Portrait Florian Oertel
55:22 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1990
- Film/Video Format
- Betacam SP
Film Crew
- Camera
-
- Peter Boultwood
- Sound
-
- Gerhard Biroth
Short Summary (German)
Dieses Material zeigt ein Interview mit Heinz-Florian Oertel, der sich zu seiner Arbeit und Zukunft als Sportkommentator äußert.
Summary
C1/0863:
Interview mit Florian Oertel; Oertel und Redakteur sitzen im Regieraum;
Oertel und Redakteur schauen sich Film über Oertel und seine Arbeit als Sportkommentator an; Film wird gestoppt;
Oertel OT zur Frage, was für ein Gefühl er habe, wenn er diese Bilder sieht: "Erinnere mich dieser Dinge sehr gern/ Bercy- diese Weltmeisterschaft- war der Schlusspunkt unter diesem speziellen Abschnitt/ habe 25 Mal Europa- und Weltmeisterschaft übertragen/ irgendwo musste mal Schluss sein/ hat sich zu diesem Zeitpunkt ergeben auch noch aus anderen Gründen, weil ich mit der Sportredaktion beim DDR-Fernsehen wieder Probleme hatte/ in beidseitigem Einvernehmen haben wir meine Verpflichtung für dieses Jahr aufgekündigt.";
Oertel OT zu den Problemen mit dem Deutschen Fernsehfunk (DFF): "...Redaktion hatte andere Auffassung zu mir und meiner Tätigkeit von heute/ merkte, es gibt keinen Konsens..";
Oertel und Redakteur schauen sich Film über Oertel und seine Arbeit als Sportkommentator an (u. a. Hörfunkmoderation via Telefon, Interview mit Karin Janz);
Redakteur stoppt den Film;
Oertel OT zur Frage, ob sich seine Einstellung zum Leistungssport geändert habe (Doping-Gerede etc.): "Generell überhaupt nicht/ gegen Doping muss man mit aller Strenge sein/ sauberen Leistungssport halte ich für vollkommen legitim/ für die Entwicklung....";
Oertel OT zur Frage, ob ihm nicht bekannt gewesen sei, was es für "Zugaben" beim Leistungssport gegeben hat: "Verdächte, dass überall Doping genommen werden könnte sind natürlich vorhanden/ es ist unmöglich, wenn es so etwas gibt und man muss sich mit aller Gewalt, die man selbst zur Verfügung hat dagegen stemmen/ ist das, was den Sport am allermeisten beschädigt/ Verdächte wurden immer wieder geäußert.";
Oertel und Redakteur schauen sich Film über Oertel und seine Arbeit als Sportkommentator weiter an (Diskussion, welche Gäste eingeladen werden);
Oertel OT zu seinem Satz "Leute, die mit mir in einer Lebensspur marschieren": "Gefällt ihnen nicht?/ aus dem heutigen Abstandsvermögen gibt es natürlich einiges zu erklären/ die Leute, die ich einlud waren natürlich von verschiedenen Instanzen her auch genehmigt/ die, die bei mir in 240 Sendungen zum Zuge kamen , waren natürlich Menschen dieser Lebensspur und die Leute, die vielleicht etwas Kritisches zu äußern gehabt hätte, die ja trotzdem in derselben Lebensspur sein können, aber einfach kritischer sind, die wurden ja von vornherein -nicht von mir, ich hatte ja allein fünf Chefs- die wurden von vornherein abgelehnt/ Armin Müller-Stahl war von mir eingeladen, weil ich ihn seit Jahren kenne/ "jetzt nicht" wurde gesagt....";
Oertel OT zur Frage, ob er auch mal überlegt habe, es hinzuschmeißen: "Natürlich überlegt man 'Wie kann man das verhindern? Wie kann man sich dagegen sträuben? Es verändern?/ da setzen auch Überlegungen ein, die einen bedrücken, dass man sich nicht in genügender Weise dagegen stemmte/ man nicht genug Courage hatte/ das man feige war/ ich bin nicht mutig.../ bin nicht zum Helden und bin nicht zum Kämpfer geboren.";
Oertel und Redakteur schauen sich Film über Oertel und seine Arbeit als Sportkommentator weiter an;
Oertel OT: "Es geht in mir das vor, was ich gewohnt bin, dass es solche Pauschalformulierung und Kennzeichnung gibt, die natürlich oberflächlich sind und in der Grundtendenz sicherlich zu einem Teil stimmen/ man kann Menschen und deren Haltung nur beurteilen, wenn man deren Leben und deren Alltagshaltungen wirklich kennt/ ist das Erscheinungsbild und das stellen sie so dar.";
Oertel OT zum Telegramm zum 60. Geburtstag: "Da muss ich sagen, ich war nicht unangenehm beeindruckt, aber den Stolz, den sie vielleicht meinen, den kenn ich nicht/ ich bin gegen all diese Dinge...Fahnen, Paraden und Orden, aber hier gehört es, wie in fast jedem Land der Welt mit dazu/ natürlich ist es im Nachhinein unangenehm damit zusätzlich identifiziert zu werden, aber fragen sie auch andere Ordensträger.";
Oertel OT bejaht die Frage, ob er Mitglied der SED gewesen sei;
Oertel OT zur Frage, ob er auch Mitglied der PDS sei: "Nein, bin als diese Dinge an Tageslicht kamen ausgetreten vergangenes Jahr, weil ich darin vor allem eine Verletzung meiner eigenen Grundhaltung dazu sah...";
Oertel OT zu seiner Karriere;
Oertel OT zur Frage, warum für ihn die Zukunft schmal sei: "Weil sie nach biologischen Gesetzen schon schmal ist/ natürlich unter solchen beruflichen Gesetzen auch...";
Oertel und Redakteur schauen sich Film über Oertel und seine Arbeit als Sportkommentator weiter an
C1/0864:
Regieraum, innen: Heinz Florian Oertel und Redakteur im Gespräch;
Oertel und Redakteur schauen sich Film über Oertel und seine Arbeit als Sportkommentator an;
Oertel OH, verschiedene Einstellungen; Oertel nah; Oertel lacht und schmunzelt über Film nah;
Aufzieher auf Regieraum;
Oertel OT zu Dynamo/ Hass gegen Dynamo: "Dynamo, also speziell die Fußballmannschaft von Dynamo, war eine Mannschaft, die gesponsert wurde vom Innenministerium, Volkspolizei und vom Staatssicherheitsministerium/ hat sie für sehr viele Menschen sehr unpopulär gemacht/ war damals schwer so auszudrücken...";
Oertel und Redakteur schauen sich weiter den Film über Oertel und seine Arbeit als Sportkommentator an;
Oertel OT zu seiner Kritik am Nachwuchs der Sportkommentatoren: "Ist ja alles Geschmackssache/ kann nur immer für meine Auffassung sprechen/ halte es für diesen Beruf notwendig, dass man eine ganze Portion Talent mitbringt, aber man eine ebenso große Portion Fleiß aufwenden muss, um sich ständig weiterzubilden, um die Handwerklichkeiten dieser Tätigkeit in Form zu halten/ habe viel gelesen/ mich mit der Sprache beschäftigt/ mit der Sportsprache/ habe immer versucht ein Niveau zu erreichen, das mich selber halbwegs befriedigt...";
Oertel nah; Oertel und Redakteur schauen sich weiter den Film über Oertel und seine Arbeit als Sportkommentator an (Zusammenarbeit mit Katarina Witt);
Oertel OH; Oertel nah; Aufzieher auf Oertel und Redakteur; Oertel OH (im Film gibt er einen Kommentar zu sowjetischen Sportlern);
Oertel und Redakteur schauen sich Film an;
Oertel OT zu "angestaubt": "Ja das mit dem 'angestaubt' das sie da benutzen ärgert mich nicht, regt mich aber zum Nachdenken an/ was ist angestaubt?";
Redakteur OT: "Angestaubt ist, sie halten eine Sprache aufrecht, die normalerweise nicht mehr benutzt wird von Sportkommentatoren..";
Oertel OT: "Ja da kann ich ja aber nur sagen leider/ Stilfragen, Zeitfragen sind immer den Zeiterscheinungen unterworfen/ halte es ganz normal, dass jüngere Leute anders sprechen, als ich es in meinem Stil pflege/ ändert nichts an den Grundsätzlichkeiten, dass jeder sein Handwerk beherrschen muss....";
Oertel OT zum Aufhören beim Fernsehen/ angestaubt: "Insofern ist das lediglich ein Vollzug der Geschichte/ der Entwicklung überhaupt/ Geschichte geht in jedem Fall über viele und vieles hinweg/ natürlich über einen, der etwas älter ist viel schneller und viel radikaler und für einen, der so sehr in der Öffentlichkeit stand und steht wie ich auch/ halte das bis zu einem gewissen Punkt für normal/ es überrascht mich nicht, aber natürlich begrüße ich es nicht...";
Oertel OT: "..ich war immer Einzelgänger...";
Oertel OT zur Frage, warum er bei dem großen Essen ohne Familie gewesen ist: "...bin durch und durch ein Mann der Tatsachen/ zu den Tatsachen meines Lebens gehört natürlich auch, ich durfte in den 40Jahren nicht ein einziges Mal in das westliche Ausland mitnehmen/ gehörte nie zu den Privilegierten, die ein Dauervisum hatten/ musste jede einzelne Reise neu begründet beantragen/ private Reisen wurden schon abgelehnt/ bin nie dazu gekommen eine Dienst- oder Privatreise mit Frau anzutreten/ heute sage ich: Ich hätte mich dagegen wehren müssen...";
Oertel OT zur Frage, wie es weiter geht: "Mein Leben ist weitestgehend gelebt/ auch das berufliche/ fühle mich aber in Form/ ich selbst kann für mich kein Fernsehen, ich könnte für mich kein Rundfunk begründen, um nun selbst da zu sprechen, weil ich gerne sprechen will oder mich dazu in der Lage fühle auch Menschen weiterhin zu unterhalten und zu informieren/ bin auf andere angewiesen/ wenn die mich wollen, dann habe ich eine Chance/ wenn die mich nicht wollen, dann habe ich keine Chance/ dann zähle ich zu den vielen Arbeitslosen, die es leider geben wird/ werden viele entlassen werden/ sehe den Dingen also ins Auge, dass ich dazu gehören kann."
Oertel im Interview T;
Oertel OT zur Zukunft: "Es geht ja ohnehin nun nicht viel weiter, wenn man fast 63 Jahre alt ist, sind die Ziele ja sehr kurz bemessen/ würde gerne weiter im Rundfunk dieses machen und im Fernsehen jenes, weil ich mich in Form fühle auch mit allen anderen die da noch im Wettstreit dieser Tätigkeit liegen mitzueifern/ ich kann ja aber für mich keinen Rundfunk und kein Fernsehen gründen/ bin auf andere angewiesen/ weiß, was auf uns zukommt.";
Oertel OT zur Frage, ob er sich ausgemustert fühle: "Noch nicht / ist aber möglich, dass es geschieht/ Arbeitslosigkeit wird auf uns zukommen...";
Oertel OT zur Frage, was er machen würde, wenn er seine Arbeit verlieren würde: "Dann würde ich auf jeden Fall mich ständig in Form halten/ all das mit mir und in mir machen, was ich immer für mich, für dieses Leben, für diese Tätigkeit getan habe, um, wenn es soweit ist, wieder doch es tun zu können."
C1/0865:
Hand am Player nah; Hand bedient verschiedene Tasten am Pult;
Blick ins Archiv mit Filmmaterial/ Kassetten; Zoom auf Kassetten (U-Matic-Bänder) im Regal; Frau geht heran, nimmt Kassette mit Schriftzug "Oertel" heraus; Aufzieher auf Regal; Frau stellt Kassette zurück; Regal T;
Zoom auf Kassette mit Schriftzug "Oertel"; weibliche Hand nimmt Kassette heraus; gestapelte Kassetten;
Regal T; Zoom auf gestapelte Kassetten im Regal; weibliche Hand nimmt Kassette "Oertel" vom Stapel herunter;
Kassetten im Regal nah;
kurzes Schwarzbild;
verschiedene Aufnahmen vom Filmarchiv