Freiluftkino: DIE JAGD NACH DEM STIEFEL
Hofkino.Berlin, FMP 1
Lesung mit anschließender Premiere der digitalisierten Filmfassung im Hofkino-Berlin am Franz-Mehring-Platz.
Zusammen mit dem Hofkino:Berlin und dem Eulenspiegel-Verlag richtet die DEFA-Stiftung am 24. August ab 20:00 Uhr einen Filmabend unter freiem Himmel in Berlin-Friedrichshain aus. Konrad Petzolds Detektivklassiker DIE JAGD NACH DEM STIEFEL (1962) wird erstmals in HD-Qualität auf großer Leinwand zu sehen sein. Vorab liest Ron Zimmering, Enkel des Autors Max Zimmering, aus der gleichnamigen Literaturvorlage. Das Buch erschien im Frühjahr in einer Neuauflage beim Eulenspiegel-Verlag .
Tickets für die Veranstaltung sind im Vorfeld über das Hofkino:Berlin erhältlich.
Filminhalt
Berlin im Winter 1932 unmittelbar vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten. In einem Hausflur wird der kommunistische Pionierleiter „Juhle“ Schiemann (gespielt von Stefan Lisewski) erschlagen. Verschiedene Momente lenken den Verdacht auf einen SA-Trupp, doch die Polizei versucht, den Kommunisten den Mord in die Schuhe zu schieben und verhaftet den Freund und Genossen des Toten, Kurt Büttner (Günter Naumann). Büttners 12-jähriger Sohn Jack (Wolfgang & Mathias Boehme) und andere Pioniere machen indessen Jagd auf den wirklichen Mörder. Auf einer Zeitung haben sie den Abdruck einer Stiefelsohle gefunden, die nur vom Mörder stammen kann…
Hintergrund
Der Film des DEFA-Regisseurs Konrad Petzold (1930–1999) geht zurück auf das gleichnamige Jugendbuch von Max Zimmering (1909–1973), das über Jahre zur DDR-Schullektüre zählte. Zimmering verfasste die Geschichte bereits 1932. Eine Veröffentlichung in Deutschland war zu dieser Zeit bereits nicht mehr möglich. Der Text wurde aus dem Land geschmuggelt und ins Tschechische übersetzt. 1936 erschien das Buch erstmals in Prag. Im Zuge von Zimmerings Emigration ging das deutsche Manuskript verloren. Später schrieb der Autor den Stoff ein weiteres Mal in deutscher Sprache nieder. 1953 erschien das Werk erstmals in der DDR.
Über den Autor Max Zimmering
Max Zimmering wurde 1909 als Sohn eines jüdischen Uhrmachers geboren, der 1942 im KZ Auschwitz ermordet wurde. Zimmering war Mitbegründer der Jüdischen Arbeiter- und Angestelltenjugend und ab 1929 Mitglied der KPD. Im Mai 1933 emigrierte er nach Paris, zwei Jahre später ging er über Palästina nach Prag. Nach der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei floh er nach Großbritannien, wurde zeitweise interniert. Er war Mitglied des Internationalen PEN-Clubs und schrieb Artikel für antifaschistische Emigrationszeitschriften. Im Juli 1946 kehrte Zimmering nach Deutschland zurück, arbeitete als Kulturredakteur der Illustrierten »Zeit im Bild« und von 1958 bis 1963 als Direktor des Literatur-Institutes »Johannes R. Becher« in Leipzig. Ab 1963 war er als freischaffender Schriftsteller tätig. Zimmering verfasste Kinderbücher, Erzählungen, Gedichte, autobiografische und zeitgeschichtliche Texte und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er starb 1973 in Dresden. Sein Enkel Ron (* 1984) ist als Schauspieler tätig.
Aus der Filmkritik
- „In dieser rasanten Detektivgeschichte werden alle Zutaten für unterhaltsames Kino gemixt: eine Portion Zeitgeschichte, zwei Prisen Humor, gutdosierte Abenteuer, ausgezeichnete Darsteller und interessante Milieustudien. Erzählerische Dichte, bestehende Situationskomik und temporeiche Montage unterstützen die erfrischende Inszenierung eines Kinderkrimis mit politischem Hintergrund, der noch heute begeistern kann.“ – „Zwischen Marx und Muck. DEFA-Filme für Kinder“, Hrsg. von Ingelore König, Dieter Wiedemann und Lothar Wolf, 1996.
- „Eine spannende Handlung, die in eindrucksvollen Bildern und unaufdringlichen Worten auf die Gefahr politischer Passivität und die Stärke der geeinten Arbeiterklasse hinweist.“ – Eva Salzer, „Filmspiegel“, 15.6.1962
- „Viele echte, gute Spannungsmomente enthält der Film. Er wird sein junges Publikum mitreißen. Es ist eine in Szene gesetzte Lektion aus einem recht komplizierten Abschnitt unserer Geschichte.“ – Dorle Rechlin, „Tribüne“, 18.8.1962