Zeitzeugengespräch: Eduard Schreiber
175 Min., Farbe
Deutschland
à jour Film- und Fernsehproduktion GmbH, 2002
- Film-/Videoformat
- Digital Betacam
- Sonstiger Titel
- Dr. Eduard Schreiber. Regisseur und Autor
Kurzinhalt (Deutsch)
In dem am 12.11.2002 in Wilhelmshorst entstandene Zeitzeugengespräch, geführt von Ralf Schenk, berichtet Eduard Schreiber über seine Kindheit, sein Studium in Leipzig, seine Kontakte bei der Dokumentarfilmwoche Leipzig, seine Arbeit als Autor und Regisseur im DEFA-Studio für Dokumentarfilme und sein filmisches Schaffen nach 1989.
Filmstab
- Interview
-
- Ralf Schenk
- Person, primär
- Person, sekundär
-
- Werner Bräunig
- Horst Knietzsch
- Werner Kraus
- Horst Pehnert
- Walter Heynowski
- Alexander Ford
- Paul Strand
- Jerzy Kawalerowicz
- Andrzej Munk
- Ernst von Salomon
- Klaus Felber
- Hans Marchwitza
- Jürgen Böttcher (Pseudonym: Strawalde)
- Joris Ivens
- Friedrich-Wilhelm Junge
- Lee Weinert
- Wieland Förster
- Hans Magnus Enzensberger
- Maurice Taschmann
- Egon Erwin Kisch
- Ingeborg Bachmann
- Ulrich Weiß
- Karl Gass
- Fred Gehler
- Hans Mayer
- Wolfgang Rödel
Langinhalt
TEIL 1
0:00:00 Vorspann: Dr. Eduard Schreiber. Regisseur und Autor. Geboren am 21. Mai 1939 in Obernitz (Böhmen), Studium der Publizistik und Literatur, 1970 – 1990 Regisseur und Autor im DEFA-Studio für Dokumentarfilme
0:00:21 Kindheit und Jugend
Eduard Schreiber ist in Böhmen geboren und dort noch ein Jahr zur Schule gegangen, bis er mit seiner Familie ausgesiedelt wurde. Das Münchner Abkommen von 1938 und der damit verbundene Zuschlag von Großteilen der Tschechischen Republik an Deutschland haben große Spuren in seinen Kindheitserinnerungen hinterlassen. In seinem Geburtstort (kleine Ortschaft nähe Brüx heute Most) stand das Hermann-Göring-Werk, in dem Benzin hergestellt wurde. Es wurde ständig bombardiert, weswegen er den Großteil seiner Kindheit bei seinen Großeltern in Westböhmen verbracht hat. Seine Kindheit bei den Großeltern beschreibt er als idyllisch bis zu dem einschneidenden Erlebnis als 1945 die russische Armee einmarschierte. 1946 wurde er mit seiner Familie in den Harz (nähe Ilsenburg) umgesiedelt. Dort hatte sein Vater als Grafiker die Fotos von den Russen nachkoloriert. Er beschreibt seine Kindheit im Harz als glücklich, auch wenn die restliche Bevölkerung den Umsiedlern anfangs mit großen Skepsis und Ablehnung begegnete, was sich erst Mitte der 50er-Jahre gelegt hat.
0:11:20 Wege zur Kunst
Eduard Schreiber beschreibt sich selbst als exzessiven Leser, Deutsch war eines seiner Lieblingsfächer, er schrieb gerne Aufsätze und musste nie zum Lesen animiert werden. Sein erstes Kinoerlebnis hatte er im Sommer 1945 in der Tschechoslowakei. Dort musste sich seine Familie im Kino Wochenschauaufnahmen vom Fall Berlins angucken, da man sonst keine Lebensmittelmarken erhielt. Trotz dieses Zwangs, haben ihn die Bilder fasziniert, auch wenn er damals noch nicht alles verstand. Seit diesem Zeitpunkt kann er sich an fast alle Filme erinnern, die in den Kinos liefen. Dazu gehörten unter anderem DEFA-Produktionen wie "1-2-3 Corona" und der damals politisch umstrittene Film "Die Jungen vom Kranichsee". Er und sein Bruder unterstützten die Kinovorbereitungen tatkräftig, sie halfen beim Kistentragen, Leinwand aufbauen und Eintrittskarten abreißen. Er stand während seiner Kindheit und Jugend im ständigen Kontakt mit den Russen, wenn diese zum Beispiel durchs Dorf fuhren oder Razzien durchführten.
0:17:39 Leipzig, 60er-Jahre - Studium, Kino, Bücher
Eduard Schreibers ganzer Abiturjahrgang wurde nicht zum Studium zugelassen: entweder sollte ein Beruf erlernt oder der Nationalen Volksarmee (NVA) beigetreten werden. Schreiber entschied sich für Letzteres. Anschließend hat er sich in Leipzig für ein Studium der Literaturwissenschaften beworben und war am Institut für Literarische Publizistik eingeschrieben. Aus Unzufriedenheit wollte er nach einem Jahr zur Germanistik wechseln, was aber nicht möglich war und ihn zum Parallelstudium animierte. Er besuchte bei Werner Bräunig (mit dem er später gut befreundet war) Prosa- und Literaturkritik-Seminare, ebenso hat er ein Jahr Germanistik bei Hans Meyer belegt. 1960 lernte er Fred Gehler kennen, der sein Interesse am Kinofilm erneut weckte. Zunächst startete er mit dem Uni Filmclub, wo besondere Filme zu sehen waren. Später wurde der Club unabhängig von der Universität, weil er zu oft verboten wurde. Das Kino "Casino" gehörte anschließend zu einem Kreis, in dem sich Eduard Schreiber regelmäßig bewegte. Das Casino und die Filme, welche dort gezeigt wurden, folgten bekannt werdenden Wellen aus den Kulturhäusern Osteuropas und ahmten sie nach. So stellte sich ein Kontakt zu den diversen Kulturhäusern ein. Eduard Schreiber und Fred Gehler mussten oft in einer kleinen Kabine Filme einlesen, da diese nur in Originalfassung verfügbar waren. Sie suchten im Filmclub nach den Freiräumen, die sie in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) öffentlich nicht hatten. Das Kino hatte einen guten Ruf. Es waren regelmäßig 500 bis 650 Zuschauer vor Ort. Teilweise war es so voll, dass das Publikum in den Gängen und auf dem Fußboden saß. Zu jeder Vorstellung gab es eine Einführung und eine anschließende Diskussion mit dem Publikum. Eduard Schreiber hat seit 1960 jedes Jahr regelmäßig an der Dokumentarfilmwoche in Leipzig teilgenommen. Dort hatte er sehr intensiven Kontakt mit anderen Filmemachern, welcher ihn nachhaltig prägte. So lernte er unter anderem Paul Strand kennen, einen jungen Fotografen, der bei dem Film "Borinage" mitgewirkt hatte. Mit ihm verbrachte Eduard Schreiber eine ganze Woche, fast Tag und Nacht. Weiterhin lernte Schreiber dort Maurice Taschmann kennen, einem belgischem Filmemacher. Schreiber leitete zu dieser Zeit einige Abenddiskussionen im Astoria und schrieb viele Filmkritiken. Der Nervenkitzel bestand für ihn darin, sich Freiräume in der DDR zu suchen und durch alle möglichen Tricks zu nutzen. Er wurde über Kontakte zum Assistent von Professor Wolfgang Rödel am Institut für Literarische Publizistik und nutzte dessen Genehmigungen für den sogenannten "Giftschrank" der Deutschen Bibliothek. In dem "Giftschrank" befand sich verbotene Literatur. Er wusste seine wenigen Freiräume gut zu nutzen und war relativ gut informiert, was ihm besonders bewusst wurde, als er 1970 ins DEFA-Studio für Dokumentarfilme kam und im ersten Moment erschrocken über die "filmische Unbildung" der Kollegen war. Schreiber nutzte die Buchmesse, um an sonst unzugängliche Informationen zu kommen. Wie er später bemerkte, hatte ihn schon seit Anfang der 60er-Jahre das Ministerium für Staatssicherheit (MfS, beziehungsweise Staatssicherheitdienst (Stasi)) observiert und ihn bei späteren Verhören vorlegen können, mit welchen Westdeutschen er sich dort traf.
0:38:05 Begegnungen und Brüche: Hans Mayer, Werner Bräunig, Joris Ivens
Eduard Schreiber verfolgte aufmerksam die Vorgänge an seiner Universität. Professor Dr. Hans Mayer holte schon Ende der 50er-Jahre durch persönliche Kontakte große Autoren wie Enzensberger, Bachmann und Ernst von Salomon an die Hochschule und ließ die Studenten umfangreiche Debatten und Auseinandersetzungen über politisch grenzwertige Themen führen. Mitte der 60er-Jahre durfte Hans Mayer die Universität schon nicht mehr betreten. Nach der Wende traf Schreiber bei einem Vortrag im Gropius Bau in Berlin wieder auf Hans Mayer und sprach ihm seine Bewunderung für die prägenden Erlebnisse in der Studienzeit aus. Auf einer Dokumentarfilm-Woche begegnete er Joris Ivens, der 1968 zur Persona non grata erklärt wurde. Aus Empörung darüber nahm Schreibers Distanz zur Filmbürokratie weiter zu. Als er ins DEFA-Studio für Dokumentarfilme kam, gehörte er nie zu jenem kulturpolitisch eingesetzten Korpus. Mit Werner Bräunig war es ähnlich. Schreiber unternahm viele Jahre später den Versuch, einen Film über die 60er-Jahre in Leipzig zu machen, die wesentlich durch Bräunig geprägt waren. Er las nächtelang aus Bräunigs Buch. Beide debattierten über amerikanische Autoren. Rückblickend beschreibt Eduard Schreiber diese Zeit als exzessivste und intensivste seines Lebens.
0:50:55 Prägende Filme
Eduard Schreiber hatte zu diesem Zeitpunkt noch ein distanziertes Verhältnis zu den DEFA-Spielfilmen. Durch Rudi Freund bekamen sie im Kino "Casino" ausländischen Filme zu sehen, zu denen sie sonst keinen Zugang gehabt hätten. Filme von Jerzy Kawalerowicz, Andrzej Munk, Alexander Ford und die frühen italienischen Neorealisten prägten seine Filmkultur. Von den sogenannten DEFA-Verbotsfilmen, die 1965 der kulturpolitischen Zensur der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zum Opfer fielen, hatte er damals zwar etwas gehört, aber nie einen gesehen.
0:53:03 1970 Start bei der DEFA
Schreiber wollte ursprünglich über die Prager Literatur bei Goldstücker promovieren, doch aufgrund eines Eklat mit der Karl-Marx Universität und wurde er beinahe entlassen, weil zu der Zeit die Bewegungen des "Prager Frühlings" bereits begonnen hatten. Die Rettung war eine zügige Promotion über Egon Erwin Kisch. Über Kontakte und dank der Unterstützung von Karl Gass arbeitete er erstmal als freischaffender Mitarbeiter im DEFA- Studio für Dokumentarfilme, anfangs mit Karl Gass in einer kleinen Gruppe in Leipzig. Später zog er in ein kleines Weberhäuschen nach Babelsberg und arbeitet von dort aus.
0:57:46 Arbeit mit Ulrich Weiß (1):
"Monatge adé" (1971) "Zum achtenmal" (1972)
Eduard Schreiber teilte mit Ulrich Weiß von Anfang an eine gegenseitige Sympathie, beide hatten das Gefühl, dass sie in der Gruppe mit Karl Gass nicht am richtigen Platz waren. Beiden war klar, dass man im DEFA-Studio nur ins Gespräch kam, wenn man einen Film über die Arbeiterklasse machte. Dem gänzlich abgeneigt, waren sie sich schnell einig, dass sie ein Gegenmodell entwerfen wollten. Dafür fuhren sie ein halbes Jahr durchs Land und trafen sich mit unterschiedlichen Leuten und fanden ganz in der Nähe einen jungen Mann namens Klaus Felber, welcher Hochspannungsleitungen baute und wartete. Der Film wurde trotz Kopfschüttelns vieler Studio Mitarbeiter und der verrückten Inszenierung von Eduard Schreiber und Ulrich Weiß abgenommen. "Montage adé" ragte über die übliche Studioproduktion heraus und wurde auch in Leipzig nominiert, allerdings von der Presse zerrissen. Außerdem drehten die beiden die berühmte "weiße Reihe" und "Zum achtenmal" - ein Film über den Bergbau.
1:08:23 Versuche und Konflikte
Eduard Schreiber merkte schnell, dass sein Filmhandwerk und seine Kunstästhetik mit der seiner Kollegen weit auseinander gingen. Er versuchte darum so oft wie möglich seine eigenen Filme zu machen und drehte gemeinsam mit Ulrich Weiß den Film "Kunst und Kultur im Kombinat". Dieser Film verursachte einen Eklat und wurde abgelehnt, weil er die einmalige Leistung der DDR, die Arbeiter an Kultur heranzuführen, zu ironisch darstellte.
1:14:04 Kultur fürs Fernsehen
Zu dieser Zeit begann sich beim Fernsehen der DDR eine Kulturredaktion zu etablieren. Karl Gass stellte den Kontakt zu Eduard Schreiber und Ulrich Weiß her - die beiden sollten als erstes Projekt einen Film zum 125. Geburtstag von Heinrich Heine drehen, Schreiber stieg aber aus und begann ein eigenes Projekt für diese Redaktion. Er wollte sechs Filme zum Obertitel "Stadt und ihre Dichter" machen. Der erste Film über Leningrad kam zu Stande und wurde wieder zu einem Eklat, der viele Änderungsforderungen nach sich zog und später abgebrochen wurde.
1:17:52 Arbeit mit Ulrich Weiß (2): Spaß am Absurden
Eduard Schreiber und Ulrich Weiß hatten während ihrer gemeinsamen DEFA-Zeit immer eine sehr enge Beziehung. Diese lebte von absurden Gedankengängen sowie Ironie und Sarkasmus in ihren Projekten. Schreiber hat viel von Ulrich Weiß gelernt. Sie teilten das gemeinsame Interesse an Filmen über die Randgruppen der Gesellschaft.
1:24:41 Film als Kunst - Die andere Art, Dokumentarfilm zu machen
Die meisten Filme der DEFA waren für Schreiber keine Kunst, da sie auf propagandistischer Ebene stattfanden. Er strebte etwas anderes und Realitätsnäheres an, jedoch scheiterten diese Versuche meistens.
TEIL 2
0:00:00 "Wieland Förster" (1980) und andere Filme
Einer seiner letzten Film Ende der 70er-Jahre handelte über Wieland Förster. Schreiber versuchte mit seiner Filmsprache gegen die Ignoranz von Presse und Gesellschaft zu rebellieren. Das Fazit dieses Filmversuchs war, dass das Studio den Film nicht bezahlte und er keine Jahresendpreise bekam. Danach folgte noch "Ein Bauer und seine Frau", welcher ebenfalls beim Fernsehen abgelehnt wurde, weil Schreiber zu keinen Änderungen bereit war.
0:07:51 In der Gummizelle – Arbeit, Lesen, Reisen
Danach drehte Eduard Schreiber zwei Jahre keine Filme. Finanzielle Sorgen musste er sich allerdings nie machen, da sein Festgehalt von 1000 DDR-Mark weiterhin von der DEFA gezahlt wurde. Gelegentlich wurde er mit einem Film auf ein Festival geschickt, da seine Filme ein großes Interesses bei den westdeutschen Regisseuren weckte.
Langeweile hatte er nie, da er nebenher noch viele andere Projekte, wie Theaterstücke realisierte und ein exzessiver Leser war.
0:13:04 Staatsicherheit
1988 trat Schreiber aus der Partei aus und sorgte für einen Eklat im Studio. Nach 1990 las er seine Stasi-Akten und stellte fest, dass er über acht Jahre observiert wurde. 14 inoffizielle Mitarbeiter der DEFA haben Berichte über ihn geschrieben. Als sich das DEFA-Studio entschloss, Eduard Schreiber nun endgültig zu entlassen, griff die Stasi ein und untersagte dies aus Angst, Schreiber würde in die Bundesrepublik Deutschland emigrieren. Das allerdings zog er nie in Erwägung.
0:18:48 Schere im Kopf
Die Schere im Kopf (die kulturpolitische Zensur) war allgegenwärtig, so war es zum Beispiel undenkbar, in seinem Förster-Film über dessen Gefangennahme im Zweiten Weltkrieg zu sprechen.
So erging es Schreiber auch bei vielen anderen Filmen, sodass diese aus politischen Gründen nicht abgenommen wurden oder die Protagonisten, aus Angst vor dem Regime, nicht bereit waren Äußerungen zu bestimmten Themen zu machen.
0:26:51 "Ein Bauer und seine Frau" (1982) - vom Fernsehverbot zum Kinoerfolg
"Ein Bauer und seine Frau" wurde ursprünglich als Fernsehfilm verboten, über Zufälle zeigte Schreiber diesen Film Horst Pehnert und der brachte ihn sofort in die Kinos.
0:28:19 Thema Alkohol: "Abhängig" (1983), "Rückfällig" (1988)
Ein weiterer Kinoerfolg war ein Film über Alkoholabhängige in der Arbeiterklasse, der ebenfalls für große politische Aufmerksamkeit sorgte, aber trotzdem zugelassen wurde, weil Schreiber zur Rechtfertigung die gesamtgesellschaftliche Bedeutung des Alkoholprobelms betonte.
0:45:21 DEFA-Praxis (1): Tagesabläufe, Gehälter, Prämien
Die Arbeitszeiten bei der DEFA waren abhängig von jedem Einzelnen. Ein großer Teil der Angestellten, sowohl in Babelsberg als auch in Berlin, gingen jeden Tag ins Studio. Darunter waren die technischen Kräfte, bei den künstlerischen Kräften hingegen gab es Unterschiede. Es gab bestimmte Anwesenheitstage, in der Regel einmal pro Woche oder einmal in vierzehn Tagen. In den künstlerischen Arbeitsgruppen gab es wöchentliche Gruppenversammlungen mit Projektbesprechungen. Schreiber ist so selten wie möglich ins Studio gegangen. Wenn er nicht aufgrund von Recherchezwecken unterwegs war, arbeitete er meistens von zu Hause oder war in Bibliotheken unterwegs.
0:51:46 DEFA-Praxis (2): Die Künstlerischen Arbeitsgruppen
Es gab vier oder fünf thematisch unterschiedliche Arbeitsgruppen (Werbung, Kunst/ Kultur, Wochenschau…), jedoch konnte man nicht einfach zwischen den Gruppen wechseln. In Leipzig war Schreiber in der Gruppe von Karl Gass, die sich mit Außenpolitik befasste, dann wechselte er nach Babelsberg zur Kulturgruppe. Als ihm diese Gruppe wiederum zu ideologisch wurde, wechselte er nach Berlin, wo auch Jürgen Böttcher arbeitete.
0:56:46 DEFA-Praxis (3): Parteisekretär
In der Partei wurden viele filminhaltliche Debatten geführt. Der Parteisekretär und Schreiber hatten ein gespanntes Verhältnis und grüßten sich nicht einmal, er hatte immer das Gefühl einen Kampf gegen 20 Unbekannte zu führen, damit ein Film genehmigt wurde.
0:59:52 Ein langer Dokumentarfilm: "The Time is Now" (1987)
Für einen normalen Filmemacher war es damals schwierig einen längeren Film machen zu dürfen. In der aufregenden Zeit des Umbruchs verspürte Schreiber das Bedürfnis einen Film zu drehen, der nicht im zahmen, kulturpolitischen Einklang war, wie die Filme seiner Kollegen, sondern ein realistisches Bild über den Zustand der Gesellschaft zeigt. Er redete mit Horst Pehnert über sein Konzept und begann mit seinem Projekt, das auch sein letztes bei der DEFA werden sollte.
1:09:23 Nach dem Ende der DEFA
Nach 1989 wurden die DEFA-Regisseure aus dem Dokumentar- und Spielfilmstudio zu allen möglichen Tagungen, Kongressen und Foren geladen. Es wurde im "Haus des Dokumentarfilms" in Stuttgart eine erste große Bestandsaufnahme von den DEFA-Dokumentarfilmen gemacht. 1996 fand im DEFA-Studio für Dokumentarfilme, anlässlich des 50. Jahrestages der DEFA, ein Kolloquium statt. Dort wurde Schreiber wegen seiner kritischen Rede über die Zensur und die Unfähigkeit der Angestellten eine kritische Haltung zu beziehen, verbal attackiert.
1:21:55 ENDE