Besetzung Mauergrundstück
43 Min.
Deutschland
Cintec Film- und Fernsehproduktionsgesellschaft mbH, 1994
- Film-/Videoformat
- Betacam SP
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieses Material zeigt eine Protestkundgebung, in der es um die Rückgabe der Mauergrundstücke geht. Die Alteigentümer besetzen symbolisch ein unbebautes Grundstück in der Dresdener Straße in Mitte und fordern die Rückgabe ihrer ehemaligen, durch die DDR enteigneten, Grundstücke auf dem Berliner Mauerstreifen, die nun von der Bundesrepublik beansprucht werden. Die ehemaligen Eigentümer der Mauergrundstücke fordern, die Grundstücke wieder in ihren Besitz nehmen dürfen und berichten von ihren Erfahrungen mit Regierung, Abgeordneten und Behörden.
Filmstab
- Kamera
-
- Gebert
- Ton
-
- Schmidt
- Redaktion
-
- Engelkes
- Person, primär
-
- Hildebrandt
- Berg
Langinhalt
C1/2999:
Blick auf Grundstück mit Tafeln und Schildern (ehemaliger Kontrollstreifen/ Todesstreifen); Trabant mit Schildern; Schriftzug auf Schild "Rechtsstaat sprich endlich RECHT"; Mann befestigt mit Klebestreifen Schild am Trabanten; diverse Bilder vom Trabanten mit Schildern; Froschperspektive, kleiner Hund vor Kamera; Pickel; Aufzieher auf Schild mit Schrifzug "Die Mauer ist gefallen- Die Grundstücke noch immer enteignet!"; Trabant mit Protestschildern T; Schild GA mit Schriftzug "Wir wollen nichts als unser Recht"; Abwärtsschwenk; Mann nachdenklich; Frauen mit Transparent; Frau beschriftetet Transparent; Frauen halten Transparent mit Schriftzug "3. (durchgestrichen) 4. ? Jahrestag der Maueröffnung"; Zoom auf Anfang des Transparents; Schriftzug "Wir sind die ersten Maueropfer und hoffentlich die letzten!"; Zoom auf Transparent; Frauen befestigen Transparent; Transparent an Zaun mit Schriftzug "Die Mauer ist weg- Die Opfer bleiben!"; Frau dreht pinkfarbenen Regenschirm; Schriftzug auf Schirm "Nicht alles Gute kommt von oben"; Transparent an Zaun mit Schriftzug "Die Mauer ist weg- Die Opfer bleiben!" im HG, Spaten in Boden mit Schranke im VG; Zuschauer; Schwenk auf Transparent; älteres Paar steht vor Transparent; Menschen am Zaun mit Transparenten; Transparent mit Schriftzug "Mauergrundstücke- Ulbrichts Saat- Kohls Ernte"; Männer stellen Zaun um;
Hildebrandt OT zur Aktion: "Sinn und Zweck ist der, dass wir demonstrieren/ wollen zurück an unsere Grundstücke/ lasst uns bauen/ wir bauen billiger als Großinvestoren, die sich meistens die Preise subventionieren lassen und dann mit teuren Mieten hoffen, dass sie ein Geschäft machen/ in Rezessionszeiten ist das ein Wahnsinn/ man sollte Leute auf das Grundstück lassen, denen das Grundstück bereits gehört/ können billiger und besser wirtschaften.";
Hildebrandt OT zur Diskussion, wem das Grundstück gehört: "Deutsche Rechtsstaat hört hier auf/ meine Mutter ist maßlos enttäuscht/ 40 Jahre vorher sagte man, dass ist schreiendes Unrecht und jetzt, wo es in das Bundesvermögen gekommen ist, jetzt heißt es `Das ist korrekt gehandelt von der DDR´/ man geht soweit, dass man sogar die Alliierten desavouiert.";
Hildebrandt OT zur Argumentation der Bundesregierung: "Bundesregierung sagt, die Enteignung zum Zwecke der Mauer war ein korrekter Enteignungsakt, Mauerbau war unrecht/ man trennt das jetzt mit juristischen Spitzfindigkeiten/ wo hätte man sonst eine Mauer bauen können, wenn man das nicht den alten Besitzern wegnimmt/ kommen juristische Klimmzüge/ wir haben von Abgeordneten gehört, im Vergleich, die Enteignung der polnischen Bauern zum Bau des Konzentrationslagers in Auschwitz war an und für sich ein korrekter rechtsstaatlicher Akt, aber der Bau des KZs in Auschwitz war schreiendes Unrecht.";
Hildebrandt OT zu den Forderungen: "Wir wollen Grundstücke in Besitz nehmen und drauf bauen/ Eintragung ins Grundbuch ist alles, was wir wollen.";
Hildebrandt OT zu den Widerständen und Chancen der Alteigentümer: "An und für sich schon/ Berlin ist auf unserer Seite/ besonders das Berliner Abgeordnetenhaus/ haben starke Verbündete/ Bürgermeister Diepgen etc. / kennen eine Reihe von Verfassungsrechtlern und Staatsrechtlern/ fühlen uns wirklich schon wie Menschen zweiter Wahl.";
Hildebrandt OT zur Bundesratsinitiative/ Sachsen wehrt sich: "Kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen/ können höchstens so denken, dass in Sachsen keine Mauer war/ die sollen mal nach Berlin kommen und sich ansehen, wie es war/ anders kann ich mir das gar nicht vorstellen.";
Hildebrandt OT zur möglichen Befürchtung, dass weitere Ansprüche von Opfern der DDR folgen könnten: "Kann ich mir auch nicht vorstellen/ wenn so etwas nicht abgrenzbar ist, ein schreiendes Mauerunrecht/ nach der Enteignung, nach dem Verteidigungsgesetz hatten wir überhaupt keine Rechte/ uns blieb überhaupt nichts/ wir wurden vertrieben...";
Frau Berg OT (Sprecherin): "Wir hatten beim Entschädigungsgesetz keinerlei Rechte/ Entschädigungsgesetz galt für Aufbaugesetz, Verteidigungsgesetz und für das Bergbaugesetz/ nur gab es beim Entschädigungsgesetz für das Verteidigungsgesetz einen Zusatzparagraphen, § 19, der beinhaltete, dass wir keinerlei Einsprüche machen durften, während alle anderen gegen auch ihre Entschädigung, Höhe etc. Einspruch erheben durften, während bei uns waren jede Rechtsmittel ausgeschlossen/ ist auch Unding, wenn ein Gesetz jedes Rechtsmittel ausschließt, dann ist das doch auch eine Abgrenzung zu den anderen Enteignungen.../ die ganze Abgrenzungssache ist für uns unfassbar/ vorher war es das größte Unrecht und jetzt plötzlich ist es nicht mehr abzugrenzen gegen andere Dinge...";
Frau Berg OT zu den Widerständen: "Widerstände sind im Finanzministerium, Justizministerium/ dann kommt noch vom Bundeskanzler, dass es eine ordnungspolitische Maßnahme war, die heute nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.";
Frau Berg OT zu den Widerständen aus den neuen Bundesländern (Bürgerinitiative): "...es gibt keine Möglichkeit der Abgrenzung/ würde jetzt die Enteignungen für Bergbau, Aufbaugebiete nachrutschen/ neuen Bundesländer haben logischerweise Angst, dass sie jetzt ihre Grundstücke, die noch nicht bebaut worden sind, dass diese Grundstücke wieder rausrücken müssen/daher sträuben sie sich/ schürt die Bundesregierunge/ spannt dadurch die neuen Bundesländer regelrecht vor ihren Karren/ geschickter Schachzug/ habe ich kein Verständnis.";
Frau Berg OT zu weiteren Unternehmungen: "Bleibt weiter hier die Öffentlichkeitsarbeit/ öffentliche Schiene/ gerichtliche Schiene/ wollen bis zum Verfassungsgericht/ Änderung der Gesetzeslage, versuchen wir durch Besuche bei Abgeordneten/ bekommen immer mehr mit, dass Leute uninformiert sind/ wenn wir noch einmal Fakten gebracht haben, dann doch in vielen Fällen ein Nachdenken erfolgt ist.";
Frau Berg OT zu ihrem Grundstück: "Mein Grundstück in der Bernauer Straße ist 180 Jahre Familienbesitz, ist dann auch weggenommen wurden/ kämpfe um Rückgabe dieses Besitzes/ die berühmte Bernauer Straße.";
Frau Berg liest Schreiben vor; Frau Berg berichtet, dass Opfer gegeneinander aufgehetzt werden;
Schild an Zaun mit Schriftzug "Dresdener Straße 111", ehemaliges Mauergrundstück im HG; Menschen betrachten Transparente; Mann zeigt an Skizze, wo sein Haus stand;
Mann OT: "Für den Mauerbau enteignet/ rechtmäßig nach Ansicht der Bundesregierung/ gibt keine Rückgabe.";
Mann zeigt auf Schemazeichnung, erklärt Mauerverlauf, zeigt sein ehemaliges Grundstück etc.;
Mann OT zum ehemaligen Grundstück : "..man hätte das Haus gar nicht abreißen brauchen, DDR brauchte ja auch Wohnungen/ die wollten aber keine alten Leute wohnen lassen, die was wussten/ irgendeiner hätte ja unterstützen können, wenn einer fliehen will.";
Mann OT: "Seit 1988 habe ich angefangen Rückgabe zu verlangen, noch von DDR-Behörden/ dann kam Einheit/ dachte, dass es dann klappen würde/ 1990 haben wir Antrag gestellt, wurde abgelehnt/ Widerspruchsbescheid abgelehnt/ jetzt haben wir geklagt/ wollen das nicht akzeptieren und wir wollen unser Haus wieder aufbauen/ Bundesregierung sagt, die Alteigentümer behindern die Investitionen/ stimmt nicht/ seit vier Jahren ist hier nichts passiert/ hätten sie es zurück gegeben/ andere hätten es vielleicht verkauft und es wäre schon gebaut worden/ wir hätten selber gebaut/ jetzt dauert das so lange/ Menschen gehen vor Verfassungsgericht/ dauert noch Jahre/ Regierende Bürgermeister von Berlin hat sich für uns eingesetzt/ Land Berlin hat ja auch die Initiative gemacht, finden wir toll/ aus Bonn haben wir nicht so viel zu erwarten."
C1/3000:
Mann zeigt auf Schemazeichnung;
Mann OT (Sebastian Helbig?) zur Bundesratsinitiative Berlin/ Widerstand der Neuen Bundesländer: "Ist mir nicht verständlich/ man sollte fair sagen, die Mauer war unrecht und wir können nicht darauf beharren bloß wegen dem Geld/ in allen deutschen Großstädten sind Grundstücke Geldwerte/ wenn es Geld kostet, muss man halt zahlen/ sollte einen Selbstachtung wert sein/ man kann doch nicht 30 Jahre Geheule über Bord schmeißen und sagen, dass war nun rechtmäßig, damit verhöhnt man die Leute, die die Freiheit geschützt haben/ die Amerikaner, die Franzosen und die Briten/ war ja alliiertes Recht/ in Ostberlin galt ja nicht das Verteidigungsgesetz/ entmilitarisierter Status/ wenn die Amerikaner nicht hier geblieben wären, dann wäre Berlin weg gewesen/ dann hätte es gar keine Einheit gegeben/ ist der Preis, den man dafür zahlen muss.";
Mann OT zu den Argumenten der Gegenseite: "Kann sie verstehen, aber nicht billigen/ einzige Argument, was wirklich zieht ist das Geld/ billigen kann ich es nicht.";
Mann OT zur Frage, ob er an den Erfolg glaube: "Hoffnung, dass Gerichte unabhängig sind und entscheiden werden, dass es unrecht war/ war das Symbol der deutschen Teilung/ Grundgesetz war angelegt, dass deutsche Einheit wiedererlangt wird/ war ja dem total entgegen gesetzt/ kann mit dem Grundgesetz nicht konform gehen/ man beruft sich auf Verteidigungsgesetz/ ist ja so unmöglich...";
Schild mit Foto von Walter Ulbricht und Schriftzug "Bundesverdienstkreuz für Walter Ulbricht?";
älterer Mann OT: "...wenn sie das nachvollziehen, was die Bundesregierung jetzt tut, dann ist sie nicht nur der Nachfolger der preußischen Staaten, sondern auch Nachfolger der DDR/ man kann fremdes Eigentum nicht einfach weitergeben/ ist unmöglich/ die DDR ist doch nie in den Auswirkungen, die sie hervorgerufen hat durch dieses angebliche Recht, anerkannt gewesen/ man hat freundlich genickt und gesagt, jetzt laden wir Herrn Honecker mal ein, um weiter zu kommen/ dieses Weiterkommen ist doch jetzt abrupt gestoppt/ Bundesregierung sagt, ihr habt keine Rechte mehr über euer Eigentum/ wir stellen uns auf die Straße und ringen verzweifelt darum, dass das, was im Grundgesetzt steht auch vollzogen wird/ die klatschen uns das Grundgesetz um die Ohren/ das in Bonn sind freischaffende Künstler/ die drehen das Gesetz und das Recht so hin, dass es in die politische Landschaft passt.";
Mann steht auf ehemaligen Mauergrundstück; stellt Ständer vom Transparent wieder auf; ehemaliges Mauergrundstück mit Transparent am Zaun mit Schriftzug "Die Mauer ist weg - Die Opfer bleiben"; Menschen stehen vor Tafeln und Schilder mit Protestsprüchen; Transparente an Zaun; Transparent mit Schriftzug "Mauergrundstücke - Ulbrichts Saat- Kohls Ernte", "Wir fordern die Rückgabe der Mauergrundstücke- Soll etwa ein Unrecht Recht werden??", "Es gab an der Mauer Vertreibung von Menschen, Enteignung und Zerstörung von Häusern und Gütern beim Bau des Todesstreifens"; Blick auf Menschenansammlung;
Mann mit Megaphon OT: "..wichtig zu wissen, dass gesagt worden ist, so lange die Bundesregierung zu den Mauergrundstücken nicht etwas entschieden hat, so lange wird auch über die Grundstücke nichts entschieden/ wichtige Aussage/ wissen, dass die FDP gestern Parteitag hatte und Außenminister Klaus Kinkel gestern da war/ Kinkel hat in Begrüßungsrede eindeutig Stellung bezogen zu der Behandlung der Mauergrundstücke..";
Trabant mit Transparenten im VG; Transparent mit Schriftzug "Rechtsstaat sprich endlich Recht", klatschende Menschen im HG;
Polizeiwagen angeschnitten, Menschenansammlung im HG; Froschperspektive, Taschen stehen auf Boden (ehemaliger Todesstreifen); ältere Leute trinken heiße Getränke; Ausschnitt alte Fotos; Zeichnung Teilstück der Berliner Mauer mit Kontrollstreifen, Flächensperren, Hinterlandmauer etc.; Mann und Frau im Gespräch; ältere Frau mit Schild mit Schriftzug "Keine Fortsetzung des Mauer-Unrechts! Wir fordern: Rückgabe unserer Grundstücke!"; diverse Aufnahmen der Demonstranten und Zuschauer; Schild an Aufsteller mit Schriftzug "Preisfrage aus Anlass des Tages- Wo stand die Berliner Mauer? A- im Osten?, B- im Westen?, C- auf privatem Grund und Boden?"; Transparent (angeschnitten) mit Schriftzug "..die ersten Maueropfer und die letzten!"; Menschenansammlung; Frau betrachtet Aufsteller mit Bildern; Passanten lesen sich Informationen durch; Fotos GA; Aufsteller mit Fotos und Informationen, diverse Aufnahmen; Aufnahmen der Aufsteller/ Tafeln mit Informationen der "Interessengemeinschaft ehemaliger Grundstücksbesitzer auf dem Mauerstreifen e.V."; Schriftzug "Gedenkt der Opfer!" GA; Aufzieher auf Informationstafel (2x); diverse Fotos;
Herr Hildebrandt OT zur Vertreibung: "1990 wollten wir auf das Grundstück rauf, wollten wir wieder bauen/ wurde uns gesagt, es war korrekt enteignet/ meine Mutter fassungslos/ Grundstück hat meinem Vater gehört, der war Bauunternehmer in Berlin/ haben im Krieg alles verloren/ mussten nach Wien fliehen/ das Grundstück war unser einstiger Besitz/ jetzt kommen wir her und müssen uns anhören Bau der Mauer war korrekt/ Desavouierung der abziehenden westalliierten Streitkräfte...";
Frau Hildebrandt OT: "Haben wir gar nicht erfahren/ haben keine Benachrichtigung gehabt/ als wir uns in Berlin erkundigten, da stand im Grundbuch `aus militärischen Gründen enteignet´...";
Herr Hildebrandt OT zur Frage, wo sie gewesen sind, als die Mauer gebaut wurde: "In Wien, bin in Wien aufgewachsen.";
Frau Hildebrandt nah; Foto GA, Blick auf Straße; Straße mit unbebautem Grundstück; Schwenk zwischen Kreuzung und unbebautem Grundstück; unbebautes Grundstück T (ehemaliger Grenzstreifen); Redakteur geht heran; Schild an Zaun mit Schriftzug "Hier beginnt der demokratische Sektor von Groß-Berlin"; Aufzieher auf Grundstück mit Protestveranstaltung; unbebautes Grundstück T, Schwenk auf Grundstück mit Protestveranstaltung (diverse Einstellungen); Schranke/Absperrung vor Haus, Aufzieher auf Grundstück (diverse Einstellungen); Schild mit Schriftzug "Achtung! Hier endet der Rechtsstaat!"; Aufzieher auf Zaun mit Schildern; Schilder am Zaun, diverse Einstellungen; Männer im Gespräch; diverse Einstellungen von Protestteilnehmern; Mann zeigt auf Schemazeichnung (von hinten); diverse Teilnehmer und Passanten; drehender Schirm; Redakteur Engelkes; Blick durch Zaun auf unbebautes Grundstück