Von allerhand Slag Lüüd
Regie: Karlheinz Mund, 16 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1974
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 460
- Sonstiger Titel
- Mecklenburger Skizzen
- Anlaufdatum
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über das “platte Land“ von Mecklenburg, einer ehemals rückständigen Region die sich aber in den 60er und 70er Jahren zum Vorteil verändert hat. Diese "kleinen Geschichten aus Mecklenburg" handeln von einem Busfahrer, der täglich die Schulkinder der Region nach Langhagen fährt, einem Rinder-Tierzuchtleiter und Hobby-Ornithologen aus dem Bereich Lewitz und von den Mitarbeitern einer Schweineaufzuchtanstalt aus Woeten. Die Protagonisten erzählen offen über ihre Berufe, ihre Begegnungen und die Schönheiten der Natur.
Filmstab
- Regie
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- Karlheinz Mund
- Drehbuch
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- Karlheinz Mund
- Kamera
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- Hans-Eberhard Leupold
- Schnitt
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- Charlotte Beck
- Bärbel Hoffmann
- Musik
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- Kurt Zander (Musikbearbeitung)
- Ton
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- Jochen Huschenbett
- Produzent
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- Franz B. Romanowski
- Text
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- Karlheinz Mund
- Sprecher
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- Volkmar Kleinert
- Person, primär
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- Günter Becker
- Martin Hoffmann
- Manfred Schneider
Langinhalt
0:00:00
Blick auf einen Busfahrer bei seiner täglichen Fahrt über Land (halbnah). Kommentar: "Dieser Film wird skizzenhaft sein, über Alltägliches vom Lande". Busfahrer Günter Becker zwischen den Sitzbänken des Busses (halbnah) (O-Ton) "Wenn wir bei den Beispielen bleiben wollen, da fällt mir jetzt gerade ein, in den Wintermonaten gibts ja auch hier bei uns mal hin und wieder Schneeverwehungen, und dann passiert das ja auch das man sich mal fest fährt, dann ist folgendes passiert. Ich bin an der Werkstatt vorbei nach Serrahn gefahren, da war eine Schneewehe, ich kam nicht richtig vorwärts, und dann haben die Kollegen die dort arbeiten gesagt, nanu, jetzt ist schon fünf nach sieben, der ist noch nicht zurück, und dann brauche ich ohne SOS zu funken, ohne irgendetwas zu machen, setzten die sich automatisch in Bewegung und wissen da stimmt was nicht...dann fahren die los mit der Stange und dann wird man da raus geschleppt...". Titeleinblendung "Von allerhand Slag Lüüd". Busfahrer Günter Becker weiter (halbnah) (O-Ton) "...das hat sich hier gewaltig verändert, und man sagt ja immer diese ollen, dummen Bauern, die gibts heute auch nicht mehr...und früher hieß das ja immer, Mecklenburg, alles dumme Bauern, aber, wie gesagt, das ist heute ja lange nicht mehr so".
0:01:20
Titeleinblendung "Kleine Geschichten aus Mecklenburg". Dorfstraße von Spornitz mit "Trabbi", Trecker und Jungrinder (halbtotal). Rinder laufen auf der Dorfstraße hinter dem Motorrad fahrenden Bauern her (halbtotal). Der Frühjahrsaustrieb in der Lewitz endet auf eine der großen Weideflächen (halbtotal). Jungrinder springen und laufen auf der Weide herum (halbtotal). Kommentar: "Etwa 1.000 Jungrinder kommen an diesem Tag zum 1. Mal aufs Grünland, das ist schwierig genug...(Einblendung: Bauern treiben die Nachzügler auf die Weide)...obwohl man vorher die 8km Weg eingezäunt hat. Alle die abkömmlich sind beteiligen sich als Viehtreiber". Schwenk über die eintreffenden Jungrinder an den Zuwegen (halbtotal). Fahraufnahme mit Blick auf die Rinder (halbnah). Schwenk über den fahrenden Bauern neben den Rindern auf seinem Motorrad (halbtotal). "Moderne" Viehtreiber auf Motorrädern (halbtotal) (O-Ton). Rückwärtszoom von den Jungrindern (halbtotal). Tierzuchtleiter Manfred Schneider erzählt an der Weide (halbnah) (O-Ton) "Ja, mit der heutigen Herde von 800 sind es 1.900 insgesamt...". Umschnitt
0:03:20
Kommentar: "Tierzuchtleiter Schneider, vorhin noch erster unter den Cowboys, hier mit seinem Chef, dem Vorsitzenden Martin Hoffmann. Ihr Interesse an der Ornithologie beweist das großzügige Meliorationsmaßnahmen und Naturschutz nicht Gegensätze sein müssen". Schwenk über die Moore und Wiesen mit verschiedenen Vögeln (halbtotal). Störche auf der Wiese (halbtotal). Schwäne landen auf einem See (halbtotal). Martin Hoffmann neben Schneider erzählt (halbnah) (O-Ton) "Das spezielle Interesse zur Vogelwelt ergibt sich einfach daraus das es eben hier ein bedeutender Raum für die Ornithologen ist. Wenn wir durch unsere Felder und Wiesen fahren beobachten wir natürlich auch die seltenen Vögel oft sehr gerne. Hier an den Karpfenteichen lang sehen wir auch die Rohrdommeln". Blick auf den See und auf Rohrdommeln (halbtotal). Zoom auf Schneider (halbnah) (O-Ton) "Wenn man Glück hat und etwas umher guckt dann sieht man doch ab und zu diesen seltenen Vogel, und ich bin eigentlich erst zu diesem Interesse gekommen seitdem ich direkt mit der Lewitz beschäftigt bin, das ist seit 3 Jahren, und Martin der hat bei allen Fahrten die wir durch die Lewitz gemacht haben, hat er immer gesagt das ist der und der Vogel, und mit der Zeit lernt man die Vögel kennen und kann dann andere Kollegen darauf hinweisen". Schwenk über fliegende Vögel über dem See (halbtotal). Zarte Blumen im Gras (nah). Schild im Gelände "Kuhschellen-Düne. Die Entnahme von Pflanzen ist verboten. Gemeinde Parchim" (halbnah). Nest bauender Schwan im Schild des Sees (halbtotal).
0:04:35
Kamera verfolgt einen Adler in der Luft (halbtotal). Schwenk vom Adler auf Hoffmann (halbnah) (O-Ton) "Wenn wir hier noch einen Adler fliegen sehen dann ist das eine ganz große Besonderheit für uns...ich hab vor Jahren erlebt wie der Adler in den Teich rein stößt und mit einem Karpfen wieder hoch kommt, aus dem Wasser aussteigt, sich das Gefieder im fliegen schüttelt und mit seiner Beute abzieht, das ist ganz herrlich wenn man das beobachten kann. Natürlich sieht man nicht jeden Tag Besonderheiten". Busfahrer Günter Becker erzählt weiter im stehenden Bus (halbnah) (O-Ton) "Was ist das Aufregende? Gott, das ist vielleicht nicht so einfach zu beantworten, aufregend ist einmal das man sich in der jahrelangen Tätigkeit aneinander gewöhnt hat...auch mit den Erwachsenen, wenn da so eine alte Oma nach Langhagen zum Friedhof will und die läuft mit ihrem Körbchen voller Blümchen rum, das halt ich für sie, ob die nun an der Haltestelle steht oder nicht, ich halte dann an und nehme diese Oma mit...(Einblendung: Busfahrer Becker während einer Fahrt)...das ist nichts Aufregendes, das sind Selbstverständlichkeiten". Blick aus dem fahrenden Bus auf die Mecklenburgische Landschaft im Morgenlicht (halbtotal). Schulkinder gehen im Nebel mit ihren Schultaschen zur Bushaltestelle (halbtotal). Schwenk über ankommende Vorschul- und Schulkinder an der Haltestelle (halbnah).
0:06:33
Schwenk vom Gesicht der Bäuerin Else Merz im Schweinestall auf ein angekettetes Schwein im Stall (halbnah). Else Merz (halbnah) (O-Ton) "Diese großen Viecher hier haben wir an der Kette, so was kannte man früher gar nicht, ich hatte sogar Angst sie anzubinden, aber jetzt macht mir das nichts aus...". Bäuerin zeigt Schulkindern die Neugeborenen Ferkel hinter einer Glasscheibe in der Schweineaufzuchtanstalt von Woeten-Herzberg (halbnah) (O-Ton). Lehrerin und die Schulkinder schauen auf die Ferkel (halbnah) (O-Ton). Kommentar: "Wenn die Patenklasse kommt müssen sich die Paten schon was einfallen lassen, wie alle Besucher dürfen die Kinder nur bis an die Scheibe. Wir durften weiter, natürlich nur nach langen Duschen, kompletten Wäsche- und Kleidungswechsel. Schweine vom Fließband...rund 22.000 Ferkel im Jahr, 50 Beschäftigte versorgen 9.000 Tiere". Bäuerin bobachtet die säugenden Ferkel (halbnah). Ferkel in Verschlägen (halbtotal). Tierärztin zieht eine Spritze im Schweinestall auf (halbnah). Schwenk auf die Säue unter Warmlichtlampen (halbnah). Else Merz markiert die Säue mit schwarzen Stempeln (halbnah). Else Merz bringt an den Ohren der Ferkel einen Chip an (halbnah). Merz (halbnah) (O-Ton) "...ich bin überhaupt sehr ängstlich und es ist dann kein Mensch hier. Einmal hatte ich sogar das Pech da hat sich eine Sau aufgehängt, da hatten wir gerade Brigadefest und ich hatte dann Dienst. Und was nun, was machst du jetzt, da hab ich schnell eine Zange genommen, ein Glied durch gekniffen und hab die Sau gerettet, die wär sonst drauf gegangen. Wo sollte ich denn anrufen, kein Mensch war da, die waren alle in Herzberg zum Fest. Ach, das war ja ne Angst".
0:08:33
Blick (von oben) auf die Schnauzen der Schweine an der Futterrinne hinter Gittern (halbtotal) (O-Ton). Bauer fährt mit seinem Futterfahrzeug an den Rinnen vorbei und läßt das Schweinefutter einströmen (halbtotal). Kommentar: "Industriemäßige Produktionsformen in der Landwirtschaft, Woeten ist ein Beispiel wie es möglich ist das von 17 Millionen Einwohnern in der DDR nur noch 673.000 Beschäftigte direkt in der Tier- und Pflanzenproduktion tätig sind". Bäuerin treibt mehrere Säue aus dem Stall (halbnah). Bäuerin fährt die getrennten Ferkel in einem Wagen zur Käfighaltung (halbnah). Blick auf die Ferkel in ihren Käfigen (halbnah). Bäuerin spritzt mit dem Wasserschlauch die Ferkel ab und reinigt die einzelnen Verschläge (halbnah). Blick in die Halle auf die mit Hochdruckreinigern bestückten Hilfskräfte (halbtotal). Kommentar: "Anstelle der Arbeit mit der Mistgabel ist viel zu tun mit Wasser, Schlauch und Bürste. Natürlich gibt es Probleme, doch die Frauen wissen was es heißt bei Wind und Wetter schwere Feldarbeit zu machen, schwören auf die neuen Tätigkeiten". Eine Bäuerin (halbnah) berichtet (O-Ton) "Sorgen hat man mit Gelenkentzündungen, zur Zeit haben wir diese Hirnschäden, die machen uns eben auch Sorgen. Sorgen gibt es in der Arbeitsorganisation, wir sind ein fast reiner Frauenbereich hier, wir haben nur zwei Männer, alles andere sind Frauen und da gibt es eben sehr viele Probleme grad wenn es um die Nachtschicht geht, an und für sich wäre es das wohl". Umschnitt auf zwei Bäuerinnen in Ölzeug bei der Reinigung des Stalles (halbnah) (O-Ton) "Was Spaß macht? Die Abteilung, sonst nichts...diese Arbeit ist immer die Gleiche sie muß aber gemacht werden...na ja, ein Unterschied ist es schon ob man hier drin ist oder draußen, wenn man draußen ist möchte man am liebsten nicht mehr hier rein gehen". Eine Auszubildende im Stall (halbnah) (O-Ton) "Hier ist schwere körperliche Arbeit angesagt...schlecht ist gerade nicht, aber man bekommt nicht viel mit vom Fach, man geht morgens rein und abends wieder raus". Umschnitt auf eine andere Bäuerin (halbnah) (O-Ton) "Es ist noch nicht das Letzte hier, man kann dann wieder die Technik besser einsetzen, das möchte ich sagen das es noch besser wäre größere Anlagen zu bauen". Auszubildende (halbnah) (O-Ton) "Nach Abschluß unserer Ferienausbildung hier wollen wir auch zur Fachschule gehen, und ich mache Agraringenieur und sie Veterinäringenieur...". Kommentar: "Lehrling der Betriebsberufsschule des Volkseigenen Gutes, selbstverständlich schon für sie, was für uns Außenstehende noch ungewohnt ist". Angehende Vetrerinäringenieurin (halbnah) (O-Ton) "Na, Selbstverständlich kann man nicht sagen, aber ich meine das gehört zur Weiterentwicklung". Frauen sortieren Ferkel aus und reichen sie ihren Kolleginnen im Stall (halbtotal) (O-Ton). Ferkel gleiten über eine Rutsche (halbnah). Hunderte von Ferkel werden im Rahmen der Aussortierung zur Schlachtung getrieben (halbtotal) (O-Ton).
0:11:45
Lehrer klettert mit seinen Schülern einen Hügel in der Nähe des Schweineaufzuchtbetriebes hinauf (halbtotal) (O-Ton) "Hier könnt ihr das alles schön sehen, dann sieht das gar nicht mehr so groß aus sondern klein, ne ganz kleine Schweinefabrik". Schwenk über die Gruppe auf die Gebäude des Großbetriebes von Woeten-Herzog (halbtotal). Lehrer befragt die Kinder vor der Kulisse des Schweinebetriebes (halbtotal) (O-Ton). Schwenk von der Kindergruppe auf den Ort Woeten (halbtotal). Kommentar: "Woeten, ein Ortsteil im Kreis Parchim, ohne Kneipe und Kirchturmspitze. Wegweiser und Ortsschild und die Asphaltstraße gibt es erst seitdem die Schweinezuchtanlage hier steht, das Millionenmagnet". Schwenk über die Kindergesichter (halbnah) (O-Ton). Kinder und Lehrer gehen runter zum Dorf Woeten (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf Else Merz mit einem Ferkel auf dem Arm (halbnah).
0:12:42
Kinder auf einer Dorfstraße (halbtotal). Schulkinder mit Tornister gehen durch das Dorf bis zur Bushaltestelle (halbtotal). Busfahrer Günter Becker im Off: "Insgesamt sind es jetzt 14 Jahre das ich beim Kraftwerk hier tätig bin, und in diesen 14 Jahren fahr ich jetzt ständig diese Strecke von Güstrow, Grago, bis Langhagen mit den dazugehörigen Ortschaften um die Kinder hier in die Schule zu bringen". Kinder vor einer Haltestelle neben den aufgestellten Milchkannen eines Bauern (halbtotal). Busfahrer Becker am Steuer während der Fahrt (halbnah). Rückwärtszoom vom fahrenden Bus auf der Landstraße auf die wartenden Kinder an der Haltestelle im Dorf (halbtotal). Fahraufnahme mit dem Bus mit Blick durch die Frontscheibe auf die Bauern am Straßenrand (halbtotal). Bus fahrt an die Haltestelle und die Kinder steigen ein (halbtotal). Blick (vom Fahrer aus) auf die einsteigenden Schulkinder (halbnah). Fahraufnahme mit Sicht auf die Straße vom Fahrerplatz aus (halbtotal). Im Off berichtet Becker über seinen Beruf: "...ich bin als Fahrer hier geblieben, weil ich hier, wie sagt man so schön, eine Befriedigung in der Arbeit finde...dieser ganze Umgang mit den Kindern ist doch irgendwie eine gute Sache". Blick auf die Kinder im fahrenden Bus (halbnah). Fahraufnahme mit den Kindern im Bus bis zur Schule (halbtotal). Rückwärtszoom vom eintreffenden Bus vor der Oberschule in Langhagen auf die Kinder auf dem Schulhof (halbtotal). Eingangsbereich der Schule (halbtotal). Kommentar: "Früher war die Schule im ehemaligen Gutshaus...(Fotoeinblendung)...noch bis in die jüngste Vergangenheit waren das...(Fotoeinblendung)...Ein- und Zweiklassige Schulen. Günter Becker der Fahrer vom Kraftverkehr gehört fast schon zum Lehrerkollektiv". Fotoeinblendungen von den alten Zwergschulen (nah). Becker unterhält sich vor dem Bus mit einem Lehrer (halbtotal).
0:15:20
Becker in seinem Bus erzählt (halbnah) (O-Ton) "Zu meinem Geburtstag gab es vom Rosenstrauß in Plastiktüten bis zur schnell abgebrochenen Blume aus dem Vorgarten, denn die Kinder, dann hat die Schule ja auf morgens, dann schaffen wir die erste Stunde nicht. Die Kinder steigen ja hinten und vorne ein, in zwei Reihen stellen sich die Kinder auf und an dem Tag gabs nur eine Reihe und wie gesagt, jedes Kind kam nach vorne und gratuliert. Und hier vorne lag alles voll, zu Hause die Badewanne ist voll, die Wascheimer sind voll, meine Frau versorgt die ganze Umgebung mit Blumen weil wir sie zu Hause nicht alle unterbringen können. Wie gesagt, das ist immer am 25. September, und das wiederholt sich jedes Jahr das die Kinder dann mit ihrem Dankeschön zu mir kommen...". Blick auf den fahrenden Bus auf der Landstraße (halbtotal). Zoom auf einen blühenden Kirschbaum am Straßenrand (halbtotal).
0:16:10
Umschnitt auf den Nachspann: Kamera Hans E. Leupold. Schnitt Charlotte Beck und Bärbel Hoffmann. Ton Jochen Huschenbett. Musik Kurt Zander. Produktion Franz Romanowski. Gestaltung Karlheinz Mund. Abblendung
0:16:35 ENDE