Förderpreise 2012
Antje Huber für DAS DING AM DEICH
Der Förderpreis der DEFA-Stiftung in Höhe von 4.000 Euro ging auf dem 33. Filmfestival Max Ophüls Preis an Antje Hubert für ihren Dokumentarfilm DAS DING AM DEICH VOM WIDERSTAND GEGEN EIN ATOMKRAFTWERK.
Das dokumentarische Werk erzählt von den Gegnern des Atomkraftwerkes Brokdorf in der Wilstermarsch in Schleswig-Holstein und ihrem Alltag zwischen Aufbegehren und Resignation. DAS DING AM DEICH verfolgt das Leben der Marschbewohner mit ihren Erfolgen und Niederlagen vom Baubeginn des AKW 1976 über die Inbetriebnahme 1986 bis zur Katastrophe von Fukushima und dem folgenden Atomausstieg.
Antje Hubert dokumentiert die Geschichte einer Bewegung gegen die Atomtechnologie, die sich zum allgemeinen politischen Protest in der Bundesrepublik ausbreitete. Die Regisseurin begleitet die engagierten Protagonisten in ihren Erinnerungen und aktuellen Protestaktionen. Damit zeichnet sie ein Stück Lebensweg, der durch den beharrlichen Kampf um Demokratie und Mitbestimmung geprägt ist. Die kontinuierliche Dokumentation über einen langen Zeitraum sowie die Fülle an Archivmaterial und Zeitzeugengesprächen machen den Film zu einem in dieser Art einmaligen Zeitzeugendokument der jüngeren deutschen Geschichte.
Marten Persiel für THIS AIN'T CALIFORNIA
Auf dem 22. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern erhielt Marten Persiel für seinen Dokumentarfilm THIS AIN'T CALIFORNIA den mit 4.000 Euro dotierten Förderpreis der DEFA-Stiftung.
Der Film zeigt die Welt der „Rollbrettfahrer“ in der DDR. Er begleitet drei Jungs von ihrer Kindheit in den 1970er-Jahren bis zum Herbst 1989. Auf dem bröckeligen Asphalt der DDR entwickeln sie ihre Liebe zum Skaten und ihren eigenen Lebensstil. Für die Jugendlichen wird Skaten zur Befreiung und zum Symbol einer unpolitischen Rebellion.
Der Regisseur Marten Persiel hat für seinen Dokumentarfilm mit einem Team aus ost- und westdeutschen Skatern zusammengearbeitet. Ihnen ist in ästhetischer Bildsprache ein berührendes und klischeefreies Porträt über einen außergewöhnlichen Teil der Jugendkultur in der DDR gelungen.
Die Protagonisten des Films überzeugen durch ihre Lebensfreude, Toleranz und Offenheit. Der Schnitt zwischen Interviews, Super-8-Archivmaterial, Neudrehs und Animationen spielt mit dem Genre des Dokumentarfilms und den Möglichkeiten des Mediums Film.
Daniella Koffler, Evgenia Golubeva, Uli Seis und Bianca Ansems für MY HOME
Der Förderpreis der DEFA-Stiftung auf dem 24. Filmfest Dresden ging an Daniella Koffler, Evgenia Golubeva, Uli Seis und Bianca Ansems für ihre Projektidee MY HOME. Die Auszeichnung ist mit 4.000 Euro dotiert. Der Film handelt von einer jungen Frau aus Israel, die nach Deutschland auswandern möchte. Ihr Vater als Sohn von Überlebenden des Holocaust ist darüber sehr bestürzt.
Kirsi Liimatainen für FESTUNG
Vom 15. bis 21. Oktober 2012 fand in Chemnitz das 17. Internationale Filmfest für Kinder und junges Publikum statt. Der mit 4.000 Euro dotierte Förderpreis der DEFA-Stiftung ging an Kirsi Liimatainen für ihren Film FESTUNG.
Die Regisseurin wagt sich an das Tabuthema der häuslichen Gewalt. Sie beschreibt facettenreich die Ohnmacht der Kinder gegenüber dem Verhalten ihrer Eltern. Hauptfigur ist das Mädchen Johanna, deren Vater ihre Mutter oft bis zur Besinnungslosigkeit prügelt. Dennoch nimmt diese ihn nach einer Trennung wieder auf. Die älteste Tochter Claudia ist aus diesem Grund bereits ausgezogen, die kleinste, Monika, hängt hingegen sehr an ihrem Vater. Johanna ist hin und her gerissen - und droht an den Familienproblemen zu scheitern.
Eine feinfühlige Regie, die ohne jeden spekulativen Ansatz die Innenwelt einer Familie ausleuchtet, und das herausragende Spiel aller, insbesondere der jungen Darsteller tragen zum Gelingen dieses mutigen und wichtigen Films bei.
Mario Schneider für MANSFELD
Der mit 4.000 Euro dotierte Förderpreis der DEFA-Stiftung auf dem 55. Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm ging an Mario Schneider für seinen Film MANSFELD.
Vor dem Hintergrund riesiger Abraumhalden im Mansfelder Land begleitet der Regisseur drei sehr unterschiedliche Familien in ihrem Alltag. Sie bereiten sich auf das Pfingstfest vor, ein Großereignis in der sonst eher kargen Gegend. Im Mittelpunkt stehen die Kinder, ihre Hoffnungen und Ängste, Träume und Taten.
Die Kamera erfasst Gesichter und Landschaften in ruhigen, poetischen, auch geheimnisvollen Bildern. Schwarzweiße Archivaufnahmen früherer Pfingstfeste mit dem peitschenschwingenden Austreiben böser Geister, schlagen den Bogen in die Vergangenheit. Dank der Neugier des Ethnografen und der Empathie des filmischen Wahrheitssuchers verdichtet Mario Schneider sein Werk zu einem spielerischen Nachdenken über Gott und die Welt, einer philosophischen Reflexion über das Fortwirken der Archaik in der Moderne, die Lebens- und Überlebenskraft einer Region und ihrer Menschen.