Filmstill zu "Ein Lord vom Alexanderplatz"

Die DEFA-Stiftung präsentiert: Dokumentarfilme aus der Transformationszeit


Kino arsenal, Berlin

Ein Dokumentarfilmprogramm zum euphorischen Aufbruch, skeptischen Fortgang und melancholischen Abschiednehmen 1990/91. Im Gespräch: Filmschnittmeisterin Ingeborg Marszalek.

Nach der friedlichen Revolution im Herbst 1989 und dem sich bald darauf anschließenden Einigungsprozess hatten viele DDR-Bürger und -Bürgerinnen große Schwierigkeiten ihren Platz zu behaupten oder einen neuen zu finden in der für sie noch fremden Marktwirtschaft. Sie fühlten sich verloren in einer sich schnell und grundlegend verändernden Welt, auf deren Ausrichtung sie wenig Einfluss hatten. Ein zur Neugestaltung aufgebrochenes Volk musste lernen, dass seine Ideen für eine zusammenwachsende Gesellschaft kaum gefragt waren. In dieser ersten Transformationsphase wechselten die euphorischen Emotionen der Einheitsfeier schnell in Ohnmachts-, Melancholie- und Frustrationsgefühle. Zahlreiche DEFA-Dokumentarfilme aus dieser Zeit zeugen von den unterschiedlichen Empfindungen.

In OSTERSPAZIERGANG von Peter Vatter interpretieren die Mädchen und Jungen einer 10. Klasse aus Berlin-Mahlsdorf Goethes „Faust“ vor dem Hintergrund des erwachenden Frühlings im Jahr des gesellschaftlichen Umbruchs. Mit welchen Wertvorstellungen starten sie nach 10 Jahren DDR-Schule in ihre Berufsausbildung? Ein Jahr später, im Sommer 1991 entstand DER LETZTE ABSTICH von Heinz Brinkmann über den Abriss der Karbidfabrik in Buna und die Tragik und Ungewissheit der Chemiearbeiter. In Eduard Schreibers ÖSTLICHE LANDSCHAFT (1991) ist der Osten zur Müllkippe geworden, auf der die DDR-Symbole im Winde flattern: Bücher, Uniformmützen, Magnetbänder, Briefe und Fotos, Fahnen. Eine melancholische Filmoper.

Linda Söffker (DEFA-Stiftung) im Gespräch mit der Filmschnittmeisterin Ingeborg Marszalek.

Filmstill zu "Der letzte Abstich"

DER LETZTE ABSTICH (R: Heinz Brinkmann, 1991) Fotograf: Jürgen Hoffmann

Filmstill aus "Östliche Landschaften"

ÖSTLICHE LANDSCHAFT (R: Eduard Schreiber, 1991) Fotograf: Sebastian Richter

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