Der Kinder wegen - Flucht ins Vaterland
Regie: Winfried Junge, 16 Min., Schwarz-Weiß, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1963
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 437
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieser s/w-Dokumentarfilm schildert die Beweggründe von 3 westdeutschen Familien die zur Flucht aus der Bundesrepublik Deutschland bzw. zur Übersiedlung in die Deutsche Demokratische Republik führten. Ihren Kindern eine sichere Zukunft zu bieten - das ist das Hauptmotiv vieler westdeutscher Eltern bei ihrer Flucht. Hervorgehoben wird die soziale Absicherung der Bürger in der DDR und die Bereitschaft die Bürger aus der Bundesrepublik willkommen zu heißen. Originaltöne der befragten Übersiedler, aber auch der Kommentar, der im Stil des Kalten Krieges unterlegt wurde, beleben den Film auf seine Weise. Typisch ist der Schlußsatz: "Seit 1949 gibt es auf deutschem Boden einen Staat der arbeitenden Menschen, hier sind die Lehren aus der Vergangenheit gezogen, hier ist das friedliche, bessere Deutschland, das Deutschland, das den Kindern, dem die Zukunft gehört".
Filmstab
- Regie
- Drehbuch
- Kamera
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- Hans Kracht
- Schnitt
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- Christel Gass (geb. Hemmerling, auch: Hemmerling-Gass)
- Musik
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- Kuno Petsch
- Ton
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- Rolf Rolke
- Produktionsleitung
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- Gerhard Abraham
- Aufnahmeleitung
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- Fritz Latzke
- Redaktion
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- Paul Ickler
- Text
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- Gert Billing
- Winfried Junge
- Person, primär
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- Nicolaus Günter
- Hans Metschulat
- Erich Rachowi
Kurzinhalt (Englisch)
The main reason why parents from west germany escape into the GDR is to offer their children a safe future.
Langinhalt
0:00:00
Einblendung von weißer Schrift auf schwarzem Grund: "Weit über 1 Million Menschen haben die Deutsche Bundesrepublik seit ihrem Bestehen verlassen. Hunderttausende fanden Aufnahme in der DDR. Wir kamen und kommen…der Kinder wegen. DEFA-Studio für Wochenschau und Dokumentarfilme". Schreiendes Baby wird mit Stethoskop abgehört (halbnah). Mutter liegt im Wochenbett (halbnah). Das Baby Ines wird gewickelt (halbnah). Vater, Hans Metschulat läuft im Gang des Krankenhauses auf und ab (halbnah). Krankenschwester bringt Frau Metschulat das Baby an das Wochenbett (halbtotal). Hans Metschulat wird vom Gang geholt und betritt das Zimmer (halbnah). Herzliche Begrüßung und Freude bei den jungen Eltern (halbnah), die Krankenschwestern schauen von der geöffneten Tür aus zu (halbtotal). Die Eltern betrachten das Kind engumschlungen (halbnah). Ines (nah) und in den Armen der Mutter (halbnah). Kommentar: "Hans Metschulat war Soldat der Bundeswehr und diente einem Staat der nicht der seine war, der zwanzigjährige hatte kein Wahlrecht, also nicht die Möglichkeit über seine Geschicke mitzubestimmen und sich ein Leben nach eigenen Vorstellungen aufzubauen. Am 28. August 1961 floh er mit seiner Verlobten in die DDR". Eingeblendet werden zu Kommentar: Hans Metschulat (nah). Das Ehepaar mit dem Baby (halbnah). Die schlafende Inis (nah).
0:01:42
Moderne Wohnanlage in Hoyerswerda (Blick von oben, Schwenk, total). Ein Personenzug fährt auf dem Bahnhof ein (halbtotal). Reisenden verlassen den Zug mit einem Kinderwagen (halbtotal). Kommentar: "Von Menschen die in der DDR eine neue Heimat fanden berichtet dieser Film. Dokumentaraufnahmen von ihrer Ankunft". Bahnbedienstete in Uniform helfen der Mutter mit ihrem Gepäck (halbtotal). Bahnbedienstete, ankommende Reisende und Krankenschwester auf dem Bahnsteig (halbtotal). Familie mit Kinderwagen und 4 Kindern auf dem Bahnsteig (halbtotal). Kommentar: "Tag für Tag sind sie unter den Reisenden die auf den Grenzbahnhöfen der DDR ankommen, bis zu 2.000 Westdeutsche bitten jeden Monat um Aufnahme, Menschen aller Schichten, besonders viele Arbeiterfamilien mit Kindern". Ehepaar mit Kindern verläßt einen Bus (halbnah). Krankenschwester übernimmt das kleine Kind (halbnah). Ehepaar und 3 Kinder betreten einen Raum mit vielen Taschen (halbnah).
0:02:45
Im Off (O-Ton) "Ich hoffe das uns eventuell eine bessere Wohnung gibt wie drüben, ich weiß das hier in Hoyerswerda die Verhältnisse besser geregelt sind...". Grenzbeamter begrüßt die Flüchtlinge (halbnah). Ausweise einer Familie werden geprüft (halbnah). Im Off (O-Ton) "Unmöglich ist die Mietforderung die an mich gestellt wurde zu zahlen..." Frau im Off (O-Ton) "Also ich glaube das meinen Kindern, hier in der DDR eine bessere Zukunft gesichert wird wie drüben...". Vater mit Baby auf dem Arm vor der Flüchtlingsstelle (halbnah). Plakat vor dem Haus "Du sollst anständig und sauber leben und Deine Familie achten" (halbnah). Im Off (O-Ton) "...war ich enttäuscht und ich hab mir das Leben anders vorgestellt...". Mutter mit Kleinkind, Pappkartons und Kinderwagen vor der Flüchtlingsstelle (halbnah). Im Off (O-Ton) "...das ist der Hintergrund, hast du was bist du was, hast du nichts bist du nichts, und du wirst auch nichts...". Frau sitzt draußen auf Pappkartons mit Aufdruck "Bären-Marke", "Glücksklee", "Maggi-Würze" und "IMI-Waschpulver" (halbnah). Im Off (O-Ton) "...war nicht mehr möglich, ich konnte dort nicht mehr existieren...". Mann sitzt eingesunken auf einem Koffer (halbnah). Flüchtlinge in der Aufnahmestelle (halbtotal). Im Off (O-Ton) "...will nicht immer die Angst haben...".
0:03:17
Flüchtlinge füllen an einem Tisch die Fragebogen aus (halbnah). Unterschrift wird unter den Fragebogen gesetzt (nah). Personalausweis eines Flüchtlings wird kontrolliert (nah). Gesichter von ernsten und weinenden Flüchtlingen (nah). Kommentar: "Mit diesem leben in Angst, in Sorge um die Kinder die in eine ungewisse Zukunft hineinwachsen schließen sie ab. Dieses Leben hat sie entnervt, verbittert, hoffnungslos gemacht. So sollte es nicht mehr weiter gehen, das wissen sie, doch was wird nun werden?" Abblendung
0:03:41
Schwenk über das Industriegebiet des Braunkohleveredelungswerkes der Welt "Schwarze Pumpe" (total). Schichtwechsel im Werk (halbtotal). Kühltürme und Schornsteine (total). Arbeiter treffen mit Reisebussen am Werk ein (total). Blick (von unten) auf die qualmenden Schornsteine (total). Arbeiter treffen zu Fuß, mit PKW`s und mit Bussen ein (halbtotal). Trabant mit Familie Rachowi fährt vor (halbnah). Mutter und Tochter steigen aus (halbnah). Kommentar: "Unter den 15.000 die den Weg zur Arbeit gehen sind über 100 ehemalige westdeutsche Bürger, ist auch Hans Metschulat. Von seiner Familie und den Familien Günter und Rachowi, unterschiedlich lange in der DDR und aus unterschiedlichen Gründen gekommen, soll berichtet werden".
0:04:38
Maschinist Erich Rachowi begrüßt im Werk seine Kollegen (halbnah). Rachowi an einer Verteileranlage (halbtotal). Karin Rachowi als Rechnerin bei der Dateneingabe an den Lochkarten (halbnah). Hände bedienen die Maschine mit Lochkarten (nah). Lohnbuchhalterin Herta Rachowi an ihrem Schreibtisch (halbnah). Zug mit vielen Loren fährt durch den Braunkohlebetrieb (total). Nicolaus Günter in der Reparaturwerkstatt des Braunkohlentagebaus (halbnah). Günter und Kollegen im Außenbereich bei Reparaturarbeiten (halbnah). Zigarettenpause mit den Kollegen neben dem großen Schaufelrad des Braunkohlebaggers (halbnah).
0:06:28
Frischer Beton wird abgekippt von einem Lastwagen (halbtotal). Hans Metschulat bei Betonierarbeiten auf dem Gelände (halbnah). Kommentar: "Metschulat ist nur einer von vielen Bundeswehrsoldaten die nicht mehr unter ehemaligen Nazi-Generälen dienen wollten, wie alle seine Kameraden die in der DDR eine sicher Zuflucht und eine neue Heimat fanden, weiß Metschulat heute das die DDR für ihre großen Aufbaupläne nur eines braucht, Frieden". Beton wird verdichtet (halbnah). Beton-Lastwagen fährt rückwärts eine Rampe hoch (halbtotal). Mischmaschine vor der Kulisse des Werkes (total).
0:07:16
Treffen der ehemals westdeutschen Familien Wohnung von Nicolaus Günter (halbnah). Schwenk über die Personen am Tisch (halbnah). Hans Metschulat (halbnah) (O-Ton) "Also wir sind damals praktisch mit nichts rüber gekommen, wir haben nix weiter bei uns gehabt als eine Handtasche, unsere vier Hände...". Frau Metschulat (O-Ton) "...und natürlich sehr viel Hoffnung, wir haben gedacht das es sicherlich hier eher die Möglichkeit haben ein Leben aufzubauen, vielleicht auch unter besseren Bedingungen aufzubauen, das man uns vielleicht eine größere Chance geben würde. Neu anzufangen war natürlich nicht leicht...". Schild "Aufnahmeheim Barby" (nah). Rückwärtszoom vom Schild auf das verschneite Aufnahmeheim (halbtotal). Eingangsbereich des Aufnahmeheims im Schloß Barby mit Schild "Wir begrüßen Sie als zukünftige Bürger der DDR (halbtotal). Verzierte Fassade des Schlosses (halbtotal).
0:08:08
Fragende Flüchtlinge im Saal (halbtotal) (O-Ton) "Ich hätte gerne gewußt wie hoch die Mieten hier sind...". Verschiedene Männer stehen im Saal auf (Zoom) und stellen ihre Fragen (ohne O-Ton). Gesichter der Fragensteller (nah). Tisch an der Front des Saales mit den Antwort gebenden Mitarbeitern (halbtotal). Arbeitsplätze werden von den Flüchtlingen aus Westdeutschland besichtigt (halbnah). Maschinenfabrik mit Drehbänken (halbtotal). Kommentar: "...die Westdeutschen können sich mit eigenen Augen überzeugen das zwischen Worten und Tatsachen kein Unterschied ist. Tatsachen sind leistungsfähige Betriebe, die Arbeiter sind Herren dieser Betriebe, denn die DDR ist ein Arbeiter- und Bauernstaat. Die westdeutschen Klassenbrüder werden hier größere Rechte haben, sie werden in den Genuß sozialer Errungenschaften kommen die es in der Bundesrepublik nicht, oder nur in Ansetzen gab". Eingeblendet werden: Montage eines Traktorrades (halbnah). Gesichter von Arbeitern (nah). Schaltpult im Braunkohlewerk (halbnah). Führung durch den Raum mit Schaltpulten (halbnah). Gesichter der interessierten westdeutschen Arbeiter (halbnah). Große Bohrmaschine in der Fabrik mit den Gästen (halbtotal). Meister erklären die verschiedenen Arbeitsabläufe (halbnah).
0:09:27
Saal mit den westdeutschen Flüchtlingen im Schloß Barby (halbtotal). Männer und Mütter mit ihren Kindern hören aufmerksam den Erklärungen der Mitarbeiter des Aufnahmeheimes zu (halbtotal). Kommentar: "Dieser Arbeiter hat schon vielen Übersiedlern geholfen sich aus ihren Irrtümern über die DDR zu befreien, lachend erkennen sie die Wahrheit und treffen die freie Entscheidung für immer in der DDR zu bleiben". Ernst Rachowi (halbnah) (O-Ton) "...im Jahre 1956 war ich zum größten Teil arbeitslos gewesen, da habe ich mir vorgenommen, so geht das nicht weiter, mit 36 mach ich nur noch Unterstützung, um Gottes Willen. Kartoffeln den Zentner 12 Mark, Briketts den Zentner 5 Mark...durch Kollegen und den Rundfunk erfuhr ich so von den Arbeitsmöglichkeiten hier, da brauchte ich nicht mehr arbeitslos zu sein...und das hat uns bewogen so schnell wie möglich unsere Koffer zu packen...".
0:10:22
Planierraupen glätten ein Wald- und Heidegelände (total). Bagger schaufeln den abgetragenen Sand auf Lastwagen (total). Landvermesser bei der Arbeit, im Hintergrund Kühltürme (total). Kommentar: "Als Familie Rachowi in die DDR kam...begann der Ausbau des Industriegiganten "Schwarze Pumpe". Praktisch aus den Nichts, mit eigener Kraft wollte sich die junge Republik die wichtigste Rohstoffbasis, die Braunkohle, in nie gekanntem Umfange erschließen". Eingeblendet werden: Monier- und Betonarbeiten (halbtotal). Entstehender Rohbau mit Arbeitern (halbtotal). Schwenk über die Baustelle auf den einfahrenden Schwertransporter (halbtotal). Großturbine wird angeliefert (halbtotal). Turbinenwerk von innen, eine Kurbelwelle schwebt ein (total). Beton-Fertigteile auf der Baustelle (total). Blick (von oben) auf die fast fertig gestellte Halle des Werkes (total). Einweihung des 1. Brikettkraftwerkes im Jahre 1959 (halbtotal). Arbeiter mit Bierflaschen in den Händen bei der Einweihung im Freien (halbtotal). Braunkohle wird abgelassen im Werk (halbtotal). Das gesamte Kraftwerk (total). Arbeiter schauen nach oben auf die rauchenden Schornsteine (habtotal). Gepresste Kohle fällt auf ein Fließband (halbnah).
0:11:28
Nicolaus Günter (halbnah) (O-Ton) "1959 habe ich mich veranlaßt gesehen die Bundesrepublik, bzw. das Saargebiet zu verlassen mit meiner Familie. Ich hatte zwei Kinder zu dieser Zeit und es bestand überhaupt keine Möglichkeit oder eine Aussicht eine anständige Wohnung im Saargebiet zu erhalten". Frau Günter (nah) (O-Ton) "Es ist nicht so einfach die Heimat zu verlassen, schließlich haben wir dort jahrelang gelebt, sind dort geboren, auch unsere Eltern sind noch drüben, aber wir dachten ja an unsere Kinder und das hat uns bewogen in die DDR überzusiedeln...". Frau Günter mit ihrem Baby Petra (halbnah). Frank, Sonja und Ferdinand am gedeckten Wohnzimmertisch (halbnah). Ferdinand in der Schule (halbtotal). Frau Günter und Tochter Sonja hängen Wäsche auf (halbtotal). Frau Günter in einem Selbstbedienungsladen mit ihren Kindern (halbtotal).
0:12:57
Schule von Hoyerswerda von außen (halbtotal). Kinder verlassen laufend das Schulgebäude (Zoom). Kommentar: "Hoyerswerda, die Stadt unserer drei Familien ist jung, ihre jüngsten Bürger wachsen in Licht, Luft und Sonne auf. Noch können Ferdinand, Sonja und Frank nicht verstehen das es auch hätte anders sein können". Kinder laufen vom Spielplatz weg zu ihrem Vater (halbtotal). Übersiedler mit Kinderwagen und Koffern verlassen das Aufnahmeheim (total). Kinder und Eltern, begleitet von Krankenschwestern (halbnah). Die Gruppe der Übersiedler auf der Straße mit Schild "Pritzier 1 km" (halbtotal). Übersiedler auf dem Bahnsteig (halbtotal). Einsteigen in den Zug mit Gepäck und Kinderwagen (halbtotal). Koffer werden in den Zug gereicht und verstaut (halbnah). Doppeldeckerbus hält und Übersiedler steigen ein (halbtotal). Krankenschwestern helfen den Abreisenden (halbnah). Hände schütteln und Winken zum Abschied (halbnah). VW-Käfer mit Übersiedlerin fährt los (halbnah). Krankenschwester winkend (halbnah). Ein Kleinbus voller Übersiedler fährt durch die Ortschaft (halbtotal).
0:14:24
Winkende Menschen aus dem abfahrenden Zug (halbtotal). Kommentar: "Jahrhunderte lang mußte der Deutsche in fremde Länder auswandern wenn er in der Heimat nicht mehr leben konnte. Jahr für Jahr verlassen auch heute tausende die deutsche Bundesrepublik für immer, die Klügsten gehen nicht in eine ungewisse Fremde sondern in die DDR. Sie wissen, seit 1949 gibt es auf deutschem Boden einen Staat der arbeitenden Menschen, hier sind die Lehren aus der Vergangenheit gezogen, hier ist das friedliche, bessere Deutschland, das Deutschland, das den Kindern, dem die Zukunft gehört". Eingeblendet werden: Signal an den Geleisen steht auf "freie Fahrt" (halbtotal). Zug mit Aufschrift "Deutsche Reichsbahn" an einem Bahnübergang (total). Schweißarbeiten auf einer Schiffswerft (halbtotal). Großer Frachter "Frieden" am Kai mit vielen Großkränen (Schwenk, total). Schichtwechsel im Werk Hoyerswerda (total). Neue Wohnbaugebiete und belebte Großstadt (total). Fachwerkhäuser an einem Platz mit parkenden Autos (total). Der "Zwinger" in Dresden von außen (total). Passagierschiff auf der Elbe vor Dresden (total). Kraftwerksanlage an einem Fluß (total). Gefülltes Freibad (total). Hochhaus-Wohnanlage (Blick von unten). Kinder auf einem Aussichtsturm mit Fernglas (halbtotal). Wehende Kornfelder mit Strommasten (total).
0:15:44 ENDE