ALFONS ZITTERBACKE
1966 und 2019
Am 11. April 2019 startet die Neuverfilmung von ALFONS ZITTERBACKE in den deutschen Kinos. Literarische Vorlage des Films sind die populären DDR-Kinderbücher „Alfons Zitterbacke: Geschichten eines Pechvogels“ (1958) und „Alfons Zitterbacke hat wieder Ärger“ (1962) von Gerhard Holtz-Baumert. Erstmals verfilmt wurde der Stoff bereits 1965 von der DEFA. Die Premiere erfolgte am 25. Februar 1966. Der Konrad-Petzold-Film lockte bis zum Ende der DDR über zwei Millionen Menschen in die Kinos. Wir haben einige Hintergrundinformationen zur DEFA-Verfilmung zusammengestellt.
Kurzinhalt der DEFA-Verfilmung
Alfons Zitterbacke ist ein sehr fantasievolles Kind. Er träumt von einer Zukunft als Kosmonaut oder erfolgreicher Sportler, hat aber auch eine Vielzahl an Alltagsproblemen zu bewältigen. Von anderen Kindern wird er aufgrund seines Namens verspottet – freundschaftlich verbunden ist er mit seiner Freundin Micki, die ihn unterstützt. Auch mit seiner Familie hat Alfons einige Konflikte: So beanstandet der Vater (Günther Simon) seine schwache Muskulatur. Alfons soll ein "ganzer Mann" werden – dazu gehört auch ein Angelausflug und der Kopfsprung im Schwimmbad...
Hier finden Sie die Filmdaten.
Zensurgeschichte
Der Weg zur Erstaufführung war für ALFONS ZITTERBACKE mit einigen Hürden verbunden. Das DDR-Filmjahr 1965 war geprägt durch das 11. Plenum des Zentralkommitees der SED, in dessen Folge fast die gesamte DEFA-Jahresproduktion von der Zensur betroffen war und verboten wurde. Auch die Zitterbacke-Verfilmung stand unter genauer Beobachtung. Am 23. Dezember 1965 wurde die Zulassung des Films zunächst abgelehnt. In einer Stellungnahme hieß es: „Sollte der Film sein Publikum beeinflussen, so ist seine Wirkung auf keinen Fall positiv im Sinne der sozialistischen Erziehung der jüngeren Schuljugend zu werten. Der Film fördert den kindlichen Individualismus, die Geringschätzung des Kollektivs, Skepsis gegenüber der Schule und den Eltern und auch der Pionierorganisation, eine gewisse Opposition gegen die Umwelt und die Verbildung im ästhetischen Empfinden.“
Nach umfangreichen Gesprächen wurde eine neue Schnittfassung des Films erstellt, die mit deutlichen Kürzungen einherging. Anstatt der ursprünglichen 87 Minuten wies die neue Fassung eine Länge von lediglich 68 Minuten auf. Um dadurch entstehende dramaturgische Lücken und Ungenauigkeiten zu schließen, wurde ein Off-Kommentar der Hauptfigur eingefügt. Aus Protest gegen die Kürzungen ließ Regisseur Konrad Petzold seinen Namen aus dem Vorspann des Films entfernen. Nach der Wiedervereinigung wollte Petzold den Film in seiner ursprünglichen Form rekonstruieren, die herausgeschnittenen Szenen waren jedoch nicht mehr auffindbar.
Die Kinderdarsteller
Als Hauptdarsteller für die Titelrolle wurde der 1954 in Gotha geborene Helmut Rossmann ausgewählt. Nach Alfons Zitterbacke hatte Rossmann noch zwei weitere Schauspielengagements: im Fernsehmehrteiler KRUPP UND KRAUSE/ KRAUSE UND KRUPP (Horst E. Brandt & Heinz Thiel, 1969) und in HART AM WIND (Heinz Thiel, 1970). Nach einem Physik-Studium arbeitet er heute im Bereich Lasertechnologie.
Als Identifikationsfigur für das junge weibliche Kinopublikum wurde Alfons Freundin Micki erschaffen. Micki spielt in den Büchern von Holtz-Baumert keine Rolle. Gespielt wurde die Figur von Claudia Mögenburg, die heute als Erzieherin mit musischem Schwerpunkt arbeitet.
Drehort: Jena
Gedreht wurde ALFONS ZITTERBACKE in den Sommermonaten des Jahres 1965 im thüringerischen Jena. Die Geschichte spielt überwiegend in der Jenaer Altstadt rund um den historischen Eichplatz, der einige Jahre später einem Forschungszentrum der Firma VEB Carl Zeiss Jena weichen musste – dem heutigen „Jentower“.
Regisseur Konrad Petzold
ALFONS ZITTERBACKE war Konrad Petzolds (1930-1999) neunter Film, den er als Regisseur drehte. Vor seinen Regiearbeiten wirkte Petzold zunächst als Schauspieler. Von 1952 bis 1956 studierte er Regie an der legendären Filmschule FAMU in Prag. Das Kinderfilmgenre war dem Regisseur vertraut. Vor ALFONS ZITTERBACKE realisierte er bereits die Kinderfilme DIE FAHRT NACH BAMSDORF/ABENTEUER IN BAMSDORF (1955/56), DIE JAGD NACH DEM STIEFEL (1962) und DAS LIED VOM TROMPETER (1964). Später sollte sich Petzold vor allem als Regisseur einiger DEFA-Indianerfilme wie WEISSE WÖLFE (1969) und DER SCOUT (1982) einen Namen machen.
Verfasst von Philip Zengel (April 2019).
Weiterführende Literatur
- Elstermann, K. (2011). Früher war ich Filmkind. Die DEFA und ihre jüngsten Darsteller. Berlin: Das Neue Berlin.
- Felsmann, K.-D. (2019). DEFA-Film gedreht in Thüringen. Erfurt: Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
- Habel, F.-B. (2017). Lexikon der DEFA-Spielfilme. Berlin: Schwarzkopf & Schwarzkopf.