Vor 50 Jahren: Militärputsch in Chile

Die Entmachtung des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende durch den von den USA unterstützten Militärputsch unter General Augusto Pinochet veranlasste 1973 tausende Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat. 17 Jahre dauerte die Militärdiktatur in dem südamerikanischen Land. Unter dem Motto „Solidarität mit Chile“ nahm die DDR viele Flüchtlinge auf. Mitte der 1970er-Jahre lebten und arbeiteten mehrere tausend Chileninnen und Chilenen in der DDR, darunter auch Filmschaffende. In den DEFA-Studios für Spiel-, Dokumentar- und Trickfilme entstanden zwischen 1974 und 1985 knapp zwei Dutzend Werke zum Thema Chile.

Die DEFA-Stiftung digitalisierte mit Mitteln aus dem Förderprogramm Filmerbe von Bund, Ländern und Filmförderungsanstalt in den vergangenen Monaten eine Reihe dieser Werke, darunter die Spielfilme BLONDER TANGO (Lothar Warneke, 1985) nach einem Roman von Omar Saavedra Santis sowie DER ÜBERGANG (1978), der unter der Regie von Orlando Lübbert und mit einem überwiegend chilenischen Darstellerensemble um Oscar Castro, Hugo Medina und Anibal Reyna gedreht wurde. Aus dem Trickfilmstudio konnten mehrere agitatorische Kurzfilme, die unter Beteiligung Juan Forchs entstanden, restauriert werden: CHILE (Jörg Herrmann, Juan Forch, 1975), HITLERPINOCHET (Jörg Herrmann, Juan Forch, 1975), CHILE LEBT (Juan Forch, Michael Börner, 1976), DIE REVOLUTION KANN KEINER AUFHALTEN (Juan Forch, 1976) und NEUTRONENFRIEDEN? (Juan Forch, 1976); weiterhin der nach einer chilenischen Sage entstandene Flachfigurenfilm LAUTARO (Juan Forch, 1978) und der künstlerisch ambitionierte Zeichentrickfilm ROSAURA (Lothar Barke, 1978) nach einem Gedicht Juan Forchs und mit Gesang von Vivienne Barry. An der Gestaltung von LAUTARO und ROSAURA wirkte der Künstler Hernando Léon mit.

Im Bereich des Dokumentarfilms sind nun Günter Jordans COPIHUITO (1977) über chilenische Schülerinnen und Schüler in Ost-Berlin, der Disco-Film GRUPPE „APARCOA“ (Jürgen Steinheisser, 1977), über die gleichnamige, zur Entstehungszeit des Films in Rostock wirkende Gesangsgruppe und EINE CHILENISCHE HOCHZEIT (Rainer Ackermann, Walentin Milanow, 1977), über die Hochzeit eines jungen chilenischen Paars in der DDR, digitalisiert verfügbar. Alle Produktionen sind mit zuschaltbaren englischen und spanischen Untertiteln ausgestattet. Im September 2023 sind zahlreiche nationale und internationale Veranstaltungen geplant.

Ausgewählte Veranstaltungen in Deutschland:

• Das Kino Toni am Berliner Antonplatz präsentiert im Rahmen einer Filmwoche „50 Jahre Putsch in Chile“ vom 11. bis 14. September drei DEFA-Spielfilme.
• Unter der Überschrift „Der andere Blick: Chile 1973“ zeigt das Filmmuseum Potsdam am 14. und 15. September mehere DEFA-Produktionen.
• Die Filmreihe „Chile 1973“ im Puschkino in Halle (Saale) nimmt am 26. September DEFA-Filme ins Programm.
• Das Berliner Hofkino am Franz-Mehring-Platz 1 zeigt am Abend des 10. Septembers einen Dokumentarfilm über Salvador Allende, sowie drei Kurzfilme von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann (H&S).

Ausgewählte Veranstaltungen in Chile:

• Das Goethe-Institut in Chile lädt vom 29. bis 31. August zu einer Werkschau der chilenischen Filme von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann. Zudem richtet Prof. Wolfgang Bongers von der Universidad Católica in Zusammenarbeit mit dem Museo de la Memoria einen begleitenden Workshop aus.
• Zwischen dem 19. Oktober und dem 10. November wird das Goethe-Institut alle DEFA-Produktionen mit Chile-Bezug zeigen. Filmeinführungen: Dr. Claudia Sandberg (Universität Melbourne)
• Am 6. September werden an der Universidad Diego Portales Juan Forchs DEFA-Kurzfilme zu sehen sein. Filmeinführungen hält die Animationsfilmerin Vivienne Barry.
• Die vom Goethe-Institut organisierten Tage des deutschen Films in Puerto Montt werden im September ausschließlich verschiedene H&S-Filme ins Programm nehmen.
• Der chilenische Kabel-Fernsehsender ARTV zeigt im September vier DEFA-Produktionen in seinem Programm: BLONDER TANGO, DER ÜBERGANG, ISABEL AUF DER TREPPE und COPIHUITO.

Sämtliche Filme können bei Mirko Wiermann vom DEFA-Filmverleih in der Deutschen Kinemathek für Kinovorführungen gebucht werden.