Verschollene Filme
Nicht alle DEFA-Filme sind nach derzeitigem Stand überliefert. An dieser Stelle macht die DEFA-Stiftung auf die verschollenen Filme aufmerksam. Damit ist zugleich die Hoffnung verbunden, Hinweise auf erhaltene Filmmaterialien zu erlangen.
Sollten Sie Hinweise und Anregungen zu den unten aufgeführten Filmen haben, kontaktieren Sie uns bitte unter: info@defa-stiftung.de.
RITTER DES REGENS
Im Sommer 1965 drehten die Regieabsolventen Dieter Roth und Egon Schlegel an der Deutschen Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg ihren Diplomfilm RITTER DES REGENS. Der Film erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der gegen den Willen seines Vaters, eines Professors der Gesellschaftswissenschaften, ein Studium verweigert, lieber „das Leben kennenlernen" will und mit seinem Motorrad durchs Land tourt: eine DDR-Variante von EASY RIDER, den es damals noch gar nicht gab. In den Hauptrollen: Wolfgang Pampel, Wolfgang Winkler, Annette Woska; Kamera: Peter Milinski, Produktionsleitung: Horst Hartwig. - Ursprünglich sollte der abendfüllende Spielfilm eine Gemeinschaftsproduktion mit der DEFA werden. Nach dem 11. Plenum des ZK der SED wurden die Arbeiten jedoch abgebrochen und die rund 1.700 bereits abgedrehten und geschnittenen Filmmeter vernichtet. Übrig blieb nur das Drehbuch. Außerdem konnten die Tagesberichte der Aufnahmeleitung gefunden und angekauft werden. Die DEFA-Stiftung sucht nach weiteren Spuren des Films: vor allem Szenen- und Arbeitsfotos, aber auch andere Materialien.
Mehr zum Film:
Schmetterlinge im Regen. Drei DEFA-Filme, die 1965/66 verboten und bis heute nicht aufgeführt wurden (54 KB)
MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER
Seit langem sucht die DEFA-Stiftung nach dem Material des 1955 geplanten Films MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER nach Bertolt Brecht in der Regie von Wolfgang Staudte. Begonnen am 18. August 1955, stand das Filmprojekt unter keinem guten Stern, weil die künstlerischen Auffassungen von Staudte und Brecht kollidierten. Nach rund 14 Drehtagen wurde die Arbeit abgebrochen, die bis dahin bereits ca. 1,4 Millionen Mark gekostet hatte. Rund 21 Minuten Aufnahmen in CinemaScope und Farbe, mit Darstellern wie Helene Weigel als Mutter Courage, Simone Signoret als Feldhure Yvette, Bernhard Blier und Erwin Geschonneck, sollen bis in die späten 1980er-Jahre als Studienmaterial im DEFA-Studio und an der HFF Potsdam-Babelsberg zur Verfügung gestanden haben. Danach verlieren sich alle Spuren... – Überliefert sind neben einigen Fotos sowie Szenenbildentwürfen von Max Douy und Oskar Pietsch und Kostümfigurinen von Walter Schulze-Mittendorf nur einige wenige farbige Probeaufnahmen, die der Kameramann Bruno Mondi bereits in der Frühphase des Projekts 1949 realisierte.
Mehr zum Film:
Dorett Molitor: Zur Entstehung und zum Bestand der Szenographie-Sammlung des Filmmuseums Potsdam. Einblick in die Produktion und das Szenenbild des gescheiterten Filmprojekts MUTTER COURAGE UND IHRE KINDER (1955) von Wolfgang Staudte, in: kunsttexte.de, Nr. 1, 2014 (4.83 MB)
PLANKTON
Gesucht wird der Film PLANKTON ODER DAS WUNDER DER ANPASSUNG, der 1979 unter der Regie von Leonija Wuss-Mundeciema im DEFA-Studio für Spielfilme entstand. Der ca. 40 Minuten lange, rund 480.000 Mark teure Kurzspielfilm (Kamera: Otto Hanisch, Produktionsleitung: Hans Mahlich) beschreibt die Konflikte eines vom Auslandsstudium in der Sowjetunion zurückgekehrten Nachwuchswissenschaftlers (Klaus Brasch), der sich in einem DDR-Institut einem Geflecht von Routine und Selbstherrlichkeit ausgesetzt sieht und gemeinsam mit seiner polnischen Freundin (Malgorzata Potocka) dagegen ankämpft. Der Film entstand in der Künstlerischen Arbeitsgruppe Babelsberg, weitere Rollen spielten Michael Christian, Sylvester Groth, Katrin Martin.
Im Januar 1980 wurde PLANKTON mit einer Kopie für den Einsatz in Studiokinos und Filmklubs zugelassen. Leonija Wuss-Mundeciema, die als Meisterschülerin von Sergej Gerassimow am Moskauer WGIK sehr lange auf dieses Debüt warten musste, erinnert sich an eine Vorführung mit Diskussion in Schwerin. Möglicherweise wurde PLANKTON mit den beiden Kurzspielfilmen HEUTE ABEND UND MORGEN FRÜH (R: Dietmar Hochmuth) und RAUCH OHNE FEUER (R: Helge Trimpert) zu einem Sammelprogramm unter dem Titel „DEFA-Werkstatt“ gekoppelt. Laut eines handschriftlichen Vermerks in den Zulassungsakten wurde die Zulassung 1985 um weitere fünf Jahre verlängert.
Heute fehlt von PLANKTON jede Spur. Weder Kopie noch Negativ sind erhalten. Das ist umso bedauerlicher, als es in der Studioabnahme z.T. sehr positive Stimmen zum Film gab: Ulrich Weiß sprach von der „Unbedingtheit des eigenen Ausdrucks, das zu sagen, was die Schöpfer bewegt“. Hans Kratzert resümierte, es sei ein „ehrlicher Film, der betroffen macht, weil Fragen und Probleme angerissen werden, über die wir oft zu schnell hinweggehen“. Zu den scharfen Kritikern des Films gehörte DEFA-Generaldirektor Hans Dieter Mäde, der die Hauptfigur als „schlecht gelauntes Objekt der Prozesse, ein von den Ereignissen Gestoßener“ charakterisierte, die Studioabnahme nur aus politischen Gründen genehmigte und Filmminister Horst Pehnert das letzte Wort über den Einsatz von PLANKTON überließ.
ZACHA-RIAS
Die DEFA-Stiftung sucht den 1952 gedrehten Film ZACHA-RIAS von Bruno J. Böttge. Böttge schuf diesen Silhouettenfilm nach Karikaturen in der Satirezeitschrift „Frischer Wind“; die Arbeit fand in der DEFA-Abteilung für populärwissenschaftliche Filme statt. Böttge führte nicht nur Regie, sondern schrieb auch das Buch und stand an der Kamera. ZACHA-RIAS blieb unvertont und war ein nur intern gezeigter Versuch, der mit dazu beitragen sollte, die DEFA-Trickfilmproduktion in großem Umfang in Gang zu setzen. Der nur 35 Meter kurze Film gehörte zu den frühen Anti-West-Propagandafilmen; über seinen Inhalt ist vermerkt: „Anton hört Radio. Er schaltet den Sender Rias ein, lauscht und staunt. Dabei wachsen ihm Eselsohren.“ – Sämtliche Materialien von ZACHA-RIAS gelten bisher als verschollen.