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Streik der Gaststätten

38:52 Min., Color
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1990

Film/Video Format
U-Matic
Other Title
Bierstreik

Film Crew

Camera
  • Vorschneider
Sound
  • Krzysztof Czajka
Content Editing
  • Eglau

Short Summary (German)

Kurz nach der Wende gründete sich im Staatlichen Berliner Gastronomiebetrieb VEB HO Gaststätten Berlin in Ostberlin eine Protestbewegung, die sich gegen die zentrale Betriebsleitung richtete. Anschließend wurde auf einer Versammlung eine Interessengemeinschaft ins Leben gerufen, die den Angestellten das Vorkaufsrecht ermöglichen sollten.

Dieses Material zeigt Aufnahmen einer Versammlung von Gastronomen, in der es um einen möglichen Streik der Gaststätten geht und zeigt im letzten Teil Innen- und Außenaufnahmen einer Berliner Bierstube in Ostberlin sowie ein Interview mit einem Gastwirt.

 

Summary

C1/0833:

 

verschiedene Aufnahmen von der Versammlung; Leute sitzen an Tischen beisammen; diverse Personen betreten den Raum;

Mann OT: "Ich bin nach kurzer Beratung des Zentralen Sprecherrates der Interessengemeinschaft der Gaststättenleiter und Gastronomen von Berlin zu folgender Erklärung ermächtigt worden: Wir nehmen das Angebot des Magistrats zur Überführung der derzeit noch in HO-Bewirtschaftungsverhältnis befindlichen HO-Gaststätten (Handelsorganisation) in Privatgaststätten, in Kapitalgesellschaften bis zum 31.03. an/ verweisen dennoch mit Nachdruck auf die Forderung vom Freitag aus dem Saalbau Friedrichshain, als die Gastronomen der Hauptstadt gefordert hatten, dass die Betriebsleitung- Herr Erich Weber, Herr Erich Lange- und die Betriebsteildirektoren Uwe Varbelow, Brigitte Altmann, Manfred Mulack und Holger Diese zurücktreten sollen/ wir fordern, dass dieser Forderung entsprochen wird/ sollte eine sofortige Erklärung hier vor dem Runden Tisch nicht erfolgen, würden wir ab 14 Uhr in den angedrohten Streik treten/ stellen als Möglichkeit zur Weiterführung der Geschäfte...folgende Lösung in Aussicht: Wir würden zur Weiterführung der Geschäfte des VEB die Frau Stuckhausen, den Herrn Bürgerle, den Herrn Banzai, Herrn Scholz und Herrn Bothe in eine Kommission delegieren.../ Auflösung des VEB und die Überführung der Gaststätten in Kapitalgesellschaften und Privatgaststätten erfolgen...";

 

 

Mann OT: "Die genannten Personen...werden die Auflösung des Betriebsteils und des Betriebes bis zur Schlussbilanz weiter mit ihrer Mitarbeit tragen können, allerdings ohne die bisher zur Geltung gekommene Funktion als Betriebsteildirektor, Betriebsdirektor.";

 

Mann OT: "...wir hatten den Vorschlag....wenn sie die Forderung stellen entgegen dieses Gesetzblattes...müsste dann unter Leitung von Herrn Weber bis zu seiner Abberufung diese Entscheidung getroffen werden...";

 

Männer diskutieren;

 

Mann OT: "...Auflösung des genannten Personenkreises gefordert worden bei Nichteinhaltung unter der Streikandrohung zu heute 14 Uhr...";

 

Schnittbilder von der Versammlung; Gemurmel; verschiedene Aufnahmen von den Teilnehmern der Versammlung; Mann lehnt Vorschlag ab;

Frau OT (anfangs NiB): "....es wird ein Vorschlag an die Regierung kommen, dass sämtliche Nomenklaturkader abgelöst werden/ hier sind Gedanken geäußert worden, die uns seit Wochen bewegen...";

 

diverse Bilder von den Teilnehmern und der Versammlung; Teilnehmer stehen auf (Pause);

DIN A4 Papier auf Tisch mit handgeschriebener Schriftzug "Dieses Objekt wird bestreikt! HO-Gaststätten";

Männer stecken sich Zigarette an; Zoom auf Blatt mit Schriftzug "Dieses Objekt wird bestreikt! HO-Gaststätten";

 

Interviews mit Gastwirten;

Mann OT zur Frage, was ihn jetzt grimmig mache: "Das man uns jahrelang verschaukelt hat/ wenn ich an letzten Freitag denke, dass ich höre, dass Frau Altmann als Direktorin sich zwei Kellner nachkommen lässt/ sich bedienen lässt/ oder das Herr Weber oder Herr Varbelow nach Steglitz fährt und dort einkaufen geht und hier seine Termine nicht einhält/ kann ja wohl nicht angehen/ ich kann auch nicht machen, was ich will/ wenn wir uns das erlauben würden, was die sich erlaubt haben...";

 

Mann OT, was er von der Privatisierung erwarte: "Das wir genauso arbeiten können wie jetzt/ habe zwei Kinder, die auch in der Branche tätig sind und warum sollen wir das nicht als Familienbetrieb weiter führen können.";

Mann OT zur Frage, wie viel er für die Gaststätte zahlen müsste, wenn er das Vorkaufsrecht bekommen würde: "Schwer zu sagen/ haben so veraltete Arbeitsgrundmittel/ müssten von einem neutralen Taxator getaxt werden.../ wir haben Kühlschränke, die sind 10 Jahre alt, da ist noch nicht mal ein 1000 Mark Schein von abgeschrieben...";

Mann OT zur Frage, was in den letzten Jahren besonders schlimm gewesen sei: "Gewisse Bevormundung/ Eigeninitiative, die wir erbracht haben ist nicht honoriert worden/ kann eigentlich nur besser werden.";

 

Frau OT: "...wenn ich Kollegen vorschlage zur Prämie, dann wird das ignoriert/ oder zumindest, wenn bei mir was im Laden kaputt ist, dass ich mich selbst darum kümmern kann/ bei mir war z.B.1,5 Jahre ein Absauger kaputt/ waren keine Arbeits -und Lebensbedingungen mehr bei uns im Laden/ wenn man selbständig ist, dann würde man sich mehr darum kümmern und man weiß auch wofür.";

 

Frau OT zur Frage, was sie an dem Führungskader besonders ärgere: "Ist ja bekannt genug, dass der sogenannte Wasserkopf viel zu hoch ist/ mussten ja für ihn mitarbeiten/ wie Kleinstgaststätten mussten ja für diese großen Häuser mitarbeiten/ wir haben geschuftet und eine Anerkennung kam auch nie/ passt uns allen nicht.";

 

Frau OT zu ihrer Zukunft: "Das ich mich selbst arrangiere/ eine Sicherheit für meine Kollegen habe/ für uns auch/ das man aus der Gaststätte etwas machen kann.../ Konkurrenzkampf wird groß sein.../ etwas niveauvoller gestalten/ keinen Zwang mehr...";

 

Mann OT zur Frage, was er sich von der Privatisierung wünsche: "Ich wünsche mir, dass wir endlich selber entscheiden können und das machen können, was wir gerne möchten/ selber bestimmen, was für einen Kaffee wir verkaufen/ was für ein Bier...selbst entscheiden ist das Entscheidende/ konnten überhaupt nicht auf Kundenwünsche eingehen/ gab sehr wenig/ die besonderen Sachen haben nur die Großgaststätten ab einer gewissen Preisstufe gekriegt...";

 

Mann OT was er sich von der Zukunft erhofft, wenn er seine Kneipe kaufen kann: "Das es besser wird/ es uns besser geht/ wir die Arbeitszeit weiter leisten, aber wir wissen wofür wir arbeiten...";

 

Mann OT zum Konkurrenzkampf: "Bei uns ist das ja so flächendeckend noch gar nicht ausgeartet wie es z. B. in West Berlin ist/ wir haben drei Biergaststätten, die HO sind und eine Kommissionärgaststätte...wenn jetzt natürlich noch 25 dazu kommen wird es schlechter für uns aussehen.../ kann sich eigentlich nur verbessern...";

 

diverse Bilder von der Versammlung; Teilnehmer, die in der Pause draußen waren kehren auf Plätze zurück;

 

Mann OT gibt Erklärung der Interessengemeinschaft der Berliner Gastronomen bekannt: "Der Forderung des Rücktrittes des Hauptdirektors der VEB Gaststätten HO Berlin Erich Weber wurde entsprochen/ die Forderung nach Rücktritt von Erich Lange, Uwe Varbelow, Holger Diese, Manfred Mulack und Brigitte Altmann wurde nicht entsprochen/ es erfolgte die Zusage der Überführung von ca. 400 kleineren und mittleren HO-Gaststätten in Privatbewirtschaftung sowie die Überführung von Club- und Großgaststätten in Kapitalgesellschaften/ dazu sollen durch den VEB die juristischen Modalitäten bis zum 31.03.1990 erfolgt sein/ offen bleibt die Frage nach der Verkaufszusicherung der Gaststätten zum Nettowert der Grund- und Arbeitsmittel der 400 HO-Gaststätten an die dort tätigen Gaststättenleiter bzw. bei Nichtinteresse an die dort tätigen Mitarbeiter/ erwarten wir noch definitive Antwort durch den Magistrat/ Forderung der Interessengemeinschaft nach Ablösung der unter Punkt 2 genannten Personen, die durch Urabstimmung der gesamten Belegschaft des VEB Gaststätten HO Berlin und der Gewerkschaften getragen wird, wird aufrecht erhalten/ bedeutet, dass durch die Nichterfüllung dieser Rücktrittsforderung vom 09.03.1990 im Saalbau Friedrichshain der angedrohte Streik ab 14 Uhr bis auf Weiteres zum Tragen kommt/ Interessengemeinschaft der Berliner Gastronomen erklärt, dass alle Vertragsverpflichtungen der Gemeinschaftsverpflegung, geschlossene Gesellschaften sowie Hotelbuchungen u.ä. aufrecht erhalten und eingehalten werden/ sollte die angekündigte, geschlossene Arbeitsniederlegung des Leitungskollektivs des VEB Gaststätten HO Berlin eintreten, so werten wir diesen Schritt als unterlaufendes Misstrauensvotum von tausenden Mitarbeitern des Betriebes gegenüber dem angesprochenen Personenkreis/ das war die Erklärung der Interessengemeinschaft der Berliner Gastronomen hier zu diesem Zeitpunkt abzugeben hat.";

 

Versammlung T;

Mann OT zu seinem Standpunkt: "..ich darf noch einmal darauf hinweisen, dass unter Leitung des stellvertretenden Oberbürgermeisters für Finanzen und Preise, alle Dokumente, wie ich es gesagt habe, erarbeitet werden zur Überleitung der Gaststätten und Bildung der Kapitalgesellschaften/ nicht unter Leitung des Betriebes, sondern unter Leitung des Magistrats/ der Magistrat hat erklärt, dass die Überleitung der ca. 400 Gaststätten...auf zwei Wegen erfolgen kann/ entweder Nutzungsvertrag oder Verkauf der Einrichtungsgegenstände...";

 

Schnittbilder von der Versammlung; verschiedene Aufnahmen von den Teilnehmern

 

 

C1/0834:

 

 

Fortsetzung der Versammlung "Gaststättenstreik";

Mann OT: "1. Es wurde die Forderung gestellt für die Gaststättenleiter oder Mitarbeiter des VEB Gaststätten HO Berlin, die es wünschen, die kleinen und mittleren Gaststätten selbst zu bewirtschaften, den Vertrag zu übernehmen und die Einrichtung zu kaufen, haben wir eindeutig mit 'ja' beantwortet/ 2. wenn verkauft wird oder ein Nutzungsvertrag gemacht wird- immer das Anlagevermögen zum Zeitwert verkauft/ 3. hat der Magistrat der Forderung entsprochen, die Kaderentscheidungen zu treffen, die dem Magistrat obliegt/ deswegen sind alle sachlichen Fragen eindeutig beantwortet...";

 

Schnittbilder von der Versammlung; verschiedene Aufnahmen von den Teilnehmern;

Mann OT: "...ermächtigt zu erklären im Namen der Interessengemeinschaft der Berliner Gastronomen und im Namen der 11 000 Mitarbeiter, von denen ein Großteil dem genannten Personenkreis das Misstrauen ausgesprochen hat, dass wir aus unserer Verantwortung als Gastronomen heraus, als Gastronom mit Berufsehre, für die Versorgung der Berliner, ihrer Gäste, der vielen Kinder, der Veteranen und der Bauarbeiter, in diesem Falle die Arbeitsniederlegung des Betriebsteil- und des Fachdirektorenkollektivs akzeptieren/ in diesem Falle zeigen wir, dass wir die moralische Stärke auf unserer Seite haben/ werden unsere Gaststätten ab 14 Uhr nicht schließen/ werden die Versorgung weiter aufrecht erhalten und schlagen dem Magistrat von Berlin durch die Arbeitsniederlegung des gesamten Leitungskollektivs vor, gemeinsam am Runden Tisch mit der Interessengemeinschaft der Berliner Gastronomen über neue Wege und Personalfragen bei der Lösung der Übergabe des Betriebes VEB Gaststätten HO Berlin in Kapitalgesellschaften bzw. in Privatbewirtschaftung zu beraten und zu entscheiden/ ich schlage vor, dass der Runde Tisch mit dem Magistrat und dem Zentralen Sprecherrat spätestens am Mittwoch sich zur Beratung zusammensetzt..";

 

Teilnehmer applaudieren;

 

Gaststätte, Bierstube innen: Tresen seitlich; Kellner und Tresenkräfte bei der Arbeit WA, Gäste im VG (sitzend);

lächelnder Kellner steht hinter der Kasse; weibliche Tresenkraft beim Bierzapfen;

Gäste an Tischen, verschiedene Aufnahmen; Gast beim Zeitungslesen nah; Männer bekommen Bier serviert;

Mann mit Zigarette;

Tresen, seitlich: Bedienung steht hinter Tresen; Frau zapft Bier; Bierzapfen GA;

Froschperspektive: Mann zapft Bier (nur Arme);

 

Küche: Mann/ Gastwirt bereitet Kaffee zu; Mann hantiert in der Küche; Wurst im Kochtopf GA;

Mann OH; Würste liegen auf Teller; Tasse wird auf Untertasse abgestellt;

Interview mit Gastwirt;

Gastwirt OT: "Um kneipengerechte Versorgung zu leisten bräuchten wir hier einen Abzug über dem Herd, damit ich kleine Pfannensachen mache könnte/ Currywurst oder ähnliche Sachen/ haben keine Kaffeemaschine/ es mangelt an allem/ Kühltruhe ist seit diesem Jahr noch nicht betriebsfähig/ findet sich kein Glaser, der uns die Kühltruhe repariert/ Probleme über Probleme/ manchmal wie im Mittelalter/ Bierkühlung ist ewig kaputt.../ so viel zu machen/ wenn man das jetzt alles alleine privat übernehmen würde, man müsste so viel reinstecken/ wäre Wahnsinn/ Stühle sind kaputt/ weiß nicht, wie das weitergehen soll.";

 

Gastwirt OT zur Frage, ob er die Kneipe übernehmen möchte: "Ich würde sie gerne übernehmen, aber das hängt davon ab, was die HO noch für dieses Inventar verlangt/ ist ja nur Schrott/ könnte die HO eigentlich gar nichts mehr verlangen/ man müsste praktisch nur einen Mietvertrag machen und Waren und Arbeitsmittel neu beschaffen.";

 

Kühlschranktür wird geöffnet und geschlossen; Saft und Sekt in Kühltruhe;

 

Blick vom Tresen aus auf Gäste, Frau steht hinter Zapfanlage;

Gastwirt steht in Kammer; Gastwirt geht Treppen hinab in Keller (Lager);

Kohlestücke in Eimer gelagert; Kohle in Eimer GA;

 

Keller: Gastwirt geht durch Kellerräume, verschiedene Aufnahmen; Gastwirt stellt Bierfässer im Bierlager um;

Gastwirt steht vor der Luke von der Bierannahme;

Gastwirt OT: "Hier ist die Luke, wo das Bier rein kommt/ ist vollkommen rausgerissen/ haben hier das Loch zur Straße, da ist nur eine Eisenplatte drüber/ normalerweise kann man hier also einsteigen/ es wird nichts gemacht/ Reparatur dieser Eisentür, die wir beantragt haben, dauert nun auch schon das ganze Jahr/ wird nichts gemacht/ man fällt von einer Ohnmacht in eine andere/ es ist an jeder Ecke etwas anderes kaputt.";

angeschlossene Bierfässer;

Getränkelager und Kohlelager; Schwenk auf Kartons und durcheinander gestapelte Flaschen;

 

Gaststätte außen mit Straße im VG; Straße in Ostberlin T; Schwenk auf Eckkneipe;

Straße T mit viel Straßenverkehr, Schwenk auf Eckkneipe;

Eingang zur Gaststätte;

Schriftzug an Schaufenster/ Kneipenfenster "Berliner Bierstube" GA; Schild mit Schriftzug "HO-Bierkrug" GA;

Eingang zur Bierstube T

 

 

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