Deutschland - Endstation Ost
Regie: Frans Buyens, 84 Min., Schwarz-Weiß, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1964
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 2294
- Sonstiger Titel
- Die DDR mit den Augen eines Ausländers gesehen
- Englischer Titel
- Talking with Germans
Kurzinhalt (Deutsch)
Der belgische Dokumentarist Frans Buyens interviewte Straßenpassanten in Ost-Berlin und Dresden, Fabrikarbeiterinnen und Technische Zeichnerinnen der Warnow-Werft in Stralsund, Kleinunternehmer in Chemnitz, LPG-Bauern auf dem Lande, ausländische Studenten am Gottfried-Herder-Institut in Leipzig und Industriearbeiter in Magdeburg und Eisenhüttenstadt. "Die DDR, mit den Augen eines Ausländers gesehen", so lautete der ursprüngliche Filmtitel. Wenige Jahre nach dem Bau der Mauer dokumentierte Buyens Zustimmung, ablehnende Stimmen, auch Ängste der Befragten. Er befragte Grenzsoldaten nach dem Schießbefehl, hielt Zögern und forsche Haltungen fest. Die Befragten äußern oft ihre Zustimmung, aber nicht weniger oft ihre Ablehnung und Sorgen zur politischen Entwicklung sowie zu Entscheidungen in der Arbeitswelt der DDR. Gleichwohl ist es der Film eines Sympathisierenden mit der DDR. Anfänglich von Spitzenfunktionären der SED, des Kulturministeriums und des FDGB gefördert, geriet die Produktion ins Ränkespiel im Vorfeld des so genannten "Kahlschlag"-Plenums 1965. Nur mit Mühe gelang es Buyens, den Film am Rande des Leipziger Dokumentarfilmfestivals zu zeigen. Danach fiel er bis zum Ende der DDR dem Vergessen anheim.
Filmstab
- Regie
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- Frans Buyens
- Drehbuch
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- Frans Buyens
- Kamera
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- Hans-Eberhard Leupold
- Schnitt
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- Lucien Vivier
- Ton
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- Hans-Jürgen Mittag
- Produktionsleitung
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- Gerhard Abraham
- Aufnahmeleitung
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- Horst Winter
- Paul Wojczinski
- Redaktion
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- Paul Ickler
- Text
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- Frans Buyens
- Person, primär
-
- Frans Buyens
- Eberhard Schulze
- Hans-Eberhard Leupold
- Person, sekundär
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- Walter Ulbricht
- John Fitzgerald Kennedy
- Patrice Emergy Lumumba
Kurzinhalt (Englisch)
An interview with representatives from different social levels of the GDR population and with foreigners who study in the GDR.
Langinhalt
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Einblendung einer Filmleinwand mit verschiedenen Filmszenen und Fotos des Dokumentaristen Frans Buyens und des Kameramannes Hans-Eberhard Leupold während der Suche nach geeigneten Interviewpartnern in Großstädten der DDR (halbtotal). Buyens (halbnah) (O-Ton im Off) "...wir drehen einen Film über die DDR...eine Frage bitte...".
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Verschiedene Einstellungen der Mauer (halbnah und halbtotal). Mauer mit Stacheldraht und Straßenschild "Alte Jacobstraße" (halbtotal). Grenzübergang nach Ostberlin öffnet sich (halbtotal). Westberliner werden im Reisebus von DDR-Grenzsoldaten kontrolliert (halbnah). Blick (von Westberlin) auf die einfahrenden westdeutschen Autos am Grenzübergang (halbtotal). Busse mit Aufschrift "Berliner Bären-Stadtrundfahrt" überqueren den Grenzübergang (halbtotal). Touristen besichtigen und fotografieren Sehenswürdigkeiten von Ostberlin (halbnah). Soldaten der englischen, französischen und amerikanischen Besatzungstruppen vor der "Neuen Wache", dem Ehrenmal für die Opfer des Faschismus (halbtotal). Ablösung der Wache wird von den Touristen aufmerksam verfolgt und fotografiert (halbnah). Foto-Einblendungen des Brandenburger Tores, des französischen Doms, der Hedwigskathedrale, der Oper, des Roten Rathauses, der Museumsinsel, des Berliner Ensemble, des Staatsratsgebäudes und der Neubauten auf der Karl-Marx-Alle (nah).
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Mauer (halbnah). Kommentar: "...aber hier geht eine Grenze, mitten durch eine Stadt, eine gespaltene Stadt. Die Mauer, Realität und Mythos zugleich...". Mauereinstellungen mit Straßenschildern "Neue Wilhelmstraße", "Reichstagsufer" (halbtotal). Blick (von oben) auf die Straße mit Straßenbahnschienen und Mauer (halbtotal). Buyens spricht Passanten auf der Straße an (halbnah) (O-Ton) "Bitte, kann ich ein paar Fragen stellen?" Passant (nah). Im Off fragt Buyens "Ich bin Ausländer und drehe einen Film über das Berliner Problem. Sind Sie aus Berlin ?". Passant (nah) (O-Ton) "Ja". Buyens "Welchen Beruf haben Sie?" Passant "Ich bin Zeichner...ich bin der Meinung das die Mauer ihren politischen Zweck erfüllt hat und das sie doch berechtigt ist". Passant auf einer Brücke am Bahnhof Friedrichstraße (halbnah) (O-Ton) "...die Mauer ist nicht gut, die Mauer hätte hier gar nicht hinkommen sollen". Frage aus dem Off "Warum nicht?" Passant (nah) (O-Ton) "Schwer zu sagen...also...das ist so eine Sache mit der Mauer, die hätte von vorne herein gar nicht hier her gemacht werden müssen...". Zwei andere Passanten (halbnah) (O-Ton) "...also ganz ehrlich, das mußte sein, das war 1961 die höchste Zeit das die gekommen ist...". Passant am Bahnhof (nah) (O-Ton) "...das ist Ansichtssache...da kann ich nicht...ik weß ja gar nicht mit wem man hier sprechen kann, wa, ist ja allet so durcheinander hier...". Frage von Buyens aus dem Off "Du bist nicht einverstanden?" Passant (nah) (O-Ton) "Überhaupt nicht, ich habe Verwandte drüben, wa,...ne, die Mauer paßt überhaupt nicht her, wir sind doch hier sozusagen eingesperrt, wa...".
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Eine Gruppe von Passanten (halbnah) (O-Ton) "...ich finde das auch nicht ganz richtig das die die Mauer gezogen haben...wenn die ganze Abwerbung damals nicht...". Frage aus dem Off: "Bei wem liegt die Schuld eigentlich?" Passant (nah) (O-Ton) "Kann ich nicht sagen, das sage ich Ihnen ganz ehrlich". Ein Passant neben ihm (nah) (O-Ton) "...Schuld ist die ganze Spaltung und Bildungspolitik...dann wäre auch die Mauer nicht gekommen, wenn die Spaltung nicht gekommen wär, dann wäre die Arbeitsabwanderung auch nicht so groß gewesen...". Zwei Frauen (halbnah) werden aus dem Off befragt: "Eine Frage, was denken Sie über die Mauer?" (O-Ton) "Tja, was ich über die Mauer so denke, das ist richtig so das die Mauer ist, ja". Eine andere Frau (nah) (O-Ton) "Ich bin Berliner, ne, die Mauer muß weg, man kann doch nicht zu seinen Verwandten. Ich bin eine von denen, ich bin im staatlichen Handel, aber ich würde jedes Wochenende zurück kommen, denn man hatte ja vorher die Gelegenheit zu gehen, und dann habe ich eine Mutter von 78 Jahren, die würde auch immer wieder zu ihrer Tochter gehen, aber....wenigstens alle 4 Wochen müßte man schon mal rüber können ohne Kommentar, denn wir tun doch hier unsere Pflicht...die Mauer müßte weg, unbedingt". Frage aus dem Off: "Und wer hat die Schuld?" Frau (nah) (O-Ton) "einer alleine hat nie Schuld...wat soll ik noch mehr sagen, Kommentar überflüssig...hoffentlich beschneiden Sie das nicht wat ik hier gesagt habe...".
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Passant mit Sonnenbrille (nah) (O-Ton) "...das ist schwer zu sagen auf einmal wenn Sie kommen...ich bin dafür das die Menschen trotz alledem zwischen Berlin gehen sollen, also für Passierscheine auf alle Fälle, aber, es muß kontrolliert werden der Verkehr, das ist für uns notwendig...". Frau (nah) am Bahnhof Friedrichstraße (O-Ton) "...das ist doch bekannt das Arbeitskräfte abgeworben wurden, das wir Not hatten hier mit den Arbeitskräften,...das wir beim Einkauf laufend gestört wurden, das unsere Geschäfte eben laufend ausverkauft waren, weil man vom Westen aus gesehen, billiger kaufte, und alles solche Fragen und vor allen Dingen solche Fragen die der Berliner vielleicht nicht so sehr spürt, aber die immer im Hintergrund stehen, vor allen Dingen die Frage der Agenten, der Wohltätigkeit gegenüber der DDR, die Fragen des Revanchismus und des Krieges umfassen...". Männer der Straßenreinigung (halbnah) (O-Ton) "...wat ich über die Mauer denke, dat können wir hier nicht sagen, wat gutes nicht, ha, ha...". Straßenreiniger (nah) (O-Ton) "...wer ist damit einverstanden, mit ner Grenze durch eine Stadt, wa, was geht mir der verlorene Krieg an...". Mutter mit Sohn (nah) (O-Ton) "...ich persönlich würde sagen, Schuld haben die Menschen ja selbst das die Mauer entstanden ist, denn das hat doch so ausgesehen, wir wollen uns doch nichts vormachen. Wenn das noch so weiter gegangen wäre hätte hier doch kein Mensch mehr gearbeitet und welcher Staat kann sich das denn leisten, das Menschen hier wohnen, vom Staat alles nehmen, aber ihre Arbeitskraft einem anderen Staate zugute, also zur Verfügung stellen, das würde sich Ihr Staat auch nicht leisten können...die haben drüben verdient pro Stunde 2 D-Mark, rund gerechnet waren das 9-10 Ostmark, und die haben für ein Brot hier 90 Pfennige gezahlt, aber gebacken haben sie hier keines, das geht so nicht, das sich jeder real denkende Mensch ausrechnen das es so nicht geht...".
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Frau (nah) (O-Ton) "...ich denke das die Mauer schon richtig ist, das im anderen Fall wieder die Gefahr besteht eines neuen Krieges...". Frage von Buyens aus dem Off: "Sie glauben wirklich das ist richtig?" (Frau (nah ) (O-Ton) "Ja". Frage: "Sind Sie politisch tätig?", Antwort "nein". Frage: "Mitglied der SED?" Antwort: "Auch nicht". Frage aus dem Off: "Und doch sind Sie einverstanden mit dieser Maßnahme?" Frau (nah (O-Ton) "Na ja, teilweise, es ist natürlich schwer die Trennung, aber wenn man sich sagt das es einen Zweck erfüllt, das wir Frieden haben dadurch, dann ist es schon richtig, denke ich. Natürlich habe ich in Westberlin eine Tochter und Schwägerin...".
0:08:53
Mauer mit Stacheldraht und Straßenschild "Alte Jacobstraße" (halbtotal). Blick (von oben) über die Mauer auf Westberliner Gebiet mit Doppeldeckerbus und großem Schild " Feinde...bleibt Landsleute" (halbtotal). Blick (von oben) auf die Grenzbefestigung, eingerahmt von Wohnhäusern in Ost und West (halbtotal). Todesstreifen mit Mauer, Panzersperren und Stacheldraht (halbtotaler Schwenk). Kommentar: "Die Abriegelung der Grenze zwischen West, hier im Herzen Europas, führte der kalte Krieg zu Zwischenfällen die Opfer forderten. All die Soldaten die hier auf Wache stehen, habe ich gefragt was sie über diese Lage denken". DDR-Grenzsoldat mit umgehängten Maschinengewehr (halbtotal) (O-Ton) "...und das ist eine Staatsgrenze, und jeder Staat schützt seine Staatsgrenze, jede Grenze wird geschlossen wenn Gewalt erfolgt". Frage aus dem Off: "Was geschieht wenn einer versucht über die Mauer zu kommen?" Zwei Grenzsoldaten (halbnah) (O-Ton) "Wir rufen ihn an: Halt, stehen bleiben. Bleibt er auf unseren Warnruf und Warnschuß nicht stehen dann sind wir verpflichtet auch mit unserer Schußwaffe in der Hand zum stehen zu bringen". Ein anderer Grenzsoldat (halbnah) (O-Ton) "Ja, man versucht ja seinen Gegner nicht zu erschießen oder zu verletzen, man versucht ja den Gegner festzunehmen, erst einmal". Frage aus dem Off: "Aber beschäftigt Sie dieses Problem?" Soldat (nah) (O-Ton) "Es wird über solche Fälle dann gesprochen, es wird ausgewertet...was man machen könnte und vielleicht ohne der Anwendung der Schußwaffe den Grenzverletzer zum halten zu bringen". Ein anderer Grenzsoldat (halbnah) (O-Ton) "Denn...wir legen keinen Wert darauf einen Menschen zu erschießen". Frage aus dem Off: "Sind Sie schon in solche Umstände gewesen?" Antwort: "Nein, sind noch nicht dazu gekommen,...bin jetzt 2 Jahre hier an der Grenze, aber es ist noch nicht vorgekommen so ein Fall wo ich schießen muß, und ich hoffe auch das es so bleibt, das es nicht sein muß". Frage aus dem Off: "Aber wenn es vorkommen sollte, sollte es kein Gewissensproblem für Sie sein?" Grenzsoldaten (halbnah) (O-Ton) "Nein..., wir stehn hier ja für alle friedliebenden Menschen auf Wacht, nicht bloß für uns Deutsche". Ein anderer Soldat (O-Ton) "...es kommt vor die Frage, es gibt zwar noch Genossen dabei die passiv dagegen stehen, also gegen das Schießen,...vielleicht fällt es manchen Soldaten etwas schwer, aber in einer gewissen Hinsicht setzt er sich dann doch darüber hinweg". Grenzsoldaten am Todesstreifen (halbnah) (O-Ton) "Na ja, meistens sind viele verheiratete Genossen dabei, diese denken an ihre Familie und die können das irgendwie wahrscheinlich nicht vereinbaren mit ihrem Gewissen, oder was". Frage aus dem Off: "Wenn Sie schießen sollen, tun Sie das nur auf Befehl?" Grenzsoldat (O-Ton) "Es geht nicht nur nach Befehl...es ist nicht als Pflicht zu sehen, das hat was mit Überzeugung zu tun, denn wir sind alles Arbeiter- und Bauernsöhne und wir möchten unsere Errungenschaften die wir jetzt geschaffen haben möchten wir verteidigen...das müssen wir mit der Waffe in der Hand".
0:11:30
Schwenk über eine Straßenkarte von Berlin (nah). Kommentar: "Die Lage in Berlin ist paradox, am Ende des II. Weltkrieges 1945 wurde Berlin in vier Besatzungszonen unterteilt...". Markierungen werden eingeblendet von Ost- und Westberlin. Lage von Berlin auf einer Gesamtkarte der DDR (Rückwärtszoom). Statistische Daten zur Größe und Bevölkerungsdichte der DDR werden eingeblendet. Zoom über die Landkarte auf die Stadt Leipzig, Dresden, Weimar, Erfurt, Potsdam, Eisenach und Meißen, jeweils mit Fotos unterlegt (nah). Kommentar: "In der DDR gibt es viele historische Städte und Kulturschätze. Das Gebiet der heutigen DDR war vor dem II. Weltkrieg überwiegend Agrarland unter der Willkür der Großgrundbesitzer. Die Wiesen auf denen die Rinder stehen haben dasselbe Gras wie früher, die Menschen die das Land besitzen sind andere...". Eingeblendet werden Filmszenen von: Rindern auf Wiesen (halbtotal), Erntemaschinen auf dem Kornfeld (halbtotal), Frauen beim einsammeln von Kornähren (halbnah).
0:14:15
Wagen mit Milchkannen und LPG-Vorsitzender (halbnah) (O-Ton) "Bodenreform wurde bei uns das erste mal überhaupt in der Geschichte unseres Volkes erreicht, das die Großgrundbesitzer verjagt wurden, das die Bauern, die ja an und für sich schon immer das Land bestellt haben, eigene Herren wurden, und selber das Land bewirtschafteten, es gehörte ihnen, es wurde ihnen also in ihre eigenen Hände gegeben und sie waren das erste mal Besitzer von Vieh, von Feld, von Wald, von Gehöften. Das war der Sinn der Bodenreform, das derjenige der die Arbeit auf dem Lande macht auch tatsächlich der Nutznießer für sich ist und damit auch die Volksernährung sichert". Frage aus dem Off: "Aber gab es am Anfang bei der Bodenreform keine besonderen Schwierigkeiten?" Bauer antwortet (O-Ton) "Es tauchten doch die Schwierigkeiten am Anfang auf das wir nicht genügend Fachleute hatten die von Anfang an gleich in der Lage gewesen wären solch große Betriebe zu leiten wie das jetzt unsere landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften machen...jeder mußte ja erst selber lernen...der einfache Landwirt oder Landarbeiter hatte ja vorher gar keine Möglichkeit sich zu bilden, er durfte hinter dem Ochsen oder Pferd herlaufen, aber was anderes durfte er nicht machen".
0:15:36
Junger Mann, der Landwirtschaft studiert, auf dem Wagen mit Milchkannen (halbnah). Frage aus dem Off: "Denken die Bauern von heute anders als früher und beschäftigen sie sich mit ideologischen Problemen?" LPG-Vorsitzender (nah) (O-Ton) "...die diskutieren darüber...auch mal sehr heiß darüber, das ist nicht etwa so das unsere Bauern immer gleich zum Leitartikel vom Neuen Deutschland oder einer anderen Zeitung, gleich derselben Meinung sind und das die eben gleich zu einem Problem was von der Partei oder vom Staatsapparat gestellt wird gleich damit einverstanden sind, da gibt es heftige Auseinandersetzungen, ja, wie zum Beispiel über solche Probleme wie die Mauer am 13. August seinerzeit, das war nicht so das etwa die Genossenschaftsbauern das gleich eingesehen haben, aber als man dann vorgerechnet hat was dadurch der Republik entstanden ist, und was für ein Schaden jedem Einzelnen entstanden ist, nun, da hat es ein großer Teil eingesehen, alle haben das bis heute nicht eingesehen, und der Bauer nimmt meiner Meinung nach, sehr aufgeschlossen am politischen Leben teil und sagt sehr offen seine Meinung und die ist manchmal auch sehr sehr hart für uns als Vorsitzender oder für die Funktionäre der Gemeindevertretung, aber das ist ja richtig wenn er gar nichts sagt, das ist nicht in Ordnung".
0:16:56
Junger Mann auf dem Wagen (halbnah) (O-Ton) "...ja, da ist auch noch ein Problem interessant, der Bauer ist skeptisch, das ist früher gewesen und das ist auch heute noch so, und da kommt hinzu das auch Fehler gemacht worden sind, zum Beispiel man hat gerade versucht die Produktion schnell voranzutreiben und hat dabei manchmal die tatsächlichen Gegebenheiten außer acht gelassen". Frage aus dem Off: "Hat das nicht zu tun mit dem Mangel an bestimmten Möglichkeiten?" Junger Mann (nah) (O-Ton) "Ja, wir haben keine Düngemittel gehabt und verschiedene Dinge, Maschinen und Geräte, wir haben mit den alten Geräten aus 1930-33 noch geackert, alte Pflüge usw., vor allen Dingen kein Kalk gehabt, das ist etwas was wir heute noch spüren. Wir haben zwar Kalk jetzt, aber bei uns mangelt es jetzt wieder an Transportmitteln. Wir könnten sicherlich hier in der LPG die Produktion um 10-15% steigern wenn wir genügend Kalk hätten". Frage aus dem Off: "Aber die technischen Voraussetzungen, sind die nicht besser als früher?" Junger Mann (halbnah) (O-Ton) "...die weitaus besser als in den früheren Jahren, und es eine der nächsten Aufgaben das Manko aufzuholen". LPG-Vorsitzender (halbnah) (O-Ton) "...wenn man von den technischen Voraussetzungen ausgeht, die sind besser geworden, aber unsere Anforderungen sind höher".
0:18:05
Schaufenster eines Metzgers mit Würsten und Senf (halbnah). Gefüllte Schaufensterauslage eines Lebensmittel-Ladens mit Schild "Nutze das Angebot der Natur" (halbnah). Foto-Einblendungen von Mode- und Schuhgeschäften (nah). Kommentar: "Die Lebensmittel sind im allgemeinen billig, Südfrüchte gibt es wenig, Kaffee und Schokolade sind teuer. Es herrscht kein Luxus, aber doch ein verhältnismäßig breiter Wohlstand". Fotos von Schaufensterauslagen: Waschmaschinen für 2.450 Mark, Kühlschränke für 235 Mark (nah). Wartburg-Verkaufsstelle (halbnah). Laden für Fernsehgeräte mit Plakaten "Teilzahlung" und "Tokio ruft" (halbnah). Schwenk über die Fassade des Elektroladens (halbnah). Geschäfte von außen mit Schildern "Konsum" und "WGM-Wohnraum-Gestaltung" und "HO-Lebensmittel Berlin Mitte" (halbnah). Schilder an Hausfassaden "Möbel Noack" und "Otto Machmüller-Fleischermeister" und "Hermann Herholz-Pumpenfabrik" (halbnah). Weitere Schilder von kleinen Privatbetrieben wie Schlüsseldienst, Uhrmacher, Schmied, Werkzeugehersteller, Orgelbau und Schlosserei (nah).
0:20:12
Clubabend von Privatunternehmern (halbnah). Gesichter der Unternehmer (nah). Kommentar: "Diese Menschen sind Privatunternehmer, eigentlich, waren Privatunternehmer...sie erzählten mir wie sie jetzt in einem neuen gesellschaftlichen Verhältnis leben, durch die staatliche Beteiligung an ihren Betrieben". Unternehmer (O-Ton) "...und mit der Beteiligung hat sich der Staat in einem bestimmten Volumen an diesem Unternehmen beteiligt". Im Off erzählt ein Unternehmer: "...ich bin Leiter eines Betriebes für Schwermaschinenbau...und wir beschäftigen etwa 260 Personen". Eingeblendet werden Filmaufnahmen aus dem Betrieb (halbtotal). Im Off erzählt ein Unternehmer: "...ich leite einen Malerbetrieb, es sind ca. 50 Leute". Verschiedene Komplementäre sprechen im O-Ton über ihre Funktionen, eingeblendet werden dazu die Betriebe und Arbeitsabläufe in einer: Weberei, Wäschekonfektion, Betonsteinwerk, Berufsbekleidung (halbtotal). Schwenk über die Unternehmer am Clubtisch mit einem Glas Wein (halbnah).
0:21:50
Frage im Off: "In letzter Zeit haben viele Privatunternehmer staatliche Beteiligung aufgenommen, was ist das?" Unternehmer (nah) (O-Ton) "...wenn man was dazu sagen darf, man muß letztenendes sehen wie die ganze Entwicklung läuft, man muß erkennen wie sich viele Betriebe mit staatlicher Beteiligung wesentlich besser entwickelt haben als reine Privatbetriebe". Ein anderer Unternehmer in der Runde (halbnah) (O-Ton) "Wir sind heute eingeplant im Rahmen der Volkswirtschaft...und haben heute schon unsere Aufträge für 1965.., das ist für uns auch eine Sicherheit, in jeden Fall, eine persönliche Existenzsicherheit". Ein weiterer Unternehmer (nah) (O-Ton) "Darüber hinaus ist es bei uns auch so das wir keinerlei finanzielle Schwierigkeiten haben bei Rechnungen, wir wissen heute genau wenn wir eine Rechnung stellen...wir binnen wenigen Tagen unser Geld haben. Zielgeschäfte über drei, vier, fünf Monate gibt es bei uns nicht, oder Wechsel". Ein anderer Unternehmer (O-Ton) "Einen wesentlichen Punkt haben wir vergessen, die Tätigkeitsvergütung. Wenn wir also früher als Privatunternehmer, als Kapitalisten, keinen Gewinn gemacht haben, sondern mit Verlust gearbeitet haben, dann hatten wir kein Geld, dann konnten wir nichts entnehmen. Dieses Fixum, die Tätigkeitsvergütung, oder das Gehalt, es ist ganz gleich wie man dazu sagen will, die wird uns gezahlt ganz gleich ob Verlust oder Gewinn, das ist fest. Die prozentuale Gewinnbeteiligung dazu erfolgt nur bei Gewinn, das ist klar...". Schwenk über die anwesenden Unternehmer (halbnah).
0:23:28
Frage aus dem Off: "Insgesamt, sind Sie zufrieden mit dem Gewinn?" Antwort aus der Runde (O-Ton) "Es könnte höher sein. Nun, wenn wir die Dinge richtig betrachten dann ist die Gewinnhöhe durchaus angemessen, aber bedingt durch die Steuerprogression geht eben ein zu hoher Prozentsatz an Steuern zum Staat über...". Ein anderer Unternehmer (O-Ton) "Also bei uns gibt es eine Höchstbesteuerung von 90 %, da ist die Einkommenssteuer und die Vermögenssteuer inbegriffen...und diese Steuerprogression ermöglicht nicht für den privaten Kapi... eh...Unternehmer eine Kapitalbildung, die er eventuell einsetzen könnte um neue Maschinen zu kaufen...und damit seine Produktion zu steigern, das ist ein ernstes Problem das in der Republik unter allen Komplimentären sehr heiß diskutiert wird". Frage aus dem Off: "Sprechen Sie nur von wirtschaftlichen Problemen wenn Sie untereinander sind oder auch ideologische?" Aus der Unternehmerrunde (O-Ton) "Weniger, weniger, politisch nicht groß, aber wirtschaftlich schon und wirtschaftspolitische Fragen...".
0:24:44
Frage aus dem Off: "Wenn ich fragen darf, sind Sie politisch tätig, Mitglied einer Partei, vielleicht der CDU?" Unternehmer (O-Ton) "Nein...ich glaube in diesem Kreis sind drei parteilose und drei in einer Partei, einer ist Mitglied der LPD und politisch sind wir jeden Tag. Es heißt ja bei uns Ökonomie und Technik und Politik ist eine Einheit, wenn wir also irgendwelche wirtschaftlichen Aufgaben durchführen so sind sie gleichzeitig politisch zu sehen". Ein anderer Unternehmer (nah) (O-Ton) "...und vor allen Dingen es sind da andere Probleme die uns viel näher liegen, die uns brennender erscheinen und das wir sie eben hier mit dem eingeladenen Gast sozusagen auf den Tisch legen und sagen, Kinders so geht es nicht weiter. Das sind aktuelle Tagesfragen die mehr oder weniger betrieblich gebunden, vielfach, ich würde sagen Industriezweig gebunden sind". Frage aus dem Off: "Das Problem Frieden, Krieg zum Beispiel?" Antwort aus der Runde (O-Ton) "Nein..., nein, da ist der eine oder andere einbezogen durch die Parteiarbeit...letztenendes haben wir alle die gleiche Meinung in diesem Zusammenhang und darüber gibt es keinen Streit in irgendwelcher Form". Blick auf die Runde der Unternehmer (halbtotal) (O-Ton) "Nun, sagen wir die Situation Kuba, die hat natürlich die Gemüter erreget, und man hat Meinungen gehabt, aber..." Frage aus dem Off: "Und das Problem NATO oder Bundesrepublik?" Unternehmer (O-Ton) "Na schön, das hat uns bisher hier nicht beschäftigt, einmal ist das nicht der Rahmen dazu und zum anderen, ich möchte sagen wollen wir mal ganz ehrlich sein, sehen wir die Dinge nicht so tragisch". Frage aus dem Off: "Was denken Sie über ihre Zukunft?" Unternehmerrunde schweigt länger (halbnah). Unternehmer (nah) (O-Ton) "Ich glaube das wir hier in der DDR einen ganz neuen Weg gegangen sind in dem der sozialistische Staat dem ehemaligen privaten Unternehmer die Möglichkeit und die Chance gegeben hat auch unter sozialistischen Betrieben, eh, sozialistischen Bedingungen, in diese neue Gesellschaftsordnung Reinzuwachsen und dort Aufgaben zu erfüllen".
0:27:08
Flüssiger Stahl wird abgelassen (halbnah). Arbeiter in einem Stahlwerk (halbnah). Buyens betrachtet am 35mm-Schneidetisch seine Aufnahmen aus Industriebetrieben (halbnah). Schwenk vom Schneidetisch auf eine Pinwand mit Fotos (halbnah). Fotos von Interviews und Dreheinstellungen (nah). Schwenk über ein Holzregal voller belichteter 35mm-Filmbüchsen (halbnah). Büchsenstapel mit Beschriftungen "Kirchenfrage" im Regal (nah). Kommentar: "...so viele andere Probleme wäre für den Ausländer so wichtig und neu. Da ist zum Beispiel das Verhältnis Kirche-Staat. Die Glaubensfreiheit ist durch die Verfassung garantiert, aus meinen Informationen geht hervor das in der DDR ständig neue Kirchen gebaut werden und die alten in guten Zustand versetzt. Der Staat gibt der Kirche noch immer Zuschüsse...aber die Kirche ist aber finanziell im Wesentlichen auf die Unterstützung ihrer Mitglieder angewiesen...". Eingeblendet werden Filmaufnahmen auf dem Monitor des Schneidetisches von: Kirchenfassaden, Gläubige auf dem Gang zur Kirche, Eingang eines Gotteshauses mit vielen Gläubigen.
0:28:22
Fußgängerbereich einer Großstadt (halbtotal). Schwenk über die Schaufenster (halbtotal). Litfaßsäule mit Plakat der "Berliner Bühnen" (halbtotal). Schwenk über die verschiedenen Angebote (halbnah. Plakat "Der Mann der Dr. Watson war" (nah).) Plakat "Requiem von Dimitri Kabaleski" (nah). Plakat "Musiktheater Moskau" (nah). Verschiedene Anzeigen, Prospekte und Begleithefte aus dem Kulturbereich (nah). Frans Buyens am Schreibtisch (halbnah). Buyens beim Studium seines Dreh- und Schnittplanes (halbnah). Kommentar: "...die Komposition eines Films ist wie eine Zusammenstellung einer Encyklopedie, aber es ist sicher ungerecht das ich nicht ausführlich über den Komplex der sozialen Sicherung in der DDR berichte. Das System der sozialen Sicherheit bietet dem Bürgern der DDR große Vorteile, kostenlose Krankenversorgung, Medikamente und ärztliche Behandlung...über das ganze Land erstreckt sich ein Netz von Ambulatorien und Kurorten".
0:29:50
Baby in einem Bett mit Rassel (nah). Gesichter von Babys (nah). Kinderkrippe mit spielenden Kindern (halbnah). Kinderspielplatz mit Schaukel und Müttern auf der Sitzbank (halbtotal). Mutter mit Kinderwagen (halbnah). Frauen betrachten die Schaufensterauslagen (halbnah). Fußwege voller Menschen (halbtotal). Mutter mit zwei Mädchen an der Straßenbahnhaltestelle (halbtotal). Szenen auf einem belebten Platz in der Großstadt (halbtotal). Foto-Einblendungen von: Schaffnerin, Gleisarbeiterin, Spinnerin, Näherin, Laborantin, Ärztin, Veterinärin, Bauarbeiterin, Werkzeugmacherin (nah).
0:32:10
Interviews von Frauen am Arbeitsplatz in einer Schiffswerft und eines Betriebes für Transistorenbau: in der Buchhaltung, im Konstruktionsbüro. Frage aus dem Off: "Ist arbeiten Dein Lebensinhalt?" Frau (nah) (O-Ton) "Kann man leben ohne Arbeit, ich glaube das gar nicht". Buchhalterin (nah) (O-Ton) "Es hat einen irgendwie an Inhalt gefehlt wenn man nicht gearbeitet hat...ich habe erst zu Hause mit meinem Kind gelebt, aber später fehlte einem etwas, und ich war ja wirklich wieder ein anderer Mensch als ich wieder gearbeitet hab, das ganze Selbstbewußtsein der Frau das stieg in dem Moment wieder". Frage aus dem Off: "Ist das eine Frage von Würdigkeit diese Arbeit?" Frau (nah) (O-Ton) "Ja, ich bin der Meinung jede Frau ist würdig zu arbeiten, ja, denn hier kommt ja die Gleichberechtigung mit zum Ausdruck". Frauen an einem Kaffeetisch (halbnah) (O-Ton) "...ja, ich verstehe die Würde der Gleichberechtigung so, das eine Frau, wenn sie arbeitet, das Recht hat, wenn sie die gleiche Arbeit ausführt wie der Mann, auch den gleichen Lohn zu bekommen, und das verstehe ich unter der Würde bei der Arbeit als Gleichberechtigung der Frau". Frau in einem Holzbetrieb kontrolliert zugeschnittene Holzplatten (halbtotal). Büroangestellte (halbnah) (O-Ton) "Das Recht auf gleichen Lohn, das ist an und für sich eine Frage die wir uns in der DDR vollkommen verwirklichen".
0:33:30
Frage aus dem Off: "Die Gleichberechtigung, sagten Sie, ist ein Fakt, aber haben die Frauen das auch selbstverständlich angenommen?" Frau (halbnah) (O-Ton) "Ja, das war natürlich auch von Anfang an nicht gleich so...das hat auch so einen Kampf gegeben...auf der einen Seite die Frauen, um ihnen erst einmal klar zu machen das sie genauso viel Wert sind wie die Männer, und auch das gleiche leisten können, und auf der anderen Seite jetzt die Männer wirklich davon zu überzeugen das sie die Frauen als wirklich gleichberechtigte Mitglieder im Arbeitsprozeß akzeptieren...". Frauen im Aufenthaltsraum (halbtotal). Frau (O-Ton) "...ja, meine persönliche Meinung ist die, vielleicht sind die Männer gar nicht mal so dagegen das die Frauen höher kommen, aber die Männer müßten etwas mehr dafür tun, die müßten unsere Frauen mehr unterstützen". Frage aus dem Off: "Kommt es auch vor das die Männer die eine höhere Funktion einer Frau verweigern, weil sie sagen, das ist nur eine Frau?" Angestellte (nah) (O-Ton) "Ich hab die gleiche Stellung wie die Männer, aber trotzdem ist da noch ein sehr großer Unterschied, oftmals auch in der Arbeitsverteilung...ja, so was gibt es und wenn man dann selber nicht innerlich stark genug ist dagegen zur Wehr zu setzen, dann bleibt es eben so dabei". Andere Frau (O-Ton) "...in letzter Konsequenz...die Frau kann sich oftmals nicht so durchsetzen,...und wenn solche Meinung auftreten würde, wir haben die Gleichberechtigung der Frau, da würden wir uns auch da gut durchsetzen". Andere Frau (nah) (O-Ton) "...von Seiten der Gewerkschaft und, wie gesagt, der Frauenausschuß schaltet sich ein, ...da haben wir noch keine Komplikationen gehabt. Ich wüßte nicht das ein Abteilungsleiter gesagt hätte ich bin nicht einverstanden das diese Frau Abteilungsleiterin wird...da könnte ich gar kein Beispiel bringen, so etwas gibt es nicht". Frau (nah) (O-Ton) "Wissen Sie, die Männer haben einen gewissen Respekt vor den Frauen...die würden sich gar nicht wagen uns zu unterdrücken...". Frage aus dem Off: "Und doch ist das eine Frage der Mitbestimmung. Sagen Sie, haben Sie das Gefühl Sie können politisch mitbestimmen?" Frauenrunde (halbtotal) antwortet (O-Ton) "Selbstverständlich, ich kann mich gesellschaftlich genauso qualifizieren wie der Mann und ich habe in dieser Beziehung die gleichen Rechte gesellschaftliche Funktionen auszuüben und kann genauso politisch mitbestimmen". Frage aus dem Off: "Sind Sie daran interessiert politisch mitzubestimmen?" Frauen (O-Ton) "Natürlich, wir können doch nicht alles den Männern überlassen". Frauen im Transistorenbetrieb bei ihren Tätigkeiten (halbnah). Frau (nah) (O-Ton) "...ich habe das Gefühl ich lebe für die Zukunft, sonst wäre mein Leben ja sinnlos".
0:37:38
Kommentar: "Einfache Frauen, ehrliche Worte. Haben sie Kinder diese Frauen, haben sie Sorgen um ihre Kinder, ist die Entwicklung ihrer Kinder gesichert?" Frauen antworten (O-Ton) "Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, das ist heute so das die Kinder studieren können, die Richtung die sie wünschen, wonach sie streben soweit es in der Möglichkeit liegt. Gut, es gibt überall Grenzen". Frage aus dem Off: "Ist es nicht schwierig die Kinder studieren zu lassen?" Frau (halbnah) (O-Ton) "Es kostet uns ja kein Geld, die Kinder studieren ja umsonst". Andere Frau (O-Ton) "Ja, es ist ja so das die Kinder ein Stipendium bekommen, das geht je nach dem Verdienst der Eltern, das Stipendium ist zwar nicht ausreichen für ein Kind, aber wenn die Eltern mitverdienen...dann werden sie das Kind ja durchbringen wenn sie nicht noch mehr solche Kinder haben. Für eine allein stehende Frau, wenn sie nicht soviel verdient, ist es sehr schwer...aber ist eine harte Nuß für diese Mutter". Fahraufnahme über die Arbeitstische mit Mikroskopen in der Aula einer Universität (halbtotal).
0:39:50
Kommentar: "Die Studienmöglichkeiten in der DDR sind für westliche Begriffe erstaunlich, hunderte von Schulen sind neu gebaut, viele Universitäten. Ich hatte eine Aussprache mit Medizinstudenten, sie sagten mir das die soziale Betreuung vorbildlich ist, und was noch wichtiger ist, nach Beendigung des Studiums ist den Studenten ein Arbeitsplatz sicher. Die materielle Sicherheit ist für sie deswegen kein Problem. Ich habe sie gefragt ob sie glauben mit der materiellen Sicherheit das Glück und volle Befriedigung erreicht ist". Studenten werden eingeblendet (halbnah). Student (nah) (O-Ton) "...das liegt an der Grundlage...da spielen noch viele andere Dinge eine Rolle, das ist wie bei der Arbeit, die Arbeit macht im wesentlichen den Sinn des Lebens, aber es gibt sehr viele Gebiete die das noch abrunden, an sehr bedeutenden Stellen...und das ist auch so mit der materiellen Sicherheit...". Anderer Student in der Runde (halbnah) (O-Ton) "...ich möchte sagen, es kommt darauf an auf welcher Basis diese materielle Sicherheit beruht...beruht sie auf den Knochen anderer ist das kein Glück, beruht es auf seiner eigenen Arbeit dann ist es ein Glück". Frage aus dem Off: "Sie meinen also auch das jede Gesellschaft seine eigene Ethik hat?" Student (O-Ton) "Eine Ethik kann nicht eingebläut werden, genauso wie uns eine ärztliche Ethik nicht in der Vorlesung beigebracht werden kann, eine Ethik oder Moral die muß man selbst erwerben...". "Ethik und Moral und das diese ganzen Sachen ja immer, das läßt sich ja exakt in der Geschichte nachweisen, nicht immer abhängig sind von der jeweiligen Gesellschaftsordnung...und man kann natürlich nicht diese Fragen nicht dem Selbstlauf so überlassen und warten bis jeder seine Moral und seine Ethik hat". Anderer Student (nah) (O-Ton) "Es gib natürlich Menschen die zufrieden sind wenn sie eine schöne Wohnung und genug zu essen haben, und dann ist Sense, aber ein Wissenschaftler oder Forscher zum Beispiel der ist damit nicht zufrieden, der will was neues entdecken und dann ist er glücklich, also Glück ist was ganz individuelles. Jeder stellt sich unter Glück etwas anders vor...". Student neben dem Vorredner (halbnah) (O-Ton) "...es geht ja auch darum, der eine ist zufrieden wenn er einen Fernseher hat, und der andere ist erst zufrieden wenn er für jedes Kind einen Fernseher hat, genauso ist das mit den Wagen, ich kann nicht sagen, ich bin glücklich wenn ich einen Wagen habe, der andere sagt aber ich bin erst glücklich wenn ich jeden Wagen habe der mir gefällt, das ist keine Grundlagendiskussion. In jedem Fall muß man sagen das die materielle Sicherheit eine Grundlage für das Leben eines jeden ist. Die materielle Sicherheit, ob der Mann im Kapitalismus oder im Sozialismus lebt, die erreicht er nur wenn er arbeitet". Student (nah) (O-Ton) "...ich denke da das da doch schon ein Unterschied ist, wenn der Arbeiter in den USA nun sehr gut lebt, ich glaube nicht das er glücklich ist, weil eben, das das Ganze, allein schon aus diesen Gegebenheiten die sich mit dem Mord von Kennedy ergeben haben, er merkt das irgendwie das der Staat ihm nicht die Garantie bieten kann das er seine Ruhe hat, auch vor Kriegsgefahr usw., das spielt ja auch eine sehr wesentliche Rolle. Er ist sich nicht sicher ob der Repräsentant der Regierung...für sein Glück garantieren können, obwohl er rein sachlich gesehen, eine ganze Menge von Werten angehäuft hat...".
0:44:20
Buyens fragt junge Arbeiter "Haben Sie Vertrauen in die Zukunft?". Arbeiter (nah) (O-Ton) "Auf jeden Fall". Ein anderer Arbeiter (O-Ton) "Nicht unbedingt...ich weiß was mir geboten wird, welche Perspektiven auch entstehen, ich bin davon überzeugt das sich vieles durchsetzt...und auch das gute sich auch durchsetzen wird und wir das auch noch erleben, vielleicht ist es falsch, aber ich bin davon überzeugt". Schwenk auf Arbeiter (nah) (O-Ton) "Auf jeden Fall, Beispiele haben wir ja schon, zum Beispiel mit der Rassengleichheit...". Arbeiter auf einer Schiffswerft (halbtotal). Elektroschweißer (halbnah). Frage aus dem Off: "Habt ihr das Gefühl das ihr Mitbestimmen könnt, das ihr Einfluß auf die Politik habt?" Arbeiter (halbnah) (O-Ton) "Ja, ich habe Einfluß darauf wenn ich an der richtigen Stelle das richtige sage". Anderer Arbeiter (O-Ton) "...wir können mitbestimmen, denn es war jetzt bei uns das eine neue Arbeitsnorm herausgebracht wurde, und da wurde die Norm erst einmal vorgeschlagen von der Werkleitung und wurde dann zu uns zur Diskussion gegeben. Wir konnten uns mit dem Kollektiv auseinandersetzen, wir konnten unsere Meinung dazu sagen, es ist soweit gekommen das die Norm von den Arbeitern abgelehnt wurde, sie mußte neu bearbeitet werden". Anderer Arbeiter (nah) (O-Ton) "...man verlangt ja von uns das man diskutiert, das du nicht nur dasitzt und nur zuhörst...". Frage aus dem Off: "Wo sehen Sie den Nutzen von Deiner Arbeit die Du machst?" Antwort "Ja, wir kommen bei uns vorwärts, das kann man sagen, das wird jeder Ausländer der hier bei uns beschäftigt war bestätigen können das wir vorwärts gekommen sind, natürlich nicht in dem Maße wie wir uns das selbst wünschen, aber wir sehen doch das wir was gemacht haben...und das ist schon eine gewisse Beruhigung...man sagt man hat doch nicht ganz umsonst gearbeitet...und bei uns ist es doch gerade schwer, schwieriger wie in anderen Ländern wo sie die Rohstoffe haben die wir hier bei uns nicht haben, wir machen praktisch wie man sagt aus Mist Bonbon". Arbeiter im Stahlwerk (halbnah). Flüssiger Stahl verläßt den Behälter (halbnah). Stahlarbeiter an den Hochöfen, umgeben von Flammen (halbnah).
0:46:40
Kommentar aus dem Off: "Ist es dann wirklich so schwer gewesen, oder übertreibt man vielleicht wenn man immer über die Schwierigkeiten beim Aufbau spricht?". Antwort eines Arbeiters (nah) (O-Ton) "Wir haben den Krieg nicht durchgemacht, ich habe 1948 angefangen in einer Gießerei, da waren noch keine Scheiben im Dach...wir haben als Lehrling alles mögliche gemacht, auch Scheiben eingesetzt. Wir haben uns den ganzen Tag rumgequält mit einer Marmeladenstulle, nicht zu essen, wir mußten aber 8 Stunden arbeiten. Na jut, wir sind groß geworden...na, einer der heute jünger ist der lacht darüber...aber was wir durchgemacht haben kann uns keiner von der Jugend mitfühlen". Arbeiter in einer Gießerei (halbtotal). Schwenk über die Arbeitsabläufe in der Gießerei (halbtotal). Frage aus dem Off: "Warum machen Sie diese Verbesserungsvorschläge?" Arbeiter im Stahlwerk (nah) (O-Ton) "Einmal ist es mit ein materieller Anreiz, denn wir bekommen von die Summe die dabei rauskommt 10% ausbezahlt, das wäre der eine Punkt, und zum anderen wollen wir ja versuchen so billig wie möglich zu arbeiten. Wir diskutieren in unserer Brigade den Verbesserungsvorschlag aus, denn das soll ja nicht eine Einmannarbeit sein, denn wir wollen die ganze Brigade daran beteiligen...Einmal macht es mir selbst Spaß zu knobeln, zum anderen wenn man sieht da springt ein Nutzen bei raus für uns und für den Staat und die Gesellschaft...". Frage aus dem Off: "Hat man keine Probleme mit diesen Verbesserungsvorschlägen?" Arbeiter in der Werkhalle (nah) (O-Ton) "Wir werden selbst von unserer Werkleitung und der Technologie aus im Höchstmaße unterstützt, das war solange nicht, die Vorschläge wurden in den Tischkasten gelegt und erst nach einem halben Jahr zur Anwendung gebracht, aber jetzt geht es viel schneller...".
0:50:04
Einblendung von Fotos aus der Fabrikhalle (halbnah). Einblendung einer Landkarte der DDR, unterlegt mit Fotos von zerstörten Städten und statistische Daten der Produktionsleistungen nach dem Zusammenbruch 1945. Kommentar: "Bei der Gründung der DDR im Jahre 1949 wurde die DDR von keinem kapitalistischen Staat anerkannt, das Land wurde wirtschaftlich abgeriegelt und es wurde alles unternommen um den Wiederaufbau unmöglich zu machen. Nur die Sowjetunion und die anderen sozialistischen Länder haben Unterstützung angeboten. Der Staat hat sich aus eigener Kraft entwickelt, das wichtigste waren die eigenen Köpfe und die eigenen Hände die sie bemühten um aus dem Nichts ein neues Deutschland aufzubauen". Fotoeinblendungen von großen Industriegebieten (nah). Karikaturen von Verwaltungen, Bürokraten und Betriebsführungen werden eingeblendet.
0:52:54
Arbeiter (nah) (O-Ton) "...darüber wird bei uns sehr viel diskutiert, darüber das es noch sehr viel Bürokratie getrieben wird, ja, das ist wirklich der Fall, denn bei uns gibt es so viele Stellen die wirklich nicht genug Verantwortungsgefühl haben, nicht einmal so wie wir Arbeiter hier unten, das kann jeder bestätigen und wer das nicht sagt der lügt. Das sind soviel Fälle wo man sich wirklich drüber ärgern kann, wo Sachen gebaut werden und gemacht werden die in Wirklichkeit kein Kapitalist verantworten könnte, denn dabei wäre er kaputt gegangen und das hemmt uns noch sehr". Ein anderer Arbeiter (nah) (O-Ton) "Es muß so gehandhabt werden das man wirklich Menschen dahin steckt wo sie fähig sind, jeder nach seiner Fähigkeit und man muß auch von oben herab darauf sehen das auch die Intelligenz sich tatsächlich mit dem Arbeiter der unten im Graben ist beschäftigen tut, das es kein Mißtrauen und kein Kampf und ewiges Abtasten mehr gibt...". Arbeiter am Fenster (halbnah) (O-Ton) "...es hat sich schon einiges geändert, und es auch noch immer ein großer Machtkampf zwischen dem was sich geändert hat und zwischem denen die heute noch Positionen bezogen haben und mit Gewalt versuchen ihre Position zu festigen, es ist dann der so genannte Existenzialist oder wie man so schön zu sagen pflegt der wunderbare Bürokratismus, das dauert noch eine Überwindungszeit bis das einmal abgeschafft wird". Ingenieur (halbnah) (O-Ton) "Wir haben in unserem Aufbau ein großes Tempo und man muß ganz ehrlich sagen das unsere Arbeiter das Tempo immer noch beschleunigen wollen, und der größte Widerspruch ist dann wenn das Wunschtempo aus technischen Schwierigkeiten nicht eingehalten werden kann...dann kommt es zum größten Widerspruch und zum Meinungsstreit...". Ingenieur auf einer Schiffswerft (halbtotal). Schwenk vom Ingenieur über den Schiffskörper (halbtotal). Im Off hört man dazu seinen Kommentar: "Der Arbeiter macht keine Bürokratie, er hat keine Zeit zur Bürokratie, das ist schon eine Frage die von Seiten der Arbeiterklasse an die Wirtschaftsfunktionäre gestellt wird". Buyens aus dem Off: "Ist die Frage der Bürokratie eine Frage von Papier oder vom Kopf?" Ingenieur (nah) (O-Ton) "Ja, sie drückt sich in Papier aus und ne Frage vom Kopf".
0:55:57
Fotoeinblendungen von Buyens während des Interviews der Arbeiter (halbnah). Frage aus dem Off: "Fühlen Sie sich frei?" Arbeiter (nah) (O-Ton) "Das kann man nur bejahen, wir sprechen über alle Dinge. Das ist nicht so wie es in der westlichen Presse kundgegeben wird, das wir uns hier nicht trauen was zu sagen...nur keine politischen Fragen, da würde man sofort eingesperrt werden, das ist nicht der Fall. Wir reißen hier sogar unsere politischen Witze, die sind ganz toll und da kommt keiner und sagt wir sperren Dich jetzt in ein Kittchen. Wir sagen offenen unsere Meinung, auch wenn einer von der Parteileitung oder von der Werkleitung dabei ist...". Buyens im Off: "Und Sie, fühlen Sie sich frei?" Arbeiter (O-Ton) "Ja...die Frage die ist ganz einfach zu beantworten. Ich zum Beispiel fühl mir vollkommen frei, warum, weil ich täglich weiß das meine Familie nicht hungern braucht, das ich ständig weiß das ich immer Arbeit haben werde...meiner Meinung nach ist doch die größte Freiheit das man die Familie gut ernähren kann, das die Familie weiß das sie nicht damit rechnen muß das ich morgen arbeitslos bin, das die Familie planen kann...". Anderer Arbeiter (halbnah) (O-Ton) "Mein Ideal ist die Freiheit der Persönlichkeit". Arbeiter (O-Ton) "Ich möchte das nur mit einer Einschränkung beantworten. Der Dichter Jewtuschenko sagte da so schön, mit bedrängt das ich nicht Paris und New York gesehen, und das ist gerade für mich ein Problem, ich möchte reisen, ich möchte was von der Welt sehen, das kann ich hier nicht. Ich bin zwar eine ganze Zeit in Ungarn gewesen...aber ich möchte ehrlich gesagt zum Beispiel mal Belgien oder England kennen lernen, die Möglichkeit habe ich nicht...ich würde alles hingeben was ich hab, es geht nicht, ist nicht drin...und daher fühle ich mich in meiner Freiheit beschnitten, ganz schön sogar". Student (nah) (O-Ton) "...da fehlt meiner Meinung nach dann das Verständnis für diese Sachen...wenn man sagt ihr habt ihr habt Schuld das ihr da nicht mehr hin könnt, da muß man fragen wie ist denn die Schuldfrage wirklich? Wer hat denn Schuld das es so gemacht wird? Wer hat denn Schuld das die Sache in Deutschland damals so gelaufen ist? Die Frage muß man doch erst einmal stellen und die fehlt bei den meisten, oder das wollen sie nicht einsehen weil sie persönliche Nachteile hatten und das versuchen sie jetzt anzubringen, ihren persönlichen Nachteil und vergessen darüber den gesellschaftlichen Vorteil den sie daraus haben...". Bauer (halbnah) (O-Ton) "Was ist Freiheit überhaupt? Wenn man einmal einen Westsender hört dann erscheint zehn oder zwölfmal am Tag das Wort Freiheit, ich warte schon lange darauf das einer dieser Sender das Wort Freiheit definiert, ich habe bis jetzt diese Definition noch nicht gehört".
1:00:22
Fotoeinblendungen von Buyens (halbnah) und Ausschnitte der bisherigen Interviewpartner (ohne Ton). Kommentar: "Was ist Freiheit überhaupt? Kann der Mensch vollkommen frei sein? Kann er frei sein solange in der Welt Kampf und Ungleichheit herrscht? Menschen die versuchen dem Leben einen neuen Sinn zu geben...Menschen die versuchen die Welt zu verändern...Menschen die nicht leben können ohne Gewissen und ohne Würde...Menschen mit Problemen, viele gelöst, vielen ungelösten...". Buyens am 35mm-Schneidetisch (halbnah). Filmausschnitte auf dem Monitor des Schneidetisches (halbnah). Mehrstöckiges Wohnhaus von außen mit Trabant und Wäscheleine (halbtotal). Neubau-Hochhausanlage (total). Eingerüstetes historisches Gebäude (halbtotal). Kaufhaus "Exquisit" von außen (halbtotal). Einblendung von Fotos aus verschiedenen Städten von Baumaßnahmen und neuen Wohn- und Geschäftshäusern (nah). Fotos von Ausländern im Straßenbild der DDR und in Universitäten (nah).
1:03:05
Patrice Lumumba-Büste vor dem Herder-Institut der Karl-Marx-Universität in Leipzig (halbnah). Afrikanische Studenten vor dem Eingang der Universität (halbtotal). Studenten aus verschiedenen afrikanischen Staaten (nah) nennen ihre Staatsangehörigkeit (O-Ton). Aussagen von afrikanischen Studenten (nah) (O-Ton) "Ich möchte Gesellschaftswissenschaft studieren, also politische Ökonomie". Ein anderer Student (nah) (O-Ton) "Ich komme aus Bagdad". Studenten: "Ich möchte Volkswirtschaft studieren". Buyens fragt im Off einige ausländische Studenten: "Sie sind seit längerer Zeit in der DDR, was ist für Sie das Bedeutende?" Student (nah) (O-Ton) "Ja, wissen Sie, es gibt etwas was man hier lernen muß, hier in der DDR,...wenn viele Menschen aus vielen Ländern hier zusammen kommen, mit vielen verschiedenen Hautfarben, dann lernen sie viel. Er ist aus Zypern und ich aus Kamerun, man kann viel voneinander lernen, und man sieht es gibt keinen Unterschied zwischen den Menschen...". Ein anderer Student (nah) (O-Ton) "Wir haben in einer Gruppe wahrscheinlich Studenten aus Afrika, aus Asien, aus Lateinamerika...auf einem Gebiet sind sie viel mehr, einige sind ein bißchen zurück. Was machen wir, sagen wir, nein, ich kenne dich nicht mehr, die anderen sollen sich auch ein bißchen mehr Mühe geben und alleine lernen, nein nein, sowas machen wir nicht, wir lernen in der ganzen Gruppe und die ganze Gruppe soll weiter gehen...". Afrikaner (nah) (O-Ton) "Wir studieren unsere Fächer hier aber wir studieren auch zusammen zu leben, weil wir die Welt der Zukunft sind, wir müssen versuchen zusammen zu leben, die Welt ist eine Heimat für alle". Afrikaner vor einem Fernsehgerät (halbnah) (O-Ton) "Wenn wir untereinander sind sprechen wir meistens über Politik, es kommen manchmal andere Fragen dazu, ausgehen wollen, tanzen wollen, das Wichtigste ist nach meiner Meinung die Politik". Kameruner (nah) (O-Ton) "Was jeden Tag in Afrika geschieht das wissen wir und verfolgen es schrittweise und diskutieren es...Afrika ist auch unsere Heimat, wir können doch nicht hier in der DDR nur DDR-Probleme und unsere eigenen Probleme vergessen, das geht nicht". Buyens aus dem Off: "Zwingt man Sie zu einem Studium in eine bestimmte Richtung durch Beeinflussung?" Studentenkollege (nah) (O-Ton) "Ich bin der Meinung das die DDR die Studenten hierher schickt nicht um die Politik der DDR zu treiben sondern um sie auszubilden". Kameruner (O-Ton) "Ich finde das eine ganz natürliche Frage, ich würde sagen die Menschen die in der DDR studieren werden nicht so gezwungen...das ist doch lächerlich, das ist doch quatsch...". Buyens im Off: "Haben Sie das Gefühl das hier noch Rassendiskriminierung existiert?" Schwenk auf einen Afrikaner (O-Ton) "Ich kann eine gute Antwort dazu geben, allgemein kann man das nicht sagen, in der DDR haben wir die Möglichkeit alles zu tun was wir wollen...wir finden keine Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, das ist alles durch staatliche Verwaltung reglementiert, wir haben keine Schwierigkeiten in der Hochschule, niemand ist diskriminiert weil ich aus Südafrika bin oder er aus Kamerun. Bei der Arbeitssuche sagt nicht der Unternehmer, du bist ein Farbiger...die Rassendiskriminierung ist hier verboten und wer etwas Propaganda für Rassendiskriminierung treibt ist, laut Gesetz, bestraft. Wir sind hier, man kann gehen wohin man will, man kann machen was man will...es gibt manche Menschen die so schief gucken, ne, die nicht zufrieden sind, das sind auch Menschen die nicht zufrieden mit der Regierung sind...". Kameruner (O-Ton) "Zum Beispiel wenn man in eine Gaststsätte geht, der Mensch hat getrunken, ist besoffen zum Beispiel,...da kann man zum Ausdruck bringen was man denkt, da kann man sagen, du was machst du denn bei uns, das sind ein paar Leutchen, sehr wenig die das sagen...". Student (nah) (O-Ton) "...Kinder, wenn sie Afrikaner treffen, sollen sie Afrikaner rufen und nicht mehr Neger...und wenn sie Ausländer treffen sollen sie Freundschaft rufen und das finde ich sehr schön. Und wenn die Kinder so aufgewachsen sind wird das in der Zukunft mit dem Rassismus nicht mehr erwähnt". Gesichter von Schulkindern aller Altersstufen (nah). Afrikaner (nah) (O-Ton) "Auf der Straße treffen wir Kinder die zur Schule gehen, jedes Kind grüßt uns mit dem Wort "Freundschaft" und das ist sehr gut, gibt es etwas schöneres als Freundschaft und Verständigung?"
1:12:08
Kommentar von Buyens: "Humanistische Erziehung in der Schule, heißt dies auch Abrechnung mit der faschistischen Vergangenheit? Den Kindern wird nicht verschwiegen welche Verbrechen die Faschisten an den Völkern Europas und dem deutschen Volke selbst begangen haben...". Gesichter von Schulkindern (nah). Frage aus dem Off an Arbeiter: "Das Problem von dem Krieg, sind Ihrer Meinung nach auch die Jugendlichen daran interessiert, oder ist das selbstverständlich das es Kriege gibt?" Arbeiter (halbnah) (O-Ton) "Ja, ich möchte sagen das ist schon wieder ein Teil...schon gar nicht mehr darum kümmern, die haben das schon wieder vergessen". Anderer Arbeiter (O-Ton) "...die jungen Menschen die jetzt rankommen sind, meiner Meinung nach, berechtigt es zu vergessen...". Arbeiter erwidert (O-Ton) "...ne, Deine Meinung kann nicht richtig sein. In Wirklichkeit wird doch soviel Politik getrieben wo du manchmal Angst hast, ja, das war die Kuba-Krise, wo du gedacht hast, Mensch, jetzt geht es los...das kracht doch mal bald wieder...und du verweigerst die Arbeit...". Anderer Arbeiter (Schwenk) (O-Ton) "Zumindest, das muß man den jungen Menschen doch darauf hinweisen, das Kriege waren und welches Unglück sie mit sich gebracht haben in der Welt, doch, guck mal, wir sehen doch das beste Beispiel zwischen uns und Westdeutschland, wenn wir hier die Entwicklung bei uns verfolgen und in Westdeutschland... die in Westdeutschland wollen Atombomben haben und alles Mögliche zur modernen Kriegsführung, des wollen die bestimmt nicht umsonst haben, und deshalb müssen wir auch die Menschen darauf hinweisen". Die lebhafte Diskussion und Meinungsbildung setzt sich fort. Arbeiter (O-Ton) "Man kann damit nicht aufhören über Kriege zu reden bis endlich in der ganzen Welt die Abrüstung voranschreitet und keine Massenvernichtungswaffen mehr existieren, und dann kann man sagen davon reden wir nicht mehr, das wollen wir vergessen, das war einmal...".
1:16:05
Buyens bei der Straßenbefragung (halbnah) (O-Ton) "Bitte, kann ich ein paar Fragen stellen?" Passant (nah) (O-Ton) "Nun, was haben Sie denn?" Buyens (O-Ton) "Ich informiere mich über die bestimmte Probleme in der DDR, was denken Sie über die Zukunft Deutschlands?" Passant (halbnah) (O-Ton) "Ja, was soll ich sagen, hoffen wir das Beste das es friedlich gelöst wird die ganze Geschichte...". Buyens "Sie glauben das ist möglich?" Passant (O-Ton) "Muß sein, wir sind doch alle für Frieden". Ehepaar (halbnah) (O-Ton) "Ja, wie meinen Sie das jetzt mit der Zukunft direkt?" Frage aus dem Off: "Sind Sie optimistisch, sind Sie pessimistisch?" Ehepaar (O-Ton) "Ich bin Optimist, aber, wie soll ich sagen, nicht Optimist in dem Sinne das ich denke das alles so seinen...von selbst kommt...im Selbstlauf, sondern man muß schon für den Optimismus ein bißchen was tun...ja, man muß die anderen davon überzeugen wie man den Frieden erhalten kann, welche Kräfte am Werk sind um eventuell einen III. Weltkrieg verursachen zu können...der Friede ist das Wichtigste zweifellos für alle, nicht nur für uns Deutsche sondern für die ganze Welt". Älteres Ehepaar (Blick von unten) (O-Ton) "Einen Krieg wollen wir nicht haben...wir wollen nur Frieden, Frieden, Frieden". Junges Paar (halbnah) (O-Ton) "Also, ich hab das gar nicht miterlebt, ich bin erst 1944 geboren und da war der Angriff gerade gewesen...ich möchte das nicht erleben, ich möchte lieber im Frieden leben mit meinem Mann und mit meinem Kind". Ehepaar (halbnah) (O-Ton) "Natürlich stirbt die alte Mentalität aus, dafür sorgt schon die Jugend das das bräunliche, das Preußentum, der Revanchismus, das alles ausstirbt, bei uns in der Republik ist das ausgestorben, das wird eines Tages auch in Westdeutschland aussterben". Frage im Off: "Man sagt immer die Menschen in Ostdeutschland sind nicht so friedlich...". Passant und Frauen (nah) (O-Ton) "Das geht doch schon aus den vielen Vorschlägen die wir schon gemacht haben zur Wiedervereinigung, den Arbeiterkonferenzen, den Jugendkonferenzen, so das sich die Menschen näher kommen und verstehen lernen in ihren jetzigen Systemen und einen einheitlichen Weg finden der zur Wiedervereinigung Deutschlands führt. Der Friede ist wichtig für die Zukunft, lieber einige Jahre verhandeln als ein oder zwei Tage Krieg führen".
1:18:18
Passanten im Geschäftsviertel rings um das Roten Rathaus (total und halbnah). Kommentar: "Wir sind für eine Wiedervereinigung die garantiert das niemals wieder von deutschem Boden ein Krieg ausgeht, die keine Unruhen in Europa und in der Welt erzeugt, die die Grenzen anderer Länder nicht antastet, so lese ich in einer offiziellen Erklärung. Das wünschen all die Völker Europas und der Welt. Man schreibt in der letzten Zeit viel darüber das sich auch in der DDR das Wirtschaftswunder vollzieht, ich bin kein Wirtschaftsexperte und kann dieses nicht so genau beurteilen, aber Wunder werden von den Menschen selbst geschaffen. Es gibt noch viele Mängel in diesem Land, es gibt noch manche Fehler, das Unvollkommene überwinden gehört zur menschlichen Würde, und gegenüber mancher Gleichgültigkeit in ihrem Bewußtsein habe ich entdeckt. Und ich frage mich, welcher Mensch könnte unberührt bleiben bei dieser Feststellung, das sich hier, in diesem Land ein Wunder der modernen Zeit vollzieht, das Wichtigste vielleicht für die Zukunft Europas. Die Veränderung der deutschen Denkart, die Verwandlung des Ungeistes in Geist". Einblendung: "die DDR 1964 erlebte FRANS BUYNES iris-films antwerpen/belgien".
1:20.24 ENDE