Förderpreise 2021
Ole Jacobs und Arne Büttner für NASIM
Die DEFA-Stiftung gratuliert den Filmemachern Ole Jacobs und Arne Büttner zum Gewinn des mit 4.000 Euro dotierten Preises der DEFA-Stiftung auf dem DOK Leipzig 2021 für ihren Film NASIM (2021).
Die dreiköpfige Jury, bestehend aus Carsten Möller, Gudrun Sommer und der früheren DEFA-Stiftungspreisträgerin Maria Speth (2010 ausgezeichnet für 9 LEBEN), urteilte in der Begründung: „Ein Film, der sich der üblichen, auf Empörung abzielenden journalistischen Berichterstattung über das Flüchtlingslager Moria verweigert. Er konzentriert sich auf das Schicksal einer Frau, die ihren Kindern und den Menschen ihrer Umgebung voller Empathie begegnet. Die trotz ihrer Sanftmut nicht Opfer der Verhältnisse bleibt. Die beginnt, für eine Verbesserung ihrer Lage, aber auch der anderer Geflüchteter einzutreten. Eine Frau, die die Zuschauer*innen tief berührt. In einem Film, der in der Wahl seiner Mittel ebenso sensibel, behutsam und zurückhaltend ist wie diese Frau selbst. Er gibt den vielen anonymen Schicksalen auf der Flucht ein Gesicht.“
Karin Heberlein für SAMI, JOE UND ICH
Die DEFA-Stiftung gratuliert der Regisseurin Karin Heberlein herzlich zum Preis der DEFA-Stiftung für ihren Spielfilm SAMI, JOE UND ICH. Die Verleihung des mit 4.000 Euro dotierten Preises fand am 20. Oktober 2021 im Rahmen des Filmfestivals Schlingel statt. In der Jurybegründung von Mirko Wiermann (DEFA-Filmverleih in der Deutschen Kinemathek) heißt es:
Das Flirren des Sommers ist verräterisch, Hoffnungen und Erwartungen werden von den Unwägbarkeiten des Lebens nur allzu oft enttäuscht. Eine ganz frühe Einstellung, ein unscharf-verhangener Blick durch einen Vorhang, deutet dies bereits an - eines der wenigen metaphorisch zu lesenden Bilder in einem ansonsten geradlinig inszenierten und erzählten Film. Die Protagonistinnen Jocelyn, Samira und Leyla, drei 16-jährige Schülerinnen aus Migrantenfamilien in einem Zürcher Vorort, beenden voller Vorfreude ihre Schulzeit. Unaufgeregt und mit beobachtendem Gestus folgt die Kamera ihren Schritten ins Leben.
Das Versprechen von Freiheit bleibt allerdings nur Illusion: Samis Eltern, traumatisiert durch den Bosnienkrieg, kontrollieren das Mädchen aufs Schärfste und verbringen sie schließlich nach Bosnien. Joe wird in ihrem ersten Job von ihrem Chef sexuell attackiert und missbraucht. Sehr dezent-andeutend inszeniert ist gerade diese Szene des Verbrechens an der 16jährigen; der emotionale Impact wirkt dadurch umso eindringlicher. Leyla, selbst in einem rigiden Ausbildungsverhältnis gefangen, sucht nach Auswegen mit und für ihre Freundinnen. Die drei jungen Frauen (und mit ihnen wir als Zuschauer) stehen damit vor bedeutsamen Fragen: Wem kann man sich anvertrauen, wie sich mitteilen? Wie soll man sich traumatisierenden Erfahrungen stellen?
Einfache Antworten gibt es nicht, schnelle Lösungen noch weniger. Trotz jener bitteren Ereignisse vermittelt sich der Film jedoch durchweg positiv, enthält sich vor allem jeder Sentimentalität. So suggeriert auch der pastellfarbene Sonnenuntergang, auf den sich Joe und Leyla am Filmende zubewegen, keineswegs eine verharmlosende, idyllische Konfliktlösung, sondern bestätigt vielmehr die kraftvolle (Leyla, dem „ich“ des Titels, zu Beginn und nochmals am Ende in den Mund gelegte) Aussage des Films, das wir uns stets mehr Träume im Herzen bewahren müssen, als das Leben zerstören kann.
Max Hattler für SERIAL PARALLELS
Der mit 3.000 Euro dotierte Preis der DEFA-Stiftung wurde im Rahmen der 33. Ausgabe der Filmfests Dresden am 17. Juli 2021 an Max Hattler für SERIAL PARALLELS verliehen. Die DEFA-Stiftung gratuliert dem Filmemacher herzlich zur Auszeichnung!
Max Hattler (* 1976) nähert sich in seinem animierten Kurzfilm der Architektonik und den Wohnräumen der asiatischen Metropole Hongkong „aus der konzeptionellen Perspektive des Zelluloidfilms“ an, wie es im Festivalkatalog heißt. „Die charakteristische Architektur der Stadt mit ihren den Horizont ausklammernden Wohnsiedlungen wird als parallele Reihen von Filmstreifen neu imaginiert.“
Die Jury, bestehend aus den Filmemachern Robert Löbel und Mischa Leinkauf sowie der Geschäftsführerin der Kurzfilm Agentur Hamburg Alexandra Gramatke, hielt in ihrer Laudatio würdigend fest: „Keine Menschen und doch überall Menschen. Beton, Fenster, Rohre - alles verschiebt sich gegeneinander. Der hypnotische nicht enden wollende Strom von Fassaden liest sich als kritischer Kommentar moderner urbaner Lebensbedingungen. Ein experimenteller Animationsfilm, dessen rhythmischer Schnitt, Sound und präzise Collagierung ästhetisch faszinieren.“
Beniamino Brogi, Sandro di Stefano und Ralf Noack für PRIMAVERA DUEMILAVENTI - FRÜHLING 2020
Die DEFA-Stiftung gratuliert den Filmemachern Beniamino Brogi, Sandro di Stefano und Ralf Noack herzlich zum Gewinn des mit 4.000 Euro dotierten Preises der DEFA-Stiftung für ihren Film PRIMAVERA DUEMILAVENTI - FRÜHLING 2020 im Rahmen des Filmkunstfests MV in Schwerin.
Die Jury, bestehend aus Silke Buhr, Lana Cooper, Bernd Böhlich, Bernd Michael Lade und Jörg Hauschild, begründete ihre Entscheidung mit den Worten: „Wir leben in schwierigen Zeiten, auch für uns Filmschaffende. Dass man trotzdem mit wenigen Mitteln gesellschaftlich relevante, kurzweilige Filme drehen kann, beweisen die Schöpfer des Films „Primavera Duemilaventi – Frühling 2020“. Tausend Kilometer voneinander entfernt führen Vater und Sohn -via zoom- ein längst überfälliges Gespräch. Sie streiten und versöhnen sich, schimpfen und verzeihen einander. Sie denken über sich und den anderen nach und verdanken am Ende der verfluchten Pandemie, dass sich der Sohn spät, aber nicht zu spät auf den Weg zum Vater macht. Dass dem Vater am gleichen Tag seine ukrainische Geliebte abhanden gekommen ist, passt zu diesem klugen, charmanten und warmherzigen Film.“