Shanty ... oder Schwierigkeiten mit der Jugendmode
Regie: Jürgen Rohne, 20 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1989
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 561
- Sonstiger Titel
- Jugendmode
- Englischer Titel
- Shanty Jeans: Youth Fashion in the GDR
- Anlaufdatum
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über die engagierte Modegestalterin Christiane Stürmer, die im VEB (Volkseigener Betrieb) "Shanty Rostock“ für die Entwicklung und Gestaltung von Jugendmode verantwortlich ist. Gezeigt werden die Schwierigkeiten der Modegestaltung im Rahmen der Planwirtschaft unter Einbeziehung der Prädikatisierungskommission und des Sortimentrates sowie die mangelnde Akzeptanz der Jugendlichen der letztlich angebotenen Ware. Der Sprecher berichtet in ironischer Form und im Stil eines Märchens über einen alten König und seine Untertanen bei ihrem Bemühen, selbst produzierte Bekleidung den modebewussten Bürgern des kleinen Landes "hinter den 7 Bergen und 7 Mauern" anzubieten.
Filmstab
- Regie
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- Jürgen Rohne
- Szenarium
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- Jürgen Rohne
- Kamera
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- Jürgen Partzsch
- Schnitt
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- Thea Busch
- Ute Kraatz
- Dramaturgie
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- Heinz Hafke
- Musik
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- Archiv
- Ton
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- Lutz Laschet
- Produktionsleitung
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- Doris Nucke
- Aufnahmeleitung
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- Thomas Wehner
- Produzent
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- Doris Nucke
- Text
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- Jürgen Rohne
- Beratung
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- Ch. Franke
- Person, primär
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- Christiane Stürmer
Auszeichnungen
- Prädikat (1989): Wertvoll
Langinhalt
0:00:00
Schnelle Bildschnitte von Fotostudiobeleuchtung, Kamera "Mamiya R8 67", Kameraobjektiv "AF Nikkor 50mm", Frauenjeans wird angezogen, Jeans-Taschenaufnäher, Schärfeneinstellung an der Kamera, Jeans-Taschenaufnäher "NEW" und "WALK", Model zieht Jeans an den Hosenträgern hoch, Modefotos von einem Model (alle halbnah). O-Ton einer Frau (halbnah) "....". Schwenk über Taschenaufnäher (nah). Fotoeinblendungen von Models (nah). Jeans anziehende Frau (halbnah). Modekundin (halbnah) (O-Ton) "Ich finde erst einmal die Ideen ganz prima zum Teil schon, aber eben wenn man die Sachen in der Hand hat, die Sachen...". Beleuchtungsschirm wird im Fotostudio geöffnet (halbnah). Blenden- und Entfernungseinstellung an einer Kamera (nah). Frauen posieren mit Hosen mit großem Aufdruck "WALK" (halbnah). Junge Frau (halbnah) (O-Ton) "Man muß echt in EX gehen um was zu kriegen, das ist mir zu teuer, ich bin Lehrling und verdiene knappe 200 Mark, ich kann mir das nicht leisten". Jeansaufnäher (nah). Filmspule in der Kamera dreht sich (nah). Fotoeinblendungen von Models (nah). Umschnitt
0:01:14
Frau Hoffmann in einem Modegeschäft (halbnah) (O-Ton) "Diese Jeans ist in der Preislage von 165 Mark, und als Gegensatz dazu möchte ich eine Inland-Jeans zu zeigen...". Verschiedene Aufnäher mit Logo "Shanty" (nah). Blick auf einen nackten Frauenrücken bei dem Überstreifen einer Jeans-Sportjacke (halbnah). Frau dreht sich zur Kamera und knöpft die Jeansjacke zu (halbnah). Schnelle Einblendungen von Modefotos (nah). Kundin in einem Modegeschäft (halbnah) (O-Ton) "Entweder länger zu sparen und sich das teure kaufen, es sei denn man kommt dazu und kriegt wirklich preiswerte Importe, in der Jugend, im Jugendangebot, oder die neueste Mode ist selber zu nähen". Lederschild auf der Jeans-Gesäßtasche "Shanty Jeans & Sportswear" (nah) mit Titeleinblendung "...oder Schwierigkeiten mit der JUGENDMODE". Kommentar: "Es war einmal ein alt gewordener König, der herrschte über ein kleines, schönes Land, hinter den 7 Bergen und den 7 Mauern, der König war jeden Tag glücklich weil ihm seine Berater das sagten, das Volk aber war glücklich weil er ihnen Brot und Spiele bot und Bekleidung. Für die jungen Untertanen hatte der König am Meer auf einer grünen Wiese einen Betrieb bauen lassen, kaufte schöne, teure, neue Maschinen und ließ die Mitarbeiter machen. Alle waren glücklich, der König, der Betrieb, die Maschinen und die Mitarbeiter, besonders für Christiane, die die wundervolle Aufgabe hatte den jungen Untertanen des Königs moderne Klamotten zu gestalten". Umschnitt
0:02:01
Blick auf den modernen Eingangsbereich des VEB Shanty-Jugendmode in Rostock (halbtotal). Werktätige gehen durch den Pförtnerbereich (halbtotal). Schnelle Zoomschnitte des Gebäudes mit dem Schild "Shanty" (halbtotal). Elster auf den Dachschild "Shanty" (halbtotal). Eingangsbereich mit Schild "Bezirksjugendobjekt" (halbtotal). Umschnitt auf die Modedesignerin Christiane Stürmer (halbnah) (O-Ton) "Jugendmode ist eigentlich etwas ganz spritziges, etwas was kein Erwachsener mehr tragen möchte. Jugendmode ist unkonventionell, sie ist bequem, spaßig bis verrückt. Junge Leute können noch unterschiedliche Stile mixen, auf jeden Fall ist sie eigentlich locker und leicht, sie ist aber nicht leicht zu machen, sie ist nämlich eigentlich schwer zu machen...". Im Zeitraffer werden entstehen Modezeichnungen von Christiane Stürmer (nah), im Off dazu Stürmer weiter "...schwer zu machen aufgrund alter Funktionsmechanismen, die wir sie zum Beispiel auch in unserer Konfektionsindustrie haben...das sind die Mechanismen der Bilanzierung, der Bewertung der Bekleidung und auch Mechanismen im Verkauf".
0:03:36
Frau Hoffmann schließ die Tür zum Jeanslager auf (halbnah). Kommentar: "Die Läger des Handels quellen über von erlesenen Produkten, Frau Hoffmann hütet diesen Laden". Frau Hoffmann geht durch das Lager bis an ein Jeansregal (halbnah) (O-Ton) "Ich möchte mich als 1. vorstellen, ich bin Vertreter des Einzelhandels, bin hier im Objekt "Jugendmode Brandenburg" amtierender Leiter zur Zeit und vertrete den Einzelhandel voll und möchte über Probleme sprechen die wir so haben. Ich möchte ihnen hier unsere Ware zeigen wo wir Probleme haben, wo wir Probleme sehen. Am Schlimmsten ist es bei uns zur Zeit das in der Jeansbekleidung, wir haben unsere Inlandjeans hier bei mir im Hintergrund zu liegen, es sind verschiedene Modelle und wir haben hier drin Absatzschwierigkeiten...". Umschnitt...
0:04:25
...auf Christiane Stürmer am Schreibtisch (halbnah). Im Off erzählt sie: "Es gibt auf der einen Seite schon Bestrebungen oder gibt es Beschlüsse und Festlegungen die das interessieren sollten. Es gibt einen Plan "Jugendmode", es gibt den Ministerratsbeschluß für die Verbesserung des Jugendmode-Angebotes vom August 1988, aber wir müssen uns natürlich fragen, was hat sich denn nun spürbar verbessert und der Jugendliche fragt sich, der Jugendliche ist eben nicht geduldig, das ist ganz normal". Schwenk über junge Frauen in einem Umkleideraum (halbtotal). Junge Models ziehen Jeansprodukte an (halbnah) (O-Ton). Christiane Stürmer am Mikrofon (halbnah) (O-Ton) "Heute wollen wir eigentlich keine Jugendmodenschau machen, sondern eigentlich ein bißchen was anderes. Wir haben zwei kleine Kollektionen mitgebracht, die wir euch vorstellen wollen, und wir wollen eure Meinung dazu hören. Wir möchten wissen ob euch diese Modelle die wir vorstellen, es sind umstrittene Modelle, gefallen". Jugendliche Models betreten die Bühne auf der die Band "Struppi`s" spielt (halbtotal) (O-Ton). Models drehen sich vor dem Publikum (halbtotal). Junge Frauen und Männer am Rande der Bühne (halbnah). Kommentar: "Auf Anregung eines Ministers des Königs und einer Gruppe von Jugendpolitikern, in Zusammenarbeit mit dem Modeinstitut des kleinen Landes entwickelten zwei Jugendmodeclubs aus der Bekleidungs- und Trikotagenindustrie eine Burgkollektion für junge Mädchen, ein Novum der Zusammenarbeit". Verschiedenen Einstellungen der Models auf der Bühne und den Interessenten im Club (halbtotal) (O-Ton). Moderator auf der Bühne (halbtotal) (O-Ton) "Vielleicht sagen wir vorweg einmal etwas ganz Deutliches, das sind Modelle aus der VEB Jugendmode Rostock". Umschnitt
0:06:20
Bekleidungsbeauftragte zeigt den Jugendlichen eine neue Kollektion der Modeserie "WALK" (halbnah) (O-Ton) "Also wir haben aus unserer Kollektion für das 1. Halbjahr 1990 ja auch das Thema "WALK" behandelt und ich hab dafür ein paar Sachen mitgebracht die sich meiner Meinung nach gut zu den Sachen von euch komplettieren lassen. Einiges ist ja auch in gemeinsamer Arbeit entstanden zum Thema "Walk", und es gibt da zwei Möglichkeiten...". Junge Frauen nehmen angebotene Kleidungsstücke und probieren sie an (halbnah) (O-Ton). Schwenk über die vortragende Bekleidungsfachfrau, umgeben von interessierten jungen Frauen (halbnah) (O-Ton). Schwenk über farbige T-Shirts mit Aufdruck "WALK" (halbnah) (O-Ton). Kommentar: "Der volkseigene Jugendmodebetrieb gehört zum kleinen Kreis der 20 technisch am besten ausgerüsteten Bekleidungsbetriebe der Welt. Weltmaßstab war überall proklamiert, der Wettlauf mit der Ökonomie der Zeit hat die Jugendmodebetriebe und den Jugendmodehandel des kleinen Landes überholt, entstellt und aufgebläht, aber aus dem kleinen Land wurde das größte Jeanshosenland der Welt. Über alles herrschte ein Gesetz, der vom König beschlossene Plan...". Eingeblendet zum Kommentar werden Filmaufnahmen der automatisierten Arbeitsabläufe in dem Bekleidungsbetrieb (halbtotal). Blick auf Hightech-Maschinen bei der Bearbeitung von Stoffen (halbnah). Schneideautomaten, Nähautomaten und Bügelautomaten im Einsatz (halbnah).
0:08:55
Im Off berichtet Frau Stürmer: "Nicht realisiert wurde die Hose hier die Diana vorstellt...(Filmeinblendung)…sie ist vollständig aus unserem Angebot entfallen und die Gruppe verkleinert sich". Stürmer vor den hin- und her laufenden Models weiter (halbtotal) (O-Ton) "Genau so ist es mit dieser Hose, es ist eine sehr schmale, enge Hose, die auch nicht realisiert wurde und damit aus dem Angebot entfällt". Blick auf die verantwortlichen Verkäuferinnen am Tisch (halbnah) (O-Ton) "Und warum wurden die geixt"? Frau Stürmer (halbnah) (O-Ton) "Es ist einzeln vorgestellt worden, ihr kennt das ja, das ist bei euch genau so, ihr wißt ja wie die Prädikatisierung läuft, die Teile werden einzeln vorgestellt...aber sie ist nicht akzeptiert worden, obwohl wir meinen das es wichtig ist, es ist eine wichtige Basisbekleidung". Verantwortliche Verkäuferin (halbnah) (O-Ton) "Ich finde das sehr schade das beide Artikel aus dieser Gruppe jetzt heraus fallen weil sie sehr wichtig sind für das Gesamtbild und für die Komplettierfähigkeit". Models laufen mit der neuen Kollektion hin und her (halbtotal). Verantwortliche Frauen diskutieren mit Frau Stürmer über die Entscheidungen des Abnahmegremiums (halbnah) (O-Ton) "Wir haben schließlich QSL bekommen...ich versteh es nicht, wahrscheinlich wird da ne subjektive Meinung vorherrschen, also das die Leute nicht objektiv einschätzen können was die Jugendlichen haben wollen. Wir machen doch jetzt keine Mode für die Frau ab 30, 35, 40, wir machen doch Mode für junge Leute, für diese Mädchen die hier sitzen...". Junge Models präsentieren die neue Kollektion (halbnah). Frau Stürmer weiter (halbnah) (O-Ton) "...dann geht es eigentlich weiter das wir Probleme haben werden mit dem Verkauf der Jacken, das heißt zur Kollektionszusammenstellung wurde vom Sortimentsrat des Handels wurden die Jackenformen als nicht verkäuflich eingeschätzt und wurden aus dem Angebot heraus gelöst...(Stürmer nimmt eine weiße Jacke in die Hand)... gewünscht wird dieser sehr schöne, schlichte Blazer". Umschnitt
0:10:35
Models posieren vor der Kamera mit der neuen Club-Kollektion und im Umschnitt mit der geänderten Kommissionsauswahl (halbtotal). Kommentar: "Die Binnenhandelsmesse des kleinen, fleißigen Landes birgt viele Wunder in sich. Neben anderen Rätseln geschah folgendes. Unsere angekündigte Kamera erfüllte die Großhändler mit dem Stolz von Filmstars, sie übten mehrmals die Kaufhandlungen ein um es präzise darzustellen. Über Nacht wurde der geliebte Blazer aus dem fertigen Sortiment vom Rat entfernt und Christiane ihrerseits bot die abgelehnten Jacken den Einzelhändlern an um den Kollektionscharakter zu wahren. Die Einzelhändler lehnten den Blazer nun strikt ab, er war für sie zu einer Wendejacke geworden. Wunder über Wunder, und die Jacken wurden, wenn auch zögerlich, gekauft". Blick auf die Runde der Großhändler und Anbieter (halbtotal) (O-Ton). Diskussion zwischen Großhändlern und der anbietenden Christiane Stürmer (halbtotal) (O-Ton). Einzelne negative Wortmeldungen der Großhändler (halbnah) (O-Ton). Einzelne Kleidungsstücke werden vorgezeigt und preislich bewertet (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt
0:13:02
Junge Frau im Discoclub neben dem Moderator (halbnah) (O-Ton) "Mir haben sie alle gut gefallen und vor allen Dingen der schwarze Minirock...". Moderator fragt nach (halbnah) (O-Ton) "Der gefällt dir, so wie er ist, würdest du den auch so kaufen"? Junge Frau "Ich würde mal fragen wie teuer er ist". Andere Beobachterin am Mikro des Moderators (halbnah) (O-Ton) "Ja, das finde ich eigentlich ganz gut, den Minirock finde ich nicht so chic...die weiße Hose gefällt mir am besten". Stürmer nimmt das Mikro in die Hand (halbnah) (O-Ton) "Siehst du, das ist zum Beispiel für uns gut das zu wissen, und was sagst Du zu den Jacken"? Interessentin "Ja, die weiße Jacke finde ich ganz gut". Umschnitt auf ein junges Pärchen (halbnah). Junger Mann teilt neben Frau Stürmer seine Meinung mit (halbnah) (O-Ton) "...und dann wird sich auch viel orientiert an Modeschöpfern, hier wie drüben, und von daher haben wir große Probleme das unsere Mode sehr langsam in die Läden kommt und das Leute wahrscheinlich über das ganze Ding entscheiden die manchmal eben nicht so richtig an der Basis hängen". Umschnitt...
0:13:54
...auf Frau Stürmer an ihrem Arbeitsplatz (halbnah). Frage aus dem Off "Welche Verantwortung hast Du als Leiterín der Gestaltung"? Stürmer (halbnah) (O-Ton) "Ja, als Leiterin der Gestaltung hast du erst einmal eine künstlerische Verantwortung, das heißt das du dafür sorgen mußt das die Modelle die bei uns produziert werden sollen im Betrieb, im Entwurf, in der Gestaltung, praktisch schon den ästhetischen Ansprüchen junger Leute gerecht werden". Schwenk über die Rollen des Stofflagers (halbtotal). Im Off dazu Stürmer "Was ihr hier seht ist Bestandsware, das heißt von ehemals eingekauften 100.000 qm eines Doppelgewebes aus Importen liegen hier immer noch 98.000 qm...(Schwenk auf Stürmer vor den Rollen)...das dieses Material gekauft wurde daran habe auch ich meine Aktien, ich muß dazu sagen das es mir möglich war beim VKI (Versorgungs-Kontroll-Importe) sagen wir mal Stoffproben zu sehen...(Umschnitt)...es wird sicherlich so sein, wir wissen das wir auch nur begrenzte Valuten zur Verfügung haben, das da der Materialpreis eine wichtige Rolle gespielt hat, so dass es eigentlich so wie es gekommen da nicht unbedingt den Vorstellungen entspricht die wir vorher von der Fläche (Gewebe) hatten...". Umschnitt
0:15:03
Näherin an einer "Dürkopp"-Maschine (halbtotal). Im Off dazu Stürmer weiter "Es ist ja bei uns auch so, der Spinner importiert seine beste Flocke und der Weber exportiert sein bestes Gewebe...(Blick auf die entstehende Jeans an der Nähmaschine)...und letztendlich müssen wir mit den Dingen die dann noch vorhanden sind arbeiten...(Einblendung: Frau zieht eine "Shanty"-Jeans an)...insgesamt macht es eigentlich Spaß, zu gestalten und zu entwickeln, eine Sache von der Skizze ...(Einblendung: Stürmer und Kollegin am Zeichen- und Mustertisch)...in so eine dreidimensionale Form zu bringen. Wenn es gelingt ist man auch überaus glücklich, irgendwie ist es den Gestaltern auch eigen das sie im Prinzip nicht aufgeben können...". Frau Hoffmann vor einem Jeansregal (halbnah) (O-Ton) "Wir haben im ersten Quartal `89 kaum Jeanshosen bekommen und dafür haben wir im Sommer `89 eintausendachthundert fast mit einem Schlag bekommen, wir waren vor der Alternative gestellt, entweder kauft die Ware, oder kauf sie nicht, entweder hast du leere Regale oder du machst ein bisschen Umsatz, aber dadurch haben wir auch immer wieder sehr viel Ladenhüter...". Blick in die Halle der Jeansfabrik mit den Näherinnen und den Laufbändern mit Bekleidungsstücken (halbtotal). Kommentar: "Der König und sein Hofstaat freuten sich über ständig steigende Produktionszahlen die in Statistiken von Erfolgen verkündeten. Der Minister erhielt am Staatsfeiertag einen goldenen Orden und Christiane eine Urkunde, und der Betrieb produziert immer mehr Hosen, teure Hosen, denn mit den hohen Preisen der Hosen konnte das Brot billig verkauft werden, außerdem wirkte da noch ein ungeschriebenes Gesetzt: erst wenn mehr als 40.000 Stück produziert wurden kamen sie auf den Ladentisch, darunter liegenden Stückzahlen waren des Handels Eigenbedarf". Detailaufnahmen der Stoffe in den Nähmaschinen (nah). Mitarbeiterin heftet Produktionszettel an die Kleidungsstücke (halbnah). Näherin bei einer Ruhepause zwischen den Laufschienen in der Werkhalle (halbnah). Umschnitt...
0:16:30
...auf die Becken eines Schlagzeuges (halbnah) (O-Ton). Rückwärtszoom vom Becken auf den Schlagzeuger und Sänger der Band (halbtotal) (O-Ton). Christiane Stürmer stellt den Einzelhändlern die neue Jeanskollektion vor (halbtotal). Models posieren in einer neuen Siedlung vor dem Publikum (halbtotal). Kunden und Einzelhändler bewerten die angebotenen Kleidungsstücke am Mikrofon (halbnah) (O-Ton). Blick auf die Models mit "Walk"-Kleidung (halbtotal). Junge Kundin neben Christiane Stürmer (halbnah) (O-Ton) "Jetzt bei der Vorstellung, ich hätte mehr Gürtel und Schnick-Schnack noch mehr ran gemacht". Christiane antwortet (halbnah) (O-Ton) "Na das ist jetzt die Auffassung die ich zum Beispiel zu den Modellen habe, ich stelle sie euch eigentlich pur vor, das ist auch das was ich versucht habe vorhin zu erklären, ihr sollt das erst einmal annehmen und angucken wie euch das Modell, so wie es produziert wird gefällt..". Schwenk von Christiane über die anwesenden Modeinteressenten (halbtotal) (O-Ton) Christiane weiter "...dann, danach sollst du kreativ sein und mit der Kleidung was anfangen, du sollst durch das Beiwerk was du dazu tust zeigen das du jung bist". Junge Kundin (halbnah) (O-Ton) "Ja, alles klar, das akzeptiere ich so wie Sie das gesagt haben". Junge Frau (halbnah) (O-Ton) "Also, ich finde das gleiche was die anderen gesagt haben, das Material ist zu dick, und die Jacken hier, so wie sie geschnitten ist hat man vielleicht in den 60er Jahren getragen, aber jetzt nicht mehr".
0:18:02
Christiane Stürmer (halbnah) (O-Ton) "Ich fand das ganz wichtig das wir hier waren, wenn die Kontakte sich so weiter fortsetzen ließen wäre das ganz günstig...nach so einem Tag ist man natürlich ganz schön geschafft, weil die Organisation zu bewältigen war, man hat viel geredet, man mußte überzeugen und diskutieren, man ist vielleicht auch nicht ganz glücklich weil sich auch zeigt, die Kritik die wir zu unseren Modellen gehört haben war stärker als das Lob sag ich mal...immerhin haben wir uns für diese Dinge ganz schön engagiert und bemühen uns etwas anzuschieben...es müßte noch positiver werden damit du eine andere Resonanz bekommst". Umschnitt
0:18:42
Schwenk von der glitzernden Spiegelkugel an der Decke auf die tanzenden Jugendlichen in einer Disco (halbtotal) (O-Ton). Tanzende (halbnah) (O-Ton). Kommentar: "Als zu Sylvester 1989 der Film fertig war hatte sich viel verändert, der König war Regierungsunfähig, seine Minister gingen und neue kamen, aber die Produktionszwänge in der Bekleidungsindustrie sind die gleichen...(verschiedene Einblendung von tanzenden Männern und Frauen in der Disco bei sparsamen Licht)... es gibt sie noch, die unbestechliche Prädikatisierungskommission, den allwissenden Sortimentsrat, die schalkhaften Methoden des Außenhandels, wenig Risikobereitschaft der auf ihren Stühlen sitzenden, und wenn sie nicht gestorben sind". Harter Umschnitt auf den Jeanstaschenaufnäher "Shanty" (nah) mit Schrifteinblendungen: Buch Jürgen Rohne. Dramaturgie Heinz Hafke. Schnitt Thea Busch. Produktion Doris Nucke. Kamera Jürgen Partzsch. Regie Jürgen Rohne. DEFA-Studio Dokumentarfilme, Gruppe "Information" 1989.
0:19:22
Kommentar: "Übrigends, eine Anmerkung: Bei Geschäften mit den in westlicher Himmelsrichtung gelegenen Ländern benötigten Christiane und diese Großhändler weder die Prädikatisierungskommission noch den Sortimentsrat, da funktioniert Angebot und Nachfrage. Komisch".
0:19:51 ENDE