Lesesaal
Regie: Hans-Eberhard Leupold, 15 Min., Schwarz-Weiß, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1971
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 412
- Sonstiger Titel
- Im Lesesaal; Impressionen einer Bibliothek
- Anlaufdatum
Kurzinhalt (Deutsch)
In diesem schwarz-weiß-Dokumentarfilm werden Besucher im Großen Lesesaal der Deutschen Bücherei zu Leipzig beobachtet und interviewt. Einblicke in die Lese- und Sitzgewohnheiten sind ebenso erkennbar wie die verschiedenen Vorgehensweisen, ein Thema abzuarbeiten. Befragungen zum Beruf und Zweck des Besuches werden eingeschnitten. Des Weiteren berichten Schüler, Studenten des In- und Auslandes, Dozenten, Schriftsteller, Handwerker und eine Ärztin der Deutschen Volkspolizei darüber, welche Studien sie in diesem für sie so wichtigen Haus betreiben. Ein Blick auf die Ausgabestelle der Bücher, den Arbeitsbereichen von Bibliothekaren und Magazinern, und auf die technischen Förderbandeinrichtungen für Buchboxen ergänzen diesen Dokumentarfilm.
Filmstab
- Regie
-
- Hans-Eberhard Leupold
- Drehbuch
-
- Hans-Eberhard Leupold
- Kamera
-
- Hans-Eberhard Leupold
- Schnitt
-
- Charlotte Beck
- Musik
-
- Dieter Rumstieg (Musikbearbeitung)
- Ton
-
- Otto Koch
- Hans-Jürgen Mittag
- Produktionsleitung
-
- Franz B. Romanowski
- Aufnahmeleitung
-
- Charlotte Galow
- Redaktion
-
- Ursula Bauch
- Sprecher
-
- Alexander Lang
- Person, sekundär
-
- Friedrich Schiller
- Karl Marx
- Johannes Klein
Langinhalt
0:00:00
Blick von oben in den unbesetzten Lesesaal der Deutschen Bibliothek in Leipzig (halbtotal). Titeleinblendung "Lesesaal". Blick von oben auf das Eintreffen der ersten Lesesaalbenutzer (halbtotal). Zeitrafferaufnahmen von oben bis alle Tische besetzt sind (halbtotal). Umschnitt auf eine Leserin von hinten an ihrem Tisch (halbnah). Blick von oben auf einen notierenden Leser (halbnah). Blick von oben auf verschiedene Lesesaalbenutzer von hinten (halbnah). Umschnitt. Blick durch die Glasschwingtüren in den Lesesaal (halbtotal). Umschnitt
0:01:05
Umschnitt auf einen Lesesaalbenutzer (halbnah) (O-Ton) "Ich bin Arzt von Beruf und arbeite an einem Buch, und deswegen bin ich hier". Umschnitt auf einen anderen Lesesaalbenutzer (halbnah). Frage aus dem Off: "Suchen Sie bestimmte Bücher für eine bestimmte Richtung"? Angesprochener antwortet (O-Ton) "Für mich, es handelt sich um mein Hobby, um nachgrasen in aller Literatur, speziell Schach". Blick auf eine Lesesaalbenutzerin an der Ausgabestelle (halbnah) (O-Ton) "Ich möchte mich auf mein Abitur vorbereiten". Umschnitt in die Buchmagazine (halbtotal). Umschnitt. Bibliothekarin entnimmt einem Regal zwei große Bildbände (halbnah). Umschnitt auf einen Leser an der Ausgabe (halbnah) (O-Ton) "Ich bin Fernmeldemechaniker und arbeite zur Zeit bei der Deutschen Volkspolizei...der konkrete Anlass ist dass ich mich beruflich eben weiterbilden muß möchte und da ist die Informationsgröße in dieser Bücherei größer, hier gibt es viele Möglichkeiten". Umschnitt auf einen anderen Lesesaalbenutzer (halbnah) (O-Ton) "Ich habe etwas für Marxismus nachzublättern, und aus diesem Grund brauche ich die Zeitschriften die ich woanders augenblicklich nicht auftreiben kann und bin hierher gegangen. Von Beruf bin ich Maurer". Fahraufnahme an den Biblotheksregalen vorbei (halbtotal). Blick auf einen Bibliothekar bei der Befüllung einer Bestellbox für den Lesesaal (halbnah). Umschnitt
0:02:00
Blick auf eine uniformierte Frau (halbnah) (O-Ton) "Ich bin Medizinerin und arbeite bei der Deutschen Volkspolizei als praktische Ärztin. Zur Zeit bin ich beauftragt worden eine Arbeit zusammenzustellen, und eine Untersuchung anzustellen über Schichtdienst und dem Gesundheitszustand". Kameragang neben dem Buchboxen-Transportband her (halbnah). Blick in die Transportanlage mit den Buchboxen (halbtotal). Umschnitt. Blick auf eine Mutter mit Sohn an der Ausgabestelle (halbnah) (O-Ton) "...für den Deutschunterricht, und zwar über die Balladen Schillers in...(Sohn blättert in seinem Block)...die Balladen Schillers als erster sozialer Revolutionär...". Blick auf die eintreffenden gefüllten Buchboxen an der Ausgabestelle (halbnah). Kameraschwenk über die Bücher und das Stempeln der Ausleihzettel (halbtotal). Umschnitt auf ein Leserehepaar an der Ausgabestelle (halbnah). Frage aus dem Off: "Welchen Beruf haben Sie beide und was suchen Sie"? Leser antwortet (O-Ton) "Ich bin Schriftsteller und tätig am Institut für Literatur. Meine Frau ist an der Handelshochschule...Beispielsweise würde ich heute lesen von Johannes Klein "Geschichte der deutschen Lyrik". Umschnitt
0:03:10
Schwenk über einen Lesesaaltisch voller aufgeschlagener Bücher (halbnah). Blick auf das Gesicht eines nachdenklichen Lesers im Saal (halbnah). Umschnitt auf eine nachdenkliche Leserin (halbnah). Umschnitt auf einen um sich schauenden älteren Mann an der Lesesaaltür (halbtotal). Umschnitt auf einen Platz suchenden Mann mit Büchern unter dem Arm an der Lesesaaltür (halbtotal). Zwischenschnitte von Gesichtern an den Tischen im Lesesaal (halbnah). Zwischenschnitte vom Türbereich des Lesesaals mit kommenden und gehenden Lesern (halbtotal). Rückwärtszoom von einer Illustration im Band "Menschenkunde" auf das aufgeschlagene Buch (nah). Blick auf eine Leserin hinter gestapelten Büchern (halbnah). Kameraschwenk über einen neu eintreffenden Leser mit einem Stapel Bücher in den Händen (halbtotal). Leser kontrolliert die Buchrücken (halbtotal). Umschnitt. Ein älterer Leser setzt sich neben jungen Studenten (halbtotal). Leser besorgt sich eine Sitzgelegenheit (halbtotal). Blick von vorne auf eine Reihe von Tischen und Leser (halbtotal). Blick auf eine Frau beim Studium eines Zeitungsbandes (halbnah). Zwischenschnitte von Leserinnen und Lesern an und vor ihren Tischen (halbtotal). Blick auf beobachtende Leser im Saal (halbtotal). Umschnitt
0:05:15
Blick auf Sitz- und Lesegewohnheiten von Besuchern im Lesesaal (halbnah). Blick auf Unterhaltungen zwischen Lesesaalbesuchern an den Tischen (halbnah). Blick von oben auf den gut besuchten Lesesaal (halbtotal). Umschnitt auf einen Philosophiestudenten im Lesesaal (halbnah) im Off berichtet er über sich. Blick auf den lesenden, notierenden und blätternden Studenten (halbnah). Zoom auf das Gesicht des Philosophiestudenten (nah). Umschnitt auf eine Landwirtschaft-Studentin aus Vietnam (nah) im Off berichtet sie über sich. Zwischenschnitte der vietnamesischen Studentin im Lesesaal (halbnah). Umschnitte auf einzelne Lesesaalbesucherim Bereich der jedermann zugänglichen Handbibliothek (halbnah). Umschnitt auf einen lesenden Schlosser im Lesesaal (halbnah) im Off berichtet er über sich. Zwischenschnitte des Schlossers aus verschiedenen Perspektiven (halbnah). Umschnitt
0:08:45
Leser stützt seinen Kopf auf den Händen (halbnah) im Off erzählt er seine Beweggründe hierher zu kommen. "Das ist reines Vergnügen, reines Vergnügen. Jetzt bin ich Altersrentner, früher war ich 33 Jahre lang bei den Leipziger Verkehrsbetrieben, habe dort alle möglichen Tätigkeiten ausgeübt. War Schaffner, Rangierer, Fahrer, Kassierer, Streckenaufsicht, und so weiter. Ich gehe jetzt daran das Wesen der Sprache in der Richtung zu studieren, inwieweit es einen Erkenntnisfaktor im Allgemeinen sein kann. Nebenbei ist mein jetziges Anliegen das Wesen der Ornamentik zu studieren, und da ist mir ein Hauptanliegen inwieweit durchdringen sich Ornamentik aller Stile, aller Zeiten, aller Völker, die beiden Begriffe Gesetz und Freiheit. Inwieweit wird die Freiheit sanft gezügelt durch das Gesetz, inwieweit durchbürgt die Freiheit das Gesetz? Die Ornamentik ist so etwas wie Mathematik, ein, man möchte sagen, ein Kosmos für sich. Ich muß zu meinem Leidwesen sagen dass ich bis jetzt ein blutiger Analphabet auf dem Gebiet der Mathematik bin, ich möchte aber noch leise in die Anfangsgründe der Mathematik, dieses anderen Kosmos, behutsam eindringen". Zwischenschnitte des lesenden Rentners aus verschiedenen Perspektiven (halbnah). Umschnitt
0:10:20
Blick auf eine Bank mit Kindern im Lesesaal (halbtotal). Umschnitt auf das Gesicht einer Pädagogik-Studentin im Lesesaal (nah) sie erzählt im Off: "Ich studiere hier in Leipzig Pädagogik, und zwar die Fachrichtung Geschichte-Deutsch, und es macht mir unheimlich viel Spaß mit den Kindern zu arbeiten, wirklich. Mir gefällt überhaupt die Fachrichtung Geschichte-Deutsch, das läßt sich ganz prima verbinden, und ich glaube wenn man richtig gerne will, dann ist es auch für die Kinder ein Spaß. Wenn ich schon hierher gehe dann arbeite ich durch, dann muß was werden. Da wird auch was, ich weiß nicht, ich kann das, sonst bei unseren überfüllten Bibliotheken im Institut da kann ich das auch nicht, aber hier geht es weil man hier muß. Alle arbeiten hier ringsherum, da muß man mitmachen. Ich möchte in eine Schule, ich möchte nicht irgendwie in ein Institut und dann nur hinter Büchern sitzen...". Zwischenschnitte der lesenden Studentin aus verschiedenen Perspektiven (halbnah). Umschnitt
0:11:10
Zwischenschnitte von lesenden Männern und Frauen im Lesesaal (halbnah). Umschnitt auf einen lesenden Kenianer (halbtotal) im Off berichtet er: "Ich komme aus Kenia, Ostafrika, und ich studiere Subtropische Landwirtschaft in der DDR. Wenn ich in die Bücherei reingehe, beginne ich immer mit neuen Wörtern, und die meisten Wörter kann man auch nicht in einem Wörterbuch finden. Ich habe eine Hilfe verlangt, denn die Wörter sind so kompliziert dass man auch nicht weiß was das soll. Wenn die Sachen sehr schwer sind muß ich natürlich die Studenten fragen...(Filmeinblendung)...fragen ob sie mir helfen können. Sie sind immer bereit den ausländischen Studenten zu helfen. Die Beziehungen zwischen den deutschen Studenten und afrikanischen Studenten ist im Allgemeinen sehr gut". Zwischenschnitte des lesenden und fragenden Kenianers (halbnah). Umschnitt
0:12:10
Blick auf einen lesenden und notierenden Studenten (halbnah) im Off berichtet er: "Ich bin Dozent für deutsche Geschichte an der Universität Rostock. Die Historiker der DDR arbeiten jetzt an einer größeren Arbeit, an einer zwölfbändigen Geschichte des deutschen Volkes, ich sitze da im Moment an einer Arbeit über die Zeit der Reichsgründung, und zu diesem Zweck muß ich viel Literatur aus dieser Zeit vor allem lesen. Es ist ja so dass wir hier nicht nur sieben oder acht Stunden sitzen, um sozusagen Berufsaufgaben zu erfüllen, sondern das wird meistens mehr, also es ist dann auch ein Teil des Privatvergnügens wenn Sie so wollen. Insofern ist Vergnügen und Beruf, es ist eben alles Eins in diesem Fall". Zwischenschnitt des Dozenten und vom Lesesaal (halbtotal). Umschnitt auf die Buchausgabe eines Lesesaalbenutzers (halbnah). Umschnitt auf weitere Buchausgaben am Schalter (halbnah). Blick auf lächelnde Ausleiher am Buchschalter (halbnah). Umschnitt
0:13:10
Kameraschwenk über einen Mann mit Büchern beim Gang zu seinem Lesesaaltisch (halbtotal). Blick auf ankommende Frauen und Männer an der Lesesaaltür (halbtotal). Kameraschwenks über ankommende Lesesaalbenutzer (halbtotal). Männer und Frauen mit Armen voller Bücher betreten den Saal (halbtotal). Kameraschwenk von oben über den Großen Lesesaal mit eingeblendetem Abspann: DEFA-Studio für Kurzfilme, gedreht in der Deutschen Bücherei in Leipzig. Stabangaben: Schnitt Charlotte...Aufnahmeleitung Charlotte...Ton Otto Koch...Musik Dieter Rumstieg. Dramaturgie Ursula...Fotografie und Gestaltung Hans-Eberhard Leupold. Abblendung
0:14:35 ENDE