Filmstill zu "...Und deine Liebe auch"

... und deine Liebe auch

Am 13. August 2021 jährt sich der Tag des Mauerbaus zum 60. Mal. Bei der DEFA entstanden nur wenige Filme, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Darunter der DEFA-Film des Monats ... UND DEINE LIEBE AUCH, der 1961/62 unter der Regie von Frank Vogel entstand. Die Produktion ist derzeit in der ARD-Mediathek frei verfügbar.

Kurzinhalt

Filmplakat zu "...Und deine Liebe auch"

...UND DEINE LIEBE AUCH

(R: Frank Vogel, 1962) Grafiker: Werner Klemke

Elektromonteur Ulli (gespielt von Armin Mueller-Stahl) und Taxifahrer Klaus (Ulrich Thein) wuchsen wie Brüder bei Klaus’ Mutter auf, nachdem Ulli in Folge des Zweiten Weltkriegs elternlos war. 1961 sind die Weltbilder der beiden Männer gänzlich verschieden. Klaus, ein Lebemensch, tauscht sein in West-Berlin verdientes Geld 1:4 und lebt in Saus und Braus. Am 13. August ist es Ulli, der ihm im Zuge des Mauerbaus den Weg in den Westen versperrt und ihm damit Arbeit und Geldquelle entzieht. Im Gegensatz zu Klaus befürwortet Ulli die Schließung der Grenzen. Beide Männer buhlen um Postbotin Eva (Kati Székely), die sich für den erfolgsverwöhnten Klaus zu entscheiden scheint...

 Hier finden Sie die kompletten Filmdaten.

Geschichtlicher Hintergrund – Mauerbau

Nach der Gründung der beiden deutschen Staaten waren Grenzübertritte relativ einfach möglich. Insbesondere in der geteilten Stadt Berlin verkehrten große Teile der Bevölkerung regelmäßig zwischen Ost und West. Mit den Jahren verließen immer mehr fachlich gut ausgebildete Menschen die DDR und zogen dauerhaft in die Bundesrepublik. Die Staaten des Warschauer Paktes suchten eine Lösung gegen dieses „Ausbluten“. Nachdem SED-Chef Walter Ulbricht noch im Sommer 1961 verlautbaren ließ, dass niemand die Absicht habe, eine Mauer zu errichten, gab es im August Zustimmung für eine Grenzabrieglung aus Moskau.

Original-Kinotrailer zu ... UND DEINE LIEBE AUCH (R: Frank Vogel, 1962)

Mauerbau im DEFA-Film

Parallel zu diesen politischen Ereignissen drehte Regisseur Karl Gass bereits den propagandistisch geprägten Dokumentarfilm SCHAUT AUF DIESE STADT. Der Film, der die Gründe für die Grenzschließung aus DDR-Sicht beleuchtet, feierte am ersten Jahrestag des Mauerbaus 1962 Premiere. Es ist eine der wenigen filmischen Auseinandersetzungen mit dem Mauerbau in der DDR. Am Spielfilmstudio entstehen neben ... UND DEINE LIEBE AUCH in den 1960er-Jahren noch DER KINNHAKEN (Heinz Thiel, 1962) mit Manfred Krug, SONNTAGSFAHRER (Gerhard Klein, 1963), ein Versuch sich dem Thema komödiantisch zu nähern sowie der Episodenfilm GESCHICHTEN JENER NACHT (Karl-Heinz Carpentier, Ulrich Thein, Frank Vogel, Gerhard Klein, 1966). Anschließend war die Berliner Mauer im DEFA-Film nahezu unsichtbar. Erst in den Wendejahren 1989/90 änderte sich dies. Es entstanden Spielfilme wie DIE ARCHITEKTEN (Peter Kahane, 1990) und Dokumentarfilme wie DIE MAUER (Jürgen Böttcher, 1990).

Filmstill zu "...Und deine Liebe auch"

Ulrich Thein in ... UND DEINE LIEBE AUCH (R: Frank Vogel, 1962) Fotograf: Hans-Joachim Zillmer

Filmstill zu "...Und deine Liebe auch"

Kati Székely und Armin Mueller-Stahl in ... UND DEINE LIEBE AUCH (R: Frank Vogel, 1962) Fotograf: Hans-Joachim Zillmer

Entstehungsgeschichte von ... UND DEINE LIEBE AUCH

1961 verfolgte Regisseur Frank Vogel (1929–1999) zusammen mit dem Schriftsteller Paul Wiens (1922–1982) die Idee, eine Dreiecksgeschichte im geteilten Berlin zu inszenieren. Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde das Projekt von den tagesaktuellen, politischen Entwicklungen eingeholt. Die Dreharbeiten begannen am 3. September 1961 ohne ein fertiges Drehbuch. Das kleine, mit geringem Budget ausgestattete Filmteam startete mit dokumentarischen Aufnahmen, in die die drei Hauptdarsteller integriert wurden. ... UND DEINE LIEBE AUCH kommt daher mit wenigen Dialogen aus: Oftmals äußern sich die Protagonisten mittels gesprochener Gedanken, wodurch eine inszenatorisch spannende Asynchronität zwischen Bild und Wort entsteht. Mit versteckter Kamera entstanden im Herbst 1961 zahlreiche authentische Bilder Ost-Berlins und seiner Bevölkerung. Parallel zu diesen Arbeiten schrieb Wiens weitere, fiktionale Szenen. Kameramann Günter Ost nannte Wiens rückblickend einen „Dichter neben der Kamera“. Regisseur Vogel erinnerte sich in einem Filmgespräch, das 1990 in der Bonner Kinemathek geführt wurde, an diese Schaffensphase:

„Es ging alles so schnell. Der Gedanke war: Das muss man festhalten, hier läuft Zeitgeschichte ab.“

Bedenken

Aufgrund des fehlenden Drehbuchs war das filmische Endprodukt sowohl für die Studioleitung als auch für Hauptverwaltung Film am Ministerium für Kultur der DDR im Vorfeld schwer vorhersehbar. Drei Monate nach Abschluss der Dreharbeiten entstanden im Juni 1962 große Bedenken gegen das Projekt. Im Zuge der Abnahme des Films reifte die Befürchtung, dass ... UND DEINE LIEBE AUCH „schädliche Auswirkungen“ auf die DDR-Bevölkerung hervorrufen könne. Kritisiert wurde die unzureichende Darstellung der Mauer als „Schutzwall“: Der Film würde nicht ausreichend auf die „Notwendigkeit und Berechtigung der Maßnahmen“ eingehen. Weiterhin gab es Befürchtungen, die Zuschauer könnten mit der Figur des Klaus sympathisieren und ihm wünschen, dass die Flucht nach Westberlin gelingt. Letztlich wird das Projekt jedoch zugelassen. Mehr als eine halbe Million Menschen sehen … UND DEINE LIEBE AUCH in den DDR-Kinos. Nach der dauerhaften Ausreise von Hauptdarsteller Armin Mueller-Stahl im Jahr 1980 wurde ... UND DEINE LIEBE AUCH nicht mehr in der DDR gezeigt.

Filmstill zu "...Und deine Liebe auch"

Ulrich Thein in ... UND DEINE LIEBE AUCH (R: Frank Vogel, 1962) Fotograf: Hans-Joachim Zillmer

Filmstill zu "...Und deine Liebe auch"

Kati Székely und Ulrich Thein in ... UND DEINE LIEBE AUCH (R: Frank Vogel, 1962) Fotograf: Hans-Joachim Zillmer

Kati Székely – eine kurze Schauspielkarriere

Hauptdarstellerin Kati Székely, Tochter des ungarischen Schriftstellers János Székely (auch Hans Szekely), wurde 1941 im New Yorker Exil geboren. 1956 zog die Familie nach Potsdam. Székelys Vater begann als Drehbuchautor bei der DEFA zu arbeiten. Sie selbst war früh als Anne Frank am Deutschen Theater zu sehen. Nach einer Schauspielausbildung wirkte sie in mehreren Fernseh- und Kinoproduktionen mit. Für den TV-Mehrteiler DAS GRÜNE UNGEHEUER spielte sie an der Seite von Jürgen Frohriep, der später ihr langjähriger Ehepartner wurde. Die Darstellung der Eva in ... UND DEINE LIEBE AUCH gilt als Székelys bedeutendste DEFA-Rolle. Zu sehen war sie auch im ersten DEFA-Indianerfilm DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN (Josef Mach, 1965) sowie in der Robert-Louis-Stevenson-Verfilmung SCHÜSSE UNTERM GALGEN (Horst Seemann, 1968). Anschließend gab Székely die Schauspielerei zugunsten eines Psychologie-Studiums auf.

Thein und Mueller-Stahl in einer Dreiecksgeschichte

An Székelys Seite sind mit Armin Mueller-Stahl (* 1930) und Ulrich Thein (1930–1995) zwei der beliebtesten Leinwandgesichter der DDR zu sehen. Bereits in den beiden Frank-Beyer-Filmen FÜNF PATRONENHÜLSEN (1960) und KÖNIGSKINDER (1962) wirkten beide Schauspieler in tragenden Rollen mit. Bis zu seiner Ausreise im Jahr 1980 wurde Mueller-Stahl in zahlreichen Hauptrollen in TV und Kino der DDR besetzt. In Erinnerung bleibt unter anderem seine Darstellung des KZ-Häftlings André Höfel in der Verfilmung des Bruno-Apitz-Romans NACKT UNTER WÖLFEN (Frank Beyer, 1962). Nach 1980 beginnt für Mueller-Stahl eine internationale Karriere in Filmen von Rainer-Werner Fassbinder, István Szabó, Agnieszka Holland, Jim Jarmusch und vielen weiteren.

Ulrich Thein feierte sein DEFA-Debüt in Martin Hellbergs GEHEIMAKTEN SOLVAY (1952). Mit seinen folgenden Engagements in ALARM IM ZIRKUS (1952) und EINE BERLINER ROMANZE (1956) konnte er sich als gefragter Darsteller etablieren. Mehrfach arbeitete er mit bekannten Regisseuren wie Frank Beyer, Richard Groschopp, Frank Vogel und Kurt Maetzig zusammen. Nachdem Thein bereits 1967 eine Episode des Vierteilers GESCHICHTEN JENER NACHT als Regisseur verantwortete, trat er in den 1980-er Jahren regelmäßiger als Regisseur und Drehbuchautor in Erscheinung. Es entstanden: DACH ÜBERM KOPF (1980), ROMANZE MIT AMÉLIE (1981) und MENSCH, MEIN PAPA...! (1988).

Filmstill zu "...Und deine Liebe auch"

Armin Mueller-Stahl in ... UND DEINE LIEBE AUCH (R: Frank Vogel, 1962) Fotograf: Hans-Joachim Zillmer

Filmstill zu "...Und deine Liebe auch"

Kati Székely und Ulrich Thein in ... UND DEINE LIEBE AUCH (R: Frank Vogel, 1962) Fotograf: Hans-Joachim Zillmer

Ein Berlin-Film

... UND DEINE LIEBE AUCH spielt an zahlreichen prominenten Orten Ost-Berlins, unter anderem auf der Karl-Marx-Allee, am Frankfurter Tor, an der Oberbaum- sowie der Warschauer Brücke, am Rosenthaler-Platz und im Volkspark am Weinberg. Weitere Drehorte waren das bekannte Restaurant Budapest und der St. Elisabeth Friedhof. Einzelne Szenen entstanden auch in Havanna auf Kuba.

verfasst von Philip Zengel. (August 2021)

DVD-Edition ... UND DEINE LIEBE AUCH

In der Edition Filmmuseum erschien 2015 eine DVD zum Mauerbau im DEFA-Film. Die Ausgabe enthält neben ... UND DEINE LIEBE AUCH (1962) die Filme SONNTAGSFAHRER (1963), SCHAUT AUF DIESE STADT (1962) und zwei Epsioden von GESCHICHTEN JENER NACHT (1967).

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