Filmstill zu "Sehnsucht"

SEHNSUCHT

Jürgen Brauers SEHNSUCHT (1990) ist die 500. DEFA-Produktion, die dem DEFA-Filmverleih in der Deutschen Kinemathek als digitale Verleihkopie (Digital Cinema Package, kurz: DCP) übergeben wurde. 

Kurzinhalt

Filmplakat zu "Sehnsucht"

SEHNSUCHT

(R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990) Grafiker: Heinz Handschick

Ena (gespielt von  Ulrike Krumbiegel) lebt auf einem abgelegenen Hof in der Lausitz. Sie ist mit dem Bauern Mathias (Thomas Büchel) verlobt. In einer regnerischen Nacht bleibt der Wasserbauingeneur Sieghart ( Ulrich Mühe) in der Nähe des Hofes mit seinem Auto liegen und findet bei Ena Unterschlupf. Ena verliebt sich in Sieghart, will jedoch mit Mathias die Ehe schließen. Am Polterabend zwingt Mathias die beiden zu einer Kutschfahrt, die mit einem Unfall und dem Verschwinden von Mathias endet…
 Hier finden Sie die Filmdaten.

Filmstill zu "Sehnsucht"

Ulrike Krumbiegel und Thomas Büchel (R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Filmstill zu "Sehnsucht"

Ulrich Mühe und Ulrike Krumbiegel (R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Literaturverfilmung

SEHNSUCHT entstand nach der Novelle „Der Kirschbaum“ des sorbischen Schriftstellers Jurij Koch (* 1936) und erzählt von einer Geschichte im Spannungsfeld zwischen landschaftlicher Idylle und moderner Großstadt – zwischen Tradition und Fortschritt. Dem Film vorangestellt wird das Zitat „Übt, übt die Kraft der schönen Überlieferung ­­– damit das Schöne nicht jedes Mal wieder nichts war. Erzählt einander die Lebensbilder. Was gut war, soll sein.“ Die Verszeile stammt aus dem dramatischen Gedicht „Über die Dörfer“ des österreichischen Schriftstellers Peter Handke, das 1982 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde und den vierten Teil von Handkes Tetralogie „Langsame Heimkehr“ markiert.

Die Idee zu SEHNSUCHT entstand bereits 1981. Ein erstes Treatment verfasste Jurij Koch frühzeitig. Das Projekt stieß jedoch in den Entscheidungsinstanzen auf wenig Gegenliebe, sodass es bis ins Jahr 1989 dauerte, bis das Filmprojekt von Jürgen Brauer realisiert wurde.

Trailer zu SEHNSUCHT (R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990)

Regisseur Jürgen Brauer

Dreharbeiten zu "Sehnsucht"

Jürgen Brauer

(R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

 Jürgen Brauer (* 1938) studierte bis 1962 Kamera in Potsdam-Babelsberg. Vielfach arbeitete er mit dem Regisseur  Heiner Carow zusammen, u. a. bei DIE REISE NACH SUNDEVIT (1965/66), DIE LEGENDE VON PAUL UND PAULA (1972) und BIS DASS DER TOD EUCH SCHEIDET (1978). Weitere langjährige Arbeitsbeziehungen pflegte Brauer zu den Regisseuren  Günter Reisch und  Horst Seemann. 1980 realisierte Brauer mit der Verfilmung von PUGOWITZA nach Alfred Wellms Roman seine erste eigene Regiearbeit. Es folgten die Kinderfilme GRITTA VON RATTENZUHAUSBEIUNS (1984) und DAS HERZ DES PIRATEN (1986/87) sowie in Zusammenarbeit mit  Günther Rücker der historische Stoff HILDE, DAS DIENSTMÄDCHEN (1986). Nach SEHNSUCHT verfilmte Brauer mit TANZ AUF DER KIPPE (1990/91) eine weitere literarische Erzählung von Jurij Koch. Seine letzte Arbeit für die DEFA war die schweizerisch-deutsche Co-Produktion ANNA ANNA (1991-93). Bei seinen Filmprojekten übernahm Brauer zumeist Regie, Drehbuch und Kamerarbeit in Personalunion.

Darsteller: Ulrich Mühe und Ulrike Krumbiegel

Filmstill zu "Sehnsucht"

Ulrike Krumbiegel und Ulrich Mühe

(R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Die Hauptrollen in SEHNSUCHT spielen Ulrike Krumbiegel (* 1961) und Ulrich Mühe (1953–2007). Krumbiegel feierte ihr DEFA-Debüt 1982 im Jugendfilm SCHWIERIG SICH ZU VERLOBEN (Karl-Heinz Heymann, 1982). Es folgten Engagements in DEFA-Filmen wie DER BRUCH ( Frank Beyer, 1988) oder FALLADA – LETZTES KAPITEL ( Roland Gräf, 1988). Für die Besetzung des Wasserbauingenieurs Sieghart wünschte sich Regisseur Jürgen Brauer Ulrich Mühe. Eigentlich war Mühe zu dieser Zeit am Deutschen Theater engagiert, nahm sich auf Bitten Brauers jedoch Zeit für die Dreharbeiten. Zuvor war Mühe bereits in den DEFA-Filmen OLLE HENRY ( Ulrich Weiß, 1983) und DIE FRAU UND DER FREMDE ( Rainer Simon, 1984) zu sehen. Seine Darstellung des Dichters Friedrich Hölderlin an der Seite von  Jenny Gröllmann in HÄLFTE DES LEBENS (Herrmann Zschoche, 1984) brachte ihm große Beachtung. In einem im Auftrag der DEFA-Stiftung realisierten Zeitzeugengespräch erinnert sich Jürgen Brauer gern an die Arbeit mit den beiden Darstellern zurück:

„Mit diesen Beiden, das war für mich wirklich die schönste Arbeit, die ich hatte (…) Ganz wunderbar, wie sie die Rollen angenommen haben und miteinander gespielt haben.“

Sorbischer Film bei der DEFA

Die DEFA realisierte bereits in ihren Anfangsjahren erste Produktionen, die sich mit Traditionen und Kultur der Sorben sowie dem sorbischen Leben auseinandersetzten. Zu nennen sind beispielsweise Hans-Günter Kadens Kurz-Dokumentarfilme ROCKENSTOCK UND ZAMPERSTRAUSS (1954) oder WENN JAN UND LENKA HOCHZEIT MACHEN (1956). Auch in der Wochenschau „Der Augenzeuge“ befassten sich mehrere Beiträge mit Sorben und ihren Bräuchen. 1955 entstand unter Regie von  Richard Groschopp und nach einer Vorlage von Jurij Brězan erstmals ein Spielfilm mit zentral sorbischer Thematik. 52 WOCHEN SIND EIN JAHR thematisiert die Integration eines kleinen sorbischen landwirtschaftlichen Betriebs in eine LPG.

Zwischen 1980 und 1990 wurde die Förderung des sorbischen Films durch die DEFA-Produktionsgruppe „Sorbischer Film“ (sorbisch: Serbska filmowa skupina) intensiviert. Es entstanden Filme wie UNRUHE (Toni Bruk, 1983) nach einem Szenarium von Beno Budar oder  Peter Rochas Lausitz-Trilogie HOCHWALDMÄRCHEN (1987), LEBEN AM FLIESS (1989) und SCHMERZEN DER LAUSITZ (1989/90).

Drehorte

Der erste Handlungsabschnitt von SEHNSUCHT wurde in der Lausitz gedreht, die zweite Hälfte entstand an Originalschauplätzen in Paris. Brauer war bereits ein paar Jahre zuvor für Filmgespräche zu HILDE, DAS DIENSTMÄDCHEN (1986) mehrere Tage in der französischen Hauptstadt und kannte sich in der Stadt ein wenig aus. Die Aufnahmen in Frankreich wurden mit sehr kleinem Drehteam und ohne viel Technik gedreht.

Verfasst von Philip Zengel (August 2019).

Filmstill zu "Sehnsucht"

Ulrike Krumbiegel in der Lausitz (R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

Filmstill zu "Sehnsucht"

Ulrike Krumbiegel in Paris (R: Jürgen Brauer, 1989 - 1990) Fotografin: Waltraut Pathenheimer

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