Briefe von der Fahne
Regie: Ernst Cantzler, 21 Min., Schwarz-Weiß, Dokumentarfilm
Deutsche Demokratische Republik (DDR)
DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1984
- Film-/Videoformat
- 35 mm
- Länge in m
- 579
- Sonstiger Titel
- Reservisten
- Anlaufdatum
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieser schwarz-weiß-Dokumentarfilm berichtet über den dreimonatigen Reservistenwehrdienst von Gerald Thorno und die dadurch entstandenen Auswirkungen auf seine Frau Marion und seine beiden Kinder Jessica und Janin. Die Trennung von der Familie fällt Gerald schwer und Ehefrau Marion, die nach dem Mutterschaftsjahr wieder zur Arbeit geht, bringt Probleme wegen der fehlenden Kitaplätze, hier springen die Schwiegereltern helfend ein. Zu den Militär- und Familienaufnahmen werden wechselseitig Briefe der Eheleute zitiert, die sie sich während der drei Monate geschrieben haben, dabei werden die Sorgen, Sehnsüchte und Freuden des momentanen Lebens verstärkt erkennbar. Der gemeinsame Traum des Ehepaares nach immerwährendem Frieden und Abschaffung der Waffen ist in dieser unruhigen Zeit nicht realisierbar, sie hoffen aber, dass ihre Sehnsucht nach Frieden eines Tages Wirklichkeit wird, damit Familien nicht mehr durch den Wehrdienst oder Kriege Trennungen durchleben müssen.
Filmstab
- Regie
-
- Ernst Cantzler
- Drehbuch
-
- Ernst Cantzler
- Kamera
-
- Thomas Plenert
- Schnitt
-
- Gudrun Plenert (geb. Steinbrück)
- Dramaturgie
-
- Annerose (auch: Anne) Richter
- Ton
-
- Udo Cott
- Produzent
-
- Frank Löprich
- Marco Mundt
- Person, primär
-
- Marion Thorno
- Gerald Thorno
- Janin Thorno
- Jessica Thorno
- Person, sekundär
-
- Heinz Hoffmann
Langinhalt
0:00:00
Titeleinblendung auf schwarzen Grund "Briefe von der Fahne". Umschnitt. Ehepaar Thorno auf ihrer Wohnzimmercouch hinter einem Karton voller Briefe (halbnah) (O-Ton) "Fangen wir mal an…ich muß jetzt einen Brief von Dir, ne, von mir ziehen…". Marion Thorno zieht einen Brief aus dem Karton und liest daraus vor (halbnah) (O-Ton) "Der ist vom 31.1.1980. Mein lieber Schatz, ich liebe Dich. Ich war heute bei unserem Töchterchen, es geht ihr ganz gut. Ich soll morgen früh um 10 Uhr anrufen ob ich sie morgen Nachmittag oder Sonnabend abholen kann...(Marion Thorno zum Redakteur: sie war im Krankenhaus gewesen, sie hatte Bronchitis)...wie findest Du das? Endlich kommt sie wieder nach Hause, sie sieht ganz schön dünn aus, da werde ich sie erst einmal hochpäppeln, damit Du keinen Schreck bekommst wenn Du sie siehst. Also, keine Bange, wenn Du auf Urlaub kommst ist sie da und Du kannst Dein Amt als Babysitter antreten. Ich liebe Dich so sehr. Den Roman habe ich auch schon weiter geschrieben damit Du etwas zu lesen hast...". Frage aus dem Off: "Was für ein Roman war denn das"? Marion (halbnah) (O-Ton) "Na, ich habe zwischendurch Liebesromane gelesen und die schönsten, da ich ja noch Zeit hatte, hab ich dann abgeschrieben, per Hand, und hab ein paar Seiten ihm immer mitgeschickt, das er also praktisch den Roman mitlesen konnte". Marion zitiert weiter aus ihrem Brief (halbnah) (O-Ton) "Nun möchte ich für heute schließen in Hoffnung dass Dich diese Zeilen bei bester Gesundheit erreichen. Es grüßt Dich ganz lieb und erwartet Dich sehnsüchtig, Dein Hübchen. Noch acht lange Tage dann sehen wir uns wieder". Umschnitt
0:01:35
Gerald Thorno im Zugabteil (halbnah). Fahraufnahme mit Blick aus dem Abteilfenster auf die vorbei huschende Landschaft (halbtotal). Kommentar: "...Gerald ist nach zwei Jahren wieder auf der Fahrt zu einer Reservistenübung, diesmal für 3 Monate. Vor 5 Jahren als er seiner Verpflichtung nachkam drei Jahre zu dienen, war er noch nicht verheiratet...Gerald und Marion haben uns am 1. Mai, zwei Tage vor seiner Einberufung, Auskunft vor der Kamera gegeben und uns gestattet aus ihren neuen Briefen zu zitieren". Umschnitt auf das Ehepaar Thorno in ihrem Wohnzimmer (halbnah). Gerald erzählt (O-Ton) "Das hätte ich auch nicht gedacht das ich jetzt schon wieder gehen muß, ein blödes Gefühl irgendwie, das kann man gar nicht richtig beschreiben so. Ja, man hat überhaupt keine Lust, ja, man weiß noch wie das so ist, das ist zwar lange her meine Armeezeit, und da weiß man ungefähr wie es langgeht, und hat überhaupt keine Lust irgendwie. Obwohl die einzige Notwendigkeit sind die Geburtenschwachen Jahrgänge jetzt, dass sie mehr Reservisten ziehen und so. Aber so richtig begreifen kann ich es nicht, weil es schon wieder nach 2 Jahren so geht". Frage aus dem Off: "Und Marion"? Marion im Arm ihres Mannes (halbnah) (O-Ton) "Na ja, wie er schon gesagt hat, ob der Einsatz jetzt notwendig ist? Man muß sich eben damit abfinden, wenn es auch eine ganz schöne Umstellung wird". Umschnitt
0:03:30
Gerald Thorno in Uniform zieht eine Gasmaske über (halbnah). Offizier kommt hinzu (halbnah) (O-Ton) "Hände weg...dicht". Gerald zieht die Gasmaske ab (halbnah). Umschnitt. Soldat kürzt die langen Haare von Gerald (halbnah) (O-Ton). Blick auf Gerald und wartende Soldaten im Friseurzimmer (halbtotal). Schnurrbart wird bei Gerald entfernt (halbnah). Gerald in Uniform der Nationalen Volksarmee (NVA) posiert sitzend für ein Foto (halbtotal). Blick auf den Fotografen am Stativ (halbnah). Umschnitt. Schwenk über gemalte Darstellungen von NVA-Soldaten an einer Hallenmauer (halbtotal). Schwenk von der Halle auf die marschierenden und singenden NVA-Soldaten (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt. Gerald am Fenster seiner Militärstube (halbnah). Umschnitt
0:05:05
Frage aus dem Off an Marion Thorno (halbnah) "Es ändert sich ja nun einiges wenn Gerald zur Armee kommt, ich weiß Du hast keinen Krippenplatz, und wie löst Du das jetzt alles"? Marion neben ihrem Mann antwortet (halbnah) (O-Ton) "Ich geh ab 7. Mai arbeiten, und meine Schwiegermutter nimmt jetzt die Kleine, sie Jessica auch schon gehabt, will ich damals kein Kitaplatz bekommen habe, und, na ja, die macht Heimarbeit zu Hause und da nimmt sie die Kleine das ich jetzt arbeiten gehen kann. Ich finde das ist im Prinzip ganz gut, den ganzen Tag zu Hause, und Gerald nicht da, wär vielleicht doch noch schlimmer als wie wenn ik komme erst um vier nach Hause, hol dann vorher die Kleine ab, die Jessica. Das ist für mich vielleicht doch besser, dann hab ich mit den Kindern zu tun, das ich die ins Bett kriege, und dann hab ich noch mit dem Haushalt zu tun, dann ist die Zeit doch nicht so lang als wenn ich den ganzen Tag zu Hause wär. Ist ja auch finanziell, Anfang Mai hab ich das letzte Mal Geld gekriegt, und ab nächsten Monat wäre dann überhaupt nichts mehr gewesen". Umschnitt
0:06:05
Schwenk über einen fahrenden Spähpanzer BRDM-2 der NVA im freien und schlammigen Gelände (halbtotal). Im Off dazu zitiert Gerald einen Brief an seine Frau Marion: "4. Mai 1984. Mein geliebter Schatz. Noch 86 Tage, was machen unsere Kinder? Sind sie artig? Vermissen sie mich auch ein wenig, so wie ich sie? Ich liebe Dich mein Schatz und ich möchte am liebsten wieder bei Dir sein, aber die 3 Monate werden auch vergehn, hoffentlich recht schnell. Wie ich Dir geschrieben habe, haben wir unsere Klamotten gestern schon bekommen...(Einblendung eines fahrenden Schützenpanzerwagen im Gelände)...alles gebrauchte Sachen, na, egal, ich trage sie ja nicht lange. Die Kumpels auf der Stube scheinen ganz in Ordnung zu sein...(Einblendung des Schützenpanzer-Fahrers Gerald Thorno in seiner Kabine)...man kann es aushalten. Die Gegend hier ist wirklich schön, man könnte Stundenlang durch den Wald laufen und entdeckt immer wieder etwas Neues. Wenn ich wieder zu Hause bin müssen wir auch einmal durch den Wald oder in den Wald gehen...(Einblendung der fahrenden Kolonne von Schützenpanzerwagen und Spähpanzer im Gelände)...vielleicht Picknicken wir auch". Schützenpanzerwagen und Spähpanzer fahren auf die Kamera zu (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt
0:07:05
Blick in eine Kaufhalle mit Käsetheke (halbtotal). Älteres Ehepaar an einem Haushaltswaren-Regal (halbtotal). Blick auf Kassiererin Marion Thorno (halbtotal). Im Off dazu zitiert sie aus einem Brief an ihren Mann Gerald: "7.5.1984. Mein über alles geliebter Schatz, ich liebe Dich ja so sehr. Habe nun meinen 1. Arbeitstag ganz gut überstanden, habe an der Schnellkasse gesessen, war gar nicht voll. Habe eine Mark Minus gemacht. Das Tippen habe ich noch nicht verlernt, geht immer noch genauso schnell wie vor über einem Jahr. Demnächst sollen wir neue Kassen bekommen, dann müssen wir uns dann ganz schnell umstellen, denn der Verkauf wird weitergehen". Marion an der Kasse zum Kunden (halbnah) (O-Ton) "Zahlen Sie das zusammen oder einzeln? Umschnitt
0:07:45
Wachhabender Soldat Gerald Thorno pfeift zur Befehlsübermittlung im Flur des Kasernengebäudes (halbnah) (O-Ton) "Raus treten zum Stubendurchgang". Blick in den Kasernenflur mit den angetretenen Soldaten vor ihnen Stuben (halbtotal). Stubenältester meldet dem Hauptfeldwebel die Anwesenheit der Stubenbewohner (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt in die Stube mit Meldung eines Soldaten (halbnah) (O-Ton) "Herr Hauptfeldwebel, der Schrank des Gefreiten Hellwig...". Im Off dazu zitiert Marion einen Brief: "Schatz, was hälst Du davon wenn ich aus dem Beruf aussteige, mir bleibt so gar keine Zeit für unsere 2 Kinder...(Einblendung der Besichtigung des Spinds vom Gefreiten Hellwig)...ich werde mich erst einmal erkundigen was ich dann an Geld bekomme. Jetzt zu Deinem kleinen Mäuschen, gestern ist sie vom Sessel zur Schrankwand gelaufen, und heute hat sie sich einfach hingestellt und ist zum Plattenschrank getapst. Das sieht vielleicht süß aus...(Einblendung: Hauptfeldwebel reicht dem Soldaten Hellwig Kleidungsstücke aus dem Spind)...wie ein kleiner Elefant. Mama kann sie auch schon sagen, ich liebe Dich. P. S.: Deine große Tochter fragt ziemlich oft nach Dir und sagt sie möchte zu Dir fahren...(Einblendung: Schwenk über die angetretenen Soldaten vor ihren Spinden)...Ich hoffe das es einmal klappen wird". Umschnitt
0:08:45
Marion Thorno mit ihren beiden Kindern Jessica und Janin (halbnah) (O-Ton) "Ohne Kind, während der Armeezeit, würde ich sagen, wer weiß ob wir da heute überhaupt noch zusammen gewesen wären, und da wir nun ein Kind hatten, war ein schöner Halt für mich, ich wußte immer das ist mein Kind, das ist mein Mann der bei der Armee ist, und ich finde wenn man den Halt hat dann sind die drei Jahre nicht so schwer als wenn man nur bloß sich selber hat. Mit den Eltern darüber sprechen was man so fühlt, und wie es einem innerlich geht das kann man ja doch nicht so. Hat man dann was an das man sich festhalten kann jetzt, weil die kleinen Dinger ja doch noch viel Liebe brauchen jetzt, da kann man dem Kind vielleicht doch von dem was man fühlt...noch ein bisschen mehr Wärme geben...wie soll ich das jetzt sagen? Man fühlt sich auf alle Fälle nicht so allein". Jessica legt ihren Kopf auf den Schoß der Mutter und Janin schlägt mit einer Puppe auf ihren Kopf (halbnah) (O-Ton Jessica) "Au, Du bist eine böse Janin". Umschnitt
0:09:40
Gerald Thorno im Wohnzimmer (halbnah) (O-Ton) "Aber ich habe es irgendwie nicht geschafft mal klar zu machen, warum ich nun in die drei Jahre gehe. Für mich war es irgendwie, ich hatte mich entschieden für diese drei Jahre, und durch Eltern und so, die haben gesagt, bist eigentlich schon blöde? Warum gehst Du drei Jahre, und das wirst Du bestimmt bereuen. War für mich nachher wieder eine Herausforderung, wenn ich es schaff, ja..." Umschnitt auf Marion mit Janin auf dem Schoß (halbnah) (O-Ton) "...ich würde sagen, in der Zeit der Armee hat er sich ja nicht verändert. Wie alt war er als er hingegangen ist, sagen wir ruhig mal, als wenn man als Schuljunge zur Armee kommt und kommt als Mann wieder zurück, solch ein Unterschied ist das manchmal. Uns so war das bei ihm jetzt wirklich gewesen". Umschnitt
0:10:25
Soldaten laufen in Sportkleidung aus dem Kasernengebäude (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die angetretenen Soldaten auf dem Kasernenhof (halbtotal). Im Off: "Kompanie, still gestanden. Im Laufschritt, Marsch". Schwenk über die weg laufenden Soldaten (halbtotal). Im Off zitiert Gerald einen seiner Briefe "Geliebter Schatz, ich vermisse Dich sehr, besonders Nachts. Ich schlafe manchmal nicht ein weil ich an euch drei denken muß...(Einblendung von Soldaten die den Kasernenhof reinigen)...und überlege wie es euch geht. Heute stehe ich als Gehilfe des Unteroffiziers vom Dienst (GuvD), ich hoffe es ist der erste und letzte Tagesdienst. Mit dem Springen bin ich vorsichtig...(Einblendung von Gerald bei sportlicher Betätigung)...denn ich möchte ja auch noch eine Weile leben. Das Janin ihre Impfung nicht bekommen hat ist ja blöde...(Einblendung der turnenden Soldaten)...jetzt wartet man wieder eine Woche und überlegt ob sie Fieber bekommt oder nicht. Wie viel Zähne bekommt man denn wenn man so klein ist? Das Mutti keine Wurst hatte ist halb so schlimm denn Du hast ja eine gefunden, Du weißt doch wie gerne ich Hartwurst esse. Was ich von dem Sechsstundentag halten soll weiß ich nicht, weniger Geld als im Mütterjahr kann es ja auch nicht werden, und wenn Du meinst Du hast zu wenig Zeit für unsere Kinder...(Einblendung der Frühsport treibenden Soldaten)...kann ich Dir nicht widersprechen...(Einblendung des turnenden Gerald)...denn ich weiß ja wie viel Zeit ich für sie habe wenn ich von der Arbeit komme. Aber wie Du schon geschrieben hast, erkundige Dich erst mal über Vor- und Nachteile. Ich liebe Dich mein Schatz. Ich finde diese Zeit jetzt fällt mir schwerer...(Einblendung der spielenden Janin und Jessica)...durchzustehen als die drei Jahre, ich weiß auch nicht warum. Schade das ich nicht dabei war als Janin die ersten Schritte ohne Hilfe gemacht hat, ich kann mir richtig vorstellen wie sie losgestelzt ist". Blick auf Jessica am Fenster und Janin auf dem Fußboden (halbtotal). Umschnitt
0:12:05
Gerald mit Armbinde "UvD" pfeift im Kasernenflur und ruft "Kompanie, Gefechtsalarm" (halbnah) (O-Ton). Blick auf die aus den Etagenbetten springenden Soldaten in ihrer Stube (halbnah). Schwenk über die sich umziehenden Soldaten (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt. Blick in den abgedunkelten Flur des Kasernengebäudes mit dem rufenden UvD (halbtotal) (O-Ton) "Waffenempfang". Soldaten laufen zum Waffenraum und nehmen ihre Maschinenpistolen und Magazine in Empfang (halbtotal) (O-Ton). Blick auf die Soldaten in voller Sturmausrüstung in ihrer Stube. Soldaten setzen ihre Stahlhelme auf (halbnah) (O-Ton). Umschnitt.
0:13:25
Blick auf den Reservisten Gerald Thorno in Sturmausrüstung (halbtotal). Im Off: "Rollschutz anziehen, Gas". Gerald legt seine Waffe ins Gras, nimmt die Schutzkleidung aus seinem Rucksack und rollt sie aus (halbnah). Im Off dazu zitiert Marion einen Brief: "9.7.1984. Geliebtes Katerchen. Heute sind es genau noch 3 Wochen die uns trennen, eigentlich wollte ich Dir auch heute nicht schreiben, denn meine Stimmung wird immer schlimmer statt besser. Du fehlst mir sehr mein Schatz. Manchmal kommt mir alles so trostlos vor, so, dass ich am liebsten alles hinter mich lassen möchte...(Gerald zieht die Schutzkleidung über)...einfach irgendwo hin unter Menschen, mal über andere reden, aber das kann ich ja nicht. Da heißt es ja gleich wieder, Du hast Kinder, denk an die...(Schwenk auf die anderen Soldaten mit ihren Schutzkleidungen)...Ich kann ja nicht Ausgang nehmen mit meinen Freunden oder Kumpels und einen drauf machen, aber was schreibe ich Dir das eigentlich, ich weiß, Schuld ist allein die Zeit in der wir leben. Warum kann nicht Frieden sein und bleiben? Warum können nicht alle Menschen verstehen was es heißt keine Angst zu haben...(Blick auf Gerald beim Überziehen der Schutzkleidung)...Sehnsucht zu haben, miteinander glücklich zu sein? Warum setzen sie das alles auf`s Spiel? Ich liebe Dich so sehr mein Schatz". Schwenk über die Soldaten in ihren Gas-Schutzkleidungen (halbtotal).
0:14:30
Blick auf eine angetretene Soldatengruppe (halbtotal). Offizier vor der Gruppe (halbtotal) (O-Ton) "Still gestanden. Aufgrund der gezeigten Leistung....(O-Ton unverständlich da Kampfjets über das Gelände fliegen)...mit einem Brief an die Ehefrau und auf die Beförderung Geralds, mit einem Brief an den Betrieb, Gefreiter Dissendorf, Sigmar, Gefreiter Zimmermann, Wolf-Günther. Beckmann, Kompaniechef, Major. Die genannten Armeeangehörigen, vortreten. Rührt euch". Soldaten treten vor (halbtotal). Kompaniechef gratuliert Gerald und zwei weiteren Soldaten (halbtotal). Zitat aus dem Schreiben des Kommandeurs: "Werte Frau Thorno, Ihr Mann Gerald leistet in meiner Einheit seinen Reservistenwehrdienst. Es ist mir ein Bedürfnis Ihnen mitteilen zu können dass er von Anfang an bestrebt war in der politischen- und Gefechtsausbildung hohe Anforderungen an sich selbst zu stellen...(Soldaten treten wieder zurück ins Glied)...und somit seinen konkreten Beitrag zur Festigung der Verteidigungsbereitschaft unserer Republik zu leisten. Durch sein ruhiges Wesen, seinen Fleiß und seine Kameradschaftlichkeit...(Einblendung eines Truppenübungsplatzes)...ist Gerald nicht nur den Reservisten, sondern auch den übrigen Wehrpflichtigen stets Vorbild. Aber auch durch Ihre Unterstützung haben Sie an der vorbildlichen Pflichterfüllung Ihres Mannes einen großen Anteil...(Soldaten mit Gasmasken laufen durch einen brennenden Schützengraben)...dafür möchte ich Ihnen danken. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie für das weitere Leben viel Glück, Gesundheit und Schaffenskraft. Beckmann, Major". Schwenk über die Soldaten mit ihren Gasmasken im Schützengraben bei Dunkelheit (halbtotal). Umschnitt
0:15:55
Frage aus dem Off an Marion: "Und willst Du auch mal tanzen gehen oder bist Du auch mal weggegangen"? Marion mit ihrer Tochter Jessica (halbnah) (O-Ton) "Ne, ne, alleine, erst mal wegen den Kindern sowieso nicht würde ich sagen, denn meine Schwiegereltern nehmen sie gerne und so, aber Gerald geht zwar auch weg bei der Armee mit denen die da auf dem Zimmer sind vielleicht, das sie mal ein Bier trinken gehen oder so. Können sie ja machen, sind ja alleine, aber ik habe im Prinzip immer ein bisschen Angst das doch irgendwie mal ein junger Mann kommen würde und so, und ich bin im Prinzip nicht wissen würde was ich überhaupt machen soll, um dem überhaupt aus dem Wege zu gehen. Ik liebe meinen Mann". Umschnitt
0:16:30
Soldaten marschieren auf dem Kasernenplatz (halbtotal) (O-Ton). Schwenk über die marschierenden Soldaten beim "Die Augen links"-Kommando (halbtotal) (O-Ton). Blick auf den kommandierenden Gruppenleiter (halbtotal). Im Off dazu zitiert Gerald einen Brief: "Ich liebe Dich mein Schatz. Was hast Du am Wochenende gemacht? Warst Du bei Mutti und Micki im Garten? Heute habe ich seit langen mal wieder richtig Ruhe Dir einen Brief zu schreiben, sonst ist immer Hektik in meinem Zimmer. So langsam fallen mir einige Leute auf den Wecker...(Zoom auf die marschierende Gruppe)...manchmal glaube ich, ich bin zu alt um zu verstehen wie man sich so benehmen kann, dabei bin ich doch nur 5, höchstens 6 Jahre älter. Es wird Zeit das ich von hier verschwinden kann...(Gerald reinigt Stoffbänder seiner Ausrüstung im Waschbecken)...die Jungs gehen eigentlich noch, bis auf einen. Wie hat Dir denn mein kleines Gedicht gefallen? Wenn ich aus dem Fenster sehe kann ich den Sonnenaufgang beobachten, heute begann er so gegen 3:30 Uhr. Erst wurde der Himmel ganz rot über dem Wald, dann kroch die Sonne langsam über den Waldrand als glühend rote Scheibe, es ist schön zuzusehen...(Soldaten schauen im Aufenthaltsraum das TV-Programm)...aber viel schöner wäre es gewesen Du hättest das auch gespürt...(Marion badet Jessica und Janin)...Morgen habe ich Wache, das ist aber nicht so schlimm, da vergeht die Zeit wenigstens. Ich bin gespannt wie ich die letzte Woche hier verbringe, am Montag und am Dienstag ist Polit, Heimatkunde, und damit sind die ersten beiden Tage der Woche rum. Wir hoffen ja dass am kommenden Bataillonsappell gesagt wird, wie, wann und wo wir entlassen werden. Drück die Daumen denn es kribbelt ganz schön wenn man nicht weiß, wird man morgens, mittags oder abends entlassen. Ich rufe dann an und teile Dir das Ergebnis des Appells mit. Tschüss und bis bald, Dein Dich liebender Gerald". Blick auf die beiden Mädchen in der Badewanne (halbnah). Umschnitt auf das Gesicht von Marion (nah). Umschnitt auf Jessica in ihrem Kinderzimmer mit Spieluhr (halbnah) (O-Ton). Umschnitt
0:18:20
Gerald bei seinem Streifengang während der Nachtwache am Kasernenzaun (total). Umschnitt auf das Ehepaar Thorno auf der Wohnzimmercouch (halbnah) Marion erzählt (O-Ton) "Wenn man von den Unruhen hört die überall sind und so weiter, man hat ja doch eine gewisse Angst das wenn doch ein Krieg ausbricht, das sie eben einbeordert werden, und eine gewisse Angst hat man immer das nicht doch mal was passiert und das sie denn dorthin müssen". Aus dem Off: "Verteidigungsminister Hoffmann sagte ja mal so inhaltlich, eigentlich wäre es ja schön wenn wir die Waffen nicht mehr brauchten, aber zur Zeit brauchen wir sie ja noch". Marion (halbnah) (O-Ton) "Zu Zeit brauchen wir sie noch, ja, und wie es aussieht werden wir sie noch weiter brauchen. Wär natürlich schön wenn man die Waffen ganz abschaffen könnte, das die Männer immer zu Hause sein könnten bei ihren Frauen und bei ihren Kindern, aber sobald wird das nicht gehen und, na ja, das ist eben ein Traum zur Zeit. Vielleicht in späteren Jahren kann man ihn mal verwirklichen, dass die Waffen ganz abgeschafft werden, aber ist im Moment zur Zeit noch ein Traum den man eben hat. Ein schöner Traum, j". Blick auf das junge Ehepaar (halbnah). Umschnitt. Kameragang hinter dem uniformierten Gerald und seiner Frau Marion im Arm auf der Straße zum Kasernengelände in den Abendstunden (halbtotal). Umschnitt auf die Stabangaben: Dramaturgie Ann Richter. Produktion Marco Mundt und Frank Löprich. Ton Udo Cott. Schnitt Gudrun Plenert. Kamera Thomas Plenert. Buch und Regie Ernst Cantzler. DEFA-Studio für Dokumentarfilme, Gruppe - document - DDR © 1984. Abblendung
0:20:30 ENDE