Winter adé
Director: Helke Misselwitz, 116 Min., Black-White, Documentary
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1988
- Film/Video Format
- 35 mm
- Length in m
- 3180
- Other Title
- Eine Reise durch die DDR
- English Title
- After Winter Comes Spring
- Release Date (for Cinema)
Short Summary (English)
A journey from the North to the South during the last year of the GDR. Laborers and puny girls, mothers, intellectuals, young and old are being interviewed about humanity, they criticize and give hope. They are strong and self confident women who have to eke out a living but still smilingly tell of a world full of contradictions.
Awards:
- Silver Dove, Leipzig 1988
Film Crew
- Director
-
- Helke Misselwitz
- Script
-
- Helke Misselwitz
- Gudrun Plenert (geb. Steinbrück)
- Camera
-
- Thomas Plenert
- Michael Biegholdt (Trickkamera)
- Sabine Dietrich (Trickkamera)
- Film Editing
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- Gudrun Plenert (geb. Steinbrück)
- Assistant Camera
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- Frank Breßler
- Erhard Stiefel
- Michael Loewenberg
- Jürgen Wrobel
- Script Editing
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- Bernd Burkhardt
- Music
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- Mario Peters
- Sound
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- Eberhard Pfaff
- Ronald Gohlke
- Peter Pflughaupt
- Heinz Kaiser (Tonmischung)
- Production Management
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- Herbert Kruschke
- Peter Mansee
- Unit Production Management
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- Ljuba Billinger
- Text
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- Helke Misselwitz
- Design
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- Jürgen Brock (Grafik)
- Narrator
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- Helke Misselwitz
- Person, Primary
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- Hermann Busse
- Helke Misselwitz
- Horst Sindermann
- Hiltrud Kuhlmann
- Andreas Gerlach
- Margarete Busse
- Lieselotte Schaller
- Christine Schiele
- Helene Wolf
- Helga Gerlach
- Erika Banhardt
- Person, Secondary
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- Heide Drechsler
- Anita Rotter
- Inge Lange
- Erich Honecker
- Thomanerchor, Leipzig
- Clara Zetkin
- Anita Hofmann
- Hanni Klautke
- Werner Felfe
- Horst Dohlus
- Harry Tisch
- Ilse Braatz
- Liselotte Holstein
Awards
- 31. Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmwoche (1988): "Silberne Taube"
Short Summary (German)
Zwickau, die ehemalige Bergarbeiterstadt im Süden, ist Ausgangspunkt einer Reise nach dem Norden, ans Meer, einem Ort der Sehnsucht. Mit vierzig Jahren verlässt die Regisseurin Helke Misselwitz noch einmal ihre Geburtsstadt und den Ort ihrer Kindheit, um auf dieser Reise zu erfahren, wie andere gelebt haben, wie sie leben möchten. In der Bahn, am Arbeitsplatz oder zu Hause begegnet sie Frauen und Mädchen verschiedener Generationen, aus unterschiedlichen sozialen Schichten und lernt ihre Lebensgeschichten kennen. Die Mädchen und Frauen äußern in den Gesprächen ihr Bedürfnis nach Freundlichkeit, Achtung, Toleranz, gleichberechtigtem Verhalten im privaten und gesellschaftlichen Miteinander.
Summary
0:00:00
Schranken eines Bahnüberganges schließen sich im Morgengrauen in der Stadt Planitz (halbtotal) (O-Ton). Blick (von unten) auf einen einfahrenden Personenzug (halbtotal) (O-Ton). Ein Güterzug fährt an der geschlossenen Schranke langsam vorbei (halbtotal). Misselwitz im Off: "Vor dieser geschlossenen Bahnschranke bringt mich meine Mutter auf die Welt, im Krankenwagen, Großmutter hilft ihr dabei in einer warmen Julinacht des Jahres 1947....(Schranke öffnet sich wieder)...im Haus meiner Kindheit in der Vorstadt Planitz wohnen Bergleute die Steinkohle hauen die hier in die Kokerei rollt. Heute sind die Zwickauer Schächte geschlossen, die Steinkohle wird importiert. Meine Mutter wird an diesem Tag 27 Jahre alt...(Autos fahren wieder über den geöffneten Bahnübergang)...sie schreibt in ihr Tagebuch, welch herrliches Geburtstagsgeschenk bist Du mir, Papi ist ganz glücklich auch wenn Du wieder nicht der gewünschte Sohn bist". Fotoeinblendungen der Familie Misselwitz (nah).
0:01:13
Schrankenwärter kurbelt die Schranke hoch und lächelt in die Kamera (halbnah) (O-Ton). Aus dem Off wird er aufgefordert seine Tätowierungen zu zeigen. Schrankenwärter zieht sein T-Shirt aus und zeigt seine Brust- und Armtätowierungen (halbnah) (O-Ton) "Und jetzt". Aus dem Off die Frage: "Und was sind das für Frauen"? Schrankenwärter (halbnah) (O-Ton) "Schöne Frauen". Blick auf die Beine einer elegant gekleideten Frau im Bahnhof von Planitz (halbnah). Schwenk von den Beinen auf die Personen in der Wartehalle (halbtotal). Erzählerin im Off: "Mit 19 Jahren verlasse ich diese Stadt um meine Wege zu gehen. Berufsausbildung, Hochzeit, Scheidung, möbliertes Zimmer, wechselnde aber intensive Beschäftigungen...(Fahraufnahme durch die Bahnhofshalle)...eine feste Arbeit, Geburt der Tochter, zweite Ehe, Studium mit Kind, zweite Scheidung, beharren auf sinnvolle Arbeit...(Fahraufnahme auf eine Bergmannsskulptur in der Bahnhofshalle)...Ich kenne viele Frauen deren Sorgen und Sehnsüchte ich teile, das Selbstbewußtsein meiner fast erwachsenen Tochter macht mich unsicher und gleichzeitig hoffend". Blick auf junge Männer in der Bahnhofshalle die ein Bergmannslied singen (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Männer mit Gitarre und Gepäck (halbtotal).
0:03:00
Titeleinblendung "WINTER ADÉ". Blick aus dem Fenster des fahrenden Personenzuges (halbtotal) (O-Ton). Im Off erzählt Misselwitz: "Mit 40 Jahren verlasse ich noch einmal den Ort meiner Kindheit um zu erfahren wie andere gelebt haben, wie sie leben möchten. Auf der Reise werden wir miteinander reden, auf der Arbeit, oder und zu Hause treffen, verabredet auch zufällig...". Blick aus dem Fenster des Zuges auf Schrebergärten und Wohnhäuser neben dem Bahndamm (halbtotal) (O-Ton). Schlafende Mutter mit Kind im Abteil des Zuges (halbnah) (O-Ton). Blick auf ein junges Paar im Abteil (halbnah). Schwenk vom Paar auf das schlafende Kleinkind auf der Sitzbank (halbnah).
0:04:25
Hiltrud Kuhlmann schaut nachdenklich aus dem Fenster im Speisewagen des Zuges (halbnah). Frau Kuhlmann erzählt im Abteil (halbnah) (O-Ton) "Also ich habe eigentlich so viele Kinder und so unterschiedliche Kinder das es wirklich sehr interessant ist. Also zuerst war der Uwe da, den habe ich aus der 1. Ehe mitgebracht, daraus hört man schon die Ehe dauerte leider nur neun Jahre, leider ist eigentlich quatsch, es war eine zu blöde Ehe, weil meine Erziehung mich daran gehindert hat rechtzeitig mich daraus zu befreien. Wir waren 6 Kinder zu Hause, und ich hatte einen sehr autoritären Vater...und dieses Autoritäre im Haus setzt die Vaterfigur immer ins rechte Licht, wahrscheinlich habe ich das flugs in diese Ehe übertragen. Ich war 19 Jahre, der Uwe wurde geboren als ich 20 war, und ich habe lange gebraucht um mich davon zu befreien, diese Übermacht Vater und Mann wieder los zu werden...mein erster Mann hieß Bratz und ich muß sagen ich habe einmal mit ihm geschlafen und war schwanger, und dann habe ich mir die nächsten 2 bis 3 Jahre ganz fest eingeredet das ist der beste Mann meines Lebens...ich wollte zu Hause nicht so eine Schlappe anerkennen...aber dann kristallisierte sich das schon heraus, da waren unterschiedliche Wünsche und Erwarten fürs Leben. Ja, und dann war ich einige Zeit alleine und auch doch nicht alleine, ich habe einen Freund getroffen mit dem ich vor der Ehe schon mal liiert war, und der hat sich gefreut mich wieder zu sehen...ich habe mich dann sofort wieder in die nächste Beziehung begeben, wahrscheinlich ist der Mensch so und sucht immer wieder nach einem Punkt, einem Halt, und es funktionierte nicht...aber mein Sohn Uwe und der neue Kumpel das klappte nicht...ich habe den Typen einfach überfordert, ich dachte der hätte das gleiche Gefühl gegenüber meinem Uwe wie ich, das war aber nicht so...".
0:07:43
Hiltrud Kuhlmann erzählt am Fenster sitzend weiter (halbnah) (O-Ton) "...na ja, dann habe ich mir eine Ruhepause gegönnt und war 2 Jahre alleine, aber das war auch keine schlechte Zeit weil wir unheimlich viel unternommen haben, man merkt ja dann auch das man keine Rücksicht nehmen muß, man kann sich das Leben so einteilen wie man will...eines Tages waren wir dann so weit das wir uns einen neuen Partner suchten, und wir haben gesagt jetzt suchen wir nur noch einen Mann mit Kind...dann haben wir in die Zeitung geguckt und gelesen und gelesen, und dann habe ich wirklich jemandem geschrieben...der hatte auch ein Kind...er hat auch geantwortet und sofort habe ich angerufen, dann haben wir uns verabredet und dann haben wir uns erst einmal angeguckt, das war schon eine komische Situation. Am nächsten Tag haben wir uns noch einmal getroffen...(Umschnitt)...der Anfang für uns war sehr positiv...(Einblendung eines gemeinsamen Fotos mit dem neuen Partner)...also wir waren in höchsten Schwingungen, wir waren unheimlich verliebt, also so verliebt wie man es sich gar nicht vorstellen kann, voller Leidenschaft und wunderschön...also diese kleine Zelle wie früher, Mutter Sohn, war jetzt ganz anders...und ich wollte die Familie vergrößern, aber das es dann schwierig wurde merkte ich schon weil diese kleine Beate einfach anders war als ich recht hat sie schon, jeder ist einfach so wie er ist, die Tochter meines neuen Partners Beate hat auch Dinge erlebt die sie geprägt haben, ganz logisch...und es fällt mir jetzt schwer die absolute Gleichheit zwischen den Kindern zu bringen und zu prägen, und da habe ich schon mein Sorgenteil für mich...". Umschnitt.
0:10:46
Frage an Hiltrud Kuhlmann aus dem Off: "Wann habt ihr euch denn entschlossen ein Kind zusammen zu haben"? Kuhlmann am Fenster im Abteil (halbnah) (O-Ton) "Ich war schon 33 Jahre und so viel Zeit blieb nicht mehr, ich wollte eigentlich von meinem Peter ein Kind und er wollte eines von mir, da haben wir gar nicht lange überlegt, Pille abgesetzt und bum bum...(Fotoeinblendung der schwangeren Hiltrud Kuhlmann)...und dann hat es geklappt. Und dann war es eine wunderschöne Zeit, die Schwangerschaft war schön, ik hatte überhaupt keine Probleme...(Fotoeinblendung von Peter mit dem gemeinsamen Kind von Hiltrud)...und...(Fotoeinblendung von Uwe, Beate und dem 2. Kind von Hiltrud und Peter)...als der Uwe 14 war da hat er im Kinderheim son Diskohelfer gemacht, da hat er Heidi mit nach Hause geschleppt, beide gleichaltrig, es gab schon eine Beziehung, aber mit 14 Jahren ist noch nicht viel zu erwarten, die Beziehung ging auch wieder schnell weg, aber was blieb war Heidi, sie fühlte sich in unserer Familie sehr wohl und mir hat es auch nicht viel ausgemacht das einer mehr da ist...Heidi war an den Wochenenden da, später auch in ihrem Urlaub da war, sie brachte auch Kinder aus der Kindergartengruppe mit und das wir so viele kennen lernten. Ik denke schon das wir für unsere Heidi ein ganz wichtiger Faktor sind, wir haben ihr auch viel mit gegeben an Familienatmosphäre, an Wärme, an Füreinander da sein, was sie auch gar nicht so hatte in ihrem Kinderheim....Mit 17 hat sie es noch einmal versucht mit Uwe anzufangen...na ja, die beiden versuchten es immer wieder aber waren entsetzt über den kühlen Ton der heute zwischen Jugendlichen herrscht...vergleichbar mit unseren Liebesvorstellungen und der Balzerei war dat was anderes was sich da abspielte. Beate bekam mit 18 ihre Wohnung, Uwe kam zur Armee und beide hatten häufig sehr widersprüchliche Auffassungen von ihren unterschiedlichen Lebenserwartungen....dennoch wollten sie unbedingt ein Kind haben...und sie hat trotz unserer Warnungen klein Paulchen bekommen...aber die Beziehung währte nicht zwischen Uwe und Heidi...nun ist es kompliziert, sie ist noch immer unser Kind Nummer vier, und ich habe ein recht Mütterliches Gefühl ihr gegenüber, und bin auch recht traurig wenn sie sich lange nicht meldet...(Fotoeinblendung von Uwe und Heidi)...diese Beziehung zwischen Uwe und ihr ist auch nicht richtig klar..."
0:13:55
Hiltrud weiter (O-Ton) "...und ich habe ganz stark den Wunsch so ein bißchen drauf achten zu wollen wie Paulchen sich entwickelt...(Fotoeinblendung ihres Enkels Paulchen)...denn Heidi hat auch ihre Probleme ihr Leben zu meistern...ihr Kinderheimaufenthalt hat sie in den Jahren auch geprägt...man hat sie dort Beziehungslos gemacht für manche Dinge die für uns ganz klar sind...es wird für sie immer problematisch sein eine Partnerschaft mit Liebe und Tiefe zu finden...(Fotoeinblendung Heidi mit Uwe)...und da hatte sie anfangs auch Schwierigkeiten Paulchen gegenüber...". Abblendung. Frage aus dem Off an Hiltrud: "Wie ist es heute so mit eurer Ehe, gibt es Konflikte oder liebt ihr euch noch immer so"? Hiltrud (halbnah) (O-Ton) "...die große Leidenschaft verändert sich, der Alltag raubt da leider eine ganze Menge...und man wünscht sich das alles wieder zurück kommt...aber trotzdem ist es eine gute Partnerschaft, ich brauche meinen Peter und er braucht mich, die Kinder wachsen und in dieser Konstellation fühlen sich eigentlich sehr wohl...Uwe ist nicht mehr zu Hause, hat ne eigene Wohnung und ist eigentlich ganz zufrieden, kommt aber häufig...(Fotoeinblendung der ganzen Familie)...Uwe, das möchte ich sagen, ist mein bester Freund". Abblendung
0:15:30
Blick in die Bahnhofshalle von Altenburg (halbtotal). Hiltrud Kuhlmann auf dem Bahnsteig von Altenburg erzählt von ihrer Arbeit als stellvertretende Direktorin der HO-Werbung in Berlin(halbnah) (O-Ton) "Ich leide immer ein bißchen darunter das die Werbung nicht diesen Stellenwert bekommt den sie eigentlich verdiente, und da kämpfe ich und bin häufig auch richtig sauer...". Kuhlmann mit der Regisseurin auf dem Bahnsteig (halbnah) (O-Ton) "...umso mehr habe ich mich gefreut das unser Direktor und ich...in diesem Kollektiv waren das mit der Auszeichnung "Banner der Arbeit" geehrt wurden...ich muß sagen da habe ich mich schon gefreut...und als wir in dem Saal waren amen mir die ersten Gedanken und ich war wirklich erschrocken, und ich mich fragte warum sind da so wenig Frauen, der ganze Saal nur Männer. Da waren ungefähr 350 Auszeichnende und davon geschätzte 5% Frauen. Und da habe ich mich wieder gefragt, warum so viel Männer, aus allen Wirtschaftsbereichen...wer ist unter anderem der fleißige Mensch, auch die Frauen. Auch in meinem Kollektiv war ich die einzige Frau...". Kuhlmann berichtet weiter wie sie die Auszeichnung erlebt hat (halbnah) (O-Ton).
0:17:40
Frage aus dem Off an Kuhlmann: "Haben Sie viel mit Frauen zu tun"? Kuhlmann (halbnah) (O-Ton) "Ja, aber ich arbeite auch gerne mit Männern zusammen, aber ich muß sagen den Frauen gegenüber verspüre ich immer ein starkes Solidaritätsgefühl, ich habe auch viel Verständnis für sie, Kinder, Mutter, Probleme und alles was sich ergibt, und es gibt ja viele die Alleinstehend sind und viel Verständnis brauchen, ich meine ich haben den Frauen gegenüber einen ganz guten Weg gefunden...also Frauen interessieren mich immer, mich interessieren ihre Probleme, bin auch neugierig was hinter den Frauen steht...man kann immer wieder überrascht sein, jeder hat sein Päckchen zu schleppen und so eine ganz coole habe ich noch nie getroffen...". Umschnitt.
Blick auf einen Schaukasten in der Bahnhofshalle Altenburg mit einem Plakat "Frauenglück von Franca Rame und Dario Fo" (halbnah).
0:18:55
Schwenk über Frauen und Mädchen im Umkleideraum der Tanzschule Schaller in Altenburg (halbnah) (O-Ton). Blick auf eine Frau mit Hemdaufdruck "Indian Police" (halbnah) (O-Ton). Frauen und Mädchen kleiden sich um und richten ihre Haare (halbnah) (O-Ton). Schwenk über die jungen Frauen im Tanzsaal mit Spiegeln an den Wänden (halbtotal). Im Off hört man die Tanzlehrerin rufen: "Meine Damen, kommt den Männern zart entgegen, ein altes Wort. Bitte, ihr müßt ganz charmant zu den Männern sein sonst, ihr sollt mal sagen, die wickeln wir nur so um den Finger. So, Achtung, geht los wie eh und immer". Blick auf die Seite der jungen Männer (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Tanzschüler die eilig zu den Frauen gehen und sie zum Tanz auffordern (halbtotal) (O-Ton). Eine junge Frau sitzt alleine auf einem Stuhl an der Wand (halbnah). Blick auf die Füße der tanzenden Paare (halbtotal) (O-Ton) "Ja so ist es gut...drehen, und vor...na ja, jetzt gehts doch los...zuerst war das ja langweilig...vor, seit, zurück...und rechts drehen...jetzt links rück, rechter vor...". Schwenk von den Füßen auf die noch unbeholfenen Bewegungen der Tanzpaare (halbtotal) (O-Ton). Kameramann folgt einem jungen Paar (halbnah) (O-Ton). Gerahmtes Foto der Tanzlehrerin an der Wand (nah). Umschnitt
0:21:40
Tanzlehrerin Lieselotte Schaller steht vor dem Foto (halbnah) und erzählt (O-Ton) "Das war 49, also war ich 34 Jahre alt. Das ist ein Unterrock meiner Großmutter, ein wunderschöner Batistunterrock, der war viel wertvoller als das Oberkleid, denn das war eine Gardine die einmal hier in diesem Zimmer gehangen hat, die wurde dann einfach schön gewaschen und ein bißchen gestärkt, das war dann unsere Turnierkleidung. Mein Mann trägt einen Frack, den haben wir damals auf dem Schwarzmarkt den Stoff gekauft, war unsagbar teuer, kostete damals 300 Mark, das war für damalige Verhältnisse unheimlich teuer. Damals trug man noch keine Strumpfhosen, man mußte also sehr, sehr lange Strümpfe tragen denn der Rock schwang hoch, aber ich habe meist gar keine Strümpfe getragen, ich habe vom Naturell her einen ziemlich braunen Teint, und hab dann einfach barfuß in den Schuhen getanzt. Frage aus dem Off: "Wie war es dann während des Krieges, hatten Sie da auch die Tanzschule"? Tanzlehrerein (halbnah) (O-Ton) "Nein, also wir haben bis Anfang 1943 die Schule genutzt, dann wurde sie geschlossen, da war totaler Krieg und dann mußten wir hier aufhören, mein Mann lag damals im Lazarett und da hatten wir immer mal ein bißchen Zeit Vatti zu besuchen...und wir haben dann aber sehr viele Verwandte von uns da gehabt, da war ich die Mutter von 8 Kindern, wobei die Edda mit 6 Jahren die Älteste war". Frage aus dem Off: "Sie haben selbst 8 Kinder"? Tanzlehrerein (halbnah) (O-Ton) "Ne, ich habe 3, aber die Ostpreußenkinder die hier waren von meines Mannes Verwandtschaft die waren auch hier, acht Kinder in diesem Raum und da habe ich hier mit denen Kasperletheater gespielt, und bin mit 8 Kindern spazieren gegangen, obwohl manchmal der Alarm dazwischen kam, dann habe ich sie alle auf den Kinderwagen gepackt...".
0:24:00
Tanzlehrerein Schaller erzählt weiter vor dem gerahmten Foto (halbnah) (O-Ton) "...zwei Babys, ich habe den Henning noch damals gestillt, das waren also ganz schön turbulente Jahre für uns. Ab 1946 durften wir wieder unsere Schule eröffnen, das habe ich erst einmal allein gemacht da mein Mann noch krank war, und dann ist mein Mann wieder dazu gestoßen und wir haben fleißig weiter getanzt". Umschnitt. Blick auf die Tanzschülerinnen und Schüler im großen Saal (halbtotal) (O-Ton). Lieselotte Schaller gibt Kommandos und tanzt den Paaren die Schritte vor (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über das gerahmte Foto der Schallers (nah). Überblendung von einem Tüllunterrock auf den Blick aus einem fahrenden Zug (halbtotal).
0:25:32
Blick aus dem Fenster eines fahrenden Zuges auf die Industriegebiete neben den Geleisen (halbtotal) (O-Ton). Der Zug hält vor einer Brikettfabrik mit zwei Schornsteinen (halbtotal). Christine Schiele schlägt mit einem Holzhammer gegen einen Behälter in einer Kammer (halbnah) (O-Ton). Arbeiterin Schiele schließt die Kammer mit einer Eisentür und der Nummer 3 (halbnah). Kameramann verfolgt die Christine Schiele zur Eisentür mit der Nummer 4 (halbnah) (O-Ton). Schiele öffnet die Tür und schlägt mit dem Holzhammer gegen den Eisenbehälter im Innern des kleinen Raumes (halbnah) (O-Ton). Schiele schließt die Tür und klopft mit dem Holzhammer gegen die Rohre auf dem Gang der Brikettfabrik (halbtotal) (O-Ton). Tür zur "Ofenhalle" wird geöffnet und der Kameramann geht hinter Schiele durch die Halle mit Öfen (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über Schiele mit dem Holzhammer an Röhren und Schächten (halbnah) (O-Ton). Umschnitt.
0:28:50
Schiele verfaßt ihren Arbeitsbericht (halbnah). Im Off wird sie gefragt: "Sag mal Christine wie oft machst Du diesen Rundgang am Tag"? Schiele dreht sich um (halbnah) (O-Ton) "Acht mal mache ich das, jede Stunde...ich schlage mit dem Hammer an die Öfen und Rohre damit sich kein Staub in den Schloten absetzt, das keine Kohleverpuffung entsteht, damit sich nichts festsetzt...sondern das es nach oben raus zieht, das es praktisch aus dem Schornstein mit rausgeht, damit der Schlot frei ist". Schiele geht durch die Halle und schlägt überall mit dem Hammer gegen die vorhandenen Röhren (halbtotal) (O-Ton). Christine Schiele und andere Arbeiterinnen befreien sich im Duschraum vom Kohlestaub (halbnah) (O-Ton). Blick (von oben) über Wohnhäuser auf das Industriegebiet am Horizont (halbtotal). Gesicht von Schiele in ihrer Wohnung (halbnah). Frage aus dem Off: "Wenn Deine Mutter zu den Markthallen gegangen ist bist Du dann mit gegangen"? Schiele (O-Ton) "Ne, ich hab zu Hause machen müssen, ich hatte zu Hause Tiere und wir hatten Viehhaltung, Landwirtschaft...erst bin ich in die Schule gegangen und wenn ich aus der Schule kam dann hieß es Gartenarbeit...danach die Tiere, wir hatten Ziegen, Karnickel, Gänse, Enten, Schweine die mußten versorgt werden...und dann hatte ich Beschäftigung bis Abends, dann ins Bett und in der Früh wieder zur Schule. Nach der Schule einkaufen, Schularbeiten, dann Gartenarbeit, Tiere und so weiter...". Frage aus dem Off: "Hast Du Geschwister"? Schiele (halbnah) (O-Ton) "Einen Bruder, der ist 1951 geboren, ich 1949 und er ist dann seiner Wege gegangen, der brauchte damals nicht viel zu machen, der hat ja auch nicht bei den Bienen mitgeholfen, das habe ich gemacht, damals hatte er Angst wegen dem Stechen...und mein Bruder ist seiner Freizeitbeschäftigung nach gegangen...".
0:32:35
Frage aus dem Off: "Und wie viele Jahre bist Du zur Schule gegangen"? Schiele (halbnah) (O-Ton) "Ich bin 8 Jahre zur Schule gegangen, allerdings Abschluß 7. Klasse weil mir die Mathematik schwer fiel und meine Mutti nicht die Geduld hatte, weil die durch die ganze Arbeit zu Hause, da ist immer Hektik gewesen, und da hat sie praktisch nicht die Ausdauer mit mir gehabt, und deshalb habe ich die 7. Klasse noch einmal machen müssen". Frage aus dem Off: "Und was hast Du dann gemacht"? Schiele (O-Ton) "Dann habe ich Gärtnerin gelernt, aber Teilabschluß hatte ich dann, Gärtnerin gelernt in Altenburg, das ist zwar Krematorium aber unten hatten die ein Gewächshaus für sich und da habe ich nach 1 1/2 Jahren den Teilfacharbeiterbrief, danach bin ich zu meinem Mann hoch gezogen, den hatte ich im Urlaub mit 17 Jahren kennen gelernt, durch den Betrieb, wir hatten einen Wohnwagen oben an der Ostsee, in Dierhagen...und dann bin ich noch 1 Jahr unten geblieben bist ich 18 war bei meinen Eltern, danach bin ich hoch gezogen zu meinem zukünftigen Mann nach Dierhagen...wir haben zu Ostern 1969 geheiratet...die Tochter kam schon am 12.1.1969 und geheiratet haben wir am 3.4.1969...Das war die Entwicklung von mir, wenn man das so betrachtet aus meiner Perspektive...ich meine man war zu jung jetzt, es ging nicht gut, es ging ja praktisch nur ein Jahr, dann hatte ich schon die Scheidung eingereicht...man war zu jung, zu unerfahren, man wollte noch sein Leben genießen, man wollte noch die Freiheit genießen. Man wollte sich noch nicht gebunden fühlen...".
0:35:15
Misselwitz im Off: "Auf Bitten ihres Manns zieht Christine die Scheindungklage zurück, sie wird wieder schwanger, im Februar 1972 bekommt sie ihren Sohn und zieht mit ihren beiden Kindern zurück in den Kreis Altenburg, die Ehe wird 1973 geschieden. Christines 18jährige Tochter Ramona, geistig behindert, seit diesem Jahr Invalidisiert, neigt zur Aggressivität". Blick aus dem Fenster auf die Eltern von Christine bei der Gartenarbeit (halbtotal). Christine Schiele geht in das Zimmer ihrer Tochter Ramona und dreht den Fernseher leiser (halbnah) (O-Ton) "So, das machen wir mal leiser, das stört hier Ramona, laß bitte leise für 10 Minuten". Ramona ruft aus dem Zimmer "...kannst ja auf den Hof gehen da ist es leiser...". Frage aus dem Off: "Sag mal Christine, welche Ängste hast Du, wovor fürchtest Du Dich"? Christines Gesicht (nah) (O-Ton) "Die Ängste mit meiner Tochter da sie mir nicht die Liebe erwidert was ich versuche ihr zu geben, gegenüber auch meinem Jungen, und dann die ungewisse Zukunft was es für mich gibt in Bezug mit der Situation, der Lage der Tochter, das ist eine Vorstellung die man nicht los wird, weil man ein Kind geboren hat das zu einem gehört, aber was man von sich stoßen muß, was man von sich trennen muß zu einem gewissen Teil, was man sein ganzes Leben lang mit in Betracht ziehen muß". Frage aus dem Off: "Wie viel Wünsche hast Du für die Zukunft, was wünscht Du Dir ganz stark"? Christine (nah) (O-Ton) "Ich wünsche mir für die Zukunft jemanden zu finden der Interesse hat an Sport was ich selbst aktiv betreibe, der genau so die Liebe für Tiere übrig hat wie ich selber persönlich, und der praktisch das was ich durch gemacht hab, und in was für einer Lage der das alles verstehen kann...der mir praktisch die Hilfe gibt wieder dahin zurück zu finden wo ich die Hoffnung schon verloren hab".
0:37:56
Frage aus dem Off an Christine: "Hast Du denn jemand der zärtlich zu Dir ist"? Christine Schiele (nah) (O-Ton) "Nein, gar niemand durch meine Tochter…wird das so ausgestellt das man selber noch mit als lächerliche Person hin gestellt wird oder selber noch als kranke Person hin gestellt wird...(im Hintergrund öffnet Ramona die Tür und beschimpft Christine)...(irritiertes Gesicht von Christine (nah))...dass die Leute in solch einer Situation kein Verständnis zeigen und haben, das man hin gestellt wird wie eine die sich früher ein Kind abgetrieben hat, was schlecht war, was in einer Situation war wo der Mensch dann nichts mehr getaugt hat, wo er wertlos war, wo er so runter gekommen ist, nach den Leuten zu urteilen, das was gar nicht in ihm steckt jetzt der Kern drin...". Frage aus dem Off: "warum hast Du das Kind nicht weg gegeben, Du hast es doch trotz seiner Krankheit groß gezogen"? Christine (O-Ton) "Das wird praktisch in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert, das wird gar nicht geachtet, für die Menschen ist das, das du untauglich bist...deshalb wirst du praktisch verstoßen, ausgestoßen weil du ein Kind hast was eine Belastung ist und das sehen sie so in ihren Augen dann...". Blick aus dem Fenster auf die Eltern von Christine im Garten (halbtotal).
0:39:48
Frage aus dem Off an Christine: "Woher nimmst Du die Kraft zum Leben, ich das so beobachtet die Auseinandersetzung mit Deiner Tochter"? Gesicht von Christine (nah) (O-Ton) "Durch meinen Sohn erst einmal, weil er mir viel Liebe gibt, und viel Verständnis mit seiner Schwester hat und mit mir, weil er sehr Mitleidsvoll sein kann, wehmütig sein kann, dadurch schöpfe ich meine Kraft. Weil er selbst sich mit frei fühlen kann, Gefühlsmäßig mir das geben kann wo ich jetzt wieder auf die Beine komm". Christine mit ihrem Sohn in der Wohnküche (halbnah). Im Hintergrund hört man Ramona schimpfen. Frage aus dem Off: "Hast Du einen Traum"? Christine lächelt (nah) (O-Ton) "Ja, teilweise, aber es sind Träume die man sich wünscht die aber perspektivisch nicht groß in Erfüllung gehen...ein Traum wäre, was früher mein Hobby war, aktiver Pferdesport mit meinem Mann zusammen, und dann Reisen sehr viel, andere Menschen, Länder und Sitten kennen lernen, und was ich mir jetzt finanziell nicht leisten kann". Christine Schiele spritzt mit einem Wasserschlauch den Boden in der Brikettfabrik ab (halbtotal) (O-Ton). Drehrad an der Wasserzuführung wird abgesperrt (halbnah). Gesicht von Christiane in der Halle mit den Brikettmaschinen (halbnah) (O-Ton).
0:41:58
Blick aus dem Fenster des Zugführers auf die Geleise und Weichen während der Fahrt (halbtotal) (O-Ton). Fahraufnahme (mit Blick nach vorne) in den großen Bahnhof von Leipzig (halbtotal) (O-Ton). Schaufensterbereich der "Puppenklinik Helene Wolf" (halbtotal). Puppengesicht eines Jungen mit wackelnden Augen (nah). Helene Wolf in ihrem Geschäft bedient einen Kunden (halbtotal) (O-Ton) "So, den nehmen Sie noch einmal mit und ich schreib Ihnen jetzt noch eine neue Karte. Dann bekomme ich von Ihnen jetzt 2,95 Mark". Blick auf Puppenköpfe im Regal mit und ohne Haaren (halbnah). Im Off hört man Frau Wolf "Kommen Sie öfters nach Delitzsch? Passen Sie auf, dann geb ich Ihnen noch mal ne Mark, nicht das Sie umsonst kommen...". Schwenk über die Puppenköpfe in den Regalen (halbnah). Frau Wolf wickelt die Puppe des Kunden in Papier ein (halbnah) (O-Ton). Wolf vor den Puppenregalen mit Stimmgeräten (halbnah) (O-Ton) "Das sind Mama-Stimmen, es gibt keine Papa-Stimmen, aber Bär-Stimmen". Wolf dreht sich um und holt die Stimme aus der Schublade und führt sie vor (halbnah) (O-Ton). Langsamer Schwenk über Gesichter von Mädchenpuppen mit lockigen Haaren (nah). Abblendung.
0:46:19
Blick aus dem Fenster des fahrenden Zuges auf die vorbei huschenden Bäume und Felder (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf die Stahlkonstruktion einer Eisenbahnbrücke von unten (halbnah). Schwenk von der Stahlkonstruktion auf zwei junge Frauen unter dem Pfeiler der Brücke (halbtotal) (O-Ton). Zoom auf die beiden jungen Punkerinnen am Pfeiler (halbnah). Aus dem Off kommt die Frage: "Wie war denn das damals als ihr abgehauen seid von zu Hause"? Die beiden Punker Anja und Kerstin antworten wechselnd (halbnah) (O-Ton) "Warum? Das hat einen alles angekotzt...die Vorschriften...ich hab nen ziemlichen Ärger zu Hause gehabt und dann...wir wollten durchsetzten was wir machen wollten...wir wollten einfach weg...so am Tag machen wat man will, verstehste...die sollten mal auf uns hören was wir wollten...". Frage aus dem Off an beide: "Und wo seid ihr dann hin"? Die jungen Frauen antworten (halbnah) (O-Ton) "Na zu Kumpels, die hatte ich kennen gelernt und so, dann haben wir dort geschlafen so ne Woche...(Schwenk zu einem Schwan auf dem Wasser)...also nicht immer bei dem selben sondern wir haben jetzt noch ein paar andere kennen gelernt...wir waren schon in der Disko und so, eben machen wat wir wollten in Berlin...". Frage aus dem Off:" Habt ihr dann denn nicht Angst das man euch sucht oder entdeckt. Habt ihr euch vielleicht Gedanken gemacht dass eure Eltern traurig sind und sich Sorgen machen"? Antwort der beiden Punker (halbnah) (O-Ton) "Wußten wir ja, immer wenn wir einen Polizisten sehen haben wir verrückt gespielt...manchmal total die Nerven verloren...dat wollten wir ja genau erreichen, sie konnten überlegen ob sie was falsch gemacht haben...auch meine Mutter sollte sich mal fragen was sie falsch gemacht hat". Umschnitt
0:50:17
Die beiden jungen Frauen (Kerstin und Anja) in moderner Kleidung frisieren sich zeitgemäß nach Punkerart (halbnah) (O-Ton). Frage aus dem Off: "Du lebst bei Deiner Mutter, nicht wahr Kerstin"? Kerstin (halbnah) (O-Ton) "Ja. Die Eltern sind geschieden, da war ich 5 bis 6 Jahre, 1989 ist er rüber gezogen, hat öfters im Knast gesessen und alles...zu meinem Vater darf ich keinen Kontakt haben, erst einmal weil er aus politischen Gründen rüber gegangen ist und meine Mutter will dat auch nicht. Aber ik will das, ist mein Vater, dat wat er uns angetan hat war schlimm genug, aber trotzdem würde ich mich gerne mal mit ihm unterhalten oder so wat, ich habe mich mit ihm gut verstanden, war ein gutes Verhältnis gewesen. Ich habe noch zwei Geschwister, meine Mutter hat einen Freund, der ist OK, der hilft meiner Mutter auch ganz gut". Spiegelbild der beiden sich frisierenden jungen Frauen (nah). Frage aus dem Off an Anja: "Wie ist es denn bei Dir zu Hause Anja"? Frisierende Anja (halbnah) (O-Ton) "Na eigentlich ganz gut, bloß die streiten sich recht oft. Ich hab kein gutes Verhältnis zu meinem Vater, mit meiner Mutter versteh ich mich ganz gut...meine Schulischen Leistungen sind ganz schön schwach, bis zu letzten Klasse hatte ich bloß Einsen und zweien...und jetzt habe ik keine Lust mehr auf die Schule...später will ich mal Fotokopierfacharbeiter werden". Kerstin beantwortet die Fragen frisierend (halbnah) (O-Ton) "Auch ik habe schlechte Zensuren und ich wollte eigentlich Koch machen, aber dat schaffe ich nicht wegen meiner Leistungen, und jetzt mache ich Kleidungsfacharbeiter das ist so etwas ähnliches wie Schneider...".
0:53:02
Frage aus dem Off an Kerstin und Anja: "Und wie ist euer Verhältnis zu den Lehrern, gibt es Lehrer die ihr ganz gerne habt"? Kerstin, schminkend (halbnah) (O-Ton) "Unser Mathelehrer, also ihr Klassenlehrer, der ist absolut in Ordnung. Wir könnten mehr für die Schule tun, aber wir wollen nicht, also zu faul sozusagen, manchmal nehmen wir uns dat ja vor, aber dann wieder wat anderes dazwischen". Blick in den Spiegel in dem man Kerstin sieht die einen Text an die Wand schreibt (halbtotal). Schwenk über Anja und ihren Text an der Wand "Belogen und betrogen und zum Hass erzogen" (halbnah) (O-Ton) "Das sieht geil aus...so etwas würde ik gerne auch in mein Zimmer machen". Frage aus dem Off: "Wie würdet ihr denn gerne eure Wohnung einrichten wollen"? Kerstin antwortet "Schwarz und mit Kerzen und Kreuze" und Anja "Weiß". Anja und Kerstin schwärzen ihre Hände und stempeln den Abdruck um ihre Texte an der Wand (halbnah). Text von Kerstin an der Wand "Täglich erhöht sich die Zahl derer die mich mal am Arsch lecken können, ab heute können sie sich dazu zählen!" (halbnah). Kerstin (halbnah) (O-Ton) "In den Sommerferien wollen wir rum gammeln und irgendwohin fahren, raus aus Berlin, Berlin ist tot". Frage an die beiden jungen Frauen im Raum (halbnah): "Und welcher Jahrgang seid ihr"? Kerstin und Anja antworten (O-Ton) "1971, wir werden dieses Jahr 17". Kerstin und Anja betrachten ihr Werk an der Wand (halbnah). Blick auf eine Eisenbahnbrücke über einen Kanal über die Anja und Kerstin gehen (halbtotal). Aus dem Off wird ihnen zugerufen:" Anja, wo wollt ihr denn hin"? Die beiden jungen Frauen rufen zurück (halbtotal) (O-Ton) "Nach Hawaii". Aus dem Off wird ihnen zugerufen: "Na dann guten Flug". Blick auf Kerstin und Anja die über die Geleise aus dem Bild gehen (halbtotal).
0:55:40
Misselwitz im Off: "Anja und Kerstin bleiben wiederholt von zu Hause weg und gehen nicht mehr zur Schule. Kerstin wird 4 Wochen nach unseren Dreharbeiten in einen Jugendwerkhof für schwer erziehbare eingewiesen. Ein halbes Jahr später begleiten Mutter und Schwester Anja auf ihrer Reise in ein Jugendwerkhof im Bezirk Karl-Marx-Stadt, der Vater kommt von der Nachtschicht um sich von seiner Tochter zu verabschieden". Frage aus dem Off an die Mutter von Anja: "Wißt ihr schon was sie dort lernen wird"? Schwenk von Anja und ihrer Schwester auf Anjas Mutter (halbnah) (O-Ton) "Ja eventuell...genaues erfahre ich erst heute...mit der 10. Klasse ist nichts". Der Vater nimmt Anja in den Arm und verabschiedet sich von ihr (halbnah) (O-Ton). Misselwitz überreicht ihr ein kleines Geschenk, im Off: "Das soll Dir Glück bringen". Anja, neben ihrem Vater (halbnah) "Danke. tschüss". Anja steigt mit ihrer Mutter und Schwester in den Personenzug und schließen die Tür (halbtotal) (O-Ton) "Tschüss". Misselwitz ruft ihr im Off zu: "Anja, kommst Du noch mal". Anja steht am geöffneten Abteilfenster (halbnah) (O-Ton). Misselwitz (O-Ton) "Schreibst Du mir". Anja "Ja". Der Zug setzt sich in Bewegung, Anja und ihre Mutter schauen aus dem Fenster und winken der Erzählerin und Anjas Vater zu (halbtotal) (O-Ton). Foto von Anja als Kleinkind wird in die Kamera gehalten währen der Zug den Bahnhof verläßt (halbnah).
0:57:32
Blick aus dem Fenster des fahrenden Personenzuges auf die Landschaft (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf das Gesicht eines Jungen am Fenster (nah). Ein Vater mit seinem Baby steht am geöffneten Fenster im Gang (halbnah) (O-Ton) "...wir wollen mal gehen, es zieht so sehr...wir wollen Dich doch nicht verlieren...". Schwenk auf die Mutter die dem Baby eine Mütze aufsetzt (halbnah). Die Familie im Abteil des Zuges (halbnah) (O-Ton). Vater mit seinen 3 Kindern wird aus dem Off befragt: "Was machen Sie beruflich so und wo"? Schwenk auf den Mann mit dem Baby auf dem Arm (halbnah) (O-Ton) "Muß ich das sagen, in der Staatlichen Versicherung in Zwickau...früher war ich Färber, hab die Damenstrumpfhosen gefärbt...ich habe dort aufgehört weil ich zu wenig in drei Schichten verdient habe...es ist zwar eine Knochenarbeit, aber man kriegt zu wenig Geld, deswegen kriegen die auch keine Leute, denn der Beruf ist gefragt im Prinzip, viel Arbeit gibt es da, aber zu wenig Geld". Frage an die Ehefrau aus dem Off: "Haben Sie sich mal vorgestellt das Sie arbeiten gehen und das ihr Mann die Kinder versorgt"? Ehefrau (halbnah) (O-Ton) "Ja, warum nicht, na klar...". Ehemann antwortet weiter für sie (halbnah) (O-Ton) "Wenn der Verdienst entsprechend ist, dann zu jeder Zeit...aber sie würde ja 450-500 Mark verdienen, das reicht nicht mal, da kommen wir hinten und vorne nicht mehr hoch, des reicht jetzt schon kaum...wenn man die Preise vor 10 Jahren vergleicht ist jetzt das Doppelte beinahe. Die kleine Jeanshose hat mal 18 Mark gekostet, jetzt kostet sie 39 Mark, das kann man ja bald nicht mehr finanzieren. Das ist dann der Nachteil weil ja so viele denken wir schaffen uns noch ein paar Kinder an...das Kindergeld was sie kriegen das holen sie dann wieder raus wenn sie Klamotten kaufen müssen und was nicht alles...das machen sie nicht gut, das geht alles auf, aalglatt geht das auf, und auf dem Konto ist immer alles weg, immer". Umschnitt
1:00:44
Ehefrau am Abteilfenster (halbnah) (O-Ton) "Der Kleine war 2 Tage ohne Namen, ne Freundin von mir hatte den Namen Bastin und dann habe ich das der Standesbeamtin gesagt, und sie meinte das klingt doch nicht schlecht, dann haben wir gesagt OK...". Schwenk zum Ehemann (halbnah) (O-Ton) "...ein Freund von mir hat gesagt Dustin ist ein schöner Name, hört man ja, ist ein Schauspieler, aber heute ist es verboten den Namen zu nehmen, er will ihn für sich...". Zoom auf das Gesicht von Bastin (nah). Schwenk über die Familie mit ihren drei Kindern (halbnah) (O-Ton). Schwenk zum Zugfenster (halbnah).
1:02:06
Blick aus dem Fenster des fahrenden Zuges (halbtotal). Im Off spricht Misselwitz: "Flitterwoche in Berlin, das 7 Tage alte Ehepaar Helga und Andreas Gerlach aus Greitz, Köchin und Versandarbeiter, weihten gestern das reizvolle Hotelzimmer in Jugendtouristhotel "Ehrenschütz" ein. Fünf Tage lang haben sie nun Zeit es zu genießen bzw. die Hauptstadt kennen zu lernen". Blick auf die lesende Helga Gerlach im Gang des Zuges (halbnah). Umschnitt: Hotelführer (halbnah) öffnet die Tür des Hotelzimmers (halbnah) (O-Ton) "So, ich möchte Sie mal bitten, das ist unser Hochzeitszimmer". Kameramann folgt dem Jungvermählten (halbnah). Gerlach (O-Ton) "Wir kommen zuerst in den Schlafraum mit unserem französischem Bett, eh, das ist es erst mal". Frage aus dem Off: "Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen hier so etwas einzurichten"? Hotelführer (halbnah) (O-Ton) "Die Initiative ist entstanden...(Schwenk zum Bett)...aus den Überlegungen was machen wir für unsere Jugendlichen in der DDR zur 750 Jahrfeier von Berlin, und da sind wir auf die Idee gekommen...(Schwenk über das Bett zum Hotelführer)...ein Hochzeitszimmer einzurichten als Initiative zur 750 Jahrfeier, wir wollen unseren Jugendlichen die Möglichkeit geben hier ein angenehmes, eine angenehme Hochzeitsreise zu verbringen und sind der Meinung das ein guter Start in die Ehe auch für eine recht gute Ehe Ausschlaggebend ist, und deshalb haben wir uns das Initiative gedacht". Blick auf das Bett und das moderne Ambiente der Räumlichkeiten (halbtotal). Blick aus dem Hotelfenster auf ein U-Bahn-Depot (halbtotal).
1:03:57
Fahrt mit der U-Bahn in den unterirdischen Tunnelröhren (halbtotal) (O-Ton). Frage an die U-Bahn-Führerin (halbnah) (O-Ton) "Finden Sie das ungerecht dass sie als Frau arbeiten müssen"? U-Bahn-Führerin (halbnah) (O-Ton) "Also kann man nicht sagen das, ich muß ja sagen das Arbeit geht nun mal vor, wenn wir nun alle feiern würden dann würde die U-Bahn ja nicht mehr fahren". Frage: "Wie viel Frauen fahren bei der U-Bahn"? Führerin blickt nach vorne (halbnah) und antwortet (O-Ton) "Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, jedenfalls eine ganze Menge, aber wie viel Frauen könnten das sein, so 100 müßten das sein, hundert mindestens". Frage: "Und wie lange fahren Sie schon"? Antwort: "Ich fahre schon über 20 Jahre". Blick aus der geöffneten Tür der U-Bahn auf das Schild "Alexanderplatz" auf dem Bahnhof (halbtotal). Schwenk von der offenen Tür auf den Arbeitsplatz des Fahrers mit Kalender "Sonntag, 8. März" (halbnah).
1:05:10
Blick auf die blinkende Neonreklame "TV-Color" in einem Radio-und TV-Geschäft in der Dunkelheit (halbtotal). Im Off hört man dazu den TV-Ton: "Festlicher Empfang des ZK der SED zum internationalen Frauentag. Erich Honecker: Gemeinsam gestalten wir das Leben in Freiheit, Demokratie und Sozialismus. Ziel eines Kernwaffenfreien Europas ist real". Schwenk über ein Dutzend TV-Schirme (halbtotal). Im Off der TV-Ton: "Verdienstvolle Frauen mit Clara-Zetkin-Medaille ausgezeichnet. DDR-Sportler bei Hallen-Leichtathletik-WM erfolgreich. Heide Drechsler mit 2 Goldmedaillen. Ursachen des Fährschiffunglücks im Ärmelkanal weiterhin ungeklärt. Chinas Außenminister begrüßt sowjetische Initiative zu den Mittelstreckenraketen. Leipziger Thomanerchor feiert 775jähriges Bestehen. Guten Abend meine Damen und Herren zur "Aktuellen Kamera". Blick auf die TV-Schirme mit verschiedenen Beiträgen der "AK" (halbtotal) (O-Ton) "Das 750jährige Berlin empfängt an diesem Frauensonntag Alte und Junge aus dem ganzen Land. Die Tüchtigsten und Verdienstvollsten aus allen Bezirken folgen, wie an jedem 8. März, einer Einladung des Generalsekretärs des ZK der SED...Der Hauch von Frühling ist in diesem Jahr dem Saal vorbehalten, die Gäste Erich Honeckers, viele wurden heute mit der Clara-Zetkin-Medaille geehrt, begrüßen den Gastgeber und die weiteren Mitglieder der Partei und Staatsführung...(TV Bilder mit Honecker)...Die 45jährige Anita Hofmann ist Elektromonteur im Gaskombinat Schwarze Pumpe. Erich Honecker dankt der Mutter von 4 Kindern besonders für die Arbeit bei 20 Grad minus, die Gasversorgung erfolgte in dieser Zeit pünktlich und ohne Schwankungen...Über Leitungserfahren berichtet die Direktorin für Forschung und Entwicklung in Coswig, Anita Rotter, Volskammerpräsident Horst Sindermann...Neben Inge Lange und Horst Dohlus die Genossenschaftsbäuerin Hanni Klautke, über 15 Jahre fährt sie Mähdrescher. Fachsimpelei mit Werner Felfe...Respekt und Anerkennung von Harry Tisch für die Baggerfahrerin Liselotte Holstein..." Blick auf die Monitore mit den "AK"-Nachrichten (halbtotal).
1:06:20
Unter den TV-Kommentar: "Eine Einladung "Unter die Linden", ausgesprochen vom Chor der Deutschen Staatsoper und dem Ballett des Friedrichstadtpalastes werden folgende Aufnahmen gelegt: Einfahrt eines Zuges in den Berliner Bahnhof Alexanderplatz (halbtotal) und Schwenk vom Bahnhof auf die Schaufenster des Centrum-Warenhauses am Alexanderplatz (halbtotal). Schaufenster mit 2 weiblichen Schaufensterpuppen, Bettwäsche und Stoffen (halbnah). Schaufenster mit weiblicher Schaufensterpuppe sowie Keramik- und Glasartikeln (halbnah). Blick aus einem Zugfenster bei der Durchfahrt durch eine Waschanlage (halbtotal). Bürsten rotieren am Fenster und Waschschaum rinnt die Scheiben hinunter (halbnah). Blick aus dem Fenster des gereinigten Zuges bei der Ausfahrt (halbtotal). Blick in ein Zugabteil mit 4 Mädchen bei angeregter Unterhaltung (halbtotal) (O-Ton). Mädchen singen ein Lied (halbtotal) (O-Ton) "Ich weiß zu wem ich gehöre, ich bin mir zu Schade für einen allein...". Frage aus dem Off an die Mädchen: "Was wollt ihr denn mal so erleben später"? Mädchen (nah) (O-Ton) "Also, ich möcht nicht heiraten, weil man sich dann streitet und so, ich finds nicht schön zu heiraten, aber mit einem Mann zusammen leben, das schon, bloß nicht heiraten...finde ik nicht schön". Schwenk zur Freundin neben ihr (nah) (O-Ton) "Heiraten, ich weiß noch nicht, aber ich würde gerne mein eigenes Haus haben". Umschnitt auf die Freundinnen gegenüber (halbnah) (O-Ton) "Also ich würde gerne heiraten, aber ich möchte doch meinen Namen behalten oder einen Doppelnamen annehmen...und 2 Kinder möchte ich auch haben". Freundin neben ihr (O-Ton) "Ich weiß noch nicht ob ich heiraten will, aber sollte ich heiraten möchte ich meinen Namen behalten oder auch einen Doppelnamen annehmen". Frage aus dem Off: "Wollt ihr mal so leben wie eure Eltern oder anders"? Mädchen antworten wechselnd (halbnah) (O-Ton) "Eigentlich wie meine Eltern, ich kenn das nicht anders und mir gefällt das zu Hause, also ich würde schon so leben wie meine Eltern...Ja, ich würde vielleicht auch so leben wie meine Mutter, aber vielleicht sieht das mein Freund anders".
1:09:33
Blick über die Autodächer auf eine Filmleinwand in einem Autokino bei Nacht (halbtotal). Ein Mann entkleidet eine Frau auf der Filmleinwand, während eine andere Frau mit einem Baby im Arm dem Treiben erstaunt zusieht (halbtotal). O-Ton aus dem Film: "Du schon Paula...was ist es, ein Junge". Paula Ohrfeigt den Mann (halbtotal) (O-Ton) "Verschwinde, verschwinde eh was passiert, glotz mich nicht so an, raus...". Blick auf ein Pärchen im Trabant auf dem Parkplatz des Autokinos (halbnah). Neue Filmszene auf der Autokino-Leinwand: Ein Volksarmist kommt in die Wohnung und er sieht seine Freundin mit einem anderen Mann im Bett (halbtotal) (O-Ton) "Wo ist der Junge...wo ist der Junge"? Volksarmist nimmt seinen Gürtel und schlägt dem nackten Mann auf das Gesäß (halbtotal). Totalaufnahme vom Autokino-Parkplatz in den Abendstunden. Im Off hört man den Kinoton: "Laß uns doch gleich scheiden".
1:10:43
Blick aus dem Fenster des fahrenden Zuges auf die Schnee bedeckten Felder und Wiesen (halbtotal) (O-Ton). Blick auf Fachwerkhäuser des Dorfes Groß Fredenwalde im Winter (total). Erzählerin: "Hier in der Uckermark lebt Margarete Busse, 85 Jahre alt, mit ihrem Mann Hermann". Blick auf das Ehepaar an einem festlich geschmückten Tisch (halbnah) (O-Ton). Reversschmuck von Hermann Busse (nah). Frage aus dem Off an Hermann Busse: "Trägt man so etwas eigentlich nur zur Diamantenen Hochzeit"? Rückwärtszoom vom Reversschmuck auf das Gesicht von Hermann Busse (halbnah) (O-Ton) "Ja, ich weiß nicht, zur Goldenen Hochzeit hatte ich eine goldene Krone am Revers...dat ist schon mehr Diamant...ha, ha, ha". Haarschmuck bei Margarete Busse (nah). Frage aus dem Off an Frau Busse: "Welche Haarfarbe hatten Sie früher mal"? Hermann Busse antwortet (O-Ton) "Dunkelblond und glattes Haar, sie hatte hinten einen Dutt, jetzt sind sie weiß geworden". Margarete Busse umarmt eines ihrer Enkelkinder (halbnah) (O-Ton) "Mein liebes Kind, guck mal, Du kommst jetzt auf Bilder drauf". Die Töchter der Busses und weitere Verwandte begrüßen sich herzlich (halbnah) (O-Ton). Gratulanten bei Margarete und Hermann Busse (halbnah) (O-Ton). Blick auf das Diamantene Hochzeitspaar (halbnah). Margarete Busse erzählt fleißig (O-Ton). Blick auf die Schränke und Regale mit Porzellan (halbnah).
1:14:17
Frage aus dem Off an zwei Töchter der Busses: " Gibts eigentlich welche in der Familie die geschieden sind, also von den Kindern oder Enkelkindern"? Die beiden Frauen antworten (halbnah) (O-Ton) "Nein, nech, bei uns nein. Doch, ein Enkelkind, die wohnen aber in Westdeutschland. So von den Kindern und Enkelkindern keine weiteren geschieden, die sind alle noch zusammen". Schwenk über die Frauen in der Küche (halbnah) (O-Ton) "Dann Du und ihr habt schon Silberhochzeit hinter euch und wir schreiten mit großen Schritten darauf zu, wir hoffen das wir es erreichen, man wünscht sich das sehr, und ich finde es oft dann auch ganz toll das wir das noch mit erleben durften, das unsere Großeltern eben Diamantene Hochzeit feiern konnten, ich finde das ganz toll". Margarete Busse tanzt mit einem ihrer Enkelkinder (halbnah) nach der Melodie "Ja an der Theke ist der schönste Platz..." (O-Ton). Hermann Busse tanzt mit einer seiner Töchter (halbnah). Fröhlich tanzt die Runde miteinander (halbnah) (O-Ton). Helke Misselwitz fragt Margarete Busse (halbnah) (O-Ton) "Waren Sie in der Tanzstunde"? Margarete (O-Ton) "Ja ich habe viel getanzt, mit mir haben sie alle getanzt, immer link, vor allen Dingen Walzer und immer links herum. Fragen Sie mal meinen Schwiegersohn Gerhard, er hat nur mit mir Walzer getanzt, links, und alle haben geguckt". Hermann Busse und Helke Misselwitz tanzen zusammen (halbnah) (O-Ton) "Haben Sie sich die Frau einfach genommen"? Hermann "Ja selbstverständlich". Misselwitz und Hermann Busse unterhalten sich weiter bei ihrem Tanz (halbnah) (O-Ton). Schwenk vom Tanzpaar auf die beiden Akkordeonspieler (halbnah) (O-Ton). Umschnitt
1:18:02
Vier erleuchtete Fenster in der Dunkelheit (halbtotal). Blick auf die große Hochzeitsgesellschaft (halbtotal). Im Off wird gefragt: "Könnten mal bitte alle Kinder von Margarete und Hermann die Hand heben". Fünf Kinder heben die Hand, danach die Enkelkinder und Urenkel auf Zuruf (halbtotal) (O-Ton). Schwenk auf die Urenkel (halbnah). Das Diamantene Paar inmitten der Gäste (halbnah). Schwenk über die singende Verwandtschaft (halbtotal) (O-Ton) "Bella, bella, bella Marie, vergiß mich nie...". Umschnitt auf das Schlafzimmer des Diamantenen Paares (halbtotal). Margarete Busse hält ein gerahmtes Jugendfoto in ihrem Wohnzimmer in den Händen (halbnah) (O-Ton) "Damals war ich 22 Jahre alt, ich habe damals nicht gearbeitet, ne, habe immer noch studiert, ich war immer weg von zu Hause...studiert habe ich alles im Schloßmarkt in Parlo, wenn Sie das kennen hier, Kochen und Einwecken gelernt...,alles abgestaltet, ich war auf jedem Bild mit den Herrschaften drauf, ich war ein flinkes Mädchen, jetzt kann ich nicht laufen...die Herrschaften wollten meine Mutter wegnehmen, die wollten ja 10.000 Mark geben und noch mehr, alle Jahre was, sie sollte bei mir bleiben, die hatten keine Kinder". Blick auf die flatternde Gardine am geöffneten Fenster (halbnah). Frage aus dem Off an Margarete: "Sie mußten heiraten"? Margarete (halbnah) (O-Ton) "Aber ja, ich war schwanger...mein Vater sagte zu mir er schmeißt mich raus wenn das nochmal passiert wenn ich noch nicht verheiratet bin, dann habe ich sofort geheiratet...sonst hätte ich den Hermann nicht geheiratet". Frage aus dem Off: "Und wie ist das so gegangen mit dem Hermann, haben Sie es bereut das sie ihn geheiratet haben"? Margarete (halbnah) (O-Ton) "ja wenn ich das erzähle wird es schwer, erstens ja weil er fremd gegangen ist, obendrein wo ich die drei Kinder schon hatte...(flüstert: der kam eben rein)...das muß er nicht hören sonst macht er mich nachher verrückt, so gut ist der nicht, ich hätte einen besseren Mann heiraten sollen, ich hatte auch einen gehabt, Vater hat ihn mir besorgt, er war ein Förster...ich darf gar nicht daran denken". Umschnitt. Das Ehepaar Busse im Eingangsbereich ihres Hauses (halbtotal). Abblendung.
1:22:48
Blick auf tanzende Jugendliche in einer Diskothek (halbtotal) (O-Ton). Kameramann geht durch die Diskothek zwischen den tanzenden Jugendlichen durch (halbnah) (O-Ton). Gesichter von jungen Mädchen (halbnah). Blick (von oben) auf die tanzenden Jugendlichen (halbtotal) (O-Ton). Blick (von oben) auf eine Gruppe von 4 jungen Frauen (halbnah). Einsames junges Mädchen an den Tischen (halbnah). Blick (von oben) auf die gefüllte Tanzfläche (halbtotal) (O-Ton). Jugendlicher kehrt nach dem Schließen der Diskothek den Tanzboden (halbtotal). Schwenk über einige Personen die noch keinen Ausgang finden (halbtotal). Jugendliche vor der Diskothek im Nachtlicht (halbnah) (O-Ton). Junge Paare knutschen im Außenbereich der Diskothek (halbnah). Blick auf die Diskothek von außen im Nachtlicht nach dem Schließen (halbtotal). Schwenk über Jugendliche und Fahrzeuge vor der Diskothek (halbtotal). Blick (von oben) auf die Reinigungskräfte in der Diskothek (halbtotal). Schwenk über die Dekoration in der Diskothek bis auf den spielenden und singenden Klavierspieler auf einem Hochstand (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die Bilder an der Wand der Diskothek (halbtotal).
1:26:14
Junges Pärchen verabschiedet sich im Morgengrauen an der stark befahrenen Hauptstraße (halbtotal) (O-Ton). Junge Männer am Straßenrand mit Reisetaschen (halbtotal). Männer gehen durch einen Hauseingang zum Innenhof (halbtotal). Volksarmist ruft im Innenhof Namen auf und die Männer treten mit ihren Taschen vor (halbtotal) (O-Ton). Volksarmist (halbtotal) (O-Ton) "Jänecke, Thorsten, bewegen Sie sich ein bißchen schneller dabei...". Freundinnen und Ehefrauen schauen von der Straße in den Innenhof (halbtotal). Blick auf die wartenden Männer mit Reisetaschen im Innenhof der Wohnanlage (halbtotal). Armeesoldat hebt seine Schlagstöcke für die Trommel vom Boden auf (halbnah). Instrumente der Musiker auf dem Boden (halbnah). Armeemusiker proben auf dem Gehweg (halbnah) (O-Ton). Junges Pärchen verabschiedet sich (halbnah). Armeemusiker überqueren die Straße "E 251 / 96" im Gleichschritt und die neu eingezogenen Soldaten laufen mit ihrem Gepäck hinterher (halbtotal) (O-Ton). Blick auf die einmarschierenden Soldaten und Wehrpflichtigen im Kasernenbereich (halbtotal) (O-Ton). Armeemusiker spielen auf dem Bahnsteig von Neubrandenburg zur Abfahrt des Personenzuges mit den eingezogenen Wehrpflichtigen (halbtotal) (O-Ton). Schwenk von den Musikern auf den ausfahrenden Zug (halbtotal) (O-Ton). Blick aus dem Fenster des fahrenden Zuges bei Überquerung einer Brücke (halbtotal) (O-Ton). Schwenk (vom Dach des Zuges) vom Gewässer über den Zug und die Brücke (halbtotal) (O-Ton).
1:29:35
Blick auf ein Fließband mit Heringen welche zur Maschine für die Kopf- und Schwanzentfernung gleiten (halbnah). Schwenk von den Heringen auf dem Band bis zum Gesicht der Arbeiterin die die Fische einlegt (halbnah). Blick auf die Fische ohne Schwanz und Kopf beim Verlassen der Maschine (halbnah). Kollegin befestigt einen Haarschutz bei einer jungen Frau (halbnah). Heringsfilets werden gewendet und sortiert (halbnah). Arbeiterinnen unterhalten sich an den Tischen bei der Fischfilet-Sortierung (halbnah). Filets werden mit der Hand in bereitstehende Dosen gefüllt (halbnah). Arbeiterinnen kontrollieren das Gewicht der gefüllten Dosen und schieben diese dann auf ein weiteres Fließband (halbnah). Blick auf pausierende Frauen im Kantinenbereich (halbtotal). Erzählerin Misselwitz im Off: "Während der Schichtpause im Fischwerk Sassnitz frage ich die Frauen der Brigade "Ilse Bratz" was sie denn so von den Männern halten". Arbeiterin Helga am Tisch (halbnah) (O-Ton) "Was wir davon halten, ja die brauchen wir, das ist das Wichtigste auf der Welt, das ist es ja dann auch...es geht eine Weile, aber ganz ohne geht nicht...mit 50 soll das doch erst richtig los gehen". Schwenk über die lachenden Kolleginnen am Tisch (halbnah) (O-Ton). Helga (halbnah) weiter (O-Ton) "Aber es sind auch zu viele Scheidungen, bei jeder Kleinigkeit, das war früher auch nicht so doll". Schwenk zur Nachbarin (halbnah) (O-Ton) "Man muß aber auch zusammen harmonieren, man muß auch alles absprechen miteinander, wenn sie in Schichten arbeiten und Kinder haben muß doch alles abgestimmt werden, wie das mit der Erziehung der Kinder ist...und das ist bei manchen Frauen die in Schichten arbeiten und den ganzen Tag den Lärm aus der Halle um sich haben und nach Hause kommen, das ist für eine Frau auch nicht leicht. Die Frau ist gereizt, der Mann und die Kinder vielleicht auch, und das sind die Situationen...". Schwenk zu Helga (halbnah) (O-Ton) "Jedenfalls sind zu viele Ehescheidungen, zu bedauern sind immer nur die Kinder, die blicken doch bald gar nicht mehr durch, wieder Kinder, wieder Kinder, meine, deine, unsere".
1:33:12
Frage aus dem Off: "Welche Wünsche haben Sie denn noch ganz persönlich für die Zukunft"? Arbeiterin (halbnah) (O-Ton) "Ach Gott, erst mal das man gesund bleibt, das sich meine Kinder mal gut verheiraten...das ist im Moment alles". Schwenk über die anderen Arbeiterinnen (halbnah) (O-Ton) "Vor allen Dingen Gesundheit...das man immer gesund ist und viel Geld hat...". Die Frauenrunde lacht (halbnah). Blick in die gefüllte Kantine der Fischfabrik (halbtotal). Frage aus dem Off: "Und wenn Sie heute so zurück schauen, zurück blicken auf ihr Leben, was würden sie dann anders machen"? Helga und ihre Kollegin schauen nachdenklich (halbnah). Schwenk zu einer Arbeiterin (halbnah) (O-Ton) "Ich glaube nichts, ich weiß nicht, was sollte ich anders machen , mir ist es noch nicht so sehr schlecht gegangen...". Schwenk zu Helga (halbnah) (O-Ton) "Wenn ich noch einmal das zurück drehen könnte, ich würde mehr lernen, damit man nicht so viel arbeiten muß...ich habe nichts gelernt...ich wollte immer Straßenbahnschaffner werden...". Andere Kollegin (halbnah) (O-Ton) "Wenn ich das noch einmal zurück drehen würde und noch einmal 20 sein, dann würde ich mich bewerben und auf einem Verarbeiterschiff fahren...das früher immer mein Wunsch". Einfahrt einer Fähre in einen Hafen an der Ostsee (halbtotal). Kleiner Fischkutter folgt der großen Fähre in den Hafen (halbtotal).
1:36:16
Brautpaar mit ihren Gästen in einem fahrenden Reisebus (halbnah) (O-Ton). Blick aus dem Bus auf die aussteigenden Hochzeitsgäste (halbtotal) (O-Ton). Blick auf die Eltern des Brautpaares im Haus (halbnah). Das Brautpaar vor dem geschmückten Hauseingang (halbnah). Braut richtet lachend ihren weißen Hut (halbnah) (O-Ton). Blick aus dem Fenster eines fahrenden Zuges auf die mit Schnee bedeckten Wiesen und Felder neben der Bahnstrecke (halbtotal) (O-Ton).
1:37:56
Ostseewellen brechen sich am Ufer (halbtotal) (O-Ton). Misselwitz im Off: "Erika Banhardt lebt am Meer, stellvertretende Bürgermeisterin, Kreistagsabgeordnete, sie leitet in Nienhagen ein Heim für Kinder die aus gestörten Familienverhältnissen kommen, sie ist 55 Jahre alt, ledig, und hat 2 Kinder". Erika Banhardt im Kreis von Kindern am Ostseestrand (halbnah) (O-Ton). Banhardt zu den Kindern (halbnah) (O-Ton) "Habt ihr heute schon Schiffe gesehen...dort, ich hab eins gesehen". Kinder schauen begeistert auf das Meer zu dem Schiff (halbnah) (O-Ton). Schlafende Kindergesichter in den Betten des Kinderheims (halbnah). Erika Banhardt (halbnah) in der Küche (O-Ton) "Ich bin seit 1950 in Kinderheimen beschäftigt...und da war der Tagesablauf ja von früh morgens bis spät abends, und meistenteils war es auch noch so dass man nachts noch mit verantwortlich war, da stand das persönliche doch stark im Hintergrund. Man wollte das auch immer zur vollsten Zufriedenheit lösen und da blieb eigentlich für die private Sphäre wenig Raum...und dann muß eigentlich auch sagen ich hatte vielleicht für manches mir zu große Vorstellungen gemacht, und mancher Partner hat wahrscheinlich das nicht so gebracht wie ich mir das vorstellte, zumindest hatte jeder seine eigenen Vorstellungen, auch hatte, ich betone das immer wieder, die Arbeit wahrscheinlich dabei doch eine zu große Rolle gespielt...das war sicher der Hauptgrund gewesen das man in vielem alleine geblieben ist, so gesehen als das man eine Ehe ausgeschlossen hat".
1:41:14
Frage aus dem Off: "Was machen die Kinder beruflich"? Banhardt (halbnah) (O-Ton) "Der Sohn ist im letzten Studienjahr in Rostock und die Tochter ist fertig...hat Heimerzieher studiert und ist eingesetzt in einem Kinderheim. Der Sohn hat eine eigene Familie mit einem reizenden kleinen Enkel...und die Tochter sucht noch, die möchte es im Leben weitaus besser machen als Mutter, das wünsche ich ihr auch, aber wir haben das alle mal gewollt das wir das Leben besser anfassen als unsere Eltern, und da muß sich jeder daran erproben, das ist ne Kraftprobe, da muß jeder Erfahrung sammeln....". Frage aus dem Off: "Hatten Sie Zweifel das es für die Kinder, also für Ihre eigenen Kinder es jetzt wichtig gewesen wäre wenn da ein Vater gewesen wäre"? Banhardt (halbnah) (O-Ton) "Hin und wieder ja, aber sie sind beide immer sehr selbständig gewesen und ich hatte viele Menschen die mir geholfen haben, und die Kinder hatten auch das Gefühl das sie geborgen sind, das war für mich immer Ausschlaggebend...(Einblendung von Erika Banhardt mit zwei Heimkindern am Ostseestrand)...bloß ich muß dazu einschränkend sagen, wenn ich mir das für heute überlege, wenn ich noch mal eine junge Frau wäre, heute möchte ich meine Kinder nicht mehr alleine haben". Schwenk über Banhardt mit den Kindern am Wasser (halbnah) (O-Ton) "Kommt, anfassen, habt ihr die Seeungeheuer mit"?
1:43:22
Frage aus dem Off:" Haben Sie Zärtlichkeit, zum Beispiel von Ihrem Man, nicht vermißt im Leben"? Banhardt in der Küche (halbnah) (O-Ton) "Als ich jünger war eigentlich nicht so in der Form, weil, da waren die Kinder, da war ja der ganze Tag ausgefüllt, da waren die eigenen Kinder dabei und wer Kinder in einem Kinderheim erlebt von der Aufnahme bis man sie wieder entweder in die eigene Familie oder in eine neue Familie übergeben kann, da liegen so viel Stunden, soviel Glück, soviel enge Verbundenheit, nein, ich hab das eigentlich nie persönlich vermißt. Ich muß nur sagen, es kommt wahrscheinlich doch dann wenn man älter wird, das man dann doch nach diesem und jenem sucht, und es kommt dazu auch, ich habe sehr enge und gute Freundschaften und das hilft mir auch über vieles hinweg". Frage aus dem Off: "Zärtlichkeit ist die eine Seite, ich finde aber Erotik ist doch auch eine ganz wesentliche Seite unseres Lebens und es gehört dazu, haben Sie das nicht gebraucht"? Banhardt (O-Ton) "Doch ich hab das schon gehabt, aber ich muß eigentlich sagen, ich habe eben doch eine solch große Liebe gehabt die mir viel Erfüllung gegeben hat und dann später mit meinen Kindern, das ich das nicht so vermißt habe". Frage aus dem Off: "Welche Haltung hatte denn der Vater ihrer Kinder als Sie sagten Sie wollen nicht mit ihm leben"? Erika antwortet (O-Ton) "Das war ja mein eigener Wunsch und mein eigener Wille, da hätte ich mir von niemanden herein reden lassen...er hat das auch sofort akzeptiert, unbedingt, dafür kannte er mich zu gut...er hat auch nicht darum gekämpft, das hätte auch keinen Zweck gehabt". Frage aus dem Off: "Und gibt es heute Jemanden in Ihrem Leben mit dem Sie gerne vielleicht noch zusammen sein möchten"? Banhardt (halbnah) (O-Ton) "Ja, unbedingt, aber das ist alles nicht so einfach, das Leben ist ein Kampf und das wird es in meinem Leben immer bleiben, aber ich habe nie aufgegeben und habe im Leben immer das erkämpft, nicht nur für mich, für andere auch, aber auch in der Form doch das ich mit viel, na ich möchte sagen, in manchem mußte ich auch listig sein, aber ich habe mir das genommen was ich brauchte".
1:46:19
Frage aus dem Off: "Gab es irgend so einen Punkt in Ihrem Leben, wenn Sie sich jetzt anders entschieden haben oder anders darüber denken"? Erika (O-Ton) "Ja, unbedingt, ich hatte eigentlich gedacht, das, wenn man so über die 50 ist das man dann doch dieses sehr private nicht mehr so in den Vordergrund stellen soll, aber ich muß dazu sagen, durch meine sehr schwere Erkrankung bin ich eigentlich anders ins Leben zurück, ich empfinde das nicht allein so, auch alle meine Kollegen, und irgendwie füllt mich das auch mehr aus. Ich muß sagen ich habe einige Jahre verloren und vielleicht wird man dadurch einiges jetzt doch noch viel intensiver leben, unbedingt...(Einblendung: Blick aus einem fahrenden Zug nach hinten auf die winterliche Landschaft und Geleise)...und ich möchte auch meinen das ich eben das was ich haben möchte, sehr hart kämpfen werde, denn letzten Endes, man hat nur ein Leben".
1:47:30
Blick aus dem Hinterfenster eines fahrenden Zuges auf die verschneite Autobahn und daneben liegenden Bahngleisen (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über Kunstpostkarten am Fenster des Abteilfensters (halbnah). Fahraufnahme über Weichen und Schienen bis zum Ende an der Anlegestelle für Fähren der Ostsee (halbtotal). Blick auf das schäumende Wasser der Ostsee unterhalb der Geleise (halbtotal). Schwenk auf das wirbelnde Wasser mit Texteinblendungen: Allen Frauen, Mädchen, Männern, Kindern, denen ich auf dieser Reise begegnete, von Herzen Dank für ihre Aufrichtigkeit. Insbesondere: Hiltrud Kuhlmann; Christine Schiele; Anja & Kerstin; Margarete Busse; Erika Banhardt. Blick auf das vereiste Oberdeck der Ostseefähre (halbtotal). Schwenk vom Oberdeck auf die Ostsee (halbtotal). Rolltitel: Idee und Buch Helke Misselwitz. Mitarbeit am Montageszenarium und Schnitt Gudrun Plenert. Dramaturgie Bernd Burkhardt. Musik & Interpretation eines Textes von Heinrich Heine: Mario Peters. Ton Eberhard Pfaff; Ronald Gohlke; Peter Pflughaupt. Mischton Heinz Kaiser. Grafik Jürgen Bock. Trickbearbeitung Michael Biegholdt; Sabine Diedrich. Kameraassistenz Franz Bressler; Eberhard Stiefel; Michael Loewenburg; Jürgen Wrobel. Aufnahmeleitung Ljuba Billinger. Produktionsleitung Herbert Kruschke; Peter Mansee. Kamera Thomas Plenert. Regie Helke Misselwitz. Dank an die Deutsche Reichsbahn und die Mitteleuropäische Schlafwagen und Speisewagen AG für die ihr eigenen unkonventionellen Hilfeleistungen. DEFA 1988
1:51:34 ENDE