Der letzte Abstich
Regie: Heinz Brinkmann, 25 Min., Farbe, Dokumentarfilm
Deutschland
DEFA-Studio für Dokumentarfilme GmbH, 1991
- Film-/Videoformat
- 16 mm
- Länge in m
- 320
- Englischer Titel
- The last tapping
- Premierendatum
Kurzinhalt (Deutsch)
Dieser Farb-Dokumentarfilm berichtet über das Ende der legendären Karbidfabrik in Buna, Symbol für die Veredlung einheimischer Rohstoffe in der ehemaligen DDR. Schon 1987 sagte der damalige Abteilungsleiter Dr. Siegfried Richter: "Das Beste wäre, die Karbidfabrik abreißen und andere Technologien entwickeln." Im Sommer 1991 entstand dieser Film über den letzten Abstich und die ungewisse Zukunft der Karbidkumpel. Mit den Alltagserinnerungen des Abstichmannes Franz Aszakis wird ein Stück Fabrikgeschichte aus Buna gezeichnet - von 1989, dem Beginn der Wende in der DDR, bis 1991 zur vollzogenen Entscheidung der Treuhand, die Karbidfabrik abzutragen. Eingeschnittene Szenen aus dem DEFA-Film "Die Karbidfabrik" aus dem Jahre 1987 im Gegenschnitt mit den Abrissarbeiten 1991 veranschaulichen die ganze Tragik und Ungewissheit der Chemiearbeiter. Ein Hoffnungsschimmer ist der Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl, aber auch dieser kann das Ende der Traditionsfirma nicht aufhalten. Eingeschnittene Interviews mit dem Vorstandsvorsitzendenden der Buna-Werke, Karl-Heinz Saalbach, dem Abteilungsleiter Siegfried Richter und dem ehemaligen FDJ-Sekretär Siebert Matjuh werden unterlegt und ergänzen die eingeschnittenen Szenen.
Filmstab
- Regie
- Drehbuch
- Kamera
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- Jürgen Hoffmann
- Schnitt
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- Ingeborg Marszalek
- Kameraassistenz
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- Erhard Stiefel
- Ton
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- Klaus Wendt
- Jürgen Abel
- Produktionsleitung
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- Hans-Christian Johannsen
- Person, primär
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- Franz Aszakis
- Siebert Matjuh
- Karl-Heinz Saalbach
- Siegfried Richter
- Person, sekundär
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- Helmut Kohl
- Margaret Mitchell
Kurzinhalt (Englisch)
The end of the legendary carbide factory at Buna. Symbol of the refinement and finishing of domestic raw materials. Of worker's bathos in the former GDR. As early as 1987, when our first film was shot there, head of department Dr. Richter said: "We had better pull down the factory and develop another technology." A heretical idea provoking the resentment of the former manager Dr. Lisicki. Now, in summer 1991, the time has come. We come back and witness the last casting and the workers' leap in the dark.
Langinhalt
0:00:00
Blick auf das Reinigen eines verschmutzen Fensters (nah). Langsam sieht man durch das gereinigte Fenster auf die Großbuchstaben "BUNA" auf einem Haus (halbtotal) mit Einblendung des Filmtitels "Der letzte Abstich". Ein Film von Heinz Brinkmann. Blick auf das Reinigen des Fensters (nah) dazu im Off eine Frage an den ehemaligen Arbeiter des Buna-Werkes Franz Aszakis: "Hälst Du es für sinnvoll überhaupt diesen Film zu machen den wir jetzt machen". Franz Aszakis: "Was machen"? Antwort: "Diesen Film den wir jetzt hier machen, ob der sinnvoll ist"? Franz Aszakis: "Augenblick". Umschnitt auf das Gesicht von Franz Aszakis (halbnah) (O-Ton) "Wann? Erst mal wann soll das gebracht werden? Sinnvoll? Nein, nicht mehr, und zwar wenn ich noch berufstätig wäre, dann eventuell, denn alles was ausgemustert worden ist im Leben hat nichts mehr zu sagen". Aus dem Off: "Man kann sich doch aber erinnern". Franz Aszakis: "Erinnern, ja, Junge gut, dann müßte man auch genau Tagebuch führen, wenn`s geht aufgrund der Erlebnisse die man im Leben gehabt hat, falls man schreiben könnte, wäre es angebracht, das ist auch angenehm". Umschnitt
0:01:15
Ausschnitt aus dem DEFA-Film "Die Karbidfabrik" vom Oktober 1987: Blick in die Karbid-Produktionshalle (halbtotal). Umschnitt auf Franz Aszakis neben einer Karbidmaschine (halbtotal). Täglicher Rapport gegen 7:00 Uhr in einem Besprechungsraum der Buna-Werke (halbnah). Abteilungsleiter Dr. Sigfried Richter betritt den Raum mit Schutzhelm und begrüßt seine Kollegen von der Karbidproduktion (halbnah). Umschnitt auf eine Flugaufnahme über dem rauchenden Buna-Werken (halbtotal). Richter im Off dazu: "Wenn man also Fortschritte erzielen will, einschneidenden und revolutionären Charakter haben, kann man nur eines machen, die ganze Bude abreißen, ja, und andere Technologien entwickeln die das eben geeignet erscheinen lassen". Abblendung
0:02:20
Schrifttafel: "Sommer 1991". Blick auf Dr. Siegfried Richter an seinem Schreibtisch (halbnah) (O-Ton) "Die Sätze damals sin eigentlich meiner Sorge entsprungen, rechtzeitig einen Schwenk in eine andere Technologie vorzunehmen um einen derart abrupten Abbruch, wie wir ihn gegenwärtig erleben, zu vermeiden, ja. Dabei muß man sagen dass das was sich gegenwärtig vollzieht, sowohl ökonomisch als auch ökologisch unabdingbar notwendig ist, sonst hatte ich auch vor vier Jahren die Auffassung nicht vertreten, ja". Umschnitt auf die Sprengung eines Teilbereiches der Karbidanlage von oben gesehen (halbtotal) (O-Ton). Blick von oben auf das umstürzende Gebäude im aufsteigenden Qualm (halbtotal). Gegenschnitt auf die Anbringung eines Mikrofons am Vorstandsvorsitzenden der Buna AG durch den Tonmeister (halbtotal) (O-Ton) "Ich liebe es was Rundfunk, Presse und Fernsehen macht...". Umschnitt. Kameragang durch die Flure und Zimmer des Buna-Werkes hinter Dr. Siegfried Richter her (halbnah) (O-Ton) "Ich bin so frei und gehe vorne weg...(Blick auf den Paternoster)....Kommen Sie mit". Richter steigt in den nach unten fahrenden Paternoster (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf Richter und Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Saalbach im Besprechungsraum des Werkes (halbnah) im Off dazu die Frage: "Ja, Herr Karl-Heinz Saalbach wie sehen Sie die weitere Entwicklung des Chemiebetriebes hier, nachdem die Karbidproduktion jetzt ausläuft und die Karbidfabrik ja dann stillgelegt wird? Sie sind Vorstandsvorsitzender der Buna-AG". Karl-Heinz Saalbach antwortet jetzt mit einer Gegenfrage (halbnah) (O-Ton) "Wo sind Sie den jetzt angestellt". DEFA-Mitarbeiter im Off: "Ich, wir sind nicht Angestellte, wir sind Freiberuflich. Wir waren mal bei der DEFA und sind dort entlassen worden im März, das heißt, wir sind jetzt Freiberuflich und müssen uns selbst um unsere eigenen Stoffe kümmern, wir müssen jetzt aber vor allen Dingen Geldgeber finden, Sponsoren". Siegfried Richter dazu (O-Ton) "Dasselbe Problem wie ich ". DEFA-Mitarbeiter: "Wir beziehen uns im Grunde genommen auf die alten Bekannten, wie Dr. Richter, den Franz Aszakis, ein Abstichmann, und den Siebert Matjuh, der damals FDJ-Sekretär war". Karl-Heinz Saalbach dazu "Gibts den noch? Was macht der"? Richter dazu "Der macht zu Zeit so Übergangs-Hilfsarbeiten, ja". Umschnitt
0:04:55
Blick auf einen Arbeiter mit Schild "Kehr - Karbid" in der Hand vor der Produktionshalle (halbnah) (O-Ton) "Wegschmeißen tun wirs demnächst". Das Schild wird auf den Boden geworfen (halbnah) (O-Ton). Frage aus dem Off: "Ist den noch was zu finden hier, da drinne"? Arbeiter "Was braucht Du denn"? Arbeiter: "Hier findest Du nicht mehr allzu viel". Umschnitt auf den antwortenden Karl-Heinz Saalbach (halbnah) (O-Ton) "Die Sorge die uns hier ein bisschen beherrscht, ist, gelingt es uns über zukünftige Produkte hier effektiv zu produzieren, und damit auch einen Anteil wissenschaftlich-technischer Arbeit zu erhalten, oder stürzen wir im Umsatz, im Ergebnis, weiter ab? Wer das auch immer fördert und unterstützt und wohlwollend betrachtet, oder gelingt es uns, wie gesagt, diese Produkte zu produzieren und mit dieser Produktion...(Blick auf den Rückbau der Karbidfabrik)...diese Produkte den Standort zu modernisieren um eine Zukunft zu schaffen, und wende mich gegen jeden der da sagt, jetzt müssen noch ne Beraterfirma und noch eine Beraterfirma einschalten, und dann müssen wir verkaufen. Solange das nicht entschieden ist...(Blick auf das Bunawerk hinter einem Gewässer)...wohin verkauft wird, zu welchen Bedingungen verkauft wird, so lange wird an dem Standort nichts passieren. Das ist der Untergang". Blick auf einen Windsurfer auf dem Gewässer (halbtotal). Umschnitt
0:06:25
Kameragang zwischen den Karbidmaschinen vorbei (halbtotal) (O-Ton). Arbeiter kontrolliert mit einer Lampe die einzelnen Öfen (halbnah). Umschnitt auf den Abstichmann Franz Aszakis am Ofen (halbnah). Kameraschwenk über den langen Bestückung vor dem Ofen (halbnah). Umschnitt auf den erzählenden Aszakis (halbnah) mit einer Frage aus dem Off: "Was war denn Dein schönstes Erlebnis überhaupt in der Karbidfabrik"? Franz Aszakis antwortet (O-Ton) "Auf der Arbeit gibt es keine schönen Erlebnisse, das ist reine Produktionsarbeit, da sind keine Erlebnisse, das ist Muß. Und da wir das Pech haben nicht mit einem goldenen Löffel im Mund geboren zu werden, also das Ende vom Lied ist, also müssen wir, und auf der Arbeit gibt es keine schönen Erlebnisse. Gut, ne Arbeit selber kann ein Erlebnis sein, aber bestimmte Erlebnisse gibt es nicht". Umschnitt auf die Karbidarbeiter an den Öfen (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt. Ein Arbeiter bewegt Hebel zur Druckluftzufuhr (halbnah) (O-Ton). Kameragang hinter dem Arbeiter her (halbtotal). Umschnitt. Kameraschwenk über einen Gang eines Arbeiters vom oberen Teil der Produktionshalle zum Ofenbereich (halbtotal). Im Off dazu ein enttäuschter Arbeiter: "Deswegen frage ich mich was manche junge Kerle hier erwarten? Das frage ich mich. Wenn ich 22 bis 24 Jahre wäre, dann wäre ich schon lange weg". Umschnitt auf die Kollegen in der Steuerzentrale (halbnah) (O-Ton) "Das ist jetzt schön zu spät wenn du es so nimmst". Blick auf einen antwortenden Kollegen (halbnah) (O-Ton) "Was erwarten wir hier"? Schwenk zu einem anderen Arbeiter (halbnah) (O-Ton) "Da wo ich mich jetzt schon überall beworben habe, und überall abgelehnt wurde...". Im Off ein Kollege: "Vor allen Dingen, wenn du jetzt nur noch 30% kriegst, dann hast du 700 bis 800 Mark, die Mieten höher, alles höher. Das da alle an Abgang denken ist doch logisch, und das betrifft aber alle...(Schwenk zum Redner)...das betrifft nicht einen einzigen, es betrifft alle". Umschnitt
0:08:50
Blick in das helle Licht eines Karbidofens (halbtotal). Umschnitt auf einen Kameragang an den Rückseiten der Öfen vorbei (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt in den Steuerraum (halbtotal). Ein Arbeiter holt sich das ausliegende Protokollbuch der Abteilung (halbnah) (O-Ton) "Schauen wir mal in die kurzen Eintragungen die ich gemacht habe...(Blick auf das vorlesende Gesicht des zitierenden Arbeiters)..."Wir Arbeitnehmer bedanken uns für die schnelle Einheit Deutschlands". Wenn einer dieses Buch durchblättert dann muß ihm das Herz bluten, und das blutet uns wenn wir sehen am Anfang des Buches, volle Produktion jeden Tag, jede Schicht, eine Schicht wie die andere. Da war so der Schnitt 120 Tonnen pro Schicht, bis 140 Tonnen, das hat noch Spaß gemacht. Wie ich vorher schon gesagt habe, wenn wir auch geschwitzt haben, aber es hat Spaß gemacht hier in der Karbidfabrik Buna". Umschnitt auf die Flammen in einem Karbidofen (halbtotal). Blick in die lärmende Produktionshalle (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf die Arbeiter in der Steuerzentrale (halbnah) (O-Ton) "Ich möchte hier sagen, ich habe zu meiner Frau damals gesagt, ja wenn du drei Jahre in Buna bleibst hast du schönes Geld, so, und mittlerweile sind es 30 geworden, das muß man auch verstehen". Umschnitt auf einen Kollegen (halbnah) (O-Ton) "Zwei Jahre wurde darauf hingearbeitet das es reduziert wird alles, ist logisch denn es betrifft uns ja auch, ich bin 49, das wir jetzt alle abtreten müssen. Wann, das weiß ja auch keiner. Ob das jetzt im Sommer wird, oder wann, das kann jetzt keiner voraussagen...Seit zwei Jahren hat jeder gewusst dass es langsam zu Ende geht hier. Was jetzt wird mit uns das steht in den Sternen". Umschnitt
0:10:40
Blick aus einer dem baldigen Abriss preisgegebenen Produktionshalle auf einen Schornstein (halbtotal). Blick in die menschenleere Produktionshalle (halbtotal). Umschnitt auf die leuchtenden Schalter an den Öfen "Aus" (nah). Umschnitt auf den enttäuschten ehemaligen Abstecher Franz Aszakis (halbnah) (O-Ton) "Es war ein dummes Gefühl, wie gesagt, auf der einen Seite haben wir uns gefreut das wir den ganzen Krempel hinter uns hatten, wir hatten allerdings finanziell ein bisschen mehr erwartet. Aber hinterher, ich bin in den nächsten 2-3 Wochen danach Punkt halb vier früh war ich munter, ich brauch keinen Wecker, wie üblich, ne". Umschnitt auf den Sprengmeister in einer Halle (halbnah) (O-Ton). Umschnitt auf die Scharfmachung der Sprengung (halbnah) (O-Ton). Gegenschnitt auf die Wasserbesprühung des zu sprengenden Gebäudes (halbtotal) (O-Ton). Sirene ertönt "Zündung" und das Gebäude stürzt in Zeitlupe in sich zusammen (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf die Besprengung des Gebäudes mit drei Hochdruck-Wasserschläuchen (halbtotal). Gegenschnitt auf ein Ölgemälde des Werkes (nah). Dr. Richter im Off dazu: "Das Werk eines unbekannten Meisters, das schmückt jetzt hier mein Büro an der Wand...(ab hier Richter im Büro zu sehen)...Das Bild selbst, das ist wahrscheinlich so ungefähr auch schon über 40 Jahre alt, das muß mal ein Hobbymaler gemalt haben...(Blick auf das Gemälde)...In dem Ofenhaus habe ich mal angefangen als Abstichmann". Umschnitt
0:12:30
Blick von unten auf die Abbrucharbeiten an den Ziegelsteinwänden eines Gebäudes (halbtotal). Umschnitt auf ein Foto des Ofenhauses (nah). Umschnitt auf eine Paternosterfahrt über mehrere Etagen (halbtotal) im Off dazu Richter: "Am 24. August bin ich 25 Jahre in Buna. Diese 25 Jahre habe ich ausschließlich in der Karbidfabrik gearbeitet...(Fotoeinblendung vom Rohbau des Werkes)...das ich natürlich eine ähnliche Verbundenheit habe wie zum Beispiel Franz Aszakis oder Siebert Matjuh, das ist vorstellbar. Ich bin auch weiter nichts als ein Mensch, ja". Umschnitt auf einen Kameragang mit Richter über das Betriebsgelände (halbnah) (O-Ton) "Vielleicht gehen wir mal ein Stückchen weiter hier rüber...Kameragang um den stehenden Richter)...Wenn wir mal einen Schwenk machen in diesem Halbkreis, dann kann man sehen wie fleißig unsere Leute nunmehr bei der Abrüstung der Altanlagen gewesen sind...(Langsamer Kameraschwenk über einen Platz mit geringen Restteilen des ehemaligen Altanlage mit dem Ofen 17 stand)...und am Ende dieses Jahres ist dann dieses Ofenhaus 17 und der Schornstein auch verschwunden. Das war ein hartes Stück Arbeit, das mindestens genauso kompliziert ist...(Blick auf Bulldozer, Abraum-LKW`s und einen Bagger auf dem Gelände)...wie das aufbauen solcher Anlagen, denn das ist nicht ein normales Gebäude das du zum Abriss bringst, sondern es handelt sich immer um Chemieanlagen die eben erfordern dass alles, das Baumaterial...(ab hier Sr. Richter wieder im Bild)...das Konstruktionsmaterial und der Boden eine ganz besondere Behandlung erfahren, damit diese Materialien dem Wirtschaftskreislauf wieder zugeführt werden können". Umschnitt auf einen Greifarm mit alten Verbindungsrohren aus dem Altbau (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt
0:14:35
Blick auf den Abbruch einer Konstruktion im oberen Bereich einer Produktionshalle (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf die zerlegten Öfen im unteren Bereich (halbtotal). Gegenschnitt auf einen teilweise abgebauten Saal im Altbau (halbtotal). Umschnitt auf Franz Aszakis im Garten seines Hauses (halbtotal) (O-Ton) "Du wirst lachen, das Hallesche Bier schmeckt mir am besten, wenn das schön kühl, Du, schmeckt mir besser als die anderen billigen Biere, die westdeutsche Brühe. Ne, das westdeutsche schmeckt mir irgendwie ein bisschen dünn im Geschmack, das ist mehr ölig hier...(Aus dem Off: Du hast ja ne große Auszeichnung gekriegt")...(Aszakis nah)..."Groß? Hundert Mark und ein Buch von der DDR in der Stadthalle...ne große Auszeichnung, Du. Das Buch habe ich gleich in der Gaststätte gelassen, im Klubhaus, ne, und die hundert Mark haben noch nicht einmal gereicht für die Zeche...und den Orden habe ich meistens in der Hosentasche getragen, denn wenn ich mir das Ding hinten drauf geklemmt hätte, hätten sie mich eventuell noch eingesperrt wegen Verächtlichmachung der DDR...(Frage aus dem Off: "Und was für Orden hast Du gekriegt"?)...Besten-Abzeichen, Auszeichnung Direktion, Auszeichnung vom Generaldirektor, ich glaube fünf oder sechs Mal den Titel sozialistische Brigade, es sprangen auch immer ein paar Pfennige raus, es ging ja nur ums Geld". Umschnitt
0:16:20
Kameraschwenk über eine ausgekernte Produktionshalle (halbtotal). Umschnitt. Blick von oben auf die maroden und teilweise entkernten Fabrikgebäude (halbtotal) im Off erzählt ein Arbeiter: "Wenn man hier so rum guckt sieht man ja selber das es nicht so bleiben kann. Solange die Treuhand sich da keinen Kopf macht, ne, ich weiß auch nicht. Und viel nützen tut das ja auch nicht wenn wir schimpfen, oder wenn wir sagen, jetzt wir besetzen die Betriebe wie das die anderen auch gemacht haben um die Treuhand unter Druck zu setzen...(langsamer Kameraschwenk über das Fabrikgelände von oben)...Die Treuhand lacht sich doch halb tot wenn wir die Fabrik besetzen, denn wir räumen ja erst wenn die Zusagen gemacht werden. Schlimm sieht es immer aus wenn der Dreck von oben runter gedrückt hat, wenn so drückendes Wetter war, da war alles grau und jetzt ist es schön grün. Noch schöner sieht es aus wenn es geregnet hat, das ist noch viel besser, da kommt das Grün so richtig durch...(ab hier endet der Schwenk und der erzählende Arbeiter ist zu sehen)...Jetzt ist 16 Uhr, noch ein bisschen Dreck kehren und dann langsam auf den Feierabend vorbereiten. Werkzeug weg schließen, noch ne Brause trinken". Umschnitt. Blick von unten auf einen entstehende Maueröffnung im oberen Bereich eines Fabrikhauses (halbtotal). Umschnitt auf Schweißarbeiten an zerlegten Eisenkesseln auf dem Freigelände (halbtotal). Kameraschwenk vom Schweißer über den Lagerplatz von Eisenteilen aus den abgerissenen Gebäudeteilen (halbtotal) im Off dazu der Vorstandsvorsitzende der Buna AG Karl-Heinz Saalbach: "Wenn man diesem Betrieb eine Chance geben will muß man prüfen ob die Chance vorhanden ist, und wenn sie vorhanden ist muß man diese Betriebe modernisieren. Wir gehören zu denen die auf eigene Verantwortung...(ab hier ist Karl-Heinz Saalbach im Bild)...mit den Abrissarbeiten in diesen Größenordnungen begonnen haben, sind wir sicherlich die einzigen die in diesen Größenordnungen vollzogen haben, die nicht darüber reden sondern echt machen, und damit spüren die vielleicht auch dass sich das vollzieht, da wir nicht darüber reden, das sich dann hier auch gesellschaftlich was bewegen könne, so kann ich mir das wenigstens vorstellen. Denn wo ist so viel verschwunden wie in Buna"? Umschnitt
0:19:00
Bick auf einen Modernisierungstrupp im oberen Bereich eines Verwaltungsgebäudes von Buna (halbtotal). Gegenschnitt auf die fertig modernisierten Fenster und Fassade des Gebäudes (halbtotal). Rückwärtszoom von der neuen Fassade auf den gelandeten Hubschrauber des "Bundesgrenzschutzes" auf der vorgelagerten Wiese der Fabrik (halbtotal) (O-Ton). Blick auf die sich drehenden Rotoren des Hubschraubers (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf Mitglieder der Treuhand, der Regierung Kohl, der Verwaltung und des Buna-Vorstandes im Freien mit zugehaltenen Ohren (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt. Kameraschwenk über den eintreffenden Bundeskanzler Helmut Kohl neben Buna-Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Saalbach und Gefolge (halbtotal). Im Off ruft ein Arbeiter: "Herr Kohl, Herr Kohl, hier, kommen Sie mal, ich möchte Ihnen was erzählen. Herr Kohl kommen Sie mal bitte". Blick auf Kohl der die Gruppe verlässt und zu dem Rufenden geht (halbtotal) (O-Ton). Die Männergruppe schließt sich an und folgt Kohl (halbtotal) (O-Ton). Im Off: "Herr Kohl ich hab eine Familie, erhalten Sie unsere Arbeit doch für immer". Kohl spricht schon im Gehen (halbnah) (O-Ton) "Mein lieber, deshalb bin ich ja da...(reicht den Fragesteller die Hand)...deswegen bin ich ja da". Fragesteller "Da freuen wir uns aber". Umschnitt auf einen Arbeiter mit Pappschild "Denkt an unsere Familien (halbnah) (O-Ton) "Ich bin Schichtarbeiter, als Schichtarbeiter verdient man relativ gut, 1.200 bis 1.300 Mark im Monat, wir arbeiten bei Schichtarbeit 12 Stunden, Wechselschicht. Sonn- und Feiertags geht`s da rund um die Uhr". Umschnitt auf Helmut Kohl im Gespräch mit einem Arbeiter der Buna-Werke (halbnah) (O-Ton) "Ich kann ganz einfach sagen, 1948 war ich 18 Jahre alt, wenn ich mir den Zeitraum unter anderen Verhältnissen nach der Währungsreform noch einmal vorstelle, und was in kurzer Zeit hier passiert ist, finde ich hab ich genug gesagt. Es geht nicht über Nacht, aber die Wirklichkeit ist natürlich ganz anders wie Sie abends am Fernsehen gelegentlich beobachten können...(Blick auf zuschauende Bewohner von Buna)...oder gelegentlich in Zeitungsberichten lesen können, und ich will, wenn es in diesem Jahr irgendwie geht, kurz hierein schauen. Aber ab Beginn des nächsten Jahres werden Sie schon sehen dass wir ein gutes Stück weiter sind".
0:21:00
Umschnitt auf den Schichtarbeiter mit dem Pappschild "Denkt an unsere Familien" (halbnah). Umschnitt auf den zum Hauptgebäude gehenden Kohl mit seinem Anhang (halbtotal). Umschnitt auf den lächelnden Helmut Kohl mit Gefolge im Reisebus (halbnah) (O-Ton). Blick auf die Abfahrt des Reisebusses in Buna (halbtotal). im Off dazu die Rede von Bundeskanzler Helmut Kohl an die Mitarbeiter der Karbidfabrik in Buna: "Meine Damen und Herren, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Buna. Sie haben einen ganz wesentlichen Anteil gehabt dass 1989 die große Wende möglich war. Ich bin nicht her gekommen um ihnen Versprechungen zu machen, ich bin her gekommen um ihnen zu sagen...(Fahraufnahme durch das teilweise abgebaute Werk in Buna)...wir wollen das hier in diesem Chemiedreieck die Chemie weiter existiert, und zwar nicht so duldend und Zähne knirschend, sondern das die Menschen hier...(Blick auf die entkernten Betriebsgebäude)...in den Betrieb gehen können und sagen, dies ist unser Betrieb und wir sind stolz darauf das wir was auf die Beine stellen, wir sind genau so gut wie die in Leverkusen, in Ludwigshafen, oder in Frankfurt...(Fahraufnahme mit Blick auf die entkernten und verlassenen Betriebsteile in Buna)...Ich bin her gekommen um denjenigen die dabei nicht sein werden, weil die Zahlen eben nicht das halten...zu sagen, wir werden alles tun um in dieser Zeit neue Arbeitsplätze zu schaffen, Qualifizierung zu ermöglichen, und damit die Zukunft für die Region zu sichern...(Blick auf die ausgehöhlten Häuser auf dem Betriebsgelände der Buna)...Ich fühle mich auch, wie sie wissen, persönlich dem Problem der chemischen Industrie natürlich besonders verbunden, weil ich den Duft der Chemie in der Nase habe seit meiner Geburt in meiner Heimatstadt Ludwigshafen, und ich habe ja nicht ohne tiefe Erfahrung über drei Jahre als Steinschleifer, um mein Studium zu verdienen, in der BASF gearbeitet. Ich kann ihnen nur in der Sprache der Bergleute zurufen: Für uns all ein herzliches Glück auf". Blick über die Rückbaumaßnahmen auf dem Gelände der Karbidfabrik Buna (halbtotal). Umschnitt
0:23:05
Blick auf Franz Aszakis vor seinem Gemüsebeet (halbnah) (O-Ton) "Das zum Beispiel ist hier Basilikum, was hier blau blüht, das da oben ist Liebstöckel, hier ist Majoran und Wurzelpetersilie, Bohnenkraut, Zwiebel und Kartoffeln, weil die sind unheimlich teuer geworden...". Kameragang hinter Franz Aszakis her (halbnah). Franz bleibt am Gartentisch stehen (halbnah) (O-Ton) "Ja, hier habe ich meine Kakteen, ja und die Gitterroste dahinten, wißt ihr auch was das ist? Das waren Lebensmittel-Paletten, eine schöne Sache, da kannst du die herrlichsten Zäune draus bauen, als Umrandung für den Komposthaufen sozusagen...Im Schuppen habe ich ein Moped, Fahrrad, Werkzeug, das Übliche was man so im Haushalt braucht. Hier sitze ich häufig, kommt auf das Wetter drauf an, das reicht doch für meine Verhältnisse. Ich brauche keine Hollywood-Schaukel, ne Hängematte reicht mir, Hängematte oder Liegestuhl...(Franz setzt sich an seinen Gartentisch mit Bierflasche)...Das ist das Beste was man machen kann, Hände vor den Bauch gefaltet und dem lieben Herrgott den Tag stehlen...(Frage auf dem Off: Wartest Du auf Deine Frau?)...Nein, warum? Ich weiß doch wo sie ist und auf eine Frau soll man im Leben nie warten, entweder sie kommt von ganz alleine, oder sie geht ganz alleine, ne, eins kommt immer, ne". Umschnitt
0:25:10
Blick auf einen tropfenden und dampfenden Wasseranschluss im Werk Buna (halbnah). Umschnitt auf den Altbaubereich des Werkes mit Schornstein (halbtotal). Umschnitt auf den fallenden Turm bei der Sprengung in Zeitlupe (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf eine lange Gerade im Betriebsgelände mit seitwärts angebrachten Röhren (halbtotal). Blick auf Dr. Richter (halbnah) (O-Ton) "Es sind zwei Dinge bemerkenswert. Erstens, mit dem Gebäude bis zum oberen Haus auf der Seite war ja früher eine Fußgängerbrücke, die ist abgebaut, und ich betrachte das als symbolischen Abnabeln von der Karbidfabrik. Das zweite ist, nach Jahrzehnte langen Versuchen, grünes Gras und grüne Bäume hier anzupflanzen, ist uns das dieses Jahr erstmals gelungen...(Blick auf einen zart anwachsenden Baum)...ich hoffe das der Wald dann im nächsten Jahr schon etwas dichter ist". Umschnitt auf Franz Aszakis mit Brille und Buch in der Hand (halbnah) (O-Ton) "Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras. Er blüht wie eine Blume auf dem Felde, wenn der Wind darüber geht. So ist es in nimmer da, und ihre Stätte kennen sie nicht mehr. Psalm 103. Und zwar steht das "Vom Winde verweht", Margaret Mitchell. Das war`s, lesen kann ich noch, hab ich doch gesagt. Ich könnte sogar ein Gedicht aufsagen". Umschnitt
0:27:05
Blick von unten auf im Wind schaukelnde Wasserschläuche an der Decke eines Fabrikteiles (halbtotal). Blick auf Franz (halbnah) (O-Ton) "Ich werde bestimmt so alt wie meine Großmutter, 102 Jahre, ja, das reicht doch. Wir sind ziemlich langlebige Menschenart, meine alte Dame, die ist vor 3 Jahren verstorben, geboren am 1.1.1901...(Frage aus dem Off: "Und wo willst Du Dich begraben lassen"?)...Überhaupt nicht, in der Karbidbude, das heißt auf gut Deutsch, das wird der Ofen kurz runter gefahren, da schieben sie mich auf einem Brett rein...(Blick auf den Schornstein der Karbidfabrik)...und dann geh ich durch den Schornstein ab, und um so schneller bin ich oben im Himmel. Da komm ich ja sowieso nicht hin, das ist klar". Überblendung auf eine Sprengung eines Teiles des Karbidwerkes (halbtotal) (O-Ton). Umschnitt auf die Flammen im Karbidofen (halbnah). Umschnitt auf die Qualmwolken über dem Karbidwerk nach der Sprengung (halbtotal). Überblendung auf den Abstichmann Franz Aszakis zu Produktionszeiten am Ofen (halbnah). Wechselschnitte vom Produktionsverlauf, Franz Aszakis und von den Sprengungen (halbtotal). Umschnitt auf das lächelnde Gesicht den arbeitslosen Abstichmannes Franz Aszakis in Zeitlupe (nah). Umschnitt auf die Stabangaben: Schnitt Inge Marszalek. Produktionsleitung Hans-Christian Johannsen. Herstellungsleitung Herbert Kruschke. Mischton Klaus Wendt. Kamerassistent Erhard Stiefel. KfZ Sven Casper. Ton Jürgen Abel. Kamera Jürgen Hoffmann. Buch und Regie Heinz Brinkmann. Hergestellt im DEFA-Studio für Dokumentarfilme Berlin GmbH in Zusammenarbeit mit Tele Potsdam. Copyright 1991. Abblendung
0:29:15 ENDE