TangoTraum
Regie: Helke Misselwitz, 20 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1985
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 535
- Sonstiger Titel
- Nacht des Tangos; Tangotraum
- Englischer Titel
- Tango Dream
- Anlaufdatum
Kurzinhalt (Deutsch)
Eine Frau sitzt an ihrer Schreibmaschine und denkt nach, sie raucht, erinnert sich, hört Musik, Tango natürlich, und weiß, "Buenos Aires und Montevideo sind weit weg". Doch dann nimmt sie uns mit auf ihre Reise ans andere Ende der Welt, in jene weit zurückliegende Zeit der Jahrhundertwende, als in den Hafenkneipen Argentiniens der Tango entstand. Was ist ein Tango? Helke Misselwitz befragt Bücher und alte Filme und sogar einen Argentinier. "Ein Tango passiert oder er passiert nicht, und auch wenn er nicht passiert, ist das ein Tango", lautet dessen rätselhafte Antwort. Der Zuschauer reist in die Welt und in die Zeiten. Und bleibt doch in dem kleinen Zimmer. Ein Blick auf das Leben hinter unübersteigbaren Mauern. Und zugleich ein Traum vom Versinken in Tanz und Musik, von Fremdheit und Vertrautem, vom Sich-fallen-lassen und Aufgefangen-werden - ein Tango-Traum eben.
Filmstab
- Regie
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- Helke Misselwitz
- Drehbuch
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- Helke Misselwitz
- Kamera
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- Lutz Körner
- Gunther (auch: Gunter) Becher
- Schnitt
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- Gudrun Plenert (geb. Steinbrück)
- Kameraassistenz
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- Rainer Wittig
- Gerd Jäkel
- Dramaturgie
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- Ernst-Michael Brandt
- Bernd Burkhardt
- Musik
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- Brigitte Unterdörfer (Musikbearbeitung)
- Ton
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- Henner Golz
- Jochen Huschenbett
- Heinz Kaiser (Tonmischung)
- Produktionsleitung
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- Hans-Christian Johannsen
- Marina Gand
- Gestaltung
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- Jürgen Bahr (Trickkamera)
- Beratung
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- Jorge Hönig
- Sprecher
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- Jan Spitzer
- Helke Misselwitz
- Person, primär
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- Carlos Gardel
- Person, sekundär
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- Fidel Castro Ruz
Langinhalt
0:00:00
Blick über Eisschollen auf dem Meer auf ein am Horizont fahrendes Containerschiff (total). Umschnitt auf eine nachdenkliche Frau hinter einer alten "Remington"-Schreibmaschine (halbnah). Sprecherin: "Buenos Aires und Montevideo sind weit weg, sehr weit weg von dieser Frau die an ihrer Schreibmaschine sitzt und sich fragt wie sie aus all dem einen Film machen könnte. Seit Wochen liest sie alles was sie über Tango bekommen kann, hört Schallplatten, sieht sich alte Filme an, Tausende Kilometer von den Städten am Rio de la Plata entfernt die sich seit hundert Jahren um die Vorherrschaft des Tangos streiten...". Blick über die Schulter der Schreibenden auf die Schreibmaschine, umrahmt von ausliegenden Fotos und Literatur (halbnah). Sprecherin: "Tango, das ist etwas zwischen Mann und Frau...ein Tango passiert oder er passiert nicht, und beides ist ein Tango. Um zu empfinden was Tango eigentlich ist legt die Frau immer wieder die Musik von damals auf, ihr Herz nimmt die Musik an, aber Kopf und Herz treffen sich nicht, alles liegt wie hinter Glas...". Blick durch einen Glaskelch auf eine Tango-Illustration mit Titeleinblendung "Tango - Traum" (nah). Umschnitt
0:01:50
Historische schwarz-weiß-Filmaufnahmen aus Argentinien der 1920er Jahre: Schwenk über den Innenhof eins Wohnhochhauses von unten nach oben (halbtotal). Schwenk aus der Vogelperspektive über die Stadt Buenos Aires (halbtotal). Umschnitt auf elegant gekleidete Frauen (halbnah). Zwischenschnitte von eleganten Passanten in der Innenstadt von Buenos Aires (halbtotal). Männer vor einem Zeitungsstand (halbtotal). Blick auf die Leuchtreklame in einer Geschäfts- und Vergnügungsstraße (halbtotal). Umschnitt auf Farbmaterial. Frau sucht in ihrem Kleiderschrank nach einem passenden Kleid (halbnah). Blick auf eine Frau beim Bügeln ihres Rockes (halbtotal). Umschnitt auf historische Filmaufnahmen: Blick auf einen fahrenden Pferdekutschwagen (halbtotal). Schwenk über die Krananlagen im Hafen (halbtotal). Schwenk über die Masten von Schiffen (halbtotal). Umschnitt
0:05:30
Blick auf die rauchende Autorin am Küchentisch (halbnah). Sprecherin: "Die Frau denkt an das Abenteuer Tango das in der Vorstadt seinen Anfang nahm...am Rande der Großstädte jenseits des Rio de la Plata, da wo auch die großen Schlachthöfe stehen, gab es Militärkasernen. Am Abend vergnügte man sich in den Zimmern der Prostituierten, man sagte nicht wir wollen uns amüsieren, man sagte laß uns melongieren. Man improvisierte einen Tanz oder Stehgreifgesang, Milonga. Rhythmus und Tanzschritte Milonga kamen vom kubanischen Habanera, man konkurrierte um die Frauen mit kunstvollen Schrittschöpfungen, es war ein sinnliches Spiel der Erregung. So wurde von hundert Jahren in den Zimmern der Frauen der Tango geboren...(Historische Filmaufnahmen aus den 1920er Jahren von den Lagerhallen in einem argentinischen Hafengebiet)...seine Würze und Kraft erhält er doch erst durch die europäischen Einwanderer". Historische Filmaufnahmen aus den 1920er Jahren von den Arbeitern in einem Schlachthof einer Großstadt (halbtotal). Männer schärfen ihre Messer und zerlegen Rinder (halbnah). Umschnitt auf arbeitende Frauen in einer Konservenfabrik (halbtotal). Blick auf Frauen beim Befüllen der Konservendosen (halbnah). Frauen zwischen dampfenden Maschinen in der Fabrik (halbtotal). Umschnitt
0:08:25
Blick auf eine Frau beim Anlegen von Nylonstrümpfen (halbnah). Ohrringe werden angesteckt (nah). Schwenk über das Spiegelbild der Frau (halbnah). Blick auf Frauenbeine bei Tango-Tanzschritten auf dem Holzboden voller Fotografien (halbnah). Umschnitt auf historische Filmaufnahmen aus den 1960er Jahren: Blick in eine beleuchtete Straße von Buenos Aires bei Nacht (halbtotal). Militär patrouilliert in den Straßen (halbtotal). Einwohner rennen flüchtend durch die Straßen (halbtotal). Verletzter wird durch Passanten geborgen (halbnah). Blick auf berittene Polizei auf den Straßen von Buenos Aires (halbtotal). Blick auf schießende Polizisten (halbtotal). Ein offener Polizei-Mannschaftswagen fährt durch das Bild (halbtotal). Fahraufnahme durch die unruhigen Straßen Buenos Aires in den 1970er Jahren (halbtotal). Rauchbomben und Tränengas werden von der Militärdiktatur eingesetzt (halbtotal). Schwenk über einen Wasserwerfer im Einsatz (halbtotal). Sprecherin: "In den letzten 3 Jahrzehnten müssen viele Lateinamerikaner ihre Heimat verlassen, auch Leute aus Buenos Aires und Montevideo landen an den Stränden Europas. Auch der Tango geht ins Exil, wird sprachlos". Polizisten und Militärs machen Jagd auf Demonstranten (halbtotal). Polizisten führen verhaftete Demonstranten ab (halbtotal). Verhaftete Bürger werden in Polizeiwagen gesperrt (halbtotal). Abblendung
0:11:00
Blick auf ein Tablett mit einem Kerzenleuchter und einem umgestürzten Rotweinglas auf Fotografien (halbnah). Filmautorin betrachtet Dias zur Geschichte des Tangos in ihrem Arbeitszimmer (halbtotal). Fotos von Carlos Gardel und Fidel Castro auf der Dialeinwand (halbtotal). Blick über die alte Remington-Schreibmaschine auf die Dialeinwand (halbtotal). Foto des Sängers Carlos Gardel während einer Filmaufnahme (nah). Sprecherin: "Gardel ist in Lateinamerika eine Berühmtheit, ein Mythos, eine Legende. 1935 kam er bei einem Flugzeugunglück ums Leben, seitdem wird sein Todestag gefeiert wie der eines Nationalhelden. Seine überlebensgroße Statue in Buenos Aires wird täglich mit einer brennenden Zigarette versorgt...". Schwenk über die wackelnde Leinwand auf die eingeblendeten Dias von Gardel (halbnah). Umschnitt. Blick von oben in den nächtlichen Innenhof eines winterlichen Wohnkomplexes (halbtotal). Motorradfahrer mit Beiwagen drehen ihre Runden auf dem vereisten Innenhof (halbtotal). Blick auf ein Männergesicht hinter einem vereisten Wohnungsfenster (halbnah). Blick von oben auf die Tango tanzenden Motorrad- und Beifahrer neben den Maschinen (halbtotal). Umschnitt
0:13:05
Blick von oben auf die im Bett liegende Filmautorin (halbtotal). Umschnitt auf ein Dia von einem Tango-Tanzpaar (halbnah). Blick auf die träumende Filmautorin im Bett (halbtotal). Diaeinblendungen: Älter Männer in einem Café; Café Victorja von außen; Tango-Musiker mit ihren Akkordeons; Tango-Tanzpaare (alle nah). Umschnitt auf den Rücken eines Gauchos mit breitem Hosengürtel und Stilett (halbnah). Gaucho schnürt seine Lederstiefel fest (halbnah). Schwenk über einen Rodeoreiter auf dem Rücken eines wilden Pferdes (halbtotal). Rodeoreiter fliegt aus dem Sattel und landet auf dem staubigen Boden (halbtotal). Umschnitt auf verschiedene Rodeoreiter bei ihren wilden Aktionen in Zeitlupe (halbtotal). Umschnitt
0:16:05
Blick von unten auf eine Brücke mit einer fahrenden U-Bahn in der Nacht (halbtotal). Sprecherin: "Die Frau verfolgt mit besonderem Interesse Meldungen aus Argentinien und Uruguay, es sind gute Meldungen. Hoffnung für die Völker am Rio de la Plata und Hoffnung für den Tango. Für die Frau wird der Tango ein Traum bleiben denn sie erkennt in dieser Nacht dass die Atmosphäre am Rio de la Plata wesentlich um Tango zu tanzen, mehr noch, das man ein Lebensgefühl haben muß was nur dort entstehen kann". Schwenk über die Rechercheutensilien der Filmautorin neben ihrer Remington Schreibmaschine (halbnah). Sprecherin: "Mir ist als hätte sie hinter einer Schaufensterscheibe gestanden und Sachen betrachtet die sie niemals bekommen wird, denn sie wurde nicht am Rio de la Plata geboren". Umschnitt
0:16:40
Blick auf die Frau beim Haare waschen über der Badewanne (halbnah). Umschnitt. Blick in das Arbeitszimmer der Filmautorin (halbtotal). Autorin entfernt alle Fotos zur Geschichte des Tangos vom Boden und wirft sie in einen Papierkorb (halbtotal). Mit einer grünlich-blauen Glaskugel in der Hand wandert sie in Zeitlupe durch ihr Arbeitszimmer bis das Bild einfriert (halbtotal). Abblendung. Rolltitel mit Stabangaben: Die Tangotexte las Jan Spitzer. Ton Henner Golz; Jochen Huschenbett. Mischton Heinz Kaiser. Beleuchtung Lutz Körner; Jörg Langelüttich. Kameraassistenz Rainer Wittig; Gerd Jäkel. Trickkamera Bernd Merten. Produktion Hans-Christian Johannsen; Marina Gand. Dramaturgie Ernst-Michael Brandt; Bernd Burkhardt. Schnitt Gudrun Plenert. Kamera Lutz Körner; Gunther Becher. Buch und Regie Helke Misselwitz. Wir danken Jorge Hönig für die freundliche Unterstützung. DEFA-Studio für Dokumentarfilme Produktionsgruppe defa kinobox DDR © 1985.
0:18:25 ENDE