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Arbeiterfamilie in Ilmenau

Regie: Richard Cohn-Vossen, 20 Min., Schwarz-Weiß, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1977

Film-/Videoformat
35 mm
Sonstiger Titel
Porzelliner

Kurzinhalt (Deutsch)

Dieser schwarz-weiß Dokumentarfilm berichtet über das Ehepaar Ilse und Kurt Rosenhöfer aus Ilmenau. Freimütig und mit einfachen Worten erzählen sie ihren Lebens- und Arbeitsweg. Geprägt von ihrer erlebten Jugend in der Vor- und Nachkriegszeit berichten sie über ihre Erlebnisse in einem Privatbetrieb und über den Arbeitsplatzwechsel von einer alten Manufaktur zur "Neuen Porzellanfabrik Ilmenau".

Filmstab

Regie
  • Richard Cohn-Vossen
Kamera
  • Werner Kohlert
Schnitt
  • Angelika Arnold
Dramaturgie
  • Christiane Hein
Musik
  • Kurt Zander
Ton
  • Stefan Edler
  • Ingrid Schernikau
Produktionsleitung
  • Henry-Michael Zielske
  • Franz B. Romanowski
Person, primär
  • Ilse Rosenhöfer
  • Kurt Rosenhöfer
Person, sekundär
  • Martin Rohde

Langinhalt

0:00:00

Blick auf eine Landstraße zwischen den Bergen (halbtotal). Schrifteinblendung "Arbeiterfamilie in Ilmenau". Ilse und Kurt Rosenhöfer auf ihrem Sofa (halbnah) (O-Ton Ilse) "...na wie alt war ich denn, ich war so vielleicht 10 Jahre...man hat uns zu Hause vor den Pflug gespannt, wir hatten viel Acker...na ja, wir hatten sehr viel Landwirtschaft früher...". Blick (von oben auf das verschneite Ilmenau (halbtotal). Verschiedene Einstellungen des Ortes, der Felder und Wälder (halbtotal). Kurt Rosenhöfer (halbnah) (O-Ton) "Ja die Zeit die war damals so schlecht, da gabs doch noch nicht so viel Arbeiten...ich war dann schon im Holzfach, im Wald, dann war ich früher im Westglas etliche Jahre, was Glassachen sind, das jetzt oben das neue Werk ist, da war ich da als Auskühler, das war ja auch schön, gell...und dann kam eine Zeit dazwischen, dann bin ich weg gegangen und habe im Porzellanwerk angefangen, 1953 war das. Das sind auch schon wieder 24 Jahre her, man muß immer die Arbeit suchen die einem dann gefällt".

0:02:25

Fahraufnahme mit der Schiebebühne und vollen Porzellanfächern (halbnah). Schwenk von der Schiebebühne auf die volle Produktionshalle des "Neuen Porzellanwerkes" in Ilmenau (halbtotal). Fahraufnahme durch die gefüllte Produktionshalle (halbtotal). Porzellan wird in den Gaskuppelofen geschoben (halbnah). Blick durch den Kiefernwald von Ilmenau-Eichicht auf das NIP (Neue Henneberg-Porzellanwerk Ilmenau) (total). Einrichter Kurt Rosenhöfer an seinem Steuerpult auf der Schiebebühne (halbnah). Porzellanwagen auf dem Ofengleis wird mit den Schiebebühnen bewegt (halbtotal). Schwenk von den gefüllten Porzellanwagen auf Kurt an seinem Steuerpult (halbtotal). Fahraufnahme mit Kurt auf der Schiebebühne (halbnah).

0:05:10

Ilse Rosenhöfer in der Packstelle des Porzellanwerkes spricht zu ihrer Kollegin (halbnah) (O-Ton) "Na endlich bist Du wieder da, wir haben Dich wohl...". Kollegin antwortet ihr (halbnah) (O-Ton). Ilse packt Porzellan-Service mit Papier ein (halbnah). Blick in die Packstelle mit den Frauen (halbtotal). Kurt antwortet auf die Frage "Wie war die Stimmung als Du hier anfingst?" Kurt auf seiner Schiebebühne (halbnah) (O-Ton) "Ja an und für sich war es ein bisschen kritisch, gell, wenn du ein Kollektiv hast und 20 Jahre zusammen warst, da kennst du den einen und anderen, das findest du bei neuen momentan noch nicht. Da waren wir in der sozialistischen Brigade, da hatte ich alleine 22 Mann, da hatte ich rotes Banner und da haben wir och unter 2.000 Mark gekriegt...ja, das waren noch Zeiten". Frage aus dem Off: "Im Werk 6 war das, was hattest Du dort zu tun?" Kurt (halbnah) (O-Ton) "Ja hier die Öfen gesetzt, Tee gemacht und nebenbei Meister noch und Abrechnungen und so dort gemacht".

0:06:50

Ilse in der Packstelle (halbnah) (O-Ton) "Im Glaswerk habe ich keine Schicht gehabt, das war ja privat wo ich war, das war privat. Gewechselt habe ich hierher weil die Alte mir zu frech gekommen ist, weil mich der Heinz immer so geschimpft, hat gesagt Du läßt Dich so ausnutzen, Du bist immer so blöde und machst was die sagt. Ich war immer so, wissen Sie, ich kann nicht ne sagen, das ist leider meine Schwäche. Da man mich geschimpft und da hat man gesagt komm zu uns, da kannst Du mehr Geld verdienen...und da bin ich ausgerissen, da habe ich meinen Ausweis auf den Tisch geknallt, fort war ich, die hat mich öfters geärgert die Alte, wissen Sie die hat den alten Stil gehabt von früher, wie sie früher so waren mit die Leute...sie waren so Ausbeuter würde man sagen". Ilse faltet weiter Pappkartons auseinander (halbnah).

0:07:55

Frage an Kurt aus dem Off: "Erzähle mal ein bisschen wie so ein Ofenbrand war früher". Kurt (halbnah) (O-Ton) "Erst mal musste man jeden Ofen, da wurde die Kapseln gefüllt...so waren 4 bis 5 Mann an der Tafel...jeder Teller musste abgeblasen werden, und dann hast du das in den Ofen getragen, und dann hast du ihn gesetzt". Arbeiten im alten Porzellanwerk "Martin Rohde" in Ilmenau, Arbeiter bringen per Hand die Porzellanformen in den Rundofen und stapeln sie auf (halbnah). Schwenk von der Decke des Rundofens auf die Porzellanstücke (halbtotal). Kurt an seinem Steuerpult im Neuen Porzellanwerk (halbnah) (O-Ton) "Dann wenn du angebrannt hast, da war so Qualm drinne, dass du bald keine Luft gekriegt hast, durch die Kohle und das anbrennen, oder hast mal eine schlechte Steinkohle gehabt, dann hat es manchmal 30 Stunden am Ofen gebraucht weil die Temperatur nicht hoch kam, musst du durch die Länge dann ausgeglichen, denn es gab in der letzten Zeit schlechte Kohle, Steinkohle ja, das war schon eine schöne Arbeit. So, du hast dann fertig gemacht aber du warst dann auch fertig, ja."

0:09:31

Mitarbeiter der Manufaktur "Martin Rohde" warten vor dem Rundofen auf die Beendigung des Brennens (halbtotal). Blick in die Glut des Ofens (halbnah). Blick von außen auf die Gebäude der Manufaktur "Martin Rohde" (halbtotal). Kommentar: "Mit den alten Werken verschwindet die schwere Arbeit, das hohe Risiko einer veralteten Technologie, aber auch die durch die Kleinheit bedingte Überschaubarkeit der Produktion". Arbeiter schürt das Feuer im Ofen an und schließt die Klappe (halbnah). Kurt am Steuerpult weiter (halbnah) (O-Ton) "...heute ist es viel leichter, das kennen die ja alle gar nicht, wenn sie heute mal ein bißchen schwer arbeiten dann gucken sie schon krumm um die Ecke...und hier verdient man mehr und es ist auch viel leichter, natürlich Automatik ist auch nicht immer Automatik, da gibts auch allerhand zu tun, du denkst es geht und wenn du hinguckst geht es doch nicht, mit den Ersatzteilen und alles, das ist alles nicht so leicht...".

0:10:34

Frauen dekorieren in der Produktionshalle die Porzellanteller (halbtotal). Arbeiterin ein einer automatischen Tellergußmaschine (halbtotal). Frauen nehmen die Tassen von den Laufbändern und kontrollieren sie (halbtotal). Kurt prüft die vorbeifahrenden Schiebebühnen mit den Porzellanaufbauten (halbtotal). Ilse zerkleinert Wellpappe in der Packstation (halbnah). Kurt repariert in der Produktionshalle eine defekte Laufschiene (halbtotal). Kurt verschraubt die Zugkette in den Laufschienen (halbnah). Porzellantassen auf einem Drehkarussell (halbtotal). Frauen prüfen die produzierten Tassen auf Fehler (halbnah). Frauen warten am Arbeitsplatz auf Porzellannachschub (halbtotal). Arbeiterin unterhält sich am Tellerfließband mit einem Kollegen (halbnah). Frauen bei einer Zigarettenpause neben den Maschinen (halbnah). Ilse stapelt Teller und Terrinen in der Packstelle (halbtotal). Kurt bei einer Zigarettenpause auf seiner Schiebebühne (halbtotal).

0:13:58

Schwenk über Ilses 56. Geburtstagsfeier im Hause des Ehepaares Rosenhöfer (halbnah) (O-Ton). Gesichter der Gäste (halbnah) (O-Ton). Verschiedene Einstellungen der Geburtstagsrunde (halbnah). Ilse auf dem Sofa mit Kurt (halbnah) (O-Ton Ilse) "Meine Mutter hat noch gesagt, na hast du einen Schatz, und ich hab gesagt, ne ich heirate nicht ich bleib ledig, ich will noch was sehen von der ganzen Welt. Ich wollte noch nach Berlin, es sollte nicht Arnstadt das letzte sein". Blick auf die beiden Rahmen mit Fotos von Kurt und Ilse an der Wohnzimmerwand (halbnah). Ilse weiter (O-Ton) "Ich soll abgehen...ich will ja auch keinen sehen, unsere Kinder sind alle verheiratet...". Ilse antwortet auf die Frage aus dem Off "Warum hat er Sie geheiratet?" (O-Ton Ilse) "Weil ich hübsch war scheinbar". Kurt (O-Ton) "Genau, und da bin ich immer hinterher". Ilse weiter (O-Ton) "Na, nen schlechten Fang hat er nicht gemacht, wenn er ne andere gekriegt hätte, die viel geraucht hätte und viele Pralines gebraucht hätte...wäre er nicht so weit gekommen...". Blick auf die Geburtstagsrunde, eine Frau erzählt Witze (halbtotal) (O-Ton) "Der Pfarrer hat zu mir gesagt, geh am Sonntag nie aufs Feld und hole Kartoffel...". Kommentar: "Der Pfarrer hat gemacht gehabt, Witze aus einer Zeit in der die Pfarrer ausgelacht wurden. Das neue Werk kam, brachte Geld, brachte Fragen, brachte neue Nachbarn, Polen, Ungarn, Vietnamesen. Noch sind die Rosenhöfers unter sich, die Zeit und die Gegenwart des neuen Werkes arbeiten daraufhin das es die Enkel nicht mehr sehen". Schwenk über die erzählenden und lachenden Geburtstagsgäste (halbtotal) (O-Ton). Die Enkelkinder Kerstin und Christine (halbnah). Die angenommene Tochter Diana (halbnah).

0:17:18

Ilse spricht auf dem Sofa sitzend zur Reporterin (halbnah) (O-Ton) "Wissen Sie was ich gerne gemacht habe wenn Hochzeit war, da war ich die erste in der Kirche, und da wurde so viel Geld geworfen...da war ich Meister meistens drinne, und wenn ich auf der Schulbank saß und die Glocken gingen, und ich konnte nicht raus, so ruhig in der Schule war, aber da habe ich immer hin und her gezappelt. Na denken Sie mal, da hatte eine Maurermeisters Tochter geheiratet, der hat 5 Mark und eine Mark rausgeworfen, das war viel Geld, fünf Mark damals zu unserer Zeit...für eine Mark, och, da bin ich Zuhause...und zur Mutter, ich Fünfmarkstücke an der Kirche gefunden, da war ich glücklich...ja, wenn wir was wollten oder wenn wir Geschenke gemacht hatten, das haben wir uns alle selber verdient, sie konnten uns doch nischt geben, wenn se krank waren, er hatte Asthma, den haben sie ja vielmals von der Arbeit gebracht, der ist umgefallen und da war es aus".

0:18:22

Ilse in der Packstelle des Porzellanwerkes Ilmenau (halbtotal). Gefüllte Schiebebühnen gleiten an Kurt vorbei (halbtotal). Kurt bedient die Steurhebel an seiner Schiebebühne (halbtotal). Kurt erzählt auf dem Sofa (halbnah) (O-Ton) "...bei uns früher, da haben wir schon als Schuljungen mit 10 Jahren das ganze Holz gehackt, also Wintervorrat war nur mit Holz gemacht, da gings von früh, also von der Schule aus ins Holz, Nachmittags wieder Heim, so ging das das ganze Jahr, da brauchst du mindest deine 10 Meter Holz, die du geheizt hast, und das ist natürlich mit der Zeit, und wenn du dann die Kriegsjahre, die Arbeitsdienstjahre und die anderen Jahre ist das eben ein Tempo gewesen, praktisch gesagt, und dann machts man sich später etwas ruhiger, wir wollen ja noch etwas leben...wenn die Luft weg ist ist es sowieso aus...da muß man ein bißchen ruhiger gehen...und Du Ilse bist sehr Tempomäßig, das kann sich ganz schnell ändern, wir haben doch hier viele gehabt, die haben dermaßen viel gearbeitet und haben dann noch ein oder zwei Jahre gelebt, und dann war es auf einmal aus und vorbei...".

0:19:50

Kurt an seinem Steuerpult in der Porzellanfabrik (halbtotal). Kurt fährt mit seiner Schiebebühne rückwärts durch die Produktionshalle (halbtotal). Kommentar: "Die Relationen wurden hier geprägt durch die materielle und geistige Not der einstigen deutschen Provinz, die Produktionsweise war hier rückständig, die Arbeiterklasse zersplittert. Die Großindustrie, die der Sozialismus nun mitten in diese Landschaft gesetzt hat, hat ihr langwieriges Werk begonnen an dem die Rosenhöfers objektiv beteiligt sind". Blick in die Produktionshalle und der rückwärts fahrenden Schiebebühne von Kurt (halbtotal). Schrifteinblendungen: Kamera Werner Kohlert. Ton Stefan Edler und Ingrid Schernikau. Musik Kurt Zander. Schnitt Angelika Arnold. Dramaturgie Dr. Christiane Hein. Produktionsleitung Michael Zielske und Franz B. Romanowski. Regie Richard Cohn-Vossen. Ein Film des DEFA-Studio für Dokumentarfilme, DDR 1977.

0:20:50 ENDE

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