Welt zu setzen, jedenfalls in der Zeit nicht, wo du selber nicht weißt wie es in ein oder zwei Jahren aussieht mit deiner Arbeit, ob du selber über die Runden kommst, und dann hast du noch Kinder, besser nicht". Aus dem Off: Wie siehst Du das Katrin"? Katrin rauchend (halbnah) (O-Ton) "Ach, ich sehe das eigentlich nicht von der finanziellen Seite, aber ich hätte Angst wegen vielen Dingen. Wenn ich so höre was die Leute sagen die Eltern sind, was die so auf der Arbeit erzählen was für Probleme jetzt auftreten, mit denen man sich nicht befasst wenn man keine Kinder hat, mit den Schulsystemen, mit der Lehrstelle, einige haben Angst wegen Drogen obwohl ich finde das ist in unserer Gegend noch kein Thema...ich hätte Angst irgendwie, ist vielleicht blöd, aber...". Umschnitt

1:22:55

Blick vom Bahnsteig in "Unterwellenborn" auf einen Güterzug (halbtotal). Fahraufnahme mit dem Zug beim Verlassen des Bahnhofs mit Blick aus dem Zugfenster (halbtotal) (O-Ton). Vorbeifahrt an einem Güterzug mit Eisenbahnschienen aus der Maxhütte (halbtotal). Langsame Vorbeifahrt an der Maxhütte (halbtotal). Stabeinblendungen in die Fahraufnahme: Kamera Heinz Richter und Rainer Schulz (1986). Kameraassistenten Frank Bressler; Herbert Hannapp; Gerd Jäckel; Ralf Münch; Erhard Stiefel; Rainer Wittig. Schnittassistentin Birgit Günther. Beleuchtung Peter Algert; Dieter Kittelmann; Knut Muhsik; Peter Radtke; Werner Schrubbe. Ton Hartmut Haase; Ulrich Fengler; Dieter Maurer; Marco Mundt. Mischton Peter Dienst. Titelgrafik Jochem Härtel. Produktion Marco Mundt; Peter Mansee. Montage Angela Wendt. Musik Vridolin Enxing. Wir danken Ulrich Eifler für seine Mitarbeit an diesem Film. Buch und Regie Joachim Tschirner. Unserer besonderer Dank gilt Katrin und Faiko Hensel. DEFA-Studio für Dokumentarfilme GmbH © 1991.

1:25:27 ENDE

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